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Veröffentlicht am 10.09.2022

Der Kuss der Langeweile!

Der Kuss der Lüge
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Achtung diese Rezension enthält massive Spoiler: Lesen auf eigene Gefahr!

Der Kuss der Lüge ist ein Buch, das gefühlt jeder in der Buchszene schon gelesen hat, nur ich nicht. Es versauert schon seit 4 ...

Achtung diese Rezension enthält massive Spoiler: Lesen auf eigene Gefahr!



Der Kuss der Lüge ist ein Buch, das gefühlt jeder in der Buchszene schon gelesen hat, nur ich nicht. Es versauert schon seit 4 Jahren auf meinem SUB. Zum Glück habe ich mit der wunderbaren Lila dann doch noch jemand gefunden, der genauso auf dem Schlauch stand wie ich und gemeinsam wollte wir es dann wissen: Was steckt hinter dem Hype um die Chroniken der Verbliebenen?

Der Kuss der Langeweile
Ok, worum geht es? Prinzessin Arabella [weitere Füllnamen einfügen] Jezelia, kurz Lia, graust es vor der Hochzeit mit dem Prinzen des Nachbarlandes, den sie für einen hässlichen alten Sack hält. Daher lässt sie kurzerhand die Hochzeit, die für Frieden zwischen den beiden Ländern sorgen soll, platzen und reitet mit ihrer Zofe in den Sonnenuntergang um ein einfaches Leben zu führen. Das passiert ungefähr auf den ersten 50 Seiten und ganz ehrlich, an dieser Stelle hätte man das Buch auch beenden können, denn was danach kommt, ist eine Zumutung.
Prinzessin, Entschuldigung, jetzt Schankmädchen Lia lässt sich im Heimatdorf ihrer Zofe/beste Freundin nieder, das ist natürlich ein so gutes Versteck, dass keiner der Fährtenleser des Königs auch nur auf die Idee kommt, da mal nachzuschauen. Ach ja, ein aus einem fremden Land stammender Prinz, ein ebenfalls nicht ortskundiger Attentäter und Lias Bruder finden sie natürlich easy peasy, aber nicht die Leute des Königs, nein, die hat Schlaufuchs Lia mächtig ausgetrickst, indem sie einmal in die falsche Richtung ritt, clever.

Lia und Zofe/Papagai Pauline sind also problemlos in ihrem idyllischen Küstenörtchen angekommen und dann geht das Schankmädchenleben so richtig los. Über 300 Seiten lang erleben wir hautnah das packende Alltagsleben einer Tavernenbedienung. Wir als Leser/innen sind ganz nah drann, wenn Lia Zwiebeln schneidet, Wäsche wäscht, Most ausschenkt, im Teich baden geht (ohne sich um ihr königliches Hennatattoo zu scheren, was dann auch prompt ein Tavernenjunge entdeckt, uppsi), Beeren pflückt und wieder Most ausschenkt. Spannend! Ich dachte mir, wenn sie jetzt noch den Boden der Taverne schrubbt wird mein armes Herz vor Nervenkitzel aussetzten.

Lia und die Dudes
Doch ein YA-Fantasybuch wäre ja kein YA-Fantasybuch, wenn es nicht auch um die Liebe ginge. So träumt Prinzessin Tavernenbedienung Lia während sie so ihre Zwiebeln schnippelt von der großen Liebe, ihrem ersten Kuss und so weiter uns sofort. Toll für Lia, dass die Autorin das gute alte Liebesdreieck auspackt und gleich zwei Dudes ins Rennen schickt, die ohne Scheiß, sofort im ersten Moment als sie unsere Adlige undercover entdeckt haben, sich in sie verlieben, weil sie ja so “anders” ist. Zur Erinnerung: unsere Protagonistin ist ein Mädchen, das optisch wie alle anderen YA-Heldinnen beschrieben wird: gewöhnliche Figur, dunkle Haare, keine besonderen Merkmale außer ihr Schultertatto. Ihre Persönlichkeit entspricht der einer normalen rebellierenden Teenagerin und auch sonst hat sie keine nennenswerten Eigenschaften, aber natürlich ist sie eine ganz Special Snowflake und Prinz und Attentäter sind hin und weg.
Wo wir schon bei den beiden Herzensbrecher sind. Weil die Autorin es für einen coolen Move hielt, dass man als Leser/in lange nicht wissen soll, wer der Prinz und wer der Attentäter ist, gibt sie sich die allergrößte Mühe, die beiden nahezu gleich zu beschreiben. Im Ernst, bis fast zum Ende konnte ich die beiden Casanovas nicht auseinanderhalten, weswegen ich einfach bei Attentäter-Dude und Prinz-Dude bleibe.
Da die beiden Dudes Lia sowieso schon verfallen sind, gibt es nicht mal für Romantiker/innen wirklich etwas Interessantes. Lia schenk aus, die Dudes: applause! Lia geht einkaufen, die Dudes: applause! Lia steht in der Taverne rum und atmet, die Dudes: rasten völlig aus.

“Lest weiter, die letzten 200 Seiten sind die besten”
Schon nach dem ersten Drittel des Buches, waren Lia und ich bedient, nun wurde uns aber gesagt die letzten 200 Seiten, seien das eigentliche Highlight des Buches, also hielten wir (immer wieder die jeweils anderes aus dem Schlaf stubsend) durch und lasen weiter.

Lia wird irgendwann damit konfrontiert, dass das Nachbarland das Ablasen der Hochzeit nicht so geil fand und dass das Bündnis, welches dazu da war gegen einen gemeinsamen Feind Stärke zu demonstrieren, nun zerbrochen ist. Und dann fallen auch noch Räuber aus ebenjenem dritten Land (ich halte mich nicht mit konkreten Namen auf, da auch das Worlduilding nur aus einer Karte und sonst nichts bestand) in Lias Heimatland ein. Oh Schreck, damit hätte ja nun wirklich niemand rechnen können, am allerwenigsten unsere Prinzessin. Doch bevor Lia heulend nach Hause zurückrennen kann, wird sie vom Attentäter Dude entführt.
Für einen kurzen Moment sieht es aus, als ob jetzt endlich Spannung aufkommt, doch schon in der nächsten Sekunde ist dieser Moment schon wieder vorbei. Denn während Attentäter Dude Lia in sein Heimatland schleppt, ist die Autorin fest entschlossen uns an jedem Tag und jedem Detail der einmonatigen Reise teilhaben zu lassen. Das heißt wir dürfen schon wieder auf 200 Seiten lesen, was Lia so tut, nämlich reiten, essen, pinkeln, den übergriffigen Attentäter Dude abwehren und anhimmeln zugleich. Danke Frau Perason, dass ich keinen Moment dieser Reise verpasst hab. Am Ende gibt es dann einen Cliffhanger, der daraus besteht, dass der unsterblich verliebte Prinz Dude den strahlenden Helden spielen will, doch anstatt Lia zu retten in den ersten drei Sekunden, nachdem er sie eingeholt hat, selbst gefangen genommen wird. So viel also zu seiner zuvor dreitausendmal betonten militärischen Ausbildung (facepalm)

Fazit:


Der Kuss der Langeweile, äh Lüge ist wie gemacht für jeden, der Einschlafprobleme ha oder schon immer wissen wollte, was ein Schankmädchen so den lieben langen Tag tut. Wer aber sowas wie Spannung, ausgearbeitete Charaktere und ein echtes Worldbuilding sucht, kann dieses Buch getrost ungelesen lassen. Hätte ich halbe Punkte, wären es nur 1,5 geworden. 0,75 für den Schreibstil, 0,75 für alles Andere.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Völlig überbewertet! Weder feministisch, noch gut geschrieben.

Die andere Hälfte der Welt
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Zwei Trends sind in den aktuellen Neuerscheinungen zu beobachten: Bücher mit feministischen Themen und apokalyptische Bücher in denen es um eine weltweite Pandemie/Seuche etc. geht. Die andere Hälfte der ...

Zwei Trends sind in den aktuellen Neuerscheinungen zu beobachten: Bücher mit feministischen Themen und apokalyptische Bücher in denen es um eine weltweite Pandemie/Seuche etc. geht. Die andere Hälfte der Welt scheint beide Trends zu vereinen, doch kann es auch überzeugen?

Frauen an die Macht
Das Szenario ist schnell erzählt: Ein neuartiges Virus breitet sich rasant auf dem Erdball aus. Sowohl Frauen als auch Männer können sich infizieren, doch nur Männer erkranken und sterben in 90% der Fälle. Aus einer Epidemie wird eine Pandemie und gewohnte Gesellschaftsstrukturen geraten ins Schwanken.

Dieses Szenario hätte so unglaublich viel Potenzial gehabt. Als ich mich für das Buch entschied, fragte ich mich vor allem, wie sich die Gesellschaft verändert, wenn aufgrund der plötzlichen erheblichen Dezimierung von Männern festgefahrene patriarchische Strukturen sich auflösen? Welchen Einfluss hat es auf Konflikte, kriege und Diplomatie, wenn ein Großteil der Staatsregierungen weiblich ist? Wie verändert sich die Wirtschaft, wenn CEOs, Vorstände und Manager vorrangig von Frauen gestellt werden und was ändert sich an klassischen Rollen- und Familienbildern mit einem massiven Frauenüberschuss? All das sind spannende Gedankenexperimente, denen man mit diesem Buch viel Raum zum entfalten hätte geben können, wenn man es denn richtig angepackt hätte. Christina Sweeney-Baird hat diese jedoch definitiv nicht.

Wie viele Logikfehler kann man in ein Buch packen? – Christina Sweeney-Baird: Challenge accepted!
Dieses Buch wird Menschen zum heulen bringen! Nicht jedoch emotionale Menschen, sondern vielmehr jeden, der auch nur einen Funken Allgemeinwissen und Menschenverstand hat. Denn was die Autorin hier abliefern ist eine Aneinanderreihung von haarsträubenden Logikfehlern, dass es schon richtig weh tut. Das fängt beim Medizinischen an. Und ich rede hier nicht von Fachwissen aus dem Medizinstudium, sondern von absoluten Grundlagen, die jeder kennen sollte, der schon mal in ein Biologiebuch der 8. Klasse geschaut hat. Aber auch über das Medizinische hinaus ist das Buch voll von Unwahrheiten, kruden Behauptungen und unlogischen Verhalten der Akteure. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, aber meine Augen hatten schon nach der Hälfte des Buches einen Krampf, weil ich sie so oft gerollt habe.

Hier mal ein Best of der unsinnigsten Darstellungen im Buch ACHTUNG SPOILER

• Notfallärztin Amanda hat an einem Tag sieben tote Patienten, die überraschend mit unspezifischen Symptomen verstorben sind. Sie weiß von der ersten Sekunde an, ohne auch nur irgendeine Probe oder sonst was gesehen zu haben, das es a) ein Virus ist und b) dieser eine weltweite Pandemie auslösen wird, bei dem alle zugrunde gehen. Genauso weiß sie sofort welche Schwester bei allen Fällen anwesend war und dass diese die Überträgerin ein muss.

• Das Virus verbreitet sich rasant. In Großbritannien sind [sic] bereits über 100.000 Männer gestorben und die WHO macht … nichts. Genau. Sowohl WHO als auch CDC stufen 100.000 tote Menschen in wenigen Wochen als Lappalie ein und drehen Däumchen. Auch die Medien außerhalb der UK interessieren sich nicht dafür. Im Ausland werden über die, ich wiederhole, 100.000 Tote in der Industrienation UK!!!! allenfalls in kleinen Randspalten berichtet, wenn überhaupt.

• Überhaupt werden sämtliche Behörden als unglaublich dämlich und ignorant dargestellt. Sicher, eine gewisse Ignoranz ist oft leider gegeben und ein klassisches Element von Katastrophenfilme und Romane, doch in der Regel werden vorbeugende Maßnahmen und erste Warnungen ignoriert. Sweeney-Baird treibt es aber zur absoluten Lächerlichkeit, denn ihre Behörden reagieren noch nicht mal, als die Kacke schon richtig am Dampfen ist. Selbst die UK Gesundheitsbehörde sieht bei schon weit über 1000 Tote im eigenen Land noch keinen wirklichen Handlungsbedarf.

• Irgendwann gesteht man sich doch ein Problem zu haben und dann… passiert trotzdem nichts. Den Leuten wird geraten sich etwas mehr die Hände zu waschen und den Kontakt zu reduzieren, das wars. Sonst passiert kaum etwas. Keine Grenzschließungen, keine Lockdowns, nicht mal Maskenpflicht (Masken kommen in dem ganzen Buch nicht zur Sprache). Offenbar will man die Seuche einfach aussitzen bis ein Impfstoff da ist.

• Doch warum sterben nur Männer? Hier hat die Autorin im Biounterricht Klasse 8, als Genetik dran kam, wohl gepennt. Sie behauptet nämlich, die Gensequenz, die vor der Krankheit schütze, sei auf einem X-Chromosom. Männer haben nur eins und sind am Arsch, Frauen haben zwei, also alles supi. Macht nur leider überhaupt keinen Sinn. Im Buch wird behauptet, 10% der Männer haben ein X-Chromosom, das schützt. Das heißt 10% aller X-Chromosomen können diese Schutzfunktion ausbilden. Das müsste dann aber genauso für Frauen gelten, sprich 10% aller X-Chromosomen in Frauen haben die Schutzfunktion. Da es nur ein Chromosom mit Schutz braucht und Frauen zwei haben, verdoppelt sich ihre Chance, Immunität zu besitzen. Ist wie in der Losbude. Männer haben ein Los, Frauen zwei. Die Wahrscheinlichkeit, dass im Los der Gewinn steckt, ist jedoch dieselbe. Frauen haben eben nur zwei Versuche und damit die doppelte Chance auf den “Gewinn”. Das wiederum bedeutet, so wie es im Buch dargestellt ist, müssten die Frauen eine Immunitätsrate von 20% haben, und nicht 100% wie geschildert. Und übrigens, um auf die Idee zu kommen, dass diese krassen Geschlechtsunterschiede bei der Seuche was mit den Chromosomen zu tun haben könne, haben die Forscher weit über 100 Tage gebraucht.

• Natürlich wird auch an einem Impfstoff geforscht. Nach einem Jahr Pandemie ist auch einer gefunden aber oh weh, der hat “nur” eine Wirksamkeit von 97% und landet sofort in der Mülltonne. Denn natürlich müssen es 100% Wirksamkeit sein, alles andere ist inakzeptabel und die Männer sterben derweil weiter wie die Fliegen.Auch das ist einfach nur dumm und nicht recherchiert und dafür braucht es auch nicht unser heutiges Corona Wissen. Die Autorin hätte sich einfach mal nur die Wirksamkeit anderer Impfstoffe anschauen zu müssen, um zu sehen, dass 100% praktisch nie gegeben sind z.B. Polio: Wirksamkeit ca. 95% Hepatitis B: ca. 95% Diphterie: ca. 90%.

• Schon während der Pandemie und auch danach wird ein Großteil der Frauen von einem Tag auf den anderen lesbisch. Als sei sexuelle Orientierung nur eine Frage des Angebots und Nachfrage.

Und das sind nur Dinge, dir mir beim Rezension tippen noch direkt eingefallen sind. Ihr könnt gut und gerne nochmal 100 große und kleine Fehler, Unwahrheiten und Logiklücken hinzufügen. Ich versteh beim besten Willen nicht, wie dieses Buch durch ein lektorat gekommen ist, hatte es überhaupt ein inhaltliches Lektorat? Es fällt mir schwer das zu glauben.

Die Hälfte der Fehler hätten allein mit Internetrecherche und Wikipedia ausgeräumt werden können, die andere mit einem Gespräch mit Leuten die davon Ahnung haben z.B jede x-beliebige Person die im Gesundheitswesen arbeitet, das muss noch nicht mal ein Artzt/Ärtzin sein. Christina Sweeney-Baird hat weder das eine, noch das andere getan. Sie hat rein gar nichts recherchiert sondern einfach eine fixe Idee runtergeschrieben, wie es ihr grade in den Sinn kam und das regt mich einfach auf, denn Recherche gehört zum Handwerk eines Autors/ einer Autorin und als eine Frau, die ein Studium erfolgreich absolviert hat, wird es im Falle der Autorin wohl kaum Unfähigkeit gewesen sein, warum sie sich geweigert hat auch nur die simpelste Nachforschung durchzuführen. Bleibt also noch Ignoranz und/oder Faulheit, sorry für die harten Worte, aber wie gesagt grundlegende Recherche gehört zum Ein mal Eins der Schreibarbeit dazu und sich so konsequent dagegen zu sperren ist, also ob ein Bäcker sich weigert Brötchen zu backen.

Weiße, gebildete, gut situierte Frauen heulen ihren weißen, gebildeten, gut situierten Männern hinterher
Doch es sind nicht nur allein die zahlreichen Fehler, die das Buch zum Flop werden lassen, auch erzählerisch hat es kaum etwas zu bieten. Bei einer globalen Katastrophe ist es für Leser*innen immer spannend mehrere Perspektiven zu erfolgen und so die Katastrophe aus verschiedenen Blickwinkel zu betrachten, zudem erlaubt diese Erzählweise es der Autorin sehr unterschiedliche Lebensumstände einzubeziehen und so Gesellschaftskritik auf vielen Ebenen zu üben. Eine Menge Potenzial also, das leider die Autorin ebenfalls komplett verschenkt.

Denn sie hat zwar eine Menge Perspektiven und Figuren, aber 90% davon haben denselben Background. Es sind weiße, gebildete Frauen der oberen Mittelschicht. Überhaupt ist das Buch weißer als ein Toastbrot. Bis auf sehr, sehr wenige vereinzelte Kapitel, die selten länger als zwei Seiten geht, wird alles aus der britisch/amerikanischen Perspektive erzählt. Wie die Pandemie sich auf andere Teile der Welt auswirkt, erfährt man kaum. Auch gibt es an PoC Charakteren nur eine klischeehafte Putzkraft in Singapur, aber deren Anteile sind auf die 700 Seiten gesehen auch mikroskopisch. Ebenso wenig erfährt man als Leser/in die Auswirkung der Pandemie auf z.B ärmere, bildungsferne oder vorerkrankte Menschen.
Wenn das alles nicht zur Sprache kommt, womit werden die Seiten dann gefüllt? Hauptsächlich damit, wie die besagten weißen Frauen um ihre Verluste trauern. Ich kann nicht einzelne Charaktere benennen, denn sie verschwimmen zu einem einzigen Haufen. Aber sie alle haben einen wunderbaren Mann und Kinder. Und der Verlust der Männer und Söhne wird in den größten Tönen beweint und betrauert. Auch hier Diversität gleich null, denn es wird nicht nur allein das klassische Familienbild “Mann Frau Kind” inklusive der Rollenbilder aus dem letzten Jahrhundert geschildert, es wird regelrecht zelebriert. Das Buch will feministische sein und ist doch ein einziges Loblied auf den lieben Ehemann. Wie es Frauen ergeht, die in häuslicher Gewalt leben, die froh darüber sein können, wenn ihr Tyrann stirbt, wird kaum thematisiert. Auch einfach Singles, die gerne allein sind, gibt es nicht. Alles dreht sich um den Verlust von super lieben und verständnisvollen Ehemännern und Söhnen. Die Perspektive der Familienmutter ist all überragend.

Das zeigt sich auch in der völligen Ignoranz der queeren Community. Im Grunde kommt diese nämlich einzig und allein an zwei Stellen überhaupt vor. 1.) als wie schon oben beschrieben geschildert wird, das Frauen scharenweise von einem Tag auf den anderen lesbisch werden und 2. in einem kurzen 5 Seiten Kapitel in dem geschildert wird, das Transpersonen stärker beschimpft werden und es in der Community zu massenweisen Suiziden kommt, wobei es im Kapitel aber im Endeffekt eher um den Streit zwischen der Priorität von physischer oder psychischer Gesundheit geht und die Transmenschen nur simple Beispiele sind.

Ich könnte noch so viel mehr Beispiele nennen, warum dieses Buch weder gut, noch feministisch ist. Es reicht einfach nicht nur die Dezimierung der Männer, als Thema zu nehmen und ein paar “gute Folgen” wie die Verbesserung von Autos, kleinere Handys etc. (alles Beispiele, die eins zu eins aus Caroline Criado-Perezs Unsichtbare Frauen abgeschrieben wurden) zu nennen, ohne ein wirkliches Umdenken patriarchischer Strukturen und Rollenbilder zu thematisieren. Aber die Rezension ist sowieso schon viel zu lang, das liest sich kaum jemand durch, also mache ich jetzt Schluss.

Fazit:


Ein Buch, das einzig und allein aufgrund des Themas gehypted wird, in Wahrheit aber weder feministisch noch gut geschrieben ist. Ein Punkt gibt es für den reinen Schreibstil, der sich flott lesen lässt, einen für eins, zwei emotional spannende Momente, aber das war’s auch schon. Logikfehler wohin man sieht, teilweise wirklich haarsträubende Behauptungen und null Diversität lassen diesen Versuch eines feministischen Romans zum Flop werden.

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Ein einziger Kindergarten

Das gefälschte Siegel
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Dieses Buch war mein Buddy-Read des Monats im August. Wir waren beide super gespannt auf das Buch, leider und da waren wir uns einig, entpuppte es sich schnell als Enttäuschung.


Wie aus dem High Fantasy-Baukasten
Dabei ...

Dieses Buch war mein Buddy-Read des Monats im August. Wir waren beide super gespannt auf das Buch, leider und da waren wir uns einig, entpuppte es sich schnell als Enttäuschung.


Wie aus dem High Fantasy-Baukasten
Dabei fing es eigentlich ganz gut an, denn die Autorin, das muss man ihr wirklich lassen, kann sehr gut schreiben. Ihr Schreibstil und Wortwahl waren wirklich sehr gut. Leider kann ich das von ihrem Erzählstil überhaupt nicht sagen. Fangen wir zum Beispiel mit dem Worldbuilding an oder eher dem Fehlen eines solchen. Das Buch spiel in einer mittelalterlichen angehauchte Welt. Das Land heißt, wie auch die Hauptstadt, in der wir starten, Neraval. Es gibt einen König, eine Magierakademie, eine Königstraße, ein paar Gasthöfen und vereinzelte Dörfer.
Was, diese Infos reichen euch nicht? Das klingt erstmal wie jedes x-beliebige High Fantasy Buch? Da muss doch mehr sein? Ne sorry, ist nicht. Das ist tatsächlich wirklich alles, was man auf fast 500 Seiten über die Welt erfährt. Was die Magierakademie so treibt? Kein plan. Gibt es mehr Städte als nur diese eine? Kein Plan. Wie ist die Kultur der Menschen? Ich wiederhole: KEIN PLAN. Das ganze Worldbuilding ist so austauschbar, als hätte die Autorin ihre Welt aus einem High-Fantasy-Baukasten zusammengebastelt und dabei auch noch die Hälfte der Teile vergessen.

Dabei sind vereinzelt tatsächlich gute Ideen und Ansätze zu finden. Einen Fälscher als Protagonisten zu haben ist bei all den Dieben und Assassinen in diesem Genre mal etwas Neues, auch gibt es eine ganz interessante Legende zur Gründung des Landes und doch, wie bei fast allem in diesem Buch, wird es zwar erwähnt, aber nicht näher drauf eingegangen. Im Verlauf der Handlung erwähnen die Charaktere diese Legende in einem fort und nennen immer wieder Figuren daraus, aber zu keinem Zeitpunkt hält es die Autorin für nötig, diese Legende, mal wenigstens kurz als Ganzes zu erzählen. Man wird als Leser/in mit ein paar Schnipsel hiervon und davon abgespeist, den Rest soll man sich offenbar alleine denken. Und so geht es einem in diesem Buch immer wieder. Die Autorin schneidet Dinge an und lässt sie schon im nächsten Moment fallen, wie eine heiße Kartoffel. Das ist furchtbar frustrierend und nervtötend. Da wird z. B. jemand ermordet, kurze Zeit später ist da schon wieder vergessen da es offenbar nur eine Möglichkeit war, um eine Figur in eine bestimmte Position zu bringen. Das ist erzählerisch wirklich plump. Überhaupt wirkt alles sehr unausgereift und nicht gut durchdacht.


Gezanke wie auf dem Schulhof
So, die Welt ist also schon mal enttäuschend, waren denn vielleicht wenigstens die Charaktere überzeugend? Nö, waren sie nicht. Sie waren anstrengend, nervtötend, unsympathisch und albern. Zudem bleiben sie, wie auch die Welt, so blass, wie ein Toastbrot in der Wintersonne. Sie haben alle ein festgefahrenes Handlungsmuster und das spielen sie den ganzen Roman lang einfach ab, ohne Entwicklung oder Änderung.

Da haben wir zu einem den Fälscher Kevron, er ist ein Feigling und ein Trinker und wird den ganzen Roman auf nichts anderes reduziert. Dann ist da der Krieger Lorcan der ohne ersichtlichen Grund von weltoffen zu verbohrt hin und her switcht und weil es natürlich noch eine Frau in der Gruppe geben muss, ist da noch Enidin. Einen größeren Nutzen scheint sie nicht zu haben, hält sich selbst aber für die Allergrößte. Ehrlich, selten ist mir eine so arrogante Frau untergekommen und das, obwohl sie praktisch kaum was zum Quest beiträgt und gleichzeitig verliebt sie sich in den erstbesten Mann, den sie sieht und läuft dann dem Prinzen wie ein sabberndes, hirnloses Hündchen hinterher, selbst als dieser sie beleidigt, nötigt und herabwürdigt, findet sie ihn noch ganz toll, solange er sich danach entschuldigt. Sorry aber da kommt einem ja die Galle hoch.
Und wo wir schon beim Prinzen Tymur sind. Der soll wohl mysteriös und geheimnisvoll sein, ist aber nur ein bockiges Kleinkind, dass alle um sich herum manipuliert und tyrannisiert und einen Trotzanfall bekommt, wenn es mal nicht nach seiner Nase läuft. Und der angebliche Plottwist mit ihm am Ende verdient diesen Namen auch nicht, denn offensichtlicher hätte man es nicht machen können.

Und wo diese vier Charaktere schon für sich alleine genommen super nervig sind, zusammen werden sie unerträglich. Die Heldenreise gestaltet sich wie der Klassenausflug der 7b. Der stänkert mit dem, dieser macht den doof an und alle himmeln den Cliquenanführer an. Ehrlich, das Buch hat 486 Seiten und ist zu 70% nur Gezanke und Stänkerei zwischen den Figuren und das auf dem Niveau von bockigen Kindern. Wie im Kindergarten.

Die Handlung, die keine ist
Das führt dann auch zu Problem Nummer drei: Wenn 70 % des Buches nur gestritten wird, was bleibt da noch an Handlung? Nicht viel. Ehrlich gesagt kann man das ganze Buch in drei Sätzen zusammenfassen. Ich tue es mal nicht, falls irgendwer der das hier liest, sich das Buch doch noch antun will. Trotzdem sei gesagt, dass die Handlung nicht nur furchtbar geradlinig war, sondern auch ziemlich fad. Eigentlich passiert kaum was, die ganzen Seiten füllen sich eben durch das ewige Gezanke. Eine Heldenreise mag das sein, eine epische, wie die Autorin in ihrem Nachwort behautet, aber ganz sicher nicht. Eher eine Pfütze, als ein epischer Ozean.

Fazit:


Ein Punkt für den wirklich guten Schreibstil, einen für die Ansätze, deren Umsetzung aber leider so löchrig ist, wie ein Schweizer Käse. Ein nicht existentes Worldbuilding, blasse nervtötende Charaktere und eine Handlung, die viel heiße Luft für nichts ist, vermiesen das Lesevergnügen. Eigentlich habe ich es nur durchgelesen, weil es ein Buddy-Read war.

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Veröffentlicht am 29.01.2021

Auch nicht besser als der Vorgänger

Die Dreizehnte Fee
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Band zwei der Die dreizehnte Fee Trilogie war ja leider eine Enttäuschung für mich, aber nun stand der dritte band schon bereit und so viele Seiten sind es ja nicht, außerdem dachte ich mir, viel schlimmer ...

Band zwei der Die dreizehnte Fee Trilogie war ja leider eine Enttäuschung für mich, aber nun stand der dritte band schon bereit und so viele Seiten sind es ja nicht, außerdem dachte ich mir, viel schlimmer kann es eh nicht kommen, daher las ich auch das Finale dieser Reihe.

Mit einem Wort: Sprunghaft
War der Vorgänger durch kaum vorhandener Handlung noch zäh, wie Kaugummi, passiert in diesem Reihenabschluss zumindest etwas mehr. Die Fee wird etwas aktiver und die Handlung nimmt endlich wieder Fahrt auf. Leider wurde der bereits im Vorgänger vermisste rote Faden, immer noch nicht wiedergefunden, denn auch wenn mehr passiert, so richtig Sinn ergab es dennoch nicht. Die Handlung ist wie ein junges Fohlen, das gerade die Funktionen seiner Beine entdeckt. Sie springt ständig hin und her. Handlungsfäden werden aufgegriffen, nur um sie kurz darauf wieder fallen zu lassen.

Dasselbe Verhalten zeigt auch die Fee selbst. Falls es jemand nach zwei Büchern noch nicht kapiert hat: Sie ist ja sooo zerrissen innerlich und alles ist soo kompliziert. Eine Entwicklung in ihrem Charakter, raus aus dem Dilemma zeigt sich weiterhin nicht, stattdessen hat man das Gefühl, sie verliere völlig den Verstand. Ihr taten und Gedanken sind restlos inkonsequent, womöglich um auch den letzten Depp von Leser ihren innerlichen Zwiespalt zu zeigen.
Und vom Hexenjäger will ich gar nicht erst anfangen. Immerhin dieser ist konsequent in seiner arroganten, sturen Verbohrtheit, das muss man ihm lassen. Wie sich irgendwer in diesen rechthaberischen Holzklotz verlieben kann, ist ein Rätsel, das wohl nie gelöst werden wird. Die Autorin liefert jedenfalls bis zum Schluss keine schlüssige Erklärung, warum die Fee gerade ihn liebt. Ist halt Schicksal, die Erklärung muss reichen.

Jede Geschichte braucht ein Ende … außer Die dreizehnte Fee
Irgendwo zwischen den Handlungssprüngen blinkt dann so andeutungsweise auch eine Erklärung für das Ganze durch, die fand ich aber ziemlich albern und auch in sich unlogisch. Die Grundidee war akzeptabel, aber in der Ausführung verzettelt sich die Autorin total und am Ende kommt ein wirrer Mix von Erklärungsansätzen heraus, von denen keiner wirklich befriedigend ist und die Geschichte rund abschließt.

Dies zeigt sich auch in dem Ende, das zwar gezielt melodramatisch geschrieben wurde, die Geschichte aber nicht wirklich abschließt und das, wo es im Buch doch heißt, alle Geschichten müssen ein Ende habe, was für eine Ironie, allein dafür gebe ich belustigt einen Punkt

Fazit:


Ich dachte, es könnte nicht schlimmer kommen, als Band zwei. Nun das ist es auch nicht. Besser geworden ist es aber ganz sicher auch nicht, dafür sorgen eine sprunghafte Handlung, das abstruse Verhalten der Charaktere ein melodramatisches Ende, das keins ist.

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Veröffentlicht am 29.01.2021

Nach Band eins eine herbe Enttäuschung

Die Dreizehnte Fee
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Auch wenn mir der erste Band dieser Trilogie beim Re-read deutlich weniger zusagte, als beim ersten Lesen, war ich sehr optimistisch was die Nachfolger anging. Ich dachte viele der Kritikpunkte aus dem ...

Auch wenn mir der erste Band dieser Trilogie beim Re-read deutlich weniger zusagte, als beim ersten Lesen, war ich sehr optimistisch was die Nachfolger anging. Ich dachte viele der Kritikpunkte aus dem ersten Band könnten im Zweiten und Dritten ausgebügelt werden und las daher motiviert los. Leider hielt das nicht lange an …

Von Handlung keine Spur
Nachdem Band eins gefühlt ziemlich wahllos endete, setzt diese Fortsetzung nahtlos an den Geschehnissen an. Die dreizehnte Fee muss sich gezwungenermaßen ihren Schwestern stellen. Diese Begegnung zu beginn des Buches war noch sehr interessant und die Konfliktsituation gut geschildert, doch dann entwischt die Fee ihren Schwestern und ab dann ist das Buch eine steile Talfahrt, denn auf den folgenden 150 Seiten passiert mal so gar nichts. Die Fee eiert in der Weltgeschichte rum und versucht die Hintergründe zu verstehen. Nachdem sie bereits in Band eins drei ihrer Schwestern gekillt hat, kommt dieser Gedanke, meiner Meinung nach reichlich spät, aber sei es drum. Besser spät, als nie würde ich sagen, doch leider hat die Ergründung der Hintergründe absolut keinen Plan.

Anstatt die Geheimnisse Stück für Stück und mit einer gewissen Strukturiertheit aufzudecken, läuft die Fee wie ein kopfloses Huhn planlos durch die Gegend und wir als Leser hinterher. Hin und wieder bekommt man mal hier, mal dort einen Brotkrumen hingeworfen, jedoch ohne sichtbare Logik. Prinzipiell ist es ja ok Geheimnisse länger zurückzuhalten und als Autor auch mal falsche Spuren zu legen, doch das sind dann ja gewollte und bewusste Steuerungen durch den Autor, bei diesem Buch hatte ich jedoch das Gefühl, dass die Ereignisse völlig wahllos aneinandergereiht wurden und die Hälfte von diesen Ereignissen die Handlung auch keinen Deut voranbrachten. Einen roten Faden sucht man vergebens und wirklich was erfahren tut die Fee erst auf den letzten 30 Seiten was, diese waren dann auch wirklich interessant zu lesen. Alles davor kommt einen vor, wie Lückenfüller und ich bin vor Langeweile fast eingeschlafen.

Eine Fee dreht sich im Kreis
“Wenn nichts passiert, womit sind die Seiten dann gefüllt?”, fragt ihr euch jetzt vielleicht. Nun abgesehen von erwähnten Lückenfüllerereignissen und einigen Rückblenden hauptsächlich mit den inneren Gedankenmonologen der Fee. Diese ist immer noch im Zwiespalt zwischen ihrer Schuld und dem Sehnen nach Liebe. Ein starker Konflikt, den ich in seinen Grundzügen immer noch wahnsinnig interessant finde, der aber einfach nicht weiter ausgebaut wird. Alles, was die Fee auf die der gesamten Länge des Buches tut, ist zwischen ihren beiden Persönlichkeiten hin- und hergerissen zu sein. Der innere Konflikt wird bis zum Gehtnichtmehr geschildert, aber sonst passiert wieder nichts. Es gibt keine Entwicklung, keine Erkenntnis, keinen Fortschritt, nichts. Die Fee dreht sich das ganze Buch über im Kreis und ist am Ende keinen Schritt weiter gekommen.

Zu guter Letzt haben wir ja immer noch den Hexenjäger. Seine Verbohrtheit nimmt immer größere Ausmaße an und warum die Fee ihn liebt, ist nach wie vor schleierhaft. Und ganz ehrlich: Ich glaube auch nicht mehr, dass da noch eine schlüssige Begründung kommt. Es ist halt die ganz große Liebe, oder whatever.

Fazit:


Tja, das war dann wohl nichts. Nach Band eins war diese Fortsetzung für mich eine herbe Enttäuschung und die einzige, die entzaubert wurde, war ich. Ein Dreieck gibt es, weil ich null nun mal nicht habe und einen weiteren lediglich für die letzten 30 Seiten, denn davor passiert nun mal nichts, was eine Erwähnung wert wäre. Ich muss zugeben ich habe jetzt ein bisschen Angst vor dem Finale.

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