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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.09.2017

Wundermittel gegen die Pest

Der Blackthorn-Code – Teil 2: Die schwarze Gefahr
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Worum geht’s?

Der junge Christopher hat die Apotheke seiner Meisters geerbt, leider ist seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen. So darf er keine Arzneien verkaufen und seine Existenz ist bedroht. Aber ...

Worum geht’s?

Der junge Christopher hat die Apotheke seiner Meisters geerbt, leider ist seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen. So darf er keine Arzneien verkaufen und seine Existenz ist bedroht. Aber es kommt noch schlimmer, denn London wird von der Pest heimgesucht. Tausende Menschen sind schon gestorben, als plötzlich ein mysteriöser Heiler auftaucht, der ein Heilmittel hat und bereit ist, genug für die ganze Stadt herzustellen. Die Regierenden beschließen, dass die Werkstatt in Christophers Apotheke gut geeignet ist, das Heilmittel herzustellen und Tom, Christophs bester Freund, muss auch noch bei der Herstellung helfen. Aber es geschehen merkwürdige Dinge und Christoph kann nicht an ein Wundermittel glauben.


Meine Meinung:

Dieser zweite Band der Blackthorne-Reihe schließt nahtlos an den ersten an und kann doch gut einzeln gelesen oder gehört werden. Die Idee, geschichtliche Details mit Fiktion zu mischen ist gut umgesetzt und die Spannung wechselt mit echter Betroffenheit ab. Trotzdem oder gerade deshalb ist dieses Hörbuch gut für Jugendliche geeignet, denn die Protagonisten sind alle noch recht jung und die Geschichte hat Element eines typischen Jugendbuches.


Der Sprecher Oliver Rohrbeck gibt diesem Buch seine Stimme und es macht Spaß ihm zuzuhören. Auch über mehrere Stunden wird seine Stimme nicht langweilig, er spricht die Personen gut aber nicht übertrieben.

Veröffentlicht am 26.08.2017

Wir müssen mehr Welt hineinlassen

Was man von hier aus sehen kann
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Das Cover und auch den Titel fand ich zunächst nicht unbedingt ansprechend. Vielleicht auch deshalb, weil ich mir wenig darunter vorstellen konnte. Jetzt kann ich sagen, dass dieses Buch auch schwer zu ...

Das Cover und auch den Titel fand ich zunächst nicht unbedingt ansprechend. Vielleicht auch deshalb, weil ich mir wenig darunter vorstellen konnte. Jetzt kann ich sagen, dass dieses Buch auch schwer zu beschreiben ist, lesen oder hören lohnt sich aber unbedingt!
Die Hauptfigur ist Luise und die Geschichte beginnt, als sie in der Grundschule ist. Ihr Vater hat gerade eine Psychoanalyse begonnen, ihr bester Freund Martin wird von seinem Vater geschlagen und ihre Oma Selma hält mit dem Optiker die Welt im Lot. Mehr noch, Selma und der Optiker haben für Luise und Martin „die Welt erfunden“, zumindest das Stück Westerwald, das ihre Heimat ist.
Als Selma eines nachts von einem Okapi träumt, verbreitet sich die Botschaft in Windeseile im Dorf. Denn wenn Selma von einem Okapi träumt, wird jemand sterben. Die Menschen bereiten sich vor, legen Geständnisse ab oder schreiben Briefe. Niemand weiß, wen es treffen wird und natürlich werde ich es an dieser Stelle nicht verraten.
In diesen Vorbereitungen lernen wir das Dorf kennen: Der Optiker ist heimlich in Selma verliebt, Selma liebt aber ihren Mann Heinrich, der schon lange tot ist. Elsbeth, die ziemlich abergläubisch ist und für jede Situation die passende Bauernregel hat. Marlies, die mürrisch und griesgrämig ist, aber trotzdem nicht vermeiden kann, dass Luise sie besucht. Es gibt natürlich noch viele weitere Charaktere, alle liebevoll beschrieben und ausgearbeitet!
Im zweiten Teil ist Luise eine junge Frau und hat eine Ausbildung zur Buchhändlerin begonnen. Sie verliebt sich und wir erleben mit, wie sich nicht nur Luise sondern auch die Menschen im Dorf verändert haben.
Bis zum dritten Teil vergehen wieder einige Jahre, Luise ist nun eine erwachsene Frau und sollte ihr Leben fest im Griff haben. Es ist rührend, ihr beim Erwachsen werden zuzusehen und Freude und Schmerz mit ihr zu teilen!

Das Buch ist voll mit wundervollen Zitaten. Die Autorin Mariana Leky geht einfach phantastisch mit Sprache um und erschafft eine Welt, die ich nicht verlassen wollte. Am Ende des Buches fühlte ich mich tatsächlich ein wenig so, als müsste ich von guten Freunden Abschied nehmen.

Veröffentlicht am 09.07.2017

Unwahrscheinlich gutes Debüt

Lebt
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Hätte mir jemand gesagt, dass es in diesem Buch vor allem um die Religionsgemeinschaft der Dönme und ihrer Verfolgung im zweiten Weltkrieg geht, hätte ich es wohl nicht in die Hand genommen.
Andererseits ...

Hätte mir jemand gesagt, dass es in diesem Buch vor allem um die Religionsgemeinschaft der Dönme und ihrer Verfolgung im zweiten Weltkrieg geht, hätte ich es wohl nicht in die Hand genommen.
Andererseits hätte ich nicht erwartet, dass sich hinter dem schlichten Titel und der Beschreibung „Roman“ ein actionreicher Thriller verbirgt. Das Buch könnte die Vorlage für einen Hollywoodfilm sein, die Hauptdarsteller reisen rund um die Welt (Thessaloniki, Istanbul, London, Berlin...) und ihr Weg ist mit Leichen gepflastert.

Aber von Anfang an:
Can Envinman ist Ghostwriter und schreibt die Biografien berühmter Menschen ohne, dass sein Name dabei auf dem Cover steht. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Hamburg, seine Nachbarin ist auch seine beste Freundin und sein bester Freund verdient gutes Geld mit spannenden Krimis.
Anna Roth ist eine berühmte Frau, Schauspielerin und ausgebildete Ärztin, die mit einem erfolgreichen Unternehmer verheiratet ist. Can soll ihre Biografie schreiben, was sich anfangs eher zäh gestaltet.
Als Can von einer Sekretärin Roths hört, dass der Termin abgesagt wird, ist er nicht weiter misstrauisch. Die Sekretärin bittet Can, sich die Geschichte ihres 100jährigen Großvaters anzuhören um auch für ihn eine Biografie zu schreiben. Can geht darauf ein, obwohl er auf jeder Party von mindestens einem Menschen hört, dessen Leben angeblich so spannend ist, dass es unbedingt niedergeschrieben werden muss.
Der alte Mann entpuppt sich als Kriegsverbrecher und macht seltsame Andeutungen. Es werden einige offene Enden in den Raum geworfen, aber das ganze Ausmaß der Verwicklungen und Verstrickungen wird erst sehr langsam aufgedeckt.

Im Laufe des Buches reist Can nach Thessaloniki und entdeckt die Geschichte der Stadt. Diese ist mit den Dönme verbunden, von denen Can noch nie etwas gehört hat. Die Vertreibungen, Zwangsenteignungen und Menschenrechtsverletzungen während der Weltkriege waren ihm vorher fremd, jetzt muss er sich eingestehen, dass sie Teil seiner eigenen Familiengeschichte sein könnten.

Dieses Buch ist nicht leicht zu lesen. Die Personen, die zum größten Teil schon lange tot sind, stehen in Beziehungen, aber es wird erst langsam klar wie. Auch wem Can vertrauen kann und wer ihm schaden will, stellt sich erst am Ende heraus. Es lohnt sich trotzdem dieses Buch zu lesen, ich kann mich nicht erinnern schon einmal so ein starkes Debüt gesehen zu haben.

Veröffentlicht am 03.07.2017

Wundervolles Erstlesebuch

Cowboy- und Indianer-Abenteuer
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Dieses kleine Kinderbüchlein wirkt auf den ersten Blick eher unscheinbar. Ich war sehr überrascht, wie viel Liebe in der Geschichte steckt! Es ist ein kleiner Schatz, denn ich bin ich immer auf der Suche ...

Dieses kleine Kinderbüchlein wirkt auf den ersten Blick eher unscheinbar. Ich war sehr überrascht, wie viel Liebe in der Geschichte steckt! Es ist ein kleiner Schatz, denn ich bin ich immer auf der Suche nach Kinderbüchern, die Jungen und Mädchen gleichermaßen begeistern.
Indianer und Cowboys sind ein schönes Thema, das hier sehr kindgerecht aufgearbeitet wurde. Der Text ist für Erstleser geschrieben und die Sätze sind kurz und einfach. Trotzdem ist die Geschichte spannend und man möchte wissen, wie es weiter geht.
Einige Illustrationen lockern das ganze auf, sie sind klar und nicht überladen, dabei aber immer passend zur Geschichte. Oft haben die Kinder allerdings Dinge in den Bildern erkannt, die ich so nicht gesehen hätte. Sie regen zum Nachdenken und Weitererzählen an.

Neben dem Aufmacher „Cowboy und Indianermädchen“ hat das Buch einen sehr ernsten Hintergrund. Kinder sind verschieden: Hautfarbe, Kleidung, Geschlecht... das alles unterscheidet uns Menschen, aber Freundschaft ist davon nicht betroffen. Auch wenn keine moralische Botschaft aufgezwungen wird, ist dieses Buch ein guter Anstoß, darüber zu reden.

Die Handlung selbst ist klar und für das Lesealter optimal, aber auch mir als Erwachsene hat das Lesen Spaß gemacht.

Eine absolute Empfehlung, egal ob als Vorlesebuch oder für die ersten eigenen Leseversuche.

Veröffentlicht am 27.06.2017

Von einem Sammler, der etwas verloren hat

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge
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Anthony Peardew ist ein besonderer Mann mit einer traurigen Geschichte. Seine große Liebe stirbt, noch bevor die beiden heiraten können. Sie hat ihm ein Amulett geschenkt, aber auch das verliert er am ...

Anthony Peardew ist ein besonderer Mann mit einer traurigen Geschichte. Seine große Liebe stirbt, noch bevor die beiden heiraten können. Sie hat ihm ein Amulett geschenkt, aber auch das verliert er am Tag ihres Todes.

Der Verlust verändert Anthony und lässt ihn zum Suchenden werden. Dabei findet er verlorene Gegenstände, die er sorgsam mit nach Hause nimmt und dort katalogisiert. Jeder Gegenstand hat seine eigene Geschichte und Anthony hofft, sie eines Tages zurückgeben zu können. Natürlich ist es schwer, die Besitzer zu finden und er muss einsehen, dass es ihm bis zu seinem Tod nicht gelingen wird. Glücklicherweise hat er in Laura eine Assistentin, Haushälterin und Freundin gefunden, die seine Aufgabe nun weiterführen soll.

Laura wird von der Aufgabe überrascht, beschließt aber sie verantwortungsvoll zu übernehmen. Dabei bekommt sie Hilfe von Freddy dem Gärtner des Hauses und dem Nachbarsmädchen Sunshine. Sunshine ist wirklich ein Sonnenschein, ein freundliches Mädchen mit Down-Syndrom, die lieber ihr Bauchgefühl als ihren Verstand nutzt. Und das wird am Ende Lauras größte Hilfe sein.


In einem weiteren Erzählstrang lernen wir Eunice kennen, die sich im Jahr 1974 ein Metallion findet. Sie verliebt sich in einen Mann namens Bomber und auch sie beginnt für ihn zu arbeiten. Eunice verliebt sich und Bomber und die beiden führen eine ganz besondere Beziehung.


Das Buch war für mich ein kleines Schmuckstück. Die beiden Geschichten von Laura und Eunice werden immer wieder durch Stichworte ineinander übergeleitet, aber erst am Ende begegnen sie sich. Alle Figuren in diesem Buch haben ihren besonderen Reiz und sind liebenswert dargestellt.

Diese Liebe zum Detail kommt vielleicht auch daher, dass man die Autorin Ruth Hogan in diesem Buch immer wieder findet: Die Autorin sammelt selbst viel und lebt in einem viktorianischen Haus - vielleicht so einem wie dem von Mr. Peardew? Auch ist das Buch sehr britisch, die englische Autorin lässt vieles aus ihrer Heimat einfließen. Tee spielt natürlich eine große Rolle, auch eine Teetasse darf als Fundstück nicht fehlen. Außerdem hat Ruth Hogan selbst drei Hunde, die man in diesem Buch wieder findet.


Dieses Buch ist unbedingt lesenswert, für jeden der schon einmal etwas verloren oder gefunden hat.