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Veröffentlicht am 04.10.2022

Wohlgefühl pur

A Place to Grow
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Wer Lilac McCarthy kennenlernt, sieht eine glückliche und erfolgreiche junge Frau: Sie führt mit großer Hingabe den Farmladen auf der Familienfarm Cherry Hill, ist Vorsitzende des Veranstaltungskomitees ...

Wer Lilac McCarthy kennenlernt, sieht eine glückliche und erfolgreiche junge Frau: Sie führt mit großer Hingabe den Farmladen auf der Familienfarm Cherry Hill, ist Vorsitzende des Veranstaltungskomitees des Peach Festivals von Palisade und gewinnt die jährlichen Backwettbewerbe stets haushoch überlegen. Aber wer hinter die Fassade von Lilac blickt, wird die unzähligen Pflaster entdecken, die auf ihrem Herzen kleben. Gebrochen wurde es ihr vor vielen Jahren auf grausame Weise von Bo Radisson, und ausgerechnet der ist nun zurück in Palisade.

Nur Lilly Lucas schafft es, dermaßen viel Wohlgefühl und Liebe zwischen zwei Buchdeckeln zu verstecken. Es ist nicht nur eine wunderschöne Liebesgeschichte über zweite Chancen, sondern der Roman holt uns wieder zurück nach Cherry Hill mit den McCarthy-Schwestern und all den anderen liebenswerten Bewohnern. Mir gefällt besonders, dass es selbstbewusste und engagierte Schwestern sind, und die Geschichte damit bei aller Romantik ein starkes Frauenbild vermittelt. So behauptet sich die älteste Schwester Juniper als einzige Frau im Farmerverband, während Lilac erfolgreich das Veranstaltungskomitee leitet. Ich mag den Schreibstil von Lilly Lucas, der die frechen Dialoge zwischen den Schwestern genauso hervorragend abbildet wie die Liebe zur Landschaft in Colorado und die komplexen Gefühle der Geschichte von Lilac und Bo.

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Veröffentlicht am 20.09.2022

Tollpatschige Totenbeschwörerin

Emily Seymour, Band 1: Totenbeschwörung für Anfänger (Bezaubernde Romantasy voller Spannung und Humor)
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Emily Seymour ist das schwarze Schaf der Familie. Der Loser. Die Enttäuschung. In einer Familie von Nekromanten fehlen ausgerechnet ihr jegliche Fähigkeiten zur Totenbeschwörung, während ihr großer Bruder ...

Emily Seymour ist das schwarze Schaf der Familie. Der Loser. Die Enttäuschung. In einer Familie von Nekromanten fehlen ausgerechnet ihr jegliche Fähigkeiten zur Totenbeschwörung, während ihr großer Bruder Cedric eine Art Superstar unter den Nekromanten ist. Und als wäre dies noch nicht genug, ist Emily der größte Tollpatsch der Welt (und der Zwischenwelt). Kein Wunder also, dass es Emily schafft, den süßen Ashton Goodwin durch ein Missgeschick umzubringen! Der gehört zu einer verfeindeten Familie und war eigentlich auf Friedensmission bei den Seymours, woraus dann ja wohl eher nichts wird…

Der Jugendroman legt ein flottes Erzähltempo vor, was durch die actionreiche Handlung noch unterstützt wird, so dass man wie auf einer großartigen und aufregenden Achterbahnfahrt durch dieses Buch saust! Emilys Tollpatschigkeit und ihre Sprüche sorgen für frechen Humor, und das World Building ist der Autorin hervorragend gelungen mit fantastischen Settings und liebevollen Details. Auch die Charaktere sind mit der flapsigen Emily und dem zeitweise äußerst übellaunigen Ashton schön angelegt. Leider sind ein paar Nebenfiguren wie etwa die tussige Cousine Mandy oder die schrille Tante Sophia ein wenig stereotyp geraten. Besonders gern mochte ich hingegen Kieron, aber wer bzw. was er ist, soll an dieser Stelle nicht gespoilert werden!

Nekromantik ist als Thema in Urban Fantasy noch nicht so ausgetreten, so dass die originelle Geschichte sich deutlich von anderen Büchern dieser Art abhebt. Das Ende beschert uns einen fiesen Cliffhanger, und ich habe leider keine Ahnung, wie ich die Wartezeit auf den zweiten Band überstehen soll! Ein sehr schönes Jugendbuch!

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Greta mit dem Kämpferherz

Gretas Geheimnis
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Was habe ich mit Greta gelitten im ersten Band der wundervollen Winzerin-Reihe. Nach ihrer schweren Kindheit und Jugend mit harten Schicksalsschlägen und Ungerechtigkeiten auf dem Weingut ihres hartherzigen ...

Was habe ich mit Greta gelitten im ersten Band der wundervollen Winzerin-Reihe. Nach ihrer schweren Kindheit und Jugend mit harten Schicksalsschlägen und Ungerechtigkeiten auf dem Weingut ihres hartherzigen Ziehvaters in der Pfalz scheint sich nun das Blatt für die junge Frau zu wenden. Greta trägt die Verantwortung für ein großes Weingut, hat richtungsweisende Entscheidungen zu treffen und kämpft um Anerkennung in dieser von Männern dominierten Welt. Ebenso dürfen wir an Gretas wachsendem Familienleben teilhaben mit allen wunderbaren Seiten, aber auch allen Schwierigkeiten in ihrer durch das Testament ihres leiblichen Vaters erzwungenen Ehe.

Die Geschichte zeichnet sich einmal mehr durch große Herzenswärme aus und bekommt wunderbare Authentizität und Zeitgeist durch die zahlreichen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und Ereignisse und liebevollen Kleinigkeiten, die immer wieder nicht nur am Rande erwähnt werden und die jeweilige Dekade damit zum Leben erwecken. Auch die Charaktere sind wieder facettenreich und mehrschichtig gezeichnet, machen Veränderungen durch oder bleiben eben auf ewig verstockt, auch dies leider äußerst realistisch. Die Autorinnen von Nora Engel entwerfen ein lebendiges Bild der Jahrzehnte, die Greta und ihre Familie durchleben. Ja, es gibt da ein paar kleine Unwahrscheinlichkeiten, die ein klitzekleines bisschen zu konstruiert geraten sind, aber in der Summe hat mich die Schilderung dermaßen begeistert und mitgerissen, dass bei mir am Ende tatsächlich die Tränen geflossen sind. Eine wunderbare Erzählung, und ich kann es kaum abwarten, im Frühjahr 2023 den finalen Band der Trilogie zu lesen.

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Veröffentlicht am 29.08.2022

Eine Geschichte wie Zartbitterschokolade

Drei Tage im August
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Ich gebe es offen zu: Ich hatte von diesem Roman etwas anderes erwartet, nämlich eine spannende Jagd auf der Spur eines Geheimnisses. Aber ebenso freimütig möchte ich bekennen, dass ich in keinster Weise ...

Ich gebe es offen zu: Ich hatte von diesem Roman etwas anderes erwartet, nämlich eine spannende Jagd auf der Spur eines Geheimnisses. Aber ebenso freimütig möchte ich bekennen, dass ich in keinster Weise von dem enttäuscht bin, was ich stattdessen bekommen habe. Und das wäre? Eine zarte Geschichte, die vor allem von außergewöhnlich lebendigen Schilderungen lebt, Charaktere, in die man sich einfühlen und mit ihnen mitfühlen kann, und außerdem eine große Portion Nostalgie. Die heimlichen Hauptdarstellerinnen des Romans sind die Linden auf der Allee Unter den Linden in Berlin. Sie haben so einiges miterlebt im Verlauf der Zeit, und sie haben so einiges überlebt und überdauert. Nun im Jahr 1936 wehen Hakenkreuzflaggen zwischen ihnen. Berlin hat sich für die Olympischen Spiele herausgeputzt. Und weil die Welt auf Berlin schaut, wird für einen Moment auch die Ideologie zumindest vordergründig ein wenig unter den Teppich gekehrt. Aber nur vordergründig, denn im Hintergrund wird mit deutscher Gründlichkeit aufgeräumt und aussortiert.

Die Geschichte ist aufgebaut wie ein prächtiges Diorama von Unter den Linden, und wir dürfen neugierige Blicke hineinwerfen zu Elfie Wagner in der Chocolaterie Sawade, zum jüdischen Buchhändler Franz Marcus, zu der vornehmen Madame Conte in der Bel étage, und auch die von mir so verehrte Käthe Kollwitz wandelt durch die Seiten. Selten habe ich dermaßen detailverliebte und liebevolle Schilderungen etwa der Chocolaterie gelesen, dass der Laden förmlich vor dem inneren Auge in Farben, Geräuschen, Düften zum Leben erwacht.

Mit ruhiger Stimme erzählt Anne Stern von drei Tagen Unter den Linden, wie Menschen aus ihrem selbst erwählten Schneckenhaus kommen, sich verabschieden, aber nicht ohne noch zuvor ihr letztes Geheimnis zu offenbaren, oder wie zarte Bande geknüpft werden ohne Hoffnung auf eine unbeschwerte Zukunft. Doch man darf sich von dem gemächlichen Erzähltempo nicht täuschen lassen, es geschehen unerhörte Dinge. Menschen widerfährt tiefes Unrecht, Opportunisten profitieren vom Leid anderer.

Es ist eine ruhig erzählte, zarte Geschichte, die dem Leser tief ins Herz greift.

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Veröffentlicht am 27.08.2022

Perfekt durchdachter Thriller mit Spannung bis zum Schluss

Ausweglos
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Ich bin vermutlich der letzte Mensch in der Bookstagram-Bubble, der Henri Faber liest. Aber ich habs endlich getan!!!

Der Thriller hat mich rundweg überzeugt und abgeholt. Er ist hervorragend durchdacht ...

Ich bin vermutlich der letzte Mensch in der Bookstagram-Bubble, der Henri Faber liest. Aber ich habs endlich getan!!!

Der Thriller hat mich rundweg überzeugt und abgeholt. Er ist hervorragend durchdacht und geplant, ohne konstruiert zu wirken. Kommissar Elias Blom, der in der Mordserie des Ringfinger-Mörders ermittelt, fällt angenehm positiv auf. So ist er weder der Typus des völlig abgewrackten, tablettensüchtigen Ermittlers, noch ein genialer Superbulle, sondern er ist ein realistischer Charakter mit Ecken und Kanten, aber ganz viel menschlichen Schwächen und Stärken. Gefiel mir sehr gut. Überhaupt zeigt der Roman eine großartige Charakterausformung bis zu den Randfiguren, ohne in die Klischee-Falle zu tappen. Ein weiterer positiver Aspekt war der Umgang mit Brutalität. Natürlich geschehen grausige Morde, aber der Autor ergeht sich nicht in seitenweisen, blutigen Schilderungen, wofür ich ihm äußerst dankbar war. Die Handlung an sich ist packend und durch den ständigen Perspektivwechsel und damit unterschiedlichen Wissensstand wahnsinnig spannend. Vor allem gelingt es dem Autor hervorragend, mit dem Leser zu spielen. An einer Stelle dachte ich: „So, Faber, jetzt hab ich dich!“ und meinte in einem Geistesblitz, die Lösung durchschaut zu haben. Nicht schwer zu erraten, dass ich ordentlich danebenlag. Aber auf diese Weise hatte ich bis zum Ende ein hochspannendes Lesevergnügen, das ich nur uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

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