Profilbild von nirak03

nirak03

Lesejury Star
offline

nirak03 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit nirak03 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2022

Gelungenes friesisches Abenteuer

Im Bann des Adlers
0



Das Leben scheint für Almuth offenbar nicht viel zu bieten zu haben. Sie muss mit ihrem Vater ihre Heimat verlassen und noch einmal ganz von vorn beginnen. Doch in dem neuen Ort lernt sie Folkmar Janns ...



Das Leben scheint für Almuth offenbar nicht viel zu bieten zu haben. Sie muss mit ihrem Vater ihre Heimat verlassen und noch einmal ganz von vorn beginnen. Doch in dem neuen Ort lernt sie Folkmar Janns Osinga kennen. Sie verliebt sich in den jungen Schiffszimmermann und er erwidert ihre Gefühle. Vor dem jungen Paar liegt ein Leben voller Glück, wäre da nicht jemand, der ihnen dieses Glück nicht gönnt und eine hinterhältige Intrige gegen Folkmar anzettelt. Der junge Mann wird des Mordes angeklagt und muss fliehen, Almuth bleibt in Trauer zurück. Für Folkmar ist es nicht leicht, seine Unschuld zu beweisen, er zieht verbittert durch die Lande, bis er schließlich unerwartete Hilfe bekommt, aber auch für Almuth ist es nicht leicht, mit dem Gedanken zu leben, denn geliebten Mann nie wiederzusehen.

„Im Bann des Adlers“ ist der zweite Teil der Friesen-Saga von Daniel Wolf und obwohl es eine Fortsetzung von „Im Zeichen des Löwen“ ist, kann man die Bücher bedenkenlos einzeln lesen. Die nächste Generation der Familien Osinga und der tom Broks haben ihr Leben zu meistern. Diese vorliegende Geschichte beginnt mit einem Epilog im Jahre 1386 und erzählt, wie die noch sehr junge Almuth zum ersten Mal nach Warfstede kommt. Erst danach geht es mit der eigentlichen Handlung, beginnend im Jahre 1391 weiter. Erzählt wird jetzt aus dem Leben der Menschen zu Warfstede allen voran natürlich die Familie Osinga und ihr Handwerk. Ein Szenenwechsel führt die Leser dann zu der Familie tom Brok, die die Herrschaft über diesen Teil Frieslands übernehmen will.

Daniel Wolf hat es in meinen Augen geschafft, eine spannende Familiengeschichte zu erzählen. Gleichzeitig erfährt man viel aus dem Leben dieser Zeit und von den politischen Zusammenhängen zwischen den Häuptlingen und den Nachbarländern, die alle gern die Freiheit der Friesen eindämmen würden. Im Vordergrund steht natürlich das Leben der beschriebenen Familien. Allen voran Folkmar Janns Osinga. Sein Schicksal wird sehr ausführlich geschildert. Vielleicht sogar eine Spur zu intensiv. Er wurde verbannt und sein Weg zurück, war lang und schmerzvoll und wird in allen Facetten und Einzelheiten beschrieben. Ich mag ja so ausführliche Geschichten, man kann darin so richtig schön versinken. Allerdings wurde es bei Folkmar erst so wirklich spannend, als er auf die Vitalienbrüdern trifft, leider erst sehr spät im Buch.

Ein weiterer Handlungsstrang befasst sich unter anderem mit dem Leben von Almuth. Mit ihr erfährt man viel darüber, wie die einzelnen Ortschaften verwaltet wurden. Sie darf zwar in einer Gemeinschaft leben, was aber nicht bedeutetet, dass sie nicht ebenfalls eine sehr einsame Zeit erlebt hat. Ihr Schicksal wird ebenfalls ausführlich geschildert. Und natürlich geht der Blick auch auf die Familie tom Brok. Mir haben die ausführlichen Beschreibungen der Ereignisse Spaß gemacht. Ich konnte tief in die Zeit eintauchen. Auch wenn sicherlich einiges Handeln vorhersehbar war und auch das Ende jetzt nicht wirklich überraschend war, die Lesereise bis dahin war ein gelungenes Abenteuer. Besonders gefallen haben mir die Likedeeler. Ich fand es spannend, davon zu lesen, wie sich die Vitalienbrüdern weiterentwickelt haben, beziehungsweise was aus ihnen geworden ist.

Fazit:

„Im Bann des Adlers“ umfasst 1048 Seiten, ist also ein wirkliches dickes Buch, ich habe jede einzelne Seite mit Genuss gelesen. Mir hat es Spaß gemacht, Folkmar, Almuth und ihre Familie auf ihrem Weg zu begleiten und auch zu sehen, wie sich die Geschehnisse entwickelt haben. Auch wenn es Szenen gab, deren Ende vorhersehbar waren, hat trotzdem alles zusammengepasst. Am Ende habe ich einen gelungenen historischen Roman ganz nach meinem Geschmack gelesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2022

Das Mittelalter, lebendig und bunt

Das Geheimnis des Pilgers
0

Reinhild ist fest dazu entschlossen, ihrem Verlobten Conlin bei dem Aufbau seines Handels mit Sicherheiten zu helfen. Conlin trägt seit Kurzem den Titel des Grafen von Langenreth und ist fest entschlossen, ...

Reinhild ist fest dazu entschlossen, ihrem Verlobten Conlin bei dem Aufbau seines Handels mit Sicherheiten zu helfen. Conlin trägt seit Kurzem den Titel des Grafen von Langenreth und ist fest entschlossen, allein dafür zu sorgen, dass seine Familie den guten Ruf wahren kann. Sein Bruder hatte sie fast zugrunde gerichtet, jetzt wieder alles in Ordnung zu bringen, fordert viel Geduld von dem noch jungen Grafen. Weder seine Verlobte noch er selbst lassen sich von ihren Vorhaben abringen, als dann auch noch ein altes Geheimnis droht ans Licht zu kommen, müssen sie zusammenhalten.

„Das Geheimnis des Pilgers“ schließt unmittelbar an den Vorgänger „Das Kreuz des Pilgers“ an und erzählt die Geschichte von Reinhild und Conlin weiter. Da mir der erste Teil schon gut gefallen hatte, wollte ich natürlich wissen, wie die Geschichte sich weiter entwickelt. Ich mag die Mischung aus historischem Roman mit etwas Mystik. Auch wenn es hier um die Menschen im 14. Jahrhundert geht, steht das magische Kreuz schon immer noch mit im Mittelpunkt.

Die einzelnen Charaktere hat die Autorin weiter ausgearbeitet und lässt sie ihr Leben leben. Reinhild ist dabei, die Liebe neu zu entdecken und nähert sich Conlin an. Auch für diesen ist dieser Lebensweg neu. Beide müssen lernen, ihre Gefühle zuzulassen. Es macht Spaß, sie dabei zu beobachten und mitzuerleben, wie sie aufeinander zusteuern.

Auch die Geschichte von Palmiro wird weiter erzählt. Er hat sich schon einen guten Ruf als Pelz- und Geschmeidehändler aufgebaut. Leider ist er nicht immer vorsichtig, was die Sicherung seiner Waren betrifft. Hier tritt nun ein weiterer Charakter auf den Plan, der mir gut gefallen hat. Eigentlich wird Benedikt als Söldner angeworben, der für die Sicherheit in Palmiros Warenlager sorgen soll, aber er hat ganz andere Absichten. Ich mochte die Streitgespräche zwischen ihm und Palmiro. Überhaupt sind die Dialoge der Protagonisten untereinander unterhaltsam und haben mich so manches Mal zum Lachen gebracht.

In ihrem locker und leichten Erzählstil schildert Petra Schier die Ereignisse aus dem Jahre 1379 zu Koblenz. Auch wenn es sich hier nur um eine fiktive Geschichte vor historischer Kulisse handelt, könnte es durchaus Familien wie die Bongerts oder von Langenreth gegeben haben. Die täglichen Abläufe werden lebensecht und lebendig geschildert. Ein paar Extras sind dann auch in diesem Roman vorhanden, so gibt es gleich zu Beginn eine Karte von Koblenz und ein Personenregister. Den Schluss bildet auch hier ein ausführliches Nachwort der Autorin, indem sie Wahrheit und Fiktion erläutert und auch noch so manch anderes Detail parat hat.

Fazit:

Mir hat der zweite Teil dieser Reihe wieder gut gefallen. Ich konnte mich gut auf die Geschichte einlassen und hatte spannende und zugleich humorvolle Lesestunden. Nur jetzt heißt es leider wieder warten, bis es mit dem dritten Teil weitergeht und sich auch die letzten losen Fäden zu einem Ganzen zusammenfügen. Ich freue mich darauf.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.09.2022

Wo Licht ist, ist auch Schatten, gelungener Auftakt einer neuen Reihe

Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein
0



Im Sommer des Jahres 1906 ändert sich das Leben von Adelheid unvermittelt. Sie ist die Tochter eines Tagelöhners und damit eigentlich zu einem Leben in Armut verdammt, doch sie bekommt das ungeheuerliche ...



Im Sommer des Jahres 1906 ändert sich das Leben von Adelheid unvermittelt. Sie ist die Tochter eines Tagelöhners und damit eigentlich zu einem Leben in Armut verdammt, doch sie bekommt das ungeheuerliche Angebot, auf Schloss Liebenberg als Stubenmädchen anzufangen. Das 18-jährige Mädchen kann ihr Glück kaum fassen. Gleich am ersten Tag lernt sie den Diener Viktor kennen und fühlt sich direkt zu ihm hingezogen, doch der Diener beachtet sie gar nicht. Für Adelheid beginnt nicht nur ein neues Arbeitsleben, sie muss auch lernen, mit dem Neid anderer Bediensteter zu leben. Das neue Leben im Schloss hat nicht nur gute und helle Seiten.

Der vorliegende Roman „Hinter dem hellen Schein“ ist der Auftakt zu einer neuen Reihe von Hanna Caspian. Die Handlung spielt auf Schloss Liebenberg in Brandenburg und erzählt von den Menschen Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Bediensteten des Schlosses werden ausführlich geschildert. Zunächst lernt man Adelheid kennen. Als Tochter eines Tagelöhners hätte sie eigentlich nicht im Schloss arbeiten dürfen, warum sie eingestellt wurde, bleibt zunächst ein Rätsel. Aber gerade durch dieses junge Mädchen bekommt man Einblicke in das Leben der Menschen, die nicht genug zum Leben hatten. Die Familie von Adelheid ist bettelarm und auf das Einkommen des jungen Mädchens angewiesen. Es hat mir gut gefallen zu lesen, wie sie im Schloss aufgenommen wurde und wie ihr Leben seinen Weg geht.

Auch die anderen Charaktere im Dienstbotentrakt werden ausführlich vorgestellt. Zunächst scheint es auch so, als wäre alles gut, doch schnell stellt sich heraus, jeder ist auf seinen eigenen Vorteil bedacht und Neid und Missgunst sind an der Tagesordnung. Die Intrigen, die gesponnen werden, sind zwar nicht nett, sorgen aber eben für die nötige Spannung in der Geschichte und zeigen auch, dass das Leben dieser Zeit immer und überall harte Arbeit war.

Der historische Hintergrund für diesen Roman bildet die Eulenburg-Affäre. Schloss Liebenberg und seine adligen Bewohner sind historisch belegt. Ich fand diese Geschichte höchst interessant. Über diese Affäre, die den Kaiser selbst fast zu Fall gebracht hätte, habe ich so noch nichts gelesen. Die Zusammenhänge hat die Autorin aber glaubhaft in Szene gesetzt. Sie hat dabei nicht nur die hochadlige Familie ausführlich beschrieben, sondern auch die Menschen, die im Schloss alles dafür getan haben, damit es glänzt und blinkt und sauber ist. Dienstboten dürfen aber nicht zu sehen sein, sie sollen einfach nur arbeiten. Dies hat Hanna Caspian glaubhaft erzählt und dabei von Protagonisten geschrieben, die einem einfach ans Leseherz wachsen müssen.

Der Erzählstil von Hanna Caspian ist leicht und locker zu lesen. Sie versteht es geschickt, ihre Leser an die Buchseiten zu fesseln. Durch die Wechsel zwischen Dienerschaft und Herrschaft entsteht nicht nur ein gutes und anschauliches Gesamtbild dieser Zeit, sondern die Geschichte bekommt dadurch auch Abwechslung und bleibt spannend. Ich fand es gelungen, wie die Autorin von dem Leben der Zimmermädchen, Stubenmädchen und Dienerschaft erzählt, dabei verliert sie auch nicht die dazugehörigen Familien aus den Augen. Das Elend für viele in dieser Zeit wird mit eingebunden. Die politische Situation der Familie zu Eulenburg trägt ein übriges dazu bei, dass diese Geschichte nicht nur interessant zu lesen ist, sondern auch gut unterhält.

Fazit:

Dieser erste Teil von „Schloss Liebenberg“ hat mir gut gefallen, ich konnte das Buch eigentlich nicht aus der Hand legen und war dann schon etwas betrübt, als es schon zu Ende war. Hanna Caspian ist es wieder einmal gelungen, einen authentischen historischen Roman abzuliefern. Ich mochte die Protagonisten, ich mag die Schilderungen dieser Zeit und vor allem mag ich, wie die Charaktere sich entwickeln und mit ihren Aufgaben wachsen können. Jetzt warte ich ungeduldig auf den zweiten Teil, um zu erfahren, wie es mit Adelheid, Viktor und den anderen weitergeht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.08.2022

Mit Liebe zum Detail erzählt

Der Duft von Zimt
0



Anfang des 19. Jahrhunderts steht halb Europa in Flammen. Napoleon zieht mit seiner Armee durch die Lande und macht auch vor Hamburg nicht halt. Die Stadt wird besetzt und französische Truppen bestimmen ...



Anfang des 19. Jahrhunderts steht halb Europa in Flammen. Napoleon zieht mit seiner Armee durch die Lande und macht auch vor Hamburg nicht halt. Die Stadt wird besetzt und französische Truppen bestimmen das Bild. In diesen Jahren versucht Josephine mit ihrem Onkel ihre kleine Bäckerei am Laufen zu halten. Doch die Beschaffung von Zutaten wie Zucker, Zitronen oder Zimt wird immer schwerer und ist legal fast nicht mehr zu bekommen. Der Onkel beschließt, die Backstube zu schließen, doch Josephine weigert sich. Nur mit dem Versprechen zu heiraten, willigt der Onkel ein und die junge Frau darf bleiben, doch ist der auserwählte Postbote Christian Schulte wirklich der richtige Mann für Josephine? Und wie soll es überhaupt weitergehen?

Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, in dem man Fritz Thielemann beim Backen über die Schulter schauen kann. Seine Begeisterung für dieses Handwerk wird von der ersten Seite an spürbar, doch dann stehen die ersten Soldaten in seiner Backstube und alles verändert sich. Die eigentliche Handlung setzt dann 6 Jahre später, im Jahre 1812 ein. Jetzt ist es Josephine, der man zusehen kann. Sie entdeckt für sich den Zimt und auch bei ihr spürt man sofort die Leidenschaft für ihr Handwerk. Die junge Frau war mir von den ersten Seiten an sympathisch.

Von der Autorin Rebekka Eder habe ich bisher noch nichts gelesen, aber „Der Duft von Zimt“ klang für mich nach einer guten Geschichte und so war es dann auch. Ich war schon nach wenigen Seiten im besetzten Hamburg angekommen. Die Autorin hat einen bildhaften, lebendigen Erzählstil. Es fällt leicht, der Handlung zu folgen und die Seiten flogen nur so dahin. Dabei ist nicht nur Josephine ein sympathischer Charakter, es gibt da noch so einige mehr. Vor allem Philibert war mir sehr sympathisch, wer das ist, verrate ich hier allerdings nicht, das müsst ihr schon selbst herausfinden. Ich mag solche kleinen Eigenarten in Romanen, sie lockern die Geschichte etwas auf und nehmen einen Teil der Schwere mit sich. Denn es gab auch Szenen, die nur schwer zu lesen waren, weil sie so dramatisch und auch traurig erzählt werden. Diese Szenen haben einen historischen Hintergrund und zeigen somit, dass die Autorin sich gut mit der Geschichte dieser Zeit auseinandergesetzt hat.

Rebekka Eder hat es gut verstanden, von der Besetzung Hamburgs zu erzählen und wie die Menschen damit leben mussten. Sie hat aber nicht nur aus Sicht der Hamburger die Situation geschildert, sondern lässt mit Pépin Sabatier, der als Soldat in der Stadt ist, auch die französische Seite zu Wort kommen. Genau wie Josephine liebt er die Backstube und kann dem Duft von Zimt nur schwer widerstehen. Gemeinsam finden sie heraus, wie man aus diesem Gewürz ein leckeres Gebäck herstellen kann. Die Beziehung dieser beiden Protagonisten entwickelt sich so nach und nach. Mir hat gut gefallen, wie vorsichtig die zwei aufeinander zugehen. Ihre Entwicklung ist nicht nur lebendig, sondern eben auch glaubhaft. Überhaupt hat die Autorin es verstanden, ein lebendiges Bild dieser Zeit entstehen zu lassen. Sie erzählt von dem täglichen Leben, von den Strapazen und von den Gefahren, die es mit sich brachte, Lebensmittel und Backzutaten zu besorgen. Ihre Charaktere hat sie dabei wunderbar ausgearbeitet und mit einigen Eigenarten ausgestattet, die für angenehme Leseunterhaltung sorgen.

Fazit:

„Der Duft von Zimt“ ist ein Roman über eine junge Frau und ihre Leidenschaft, nicht nur fürs Backen. Der Duft von Zimt begleitet einen tatsächlich beim Lesen, ich konnte mir die Backstube und seine Bewohner lebhaft vorstellen. Auch die Liebesgeschichte hat mir gut gefallen, sie war nicht zu vordergründig und hat sich wunderbar in das Gesamtbild eingefügt. Dies war zwar mein erstes Buch von Rebekka Eder, aber bestimmt nicht mein letztes. Ihr Erzählstil ist warm und lebendig, ich fühlte mich gut unterhalten und hatte schöne Lesemomente.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.08.2022

Düstere Grundstimmung, aber gelungen

An dunklen Wassern
0



James Avery ist auf der Suche nach seinem Sohn. Er soll seine Ländereien erben, die er von König Charles II. zurückerhalten hat. James ist davon überzeugt, dass Alinor ihm vor 21 Jahren einen Sohn geboren ...



James Avery ist auf der Suche nach seinem Sohn. Er soll seine Ländereien erben, die er von König Charles II. zurückerhalten hat. James ist davon überzeugt, dass Alinor ihm vor 21 Jahren einen Sohn geboren hat. Dass er die damals junge Frau im Stich gelassen hat, verdrängt er. Alinor Reekie musste sich der Wasserprobe als Hexe unterziehen und entkam nur knapp dem Tod. Jetzt hat sie sich mit ihrer Tochter Alys ein neues Leben am Südufer der Themse aufgebaut und will von James nicht wissen. Gleichzeitig mit dem Adligen trifft auch eine junge Witwe aus Venedig ein. Sie erzählt davon, dass sie die Frau von Rob sei, und dieser sei in der Lagune von Venedig ertrunken. Alinor fällt es schwer, der jungen Frau zu glauben. Wäre ihr Sohn Tod, müsste sie als Mutter es doch spüren?

„An dunklen Wassern“ ist der zweite Band, indem die Autorin Philippa Gregory aus dem Leben des 17. Jahrhunderts erzählt. Dieser Teil beginnt 21 Jahre nach „Gezeitenland“ und schließt somit nicht unmittelbar an die Geschichte an. Ich denke, man kann die Bücher auch einzeln lesen. In diesem Teil sind kleine Rückblenden vorhanden, die davon erzählen, was vielen Jahren Jahren geschehen ist, aber trotzdem werden die Gefühle der Protagonisten verständlicher, hat man Band 1 gelesen. Die Autorin hat es geschickt verstanden, eine etwas traurige Grundstimmung entstehen zu lassen. Mich hat sie damit völlig in den Bann gezogen. Einmal begonnen konnte ich das Buch nur schwer zur Seite legen. Ich wollte unbedingt wissen, was es mit dieser Witwe auf sich hatte und ob der geliebte Sohn von Alinor wirklich verstorben ist.

Ein zweiter Erzählstrang schildert dann aus dem Leben von Ned, dem Bruder von Alinor. Dieser ist nach Amerika ausgewandert, um dort ein freies Leben führen zu können. Sein Leben in Hadley Neuengland gestaltet sich anders als für ihn erwartet. Die Geschichte dieser Siedler liest sich fast genauso spannend wie aus dem Leben von Alinor in England. Die Beschreibungen der Konflikte mit den Einwohnern und Einwanderern fand ich durchaus gelungen.

Der Erzählstil in diesem Roman von Philippa Gregory hat für mich einen leicht düsteren Unterton, der mir aber gut gefällt. Auch dass sie immer wieder zwischen den Protagonisten wechselt, hat mir gefallen. Auf diese Weise ist man mal bei Ned in Amerika, um dann wieder in England, bei Alinor oder oft auch bei den Kindern von Alys zu sein. Durch diese Art erlebt man diese Familie von allen Seiten und ist bei allem dabei. Mich hat es auch nicht gestört, dass eigentlich die Kinder hier im Fokus stehen, mehr jedenfalls als Alinor oder ihre Beziehung zu James Avery. Wobei James in diesem Teil sowieso unscheinbar wirkt. Seine Rolle ist vielleicht ein bisschen steif geraten, dafür ist der Charakter der Witwe aus Venedig umso lebendiger. Diesen Kontrast fand ich dann wiederum gelungen.

Fazit:

Auch der zweite Band dieser Reihe aus dem England des 17. Jahrhunderts konnte mich wieder für sich einnehmen. Ich mag die etwas traurige Stimmung in der Geschichte und auch, dass die Autorin sich dafür entschieden hat, diese Handlung 21 Jahre später spielen zu lassen und somit die Kinder die Handlung beeinflussen können. Für mich war „An dunklen Wassern“ ein Lesegenuss, wenn auch von der etwas schweren Art.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere