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Veröffentlicht am 01.11.2022

Spannender zweiter Teil der Pilger-Reihe

Das Geheimnis des Pilgers
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Historische Romane von Petra Schier zeichnen sich vor allem durch drei Dinge aus:

1. hochinteressante, teils sympathische, teil sehr unsympathische Protagonisten, die in ihrer Gesamtheit jedoch immer ...

Historische Romane von Petra Schier zeichnen sich vor allem durch drei Dinge aus:

1. hochinteressante, teils sympathische, teil sehr unsympathische Protagonisten, die in ihrer Gesamtheit jedoch immer ein rundes "Ensemble" für die vielen einzelnen Handlungsstränge innerhalb der Geschichten bilden - jeder spielt seine Rolle und es gibt immer einen Grund, aus dem die unscheinbarste Person nochmal wichtig werden kann,

2. spannende Handlungen und viele unerwartete Wendungen, die nie Langeweile aufkommen lassen,

3. akribisch recherchierte, detailgenaue Beschreibungen der historischen Rahmenbedingungen, die den Leser in die Zeit der Handlung zurückversetzen und - obwohl Romane natürlich Fiktion sind - einen hervorragenden Einblick in die tatsächlich üblichen Gegebenheiten oder gesellschaftlichen Vorstellungen bieten.

All diese Faktoren findet der Leser auch in "Das Geheimnis des Pilgers", dem zweiten Band der Pilger-Reihe rund um Conlin vom Langenreth, seine Verlobte Reinhild und den jungen ungestümen Pelz- und Geschmeidehändler Don Palmiro im Koblenz des Jahres 1379.

Neben den vielen persönlichen Geschichten, Entwicklungen und Unwägbarkeiten mit denen vor allem die drei Hauptpersonen in der Geschichte zu kämpfen haben, bietet Petra Schier ihren Lesern auch eine Art "Einweisung" in die gesellschaftlichen Vorstellungen des späten 14. Jahrhundert, und - erschreckend aber wahr - viele dieser Vorurteile sind auch heute noch (wenn auch größtenteils aus anderen Beweggründen) hochaktuell.

Auf jeden Fall eine sehr lesenswerte Fortsetzung des ersten Teils der Pilger-Reihe "Das Kreuz des Pilgers", das große Lust auf den dritten Teil mit wahrscheinlich noch viel mehr außergewöhnlichen Wendungen weckt.

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Veröffentlicht am 26.10.2022

Mystisch, Übersinnlich, Gefährlich

Mord im Jenseits
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In "Mord im Jenseits" verschwimmt die Realität von Frankreichs bekanntester und beliebtester Commissaire der 1970er Jahre mit Okkultismus, Mystik und Dingen, die jenseits der menschlichen Vorstellungskraft ...

In "Mord im Jenseits" verschwimmt die Realität von Frankreichs bekanntester und beliebtester Commissaire der 1970er Jahre mit Okkultismus, Mystik und Dingen, die jenseits der menschlichen Vorstellungskraft liegen. Trotz dieser verwirrenden Umstände macht sich Lucie Girard mit Hilfe von Gendarm Hugo und ihrer neuen Assistentin Louisa Benin daran, zwei Todesfälle aufzuklären, die bereits zehn Jahre zurückliegen. Schon bald weiß Lucie Girard nicht nur kaum noch zwischen Sein und Schein zu unterscheiden, sondern auch ihre persönliche Welt gerät aus den Fugen. Und dann wird die Gefahr unmittelbar greifbar...

Mystik, Okkultismus und die scheinbar geordnete Welt der rationalen Commissaire Lucie Girard - geht das zusammen? Ja, es geht! - Und nicht nur das: diese Kombination sorgt vor allem zum Ende des mittlerweile 17. Bandes aus der St.Tropez-Krimi-Reihe von Luc Winger für atemlose Spannung. Ein völlig anderer Lucie-Girard-Fall, und gerade deshalb ist er so lesenswert....

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Veröffentlicht am 08.10.2022

Spannende Einblicke in die Bedeutung des Fußballs für die brasilianische und argentinische Gesellschaft

Lob des Dribbelns
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Dem Autor Olivier Guez ist mit "Lob des Dribbelns" eine beeindruckende, spannend geschriebene und toll zu lesende Hommage an die Geschichte des brasilianischen und argentinischen Fußballs gelungen.

Guez ...

Dem Autor Olivier Guez ist mit "Lob des Dribbelns" eine beeindruckende, spannend geschriebene und toll zu lesende Hommage an die Geschichte des brasilianischen und argentinischen Fußballs gelungen.

Guez beschreibt eindrucksvoll und sehr anschaulich die enorme Bedeutung, die der Fußball in den beiden südamerikanischen Gesellschaften hatte, noch heute hat - und vor allem, wie dazu kam, dass dieser Sport diese Kraft entwickeln konnte. Von den Anfängen unmittelbar nach der Unabhängigkeit von den jeweiligen Kolonialherren, über die Glanzzeiten der 1950er bis 1970er (Brasilien mit Pele, Garrincha, u.a.), bzw. der späten 1970er bis 1990er (Argentinien mit Kempes, Billardo, Maradonna) Jahre, bis zur heutigen Zeit mit den "unvollendeten" Ausnahmekönnern Neymar und Messi.

Dem Autor gelingt es, die scheinbar unzerstörbare Identifikation der Brasilianer und Argentinier mit ihren Fußballvereinen herauszustellen und die Gründe dafür anschaulich und nachvollziehbar darzulegen. Er bewegt sich dabei nicht nur allein in den rein sportlichen Milieus, sondern läßt auch Philosophen, Schriftsteller, Künstler und Personen aus anderen einflussreichen Gesellschaftsteilen zu Wort zu kommen.

Dadurch entsteht ein umfassender Bericht, der dem europäischen Fußball-Fan die wahre Bedeutung des "Fan-Sein" vor Augen führt und nebenbei kritisch mit den heutigen unsäglichen Auswüchsen der Fanszenen und "modernen Vereinskulturen" ins Gericht geht.

Ein spannendes und informatives Buch, das jeder Fußball-Fan, der ein wenig mehr über die Entwicklung des brasilianischen und argentinischen Fußballs erfahren möchte, unbedingt gelesen haben sollte. Ich hoffe auf eine Fortsetzung, die sich dann mit den anderen erfolgreichen südamerikanischen Fußball-Nationen (insbesondere Uruguay und Chile) beschäftigt.

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Veröffentlicht am 12.09.2022

Persönlich und fernab des Mainstream - auch das ist Amerika

Die Vereinigten Zutaten von Amerika
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Anna Engelke und Jörg Thadeusz stellen in ihrem Buch "Die Vereinigten Zutaten von Amerika" ein sehr persönliches Amerika vor - fernab des Mainstream, sympathisch und mit ebenso selbstbewußten, wie starken ...

Anna Engelke und Jörg Thadeusz stellen in ihrem Buch "Die Vereinigten Zutaten von Amerika" ein sehr persönliches Amerika vor - fernab des Mainstream, sympathisch und mit ebenso selbstbewußten, wie starken Charakteren.

Die pointierten Portraits von 16 Menschen, die alle auf eigene Art einzigartig sind und jeweils mindestens eine erstrebenswerte Charaktereigenschaft symbolisieren, zeigen eindrucksvoll, wie auch (oder gerade) in Amerika Menschen im Kleinen wirken und dabei viel bewirken können.

Das Buch erschien bereits 2012 und gibt auch zehn Jahre später noch Hoffnung, dass im Amerika nach dem präsidialen Trump-Supergau, der beim Erscheinen des Buches wohl noch nicht absehbar war, und auch nach Corona - bei aller Zerissenheit des Landes - weiterhin engagierte, weltoffene und einfach gute Menschen existieren.

Als kleines Schmankerl gibt es für den Leser zum Ende jeden Portraits ein Rezept aus dem persönlichen Repertoire des jeweiligen Protagonisten. Mal einfach, mal Haute Cuisine - halt genauso abwechslungsreich, wie der "melting pot" USA und die hier vorgestellten Charaktere.

Sehr lesenswert und inspirierend

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Eindrucksvoller zweiter Band der Norderney-Saga um die starken Frauen des Inselsalons

Sturm über dem Inselsalon
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In ihrem zweiten Roman der auf vier Bände ausgelegten historischen "Inselsalon"-Reihe rund um die starken Frauen des "ersten Friseursalons am Platze" auf Norderney, nimmt die Autorin Sylvia Lott ihre Leserinnen ...

In ihrem zweiten Roman der auf vier Bände ausgelegten historischen "Inselsalon"-Reihe rund um die starken Frauen des "ersten Friseursalons am Platze" auf Norderney, nimmt die Autorin Sylvia Lott ihre Leserinnen und Leser mit in die schweren, entbehrungsreichen und mit Schicksalsschlägen gespickten Jahre des ersten Weltkriegs und in die darauffolgende, nicht minder problembehaftete Nachkriegszeit.

Während ihre Männer im Krieg Dienst für das Deutsche Kaiserreich leisten, haben Seniorchefin Jakomina Fisser und die eingeheiratete Juniorchefin Frieda Fisser, unterstützt von Friedas' Freundin Grete, sowie den Familienmitgliedern, Nachbarn und treuen Angestellten alle Hände voll zu tun, den Salon und ihre persönlichen Leben möglichst unbeschadet durch die schweren Zeiten zu manövrieren. Das gelingt nur teilweise, in vielen Aspekten jedoch auch nicht, denn der Krieg fordert letztlich auch von den Frauen des Inselsalons einen hohen Tribut - von jeder Einzelnen.

Aber vor allem Frieda läßt sich nicht unterkriegen - sie geht voran, übernimmt Verantwortung und "funktioniert", auch wenn die Kräfte oft am Ende sind. Aber reicht das - gerade in der Zeit nach dem Ende des Krieges mit Depression, Rezession, Geldentwertung, Lebensmittel- und Versorgungsknappheit mit Grundgütern - um den Salon am Leben zu halten ohne sich selber zu verlieren?

Sylvia Lott ist mit "Sturm über dem Inselsalon" ein eindrucksvolles Buch gelungen, das mit sehr vielen, akribisch recherchierten, historischen Fakten über das Norderney der 1910er Jahre aufwarten kann. Viele Schauplätze der Handlung kann der geneigte Leser bei einem Besuch auf der Insel auch heute noch problemlos wiederfinden. Auf der Grundlage der historisch belegten Ereignisse und tatsächlichen Orte baut die Autorin eine toll zu lesende, realistsich wirkende Handlung auf, die zwar Fiktion ist, aber ohne Weiteres auch so passiert sein könnte.

Ein eindrucksvoller zweiter Band einer uneingeschränkt zu empfehlenden Reihe, der Lust auf die beiden noch folgenden Fortsetzungen macht.

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