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Veröffentlicht am 12.09.2022

Autobiografie des Autors

Kerl aus Koks
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Man muss Michael Brandner als Schauspieler (der immerhin inzwischen in mehr als 200 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt hat) nicht kennen, um diesen Roman zu lesen, der sehr viele autobiografische ...

Man muss Michael Brandner als Schauspieler (der immerhin inzwischen in mehr als 200 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt hat) nicht kennen, um diesen Roman zu lesen, der sehr viele autobiografische Inhalte aufweist. Gerade die erste Hälfte des Buches, die die Jahre 1951 (sein Geburtsjahr) bis 1971 (Beendigung seiner Wehrzeit) umfasst, liest sich sehr angenehm, weil sie sehr lebendig Brandners Kindheit im Ruhrpott abhandelt und das seinerzeitige dortige Leben so liebevoll und lebensecht nachzeichnet. Wer auch aus dem Pott stammt, hat sicherlich so manches Wiedererkennungserlebnis; die anderen, so sie denn der Generation Brandners angehören, werden zu dem Schluss gelangen, dass die damalige Zeit genauso wie dargestellt war. Mit Interesse habe ich gelesen, was für eine schwierige Kindheit Brandner hatte, auch durchsetzt mit Momenten, in denen sein Leben auf Messers Schneide stand, wovon er sich aber nie hat unterkriegen lassen. Umso enttäuschender empfand ich die zweite Buchhälfte. Das mag aber auch daran liegen, dass ich mit einem solch flatterhaften Leben, wie es Brandner geführt hatte – von einer Frau zur nächsten, von einem Job zum anderen, von einer Bleibe in die nächste – selbst nichts anfangen kann. Diese Aneinanderreihung immer gleicher kurzer Episoden hat mich nur noch gelangweilt. Insgesamt schade, weil ich die ursprünglich anvisierte Best-Bewertung so auf ein Mittelmaß herabgestuft habe.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Ein Stück Lebensgeschichte der Malerin Weldon

Susanna
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Dass Alex Capus mit diesem Roman über das Leben der tatsächlich existent gewesenen Malerin Susanna Carolina Faesch, die sich später Caroline Weldon nannte, schreibt, war mir bei der Lektüre gar nicht bewusst. ...

Dass Alex Capus mit diesem Roman über das Leben der tatsächlich existent gewesenen Malerin Susanna Carolina Faesch, die sich später Caroline Weldon nannte, schreibt, war mir bei der Lektüre gar nicht bewusst. Es hätte vielleicht ein entsprechender Hinweis in den Klappentext oder auf den Buchrücken aufgenommen werden sollen. So bin ich von einem völlig fiktiven Roman ausgegangen, der mich leider nicht so recht fesseln konnte. Wie es typisch für Capus ist, gerät er oft ins Schwadronieren und kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen. Das fängt schon im Eröffnungskapitel an, das in Basel Mitte des 19. Jahrhunderts spielt, als die Protagonistin fünf Jahre alt ist. Das hier geschilderte Ereignis soll offensichtlich der Grund für die Auswanderung ihrer Mutter mit dem Töchterchen nach Amerika sein. Doch hier wie noch später so manches Mal fehlen mir die nachvollziehbaren Beweggründe für das Handeln der Romanfiguren. Von denen gibt es allerhand mit jeweils ureigenen, interessanten Lebensgeschichten. Das ist vielleicht auch der Grund dafür, dass das Wesentliche in Susannas Leben – ihr Einsatz für die Rechte der Ureinwohner Amerikas – sehr kurz kommt und eigentlich erst in den letzten fünfzig Seiten darauf eingegangen wird.

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Gute Nachbarschaft

Tür an Tür
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Zunächst hat mir das Buch wunderbar gefallen. Der Ich-Erzähler Kurt, Anfang 30, Lehrer, homosexuell, bezieht seine erste Wohnung in einem Genossenschaftsbau in Wien. Er knüpft verschiedene nachbarschaftliche ...

Zunächst hat mir das Buch wunderbar gefallen. Der Ich-Erzähler Kurt, Anfang 30, Lehrer, homosexuell, bezieht seine erste Wohnung in einem Genossenschaftsbau in Wien. Er knüpft verschiedene nachbarschaftliche Beziehungen zu anderen Mietern mit ihren ureigenen persönlichen Hintergründen. Wichtige Bezugspersonen sind auch sein Freund aus Kindheitstagen und einer seiner Schüler, ein kurdischer Flüchtling. Zeitlich ist die Geschichte vorwiegend im Sommer des Jahres 2014 angesiedelt und gelungen wird immer wieder auf seinerzeit aktuelle Ereignisse eingegangen, wie die Fußballweltmeisterschaft, die Besuche des türkischen Präsidenten in Europa, der Einfluss des sog. Islamischen Staates in Syrien und dem Irak. Zum Thema Homosexualität gibt es interessante Gedankengänge, denn Kurt hat sich zwar geoutet, lebt seine Homosexualität aber nicht aus. Was mir dann aber gänzlich missfallen hat und letztlich zu einer Herabstufung in der Bewertung führt, ist, wie die Geschichte rund um Kurt und seinen Schüler vor dem Hintergrund des Erdogan-Besuchs einen Eigencharakter annimmt und eine mir unpassend erscheinende Fahrt aufnimmt.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Eine Freundschaft im Mafia-Milieu

Die Familie
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Die äußere ansprechende Gestaltung des Buch-Covers, der auf ihm befindliche Hinweis „Der New York Times Bestseller“ und die Inhaltsbeschreibungen halten nicht, was sie versprechen.
Ein typischer Mafia-Roman ...

Die äußere ansprechende Gestaltung des Buch-Covers, der auf ihm befindliche Hinweis „Der New York Times Bestseller“ und die Inhaltsbeschreibungen halten nicht, was sie versprechen.
Ein typischer Mafia-Roman mit vielen Darstellungen von Gewalt ist es nicht, was ich als positiv empfand. Im Vordergrund stehen zwei junge Frauen, die ins Milieu hineingeboren wurden und von klein auf befreundet sind. Der Vater der einen wird aufgrund von Ausstiegsabsichten beseitigt, was das Leben seiner kleinen Familie und der befreundeten auf immer prägen wird, die beide im Milieu verhaftet bleiben. Eine wirkliche Handlung mit rotem Faden habe ich vermisst. Vieles wird aus der Gedankenwelt der beiden Frauen wiedergegeben. Nicht selten gehen die Passagen betreffend die eine oder andere übergangslos ineinander über, so dass nicht immer deutlich ist, von wem gerade die Rede ist. Der Schreibstil ist sehr poetisch gehalten und steht damit eigentlich im Widerspruch zum Inhalt.
Alles in allem nur ein durchschnittlicher Roman, der sich mir nicht besonders einprägen wird. Am ehesten zu empfehlen für Leser*innen von Familiengeschichten.

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Veröffentlicht am 15.06.2022

Die Anfänge des sich ankündigenden Umbruchs in der Sowjetunion

Zukunftsmusik
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Wir wohnen an einem ganz besonderen Tag, dem 11. März 1985, als Gorbatschow das Amt des Generalsekretärs der KPdSU übernimmt, dem Leben von Großmutter, Mutter, Tochter und Enkelin in einer sowjetischen ...

Wir wohnen an einem ganz besonderen Tag, dem 11. März 1985, als Gorbatschow das Amt des Generalsekretärs der KPdSU übernimmt, dem Leben von Großmutter, Mutter, Tochter und Enkelin in einer sowjetischen Kommunalka bei. Von der Perestroika und Glasnost ist noch nichts zu spüren. Das Leben der Bürger ist sehr trostlos – die beengte Gemeinschaftsunterkunft, Mangel, fehlende Meinungsfreiheit usw.
Die Romanfiguren blieben für mich sehr distanziert. Den Schreibstil empfand ich als etwas umständlich. Schade, denn das Thema des sich ankündigenden Umbruchs finde ich sehr interessant.

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