Profilbild von nirak03

nirak03

Lesejury Star
offline

nirak03 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit nirak03 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2022

Ein Leben am Rande der Gesellschaft

Das gelbe Tuch
0



Für Anna scheint das Leben nicht mehr viel zu bieten zu haben. Sie ist dazu gezwungen, als Dirne in einem Frauenhaus zu arbeiten. Die Bürger Nürnbergs meiden sie bei Tag, doch nachts gehören selbst die ...



Für Anna scheint das Leben nicht mehr viel zu bieten zu haben. Sie ist dazu gezwungen, als Dirne in einem Frauenhaus zu arbeiten. Die Bürger Nürnbergs meiden sie bei Tag, doch nachts gehören selbst die angesehenen Männer und auch die Priester zu ihren Kunden. Auch wenn ihre Arbeitsbedingungen gesetzlich geregelt sind, selten hält sich jemand daran. Anna ist dazu gezwungen, Dinge zu ertragen, die unerträglich sind. Doch dann stehen Veränderungen an, die Stadt Nürnberg rüstet sich für einen Krieg gegen den Ansbacher Markgrafen. Gleichzeitig taucht ein seltsamer Fremder Mann bei Anna im Bordell auf. Endres scheint Geheimnisse zu verbergen, doch schnell ist der jungen Frau klar, der Mann ist als Spion in der Stadt, aber soll sie das kümmern? Er behandelt sie mit Respekt und Anna sieht endlich eine Zukunft für sich selbst.

In dem neuen Roman von Priska Lo Cascio geht es um mehr als nur darum, das Leben einer Dirne im 15. Jahrhundert zu schildern. Die Autorin erzählt zwar davon, wie es kam, dass die junge Frau im Frauenhaus landete und auch davon, wie sie dort behandelt wurde. Sie erzählt von den unterschiedlichen Häusern und dem Leben darin, aber auch von dem Leben in Nürnberg in diesen Jahren um 1449. In dieser Zeit fällt nämlich der Krieg zwischen dem Ansbacher Markgrafen Albrecht Achilles aus dem Hause Zollern und der Stadt Nürnberg. Dieses Ereignis wird hier spannend aufgegriffen. Die Geschichte von Anna und Endres mag zwar fiktiv sein, aber der historische Hintergrund ist belegt und so wird aus dem Leben zweier Menschen erzählt, die so durchaus in dieser Zeit gelebt haben könnten. Ihr Schicksal und das der Menschen von Nürnberg wird detailliert geschildert. Ich fand es spannend davon zu lesen, was gerade Menschen, die am Rande der Gesellschaft lebten, alles für Auflagen befolgen mussten und voran sie sich zu halten hatten.

Der Erzählstil der Autorin ist angenehm und flüssig zu lesen. Sie wechselt im richtigen Moment die Szenen, sodass ich einfach immer weiter lesen musste, um nichts zu verpassen. Nicht nur die Handlung war spannend, auch haben mir die Protagonisten gut gefallen. Anna als Frau, die viel erleben musste und dabei nicht immer gut behandelt wurde. Und Endres, der sich sein Leben zwar mehr oder weniger selbst aussuchen konnte und unbeirrt seinen Weg geht und trotzdem seine Verpflichtungen nachkommen musste. Gleichzeitig wird aber auch eine Geschichte von Freundschaft und Vertrauen erzählt, die mich als Leserin berührt hat.

In einem Nachwort klärt die Autorin Fiktion und Wahrheit. Hier werden so einige spannende Details erläutert. Ein Personenregister zu Beginn sorgt für den Überblick über die Protagonisten und ein Glossar klärt einige fremde Begriffe. Ich mag solche Anhänge sehr gern.

Fazit:

„Das gelbe Tuch“ ist ein spannender historischer Roman über eine Frau, die ein schweres Schicksal hatte, aber nie die Hoffnung verloren hat. Zudem wird ein interessantes historisches Ereignis aus der Mitte des 15. Jahrhunderts zu Nürnberg geschildert. Mir hat die Geschichte gut gefallen, sie war spannend und abwechslungsreich. Die vorhandene Liebesgeschichte nicht zu vordergründig und das Schicksal der Charaktere glaubwürdig und nachvollziehbar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.10.2022

Krimi wird zum Spionagefall, spannend!

Raue Havel
0



Ein altes Bootshaus, in dem drei alte Skelette gefunden werden, eine ermordete Journalistin und ein alter Spionagefall aus dem Jahre 1949 stellen Toni Sanftleben vor ein großes Rätsel. Hängen die Fälle ...



Ein altes Bootshaus, in dem drei alte Skelette gefunden werden, eine ermordete Journalistin und ein alter Spionagefall aus dem Jahre 1949 stellen Toni Sanftleben vor ein großes Rätsel. Hängen die Fälle zusammen oder haben sie gar nichts miteinander gemeinsam? Der Hauptkommissar versucht dieses seltsame Rätsel zu entschlüsseln und entdeckt fast zu spät, dass die Sache viel tiefer geht, wie er vermutet hat. Er selbst ist mehr mit dem Fall verstrickt, als er selbst vermutet.

Der neue Fall für Toni Sanftleben ist nicht einfach nur ein Krimi, der in der Gegenwart spielt. Die Handlung beginnt in diesem Fall bereits im Jahre 1946 und erzählt unter anderem von einer Frau, die nach dem Krieg ihr Überleben sicher will. Die Einblicke in die Zeit fand ich gelungen. Sie zeigt vor allem, wie weit die Menschen bereit waren zu gehen, um ihr Überleben zu sichern.

Der zweite Handlungsstrang erzählt dann von dem Hauptkommissar und davon, wie er versucht, den Fall der toten Journalistin zu lösen. Die ganze Geschichte ist ein wenig komplizierter und die Zusammenhänge erklären sich erst so nach und nach. Wobei man als Leser natürlich den Vorteil hat, dass man die Zusammenhänge schneller erzählt bekommt, während Toni intensiv nach der Wahrheit suchen muss. Tim Piper ist es gelungen, einen Spionagefall aus der Vergangenheit mit einem spannenden Krimi der Gegenwart zu verbinden. Entstanden ist ein Krimi, der auch den Hauptkommissar selbst nicht kaltlassen kann. Die Einblicke in die Jahre nach dem Krieg wirken authentisch und die Abläufe waren für mich glaubhaft dargestellt. Die Geschichte über diese verbotene Stadt des sowjetischen Geheimdienstes fand ich spannend.

Wieder einmal gibt es tiefe Einblicke in das Privatleben von Toni Sanftleben. Mir hat gut gefallen, dass man hier mehr über die Familie von Toni erfährt. Die Verbindung der Gegenwart mit der Vergangenheit ist gelungen. Der Autor hat es geschickt verstanden, seine Protagonisten weiterzuentwickeln. Die Veränderungen der Jahre sind spürbar. Nicht nur das Leben von Toni verändert sich weiter, auch seine Kollegen gehen ihre eigenen Wege und dürfen sich weiterentwickeln. Deutlich wird dies vor allem bei Phong, der immer mehr seinen eigenen Weg geht und dabei ist, ein richtig guter Ermittler zu werden. Ich mag diesen Charakter.

Fazit:

„Raue Havel“ ist ein vielschichtiger Krimi, der Vergangenheit und Gegenwart verbindet. Mir hat dieser Ausflug in die Welt der Spionage gut gefallen. Ich mag die ruhige Art, wie Tim Pieper seine Krimis erzählt, sehr gern. Ich finde es immer wieder spannend, dass er es schafft, aus jedem Fall etwas besonders zu machen. Diese vorliegende Geschichte über einen historischen Spionagefall in Potsdam und die Verbindung bis in die Gegenwart ist dem Autor gelungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.09.2022

Gelungenes friesisches Abenteuer

Im Bann des Adlers
0



Das Leben scheint für Almuth offenbar nicht viel zu bieten zu haben. Sie muss mit ihrem Vater ihre Heimat verlassen und noch einmal ganz von vorn beginnen. Doch in dem neuen Ort lernt sie Folkmar Janns ...



Das Leben scheint für Almuth offenbar nicht viel zu bieten zu haben. Sie muss mit ihrem Vater ihre Heimat verlassen und noch einmal ganz von vorn beginnen. Doch in dem neuen Ort lernt sie Folkmar Janns Osinga kennen. Sie verliebt sich in den jungen Schiffszimmermann und er erwidert ihre Gefühle. Vor dem jungen Paar liegt ein Leben voller Glück, wäre da nicht jemand, der ihnen dieses Glück nicht gönnt und eine hinterhältige Intrige gegen Folkmar anzettelt. Der junge Mann wird des Mordes angeklagt und muss fliehen, Almuth bleibt in Trauer zurück. Für Folkmar ist es nicht leicht, seine Unschuld zu beweisen, er zieht verbittert durch die Lande, bis er schließlich unerwartete Hilfe bekommt, aber auch für Almuth ist es nicht leicht, mit dem Gedanken zu leben, denn geliebten Mann nie wiederzusehen.

„Im Bann des Adlers“ ist der zweite Teil der Friesen-Saga von Daniel Wolf und obwohl es eine Fortsetzung von „Im Zeichen des Löwen“ ist, kann man die Bücher bedenkenlos einzeln lesen. Die nächste Generation der Familien Osinga und der tom Broks haben ihr Leben zu meistern. Diese vorliegende Geschichte beginnt mit einem Epilog im Jahre 1386 und erzählt, wie die noch sehr junge Almuth zum ersten Mal nach Warfstede kommt. Erst danach geht es mit der eigentlichen Handlung, beginnend im Jahre 1391 weiter. Erzählt wird jetzt aus dem Leben der Menschen zu Warfstede allen voran natürlich die Familie Osinga und ihr Handwerk. Ein Szenenwechsel führt die Leser dann zu der Familie tom Brok, die die Herrschaft über diesen Teil Frieslands übernehmen will.

Daniel Wolf hat es in meinen Augen geschafft, eine spannende Familiengeschichte zu erzählen. Gleichzeitig erfährt man viel aus dem Leben dieser Zeit und von den politischen Zusammenhängen zwischen den Häuptlingen und den Nachbarländern, die alle gern die Freiheit der Friesen eindämmen würden. Im Vordergrund steht natürlich das Leben der beschriebenen Familien. Allen voran Folkmar Janns Osinga. Sein Schicksal wird sehr ausführlich geschildert. Vielleicht sogar eine Spur zu intensiv. Er wurde verbannt und sein Weg zurück, war lang und schmerzvoll und wird in allen Facetten und Einzelheiten beschrieben. Ich mag ja so ausführliche Geschichten, man kann darin so richtig schön versinken. Allerdings wurde es bei Folkmar erst so wirklich spannend, als er auf die Vitalienbrüdern trifft, leider erst sehr spät im Buch.

Ein weiterer Handlungsstrang befasst sich unter anderem mit dem Leben von Almuth. Mit ihr erfährt man viel darüber, wie die einzelnen Ortschaften verwaltet wurden. Sie darf zwar in einer Gemeinschaft leben, was aber nicht bedeutetet, dass sie nicht ebenfalls eine sehr einsame Zeit erlebt hat. Ihr Schicksal wird ebenfalls ausführlich geschildert. Und natürlich geht der Blick auch auf die Familie tom Brok. Mir haben die ausführlichen Beschreibungen der Ereignisse Spaß gemacht. Ich konnte tief in die Zeit eintauchen. Auch wenn sicherlich einiges Handeln vorhersehbar war und auch das Ende jetzt nicht wirklich überraschend war, die Lesereise bis dahin war ein gelungenes Abenteuer. Besonders gefallen haben mir die Likedeeler. Ich fand es spannend, davon zu lesen, wie sich die Vitalienbrüdern weiterentwickelt haben, beziehungsweise was aus ihnen geworden ist.

Fazit:

„Im Bann des Adlers“ umfasst 1048 Seiten, ist also ein wirkliches dickes Buch, ich habe jede einzelne Seite mit Genuss gelesen. Mir hat es Spaß gemacht, Folkmar, Almuth und ihre Familie auf ihrem Weg zu begleiten und auch zu sehen, wie sich die Geschehnisse entwickelt haben. Auch wenn es Szenen gab, deren Ende vorhersehbar waren, hat trotzdem alles zusammengepasst. Am Ende habe ich einen gelungenen historischen Roman ganz nach meinem Geschmack gelesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2022

Das Mittelalter, lebendig und bunt

Das Geheimnis des Pilgers
0

Reinhild ist fest dazu entschlossen, ihrem Verlobten Conlin bei dem Aufbau seines Handels mit Sicherheiten zu helfen. Conlin trägt seit Kurzem den Titel des Grafen von Langenreth und ist fest entschlossen, ...

Reinhild ist fest dazu entschlossen, ihrem Verlobten Conlin bei dem Aufbau seines Handels mit Sicherheiten zu helfen. Conlin trägt seit Kurzem den Titel des Grafen von Langenreth und ist fest entschlossen, allein dafür zu sorgen, dass seine Familie den guten Ruf wahren kann. Sein Bruder hatte sie fast zugrunde gerichtet, jetzt wieder alles in Ordnung zu bringen, fordert viel Geduld von dem noch jungen Grafen. Weder seine Verlobte noch er selbst lassen sich von ihren Vorhaben abringen, als dann auch noch ein altes Geheimnis droht ans Licht zu kommen, müssen sie zusammenhalten.

„Das Geheimnis des Pilgers“ schließt unmittelbar an den Vorgänger „Das Kreuz des Pilgers“ an und erzählt die Geschichte von Reinhild und Conlin weiter. Da mir der erste Teil schon gut gefallen hatte, wollte ich natürlich wissen, wie die Geschichte sich weiter entwickelt. Ich mag die Mischung aus historischem Roman mit etwas Mystik. Auch wenn es hier um die Menschen im 14. Jahrhundert geht, steht das magische Kreuz schon immer noch mit im Mittelpunkt.

Die einzelnen Charaktere hat die Autorin weiter ausgearbeitet und lässt sie ihr Leben leben. Reinhild ist dabei, die Liebe neu zu entdecken und nähert sich Conlin an. Auch für diesen ist dieser Lebensweg neu. Beide müssen lernen, ihre Gefühle zuzulassen. Es macht Spaß, sie dabei zu beobachten und mitzuerleben, wie sie aufeinander zusteuern.

Auch die Geschichte von Palmiro wird weiter erzählt. Er hat sich schon einen guten Ruf als Pelz- und Geschmeidehändler aufgebaut. Leider ist er nicht immer vorsichtig, was die Sicherung seiner Waren betrifft. Hier tritt nun ein weiterer Charakter auf den Plan, der mir gut gefallen hat. Eigentlich wird Benedikt als Söldner angeworben, der für die Sicherheit in Palmiros Warenlager sorgen soll, aber er hat ganz andere Absichten. Ich mochte die Streitgespräche zwischen ihm und Palmiro. Überhaupt sind die Dialoge der Protagonisten untereinander unterhaltsam und haben mich so manches Mal zum Lachen gebracht.

In ihrem locker und leichten Erzählstil schildert Petra Schier die Ereignisse aus dem Jahre 1379 zu Koblenz. Auch wenn es sich hier nur um eine fiktive Geschichte vor historischer Kulisse handelt, könnte es durchaus Familien wie die Bongerts oder von Langenreth gegeben haben. Die täglichen Abläufe werden lebensecht und lebendig geschildert. Ein paar Extras sind dann auch in diesem Roman vorhanden, so gibt es gleich zu Beginn eine Karte von Koblenz und ein Personenregister. Den Schluss bildet auch hier ein ausführliches Nachwort der Autorin, indem sie Wahrheit und Fiktion erläutert und auch noch so manch anderes Detail parat hat.

Fazit:

Mir hat der zweite Teil dieser Reihe wieder gut gefallen. Ich konnte mich gut auf die Geschichte einlassen und hatte spannende und zugleich humorvolle Lesestunden. Nur jetzt heißt es leider wieder warten, bis es mit dem dritten Teil weitergeht und sich auch die letzten losen Fäden zu einem Ganzen zusammenfügen. Ich freue mich darauf.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.09.2022

Wo Licht ist, ist auch Schatten, gelungener Auftakt einer neuen Reihe

Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein
0



Im Sommer des Jahres 1906 ändert sich das Leben von Adelheid unvermittelt. Sie ist die Tochter eines Tagelöhners und damit eigentlich zu einem Leben in Armut verdammt, doch sie bekommt das ungeheuerliche ...



Im Sommer des Jahres 1906 ändert sich das Leben von Adelheid unvermittelt. Sie ist die Tochter eines Tagelöhners und damit eigentlich zu einem Leben in Armut verdammt, doch sie bekommt das ungeheuerliche Angebot, auf Schloss Liebenberg als Stubenmädchen anzufangen. Das 18-jährige Mädchen kann ihr Glück kaum fassen. Gleich am ersten Tag lernt sie den Diener Viktor kennen und fühlt sich direkt zu ihm hingezogen, doch der Diener beachtet sie gar nicht. Für Adelheid beginnt nicht nur ein neues Arbeitsleben, sie muss auch lernen, mit dem Neid anderer Bediensteter zu leben. Das neue Leben im Schloss hat nicht nur gute und helle Seiten.

Der vorliegende Roman „Hinter dem hellen Schein“ ist der Auftakt zu einer neuen Reihe von Hanna Caspian. Die Handlung spielt auf Schloss Liebenberg in Brandenburg und erzählt von den Menschen Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Bediensteten des Schlosses werden ausführlich geschildert. Zunächst lernt man Adelheid kennen. Als Tochter eines Tagelöhners hätte sie eigentlich nicht im Schloss arbeiten dürfen, warum sie eingestellt wurde, bleibt zunächst ein Rätsel. Aber gerade durch dieses junge Mädchen bekommt man Einblicke in das Leben der Menschen, die nicht genug zum Leben hatten. Die Familie von Adelheid ist bettelarm und auf das Einkommen des jungen Mädchens angewiesen. Es hat mir gut gefallen zu lesen, wie sie im Schloss aufgenommen wurde und wie ihr Leben seinen Weg geht.

Auch die anderen Charaktere im Dienstbotentrakt werden ausführlich vorgestellt. Zunächst scheint es auch so, als wäre alles gut, doch schnell stellt sich heraus, jeder ist auf seinen eigenen Vorteil bedacht und Neid und Missgunst sind an der Tagesordnung. Die Intrigen, die gesponnen werden, sind zwar nicht nett, sorgen aber eben für die nötige Spannung in der Geschichte und zeigen auch, dass das Leben dieser Zeit immer und überall harte Arbeit war.

Der historische Hintergrund für diesen Roman bildet die Eulenburg-Affäre. Schloss Liebenberg und seine adligen Bewohner sind historisch belegt. Ich fand diese Geschichte höchst interessant. Über diese Affäre, die den Kaiser selbst fast zu Fall gebracht hätte, habe ich so noch nichts gelesen. Die Zusammenhänge hat die Autorin aber glaubhaft in Szene gesetzt. Sie hat dabei nicht nur die hochadlige Familie ausführlich beschrieben, sondern auch die Menschen, die im Schloss alles dafür getan haben, damit es glänzt und blinkt und sauber ist. Dienstboten dürfen aber nicht zu sehen sein, sie sollen einfach nur arbeiten. Dies hat Hanna Caspian glaubhaft erzählt und dabei von Protagonisten geschrieben, die einem einfach ans Leseherz wachsen müssen.

Der Erzählstil von Hanna Caspian ist leicht und locker zu lesen. Sie versteht es geschickt, ihre Leser an die Buchseiten zu fesseln. Durch die Wechsel zwischen Dienerschaft und Herrschaft entsteht nicht nur ein gutes und anschauliches Gesamtbild dieser Zeit, sondern die Geschichte bekommt dadurch auch Abwechslung und bleibt spannend. Ich fand es gelungen, wie die Autorin von dem Leben der Zimmermädchen, Stubenmädchen und Dienerschaft erzählt, dabei verliert sie auch nicht die dazugehörigen Familien aus den Augen. Das Elend für viele in dieser Zeit wird mit eingebunden. Die politische Situation der Familie zu Eulenburg trägt ein übriges dazu bei, dass diese Geschichte nicht nur interessant zu lesen ist, sondern auch gut unterhält.

Fazit:

Dieser erste Teil von „Schloss Liebenberg“ hat mir gut gefallen, ich konnte das Buch eigentlich nicht aus der Hand legen und war dann schon etwas betrübt, als es schon zu Ende war. Hanna Caspian ist es wieder einmal gelungen, einen authentischen historischen Roman abzuliefern. Ich mochte die Protagonisten, ich mag die Schilderungen dieser Zeit und vor allem mag ich, wie die Charaktere sich entwickeln und mit ihren Aufgaben wachsen können. Jetzt warte ich ungeduldig auf den zweiten Teil, um zu erfahren, wie es mit Adelheid, Viktor und den anderen weitergeht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere