Profilbild von JosefineS

JosefineS

Lesejury Star
offline

JosefineS ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit JosefineS über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2022

Die Unendlichkeit der Rache

Elektra, die hell Leuchtende
0

Voller Sehnsucht wartet die mykenische Prinzessin Elektra auf die Heimkehr ihres Vaters. Als Agamemnon die Griechen einte und nach Troja aufbrach, um den Raub der schönen Helena zu rächen war sie noch ...

Voller Sehnsucht wartet die mykenische Prinzessin Elektra auf die Heimkehr ihres Vaters. Als Agamemnon die Griechen einte und nach Troja aufbrach, um den Raub der schönen Helena zu rächen war sie noch ein Kind. Seitdem sind 10 Jahre vergangen, in denen ihre Mutter Klytaimnestra von Trauer um ihre geliebte Tochter Iphigenie, Wut und Rache zerfressen wurde. Kassandra, eine Prinzessin Trojas, der durch Apollons Hand eine Gabe zu Teil wurde, die Segen und Fluch zugleich ist, sieht das Unheil auf das die Mykener zusteuern, doch ist sie dazu verdammt ungehört zu bleiben. Drei Frauen, die, die Taten der Männer erdulden müssen und zu Statisten im Ränkespiel der Götter auserkoren wurden. Doch Elektra ergibt sich dem nicht, sie hat eigene Werte, eigenen Stolz und sie wird ihren eigenen Weg gehen. Im Bestreben ihrem Schicksal zu entkommen ebnet sie jedoch eben jenen weg der von vornherein von den Göttern für sie vorherbestimmt war.
Lektüre über griechische Mythologie ist neben viel Dramaturgie auch zuweilen Männer- und Kriegslastig. Doch auch wenn die Frauen oft nur Statisten oder Nebenrolle belegen, sind sie bei genauer betrachtet oft die, in deren Händen das Schicksal liegt. Ihre Entscheidungen und Taten Einen oder entzweien Königreiche, entscheiden über Krieg und Frieden oder Leben und Tot. Jennifer Saint gibt in ihrem 2. Roman den oftmals nur kurz erwähnten Frauen, um den allseits bekannten trojanischen Krieg, eine Stimme. Doch dieser soll keine zentrale Rolle hier finden, sondern lediglich als Auslöser für Geschehnisse rundherum genannt werden, da das Dasein aller eng mit einander verwoben ist und dass, alles nur wegen einer schicksalshaften Frage von drei Göttinnen. Für Neulinge der griechischen Mythologie ist das Buch bedingt geeignet, es werden zwar alle Schlüsselmomente ihre Erwähnung finden aber die Thematik um den trojanischen Krieg, wie auch die Personen sind sehr umfassend,sodass es etwas verwirrend sein kann. Für mich kam diese Komponente sogar stellenweise etwas zu kurz, doch alle relevanten Ereignisse werden genannt. Auf die Emotionen der Protagonistinnen wir intensiv eingegangen, was die Dramatik der Geschehnisse untermalte und half deren Entscheidungen nachzuvollziehen. In manchen Szenen war es mir teilweise etwas zu viel gefühlvolles Zerdenken der Situation, da hätte ich mir eine etwas nüchterne Betrachtung, mit mehr Tiefe zum mythologischen Hintergrund gewünscht. Nichts destotrotz ein Werk was zum Leiden, Träumen, Bangen und Lieben einlädt und dessen Thematik Trauer, Wut und Rache in allen zeitlichen Epochen ihre Präsenz findet.

Fazit: wieder eine mitreißend erzählte Geschichte aus der griechischen Mythologie, die den Frauen eine starke Stimme verleiht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2022

Ein neues Abenteuer, mit gewohnt bissigem Sarkasmus

This Charming Man
2

Wirklich jeder weiß, dass Vampire nur eine Erfindung der Filmindustrie sind um kleinen Kindern Angst einzujagen. Nur leider hat der Kerl vor ihnen verdächtig spitze Eckzähne und etwas zu viel Blut im Magen ...

Wirklich jeder weiß, dass Vampire nur eine Erfindung der Filmindustrie sind um kleinen Kindern Angst einzujagen. Nur leider hat der Kerl vor ihnen verdächtig spitze Eckzähne und etwas zu viel Blut im Magen um als normaler Mensch durch zu gehen. Die magische Welt, die es im Gegensatz zu Vampiren wirklich gibt ist sich trotz ihrer Zerstrittenheit in diesem Punkt sehr einig: Vampire gibt es nicht! Doch was auch immer dieser Mann ist, es muss geklärt werden was es mit dem ganzen auf sich hat und wer wäre da besser geeignet als die Mitarbeiter der Stranger Times? Doch um ehrlich zu sein haben die gerade ganz andere Sorgen. Chaotische Scheidung, eine Praktikantin mit unerklärlichen Kräften, die es zu schützen gilt und eine unerhört löchrige sanitäre Installation. Das kann Chefredakteur Vincent Bonecraft nicht auf sich sitzen lassen. Wenn hier einer seine Mitarbeiter schlecht behandelt, dann ist das immer noch er selbst, da hat er Prinzipien.

Nach einem erfolgreichen 1. Band um die Mitarbeiter der wohl skurrilsten Zeitung der Welt, schmiedete C.K. McDonnell ein weiteres Abenteuer, dieses Mal mit jeder Menge Biss. Der Fall und die Auflösung des Ganzen, hätten das Buch nicht allein um die Ecke tragen können, doch bei den Stranger Times Geschichten sind die Charaktere und Dialoge eher vordergründig ausgelegt. Der irische Comedian und Autor schafft es mit Humor, jeder Menge Sarkasmus, wechselnden Handlungsszenen und mehr als außergewöhnlichen Personen eine grandiose Lesestimmung zu erzeugen. Auch wenn es mir zwischenzeitlich zu viele Handlungsstränge und ebenso viele, damit verbundene Fragen gab, konnte zum Schluss das meiste geklärt werden. Wie auch im ersten Teil tritt sein Chefredakteur durch seine grausigen Führungsqualitäten, unverschämt scharfe Menschenkenntnis und vor Sarkasmus triefende Dialoge in den Vordergrund. Für mich war Bonecraft wieder ein echtes Highlight, auch durch eher unerwartete Züge, die in diesem Buch zu Tage treten. Auf der Fantasy Ebene geht die Story weniger in die tiefe, wer sich also weite Einblicke in magische Welten erhofft könnte enttäuscht werden, für mich war es aber kein zu bemängelnder Aspekt, da es wie schon erwähnt Vordergründig um die skurrilen Begegnungen der Mitarbeiter mit der magischen/ realen Welt geht. Zusammen begegnen wir sowohl neuen, als auch alten Charakteren, deren Extravaganz sowohl in bösen Machenschaften als auch sonderbarem Auftreten, der Belegschaft in nichts nachstehen.

Fazit: ein 2. Teil der in der Skurrilität seiner Story etwas hinter dem 1. hinterherhinkt. Dafür aber in Sachen Humor, Sarkasmus, einzigartige Dialoge und kuriose Charaktere im Überfluss liefert.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 13.09.2022

Er ist ein nichts und ich werde ihn finden!

The Nothing Man
0

Fast 20 Jahre nachdem ein Monster in stetig steigernder Raserei durch Cork wütet starrt Jim Doyle auf das Buchcover von „The Nothing Man“. Warum zur Hölle steht da sein Name? Natürlich nicht der, unter ...

Fast 20 Jahre nachdem ein Monster in stetig steigernder Raserei durch Cork wütet starrt Jim Doyle auf das Buchcover von „The Nothing Man“. Warum zur Hölle steht da sein Name? Natürlich nicht der, unter dem ihn alle kennen, sondern der, den die Zeitungen ihm damals gaben. Als er den Namen der Autorin liest gefriert ihm das Blut in den Adern. Wie konnte ihm nur dieser Fehler unterlaufen? Er muss dieses Buch lesen, er muss wissen was sie weiß. Ein weiteres Mal kann er sie nicht am Leben lassen.

Eve Black überlebte als einzige den Nothing Man. Wie durch ein Wunder konnte sie in dieser grausamen Nacht dem Mann, der ihren Vater, ihre Mutter und die 7-Jährige Schwester Anna tötete entkommen. Was folgt war ein Leben als „das Mädchen, dass…“, doch es reicht. Nach fast 20 Jahren im Schatten tritt sie daraus hervor und wird mit ihrem Buch über seine Taten, zu der Frau die ihn fangen will. The Nothing Man ist als Buch im Buch aufgebaut. Zusammen mit Jim Doyle entdecken wir was Eve über sich und ihn zu erzählen hat und rutschen von anfänglich vielen Buchszenen immer mehr in die Realität und die Welt in der Jim lebt ab. Eine Welt die beginnt sich unaufhörlich immer und immer schneller zu drehen und längst auf Kollisionskurs steht. Mir fiel es am Anfang schwer mich auf Eves Buch einzulassen. Auf der einen Seite war es schrecklich zu lesen, was sie durchgemacht hat, auch nach der Nacht. Interessant war auch mehr über das Leben der anderen Opfer zu erfahren, weil es sie nicht bloß als Opfer zeigt, sondern als die Menschen die sie gewesen sind und derer man sich erinnern sollte. Doch irgendwie hatte es auch etwas langatmiges, Schweres. Dies besserte sich als Jim mehr in die eigentliche Story einbezogen wird. Rasant gewinnt die Handlung dann an Tempo und steuert auf das unausweichliche Ende zu, bei dem man sich am liebstem die Augen zuhalten möchte. Insgesamt also ein doch noch gelungenes Buch, welches zum Schluss noch mit Adrenalin steigernder Spannung aufwarten konnte, jedoch die Message hinter dem Buch nicht aus den Augen verliert. Täter werden zu oft glorifiziert und für übermenschlich gerissen gehalten, was nicht nur falsch ist, sondern auch die Aufmerksamkeit vom wesentlichen wegführt, den Opfern. Jene Menschen deren Namen wir eigentlich kennen sollten.

Fazit: nach Startschwierigkeiten konnte das Buch dennoch vor allem durch seine Message und den Spannungsbogen überzeugen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.09.2022

Zwischen Klassikern, Merchandise und Muskelprotzen

Schneewittchen und die sieben Särge
0

Robert Mondrian ist Buchhändler im beschaulichen Remslingen. Seine Buchhandlung führt allerdings nur Klassiker und Liebesromane, sehr zum Leidwesen seines Gehilfen Alfons, dessen Herz eher für Comics und ...

Robert Mondrian ist Buchhändler im beschaulichen Remslingen. Seine Buchhandlung führt allerdings nur Klassiker und Liebesromane, sehr zum Leidwesen seines Gehilfen Alfons, dessen Herz eher für Comics und Krimis schlägt. Was jedoch weder Alfons, seine zwei Pflege Kakadus Sherlock & Watson, noch sonst irgendwer in Remslingen ahnt, ist Roberts Vergangenheit als Geheimagent. Welche dieser geflissentlich und aus guten Gründen zu verbergen versucht. Als ein Obst- und Gemüsehändler der Ladennachbarin und Roberts heimlicher Herzensdame, tot aufgefunden wird, kommt er mit seiner Ruhestandsentscheidung ins Wanken. Plötzlich haben Polizei und Presse es auf Sonja und ein mysteriöser Muskelprotz auf den Buchhändler selbst abgesehen. Es wird Zeit, die Deckung zu verlassen.

Schneewittchen und die sieben Särge ist eher ein humorvoller Regional Krimi, als sturer „Bulle jagt Verbrecher“ Roman. Der völlig unterschätzte Protagonist, der den großen Muckibuden Stammkunden aufs Kreuz legt, ein ahnungsloser, manchmal etwas einfältiger Mitarbeiter und eine Leiche, die Tot tatsächlich mehr Staub aufwirbelt als zu Lebzeiten. Mit viel Charme manövriert sich Robert Mondrian durch jegliche Wirrungen des Falls. Der Schreibstil von Jürgen Seibold war angenehm flüssig und gut zu lesen, die Geschichte kurzweilig und nett erdacht, wenn auch hier und da gern etwas überzogen. Wer ein Buch über einen zur Ruhe gesetzten Geheimagenten kauft sollte jedoch mit Action lästigen Szenen rechnen.

Fazit: humorvolle Lektüre für zwischendurch, mit charmanten Charakteren und der ein oder anderen Überraschung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.04.2022

Psychoanalyse literarischer Figuren

Monster auf der Couch
0

Eine Psychologin verschwindet, in ihrem Büro werden Akten über Gespräche mit ihren letzten Patienten gefunden. Doch vom gewöhnlichen Klientel der Praxis sind diese weit entfernt. In ihrer Therapie befanden ...

Eine Psychologin verschwindet, in ihrem Büro werden Akten über Gespräche mit ihren letzten Patienten gefunden. Doch vom gewöhnlichen Klientel der Praxis sind diese weit entfernt. In ihrer Therapie befanden sich angeblich: Dr. Jekyll, Dorian Gray, Carmilla und Viktor Frankenstein. Wie ist das möglich? Sind die Figuren klassischer Schauerliteratur zum Leben erwacht und haben sich in psychologische Betreuung begeben? Möglicherweise geben die Akten zum Schluss einen Hinweis auf ihr verschwinden, doch vielmehr bieten sie einen eindrucksvollen Einblick in die Gefühlswelt uns bekannter, fiktiver Charaktere.

„Monster auf der Couch“ entspringt der Feder des Autoren Duos Mats Strandberg, dem Autor mehrerer Bücher und Jenny Jägerfeld, die als praktizierende Psychologin zum Teil auch schon Bücher, mit therapeutischem Hintergrund, verfasste. Die Idee zu diesem Werk hatten beide nach dem Besuch einer Theateraufführung. Diese, durchaus bekannten literarischen Figuren möchten ihr „monströses Verhalten“ therapiert haben. Mal mehr oder weniger freiwillig finden sie sich ein, um für ihre Mitmenschen angepasster und akzeptabler zu leben. Gleich vorweg: die Gesprächstherapie ist hier Dreh- und Angelpunkt in diesem Buch. Zwar beginnt es, mit der Tatsache ihres Verschwindens und Aufgrund dessen haben wir Einsicht in ihre Akten, doch das Buch befasst sich ausschließlich mit den von ihr geführten Therapie Sitzungen. Wer sich also einen Kriminalfall mit etwas psychoanalytischer Würze vorstellt, könnte massiv enttäuscht sein. Mir persönlich hat die hohe psychologische Komponente sehr gut gefallen. Auch die Aufteilung in Sitzungsprotokollen, Hintergründe zum Fachwissen und Auszüge ihrer Gedanken brachte Auflockerung. Unterstützt wurde diese von Illustrationen, Zeitungs- bzw. Fachartikeln. Man merkt bei allen Figuren, dass ihnen weniger ein monströses Verhalten, als vielmehr ausgeprägte Wesens- und Charakterzüge zugrunde liegen, die wir alle nur zu gut kenne und auch ab und an ausleben. Zwar war sowohl für uns, als auch für die Therapeutin ein Charakter sehr speziell und auch anstrengend, doch auch dieser Umstand war letzten Endes nachvollziehbar und machte das ganze wieder rund. Die Analyse der Charaktere an sich ist unwahrscheinlich interessant, trennen sie und uns im Schnitt ca. 150 Jahre. So klaffen Ansichten zum Teil stark auseinander, hat sich doch in dieser Zeit einiges gewandelt. Allem voran die gängigen Konventionen, zum Teil das Rollenverständnis von Mann und Frau oder die (leider immer noch nicht überall angekommene) Enttabuisierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen. Man stolpert über aberwitzige, damals jedoch hoch wissenschaftliche Thesen wie weibliche Hysterie oder die Phrenologie. Was die Charaktere glaubwürdig und zeitgemäß macht und zeitweise zum Schmunzeln veranlasst. Man sieht die Autoren haben sich sowohl mit der damaligen Zeit als auch mit den ursprünglichen Werken auseinandergesetzt. Somit geben sich die ernsten, witzigen und traurigen Momente auf dieser Couch die Klinke in die Hand. Wer sich also gern mit Psychologie, Psychoanalyse, Sitzungs-/ Gesprächstherapie, so wie Fachwissen befasst, den wird das Buch wahrscheinlich begeistern und mitnehmen können. Wer hier jedoch einen Kriminalfall erwartet könnte sich schnell langweilen.

Fazit: ein klasse Buch in dem, Charaktere der klassischen Schauerliteratur Platz nehmen und ihr Seelenleben offenbaren. Jedoch wird fast kein Bezug auf das Verschwinden der Therapeutin genommen, weswegen es trotz der Beschreibung nicht mit einem Kriminalfall verwechselt werden darf.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere