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Veröffentlicht am 29.09.2022

✎ Kathrin Köller & Irmela Schautz - Queergestreift

Queergestreift
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Dieses Buch habe ich gefühlt ewig gelesen.
Es enthält eine Masse an Informationen - und dennoch fehlen sie mir an manchen Stellen.

Bei fast jedem Buchstaben werden Anlaufstellen in Deutschland, Österreich ...

Dieses Buch habe ich gefühlt ewig gelesen.
Es enthält eine Masse an Informationen - und dennoch fehlen sie mir an manchen Stellen.

Bei fast jedem Buchstaben werden Anlaufstellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz genannt. Leider sind manche bereits nicht mehr aktuell, aber dafür können die Autorinnen ja nichts.
Doch was mich wirklich stört, ist die Tatsache, dass die meisten Anlaufstellen für Jugendliche und junge Erwachsene (bis maximal 30 Jahre) sind - oder für Eltern von betroffenen Kindern / Jugendlichen. Was ist mit den Älteren (Betroffenen) unter uns, die erst jetzt die Möglichkeit haben, sich zu informieren und zu vernetzen? Die werden in dieser Lektüre leider außen vor gelassen. Dabei ist es für sie ebenso wichtig, im Leben anzukommen.

An manchen Stellen gibt es Checklisten für Familie und Freunde/Freundinnen. Wenn man sich also nicht bereits in der LGBTQIAP+ Community bewegt, sondern gerade erst anfängt, sich dafür zu interessieren und merkt, dass man an sich selbst arbeiten möchte, können diese hilfreich sein.

Der Schreibstil ist ehrlich und schonungslos. Sprachlich ist es vorwiegend für junge Leute geschrieben, denn die Autorinnen verwenden die Alltags- / Umgangssprache und viele englische Begriffe. Das war teilweise etwas nervig, da nicht alle (englischen) Begriffe erklärt werden und ich somit oft das Telefon in der Hand hatte, um nachzuschauen.
Andere Erklärungen hingegen werden unnötig oft wiederholt.

Ich hätte daher ein Vokabular am Ende, in dem alle wichtigen Begriffe nochmal gebündelt kurz erklärt werden, als hilfreich empfunden - ohne erst ewig nochmals durchs Buch blättern zu müssen.

Außerdem fände ich einen Kalender, in dem alle "Feiertage" dieser Community verzeichnet sind, toll.

Vor kurzem habe ich in einem Hörbuch gehört, dass manche mittlerweile LGBTQIAP+ sagen. Im Buch werden Bi & Pan weiterhin zusammen vorgestellt. Daran merkt man einfach, dass alles noch im Wandel ist. Nichts ist in Stein gemeißelt. Alles kann, nichts muss.

Und genauso ist es mit der Identitätsfindung. Kinder, Jugendliche, Erwachsene müssen sich weder heute, noch morgen, noch nächstes Jahr festlegen, wer sie sein möchten.

»Aber unsere Gesellschaft ist besessen davon, Menschen als Allererstes in die eine oder die andere Schublade zu packen. Die Arzthelferin ist nicht allein mit der Irritation, die entsteht, wenn die Schublade plötzlich klemmt, Arme und Beine raushängen oder die Person einem gleich aus beiden Schubladen entgegenlächelt. Aber diese Irritation, dass ich einfach nur einen Menschen vor mir habe und ihn nicht sofort einordnen kann, ist absolut aushaltbar und verschwindet, wenn man seine Schubladen in offene Regalflächen umbaut.« (S. 158)

Von mir gibt es trotz genannter Kritikpunkte eine Leseempfehlung an alle Interessierten. Außerdem bin ich der Meinung, dass dies eine Lektüre für die Schulbibliothek sein sollte.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 23.09.2022

✎ Elisabeth Pfeffer - Timi Travel 1 Timi Travel und das Portal nach Newelia

Timi Travel und das Portal nach Newelia
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Als ich das Cover das erste Mal sah, fühlte ich mich ein wenig erschlagen. Es ist wirklich sehr bunt und sehr voll. Mein Kind hingegen mochte es direkt, denn es fällt im Regal auf.
Während des Lesens der ...

Als ich das Cover das erste Mal sah, fühlte ich mich ein wenig erschlagen. Es ist wirklich sehr bunt und sehr voll. Mein Kind hingegen mochte es direkt, denn es fällt im Regal auf.
Während des Lesens der Geschichte jedoch verliebte ich mich - in die Bilder. Die Illustrationen sind toll! Richtig toll! Lisa Stachnick ist direkt zu einer meiner liebsten Illustratorinnen aufgestiegen. Ihre Zeichnungen sind ausdrucksstark, detailreich, farbenfroh, kindgerecht. Ich kann mich gar nicht daran sattsehen.
Und sie sind wirklich auf jeder Seite vorhanden - da macht das (Vor)Lesen gleich doppelt so viel Spaß. Doch sie erschlagen mich nicht, weil sie gut gewählt und platziert sind.

Wenn man das Buch aufschlägt, werden auf der Umschlagseite Timi und Romi(na) vorgestellt. Ich hätte mich gefreut, wenn der Verlag auf wertende Beschreibungen verzichtet hätte. Zudem finde ich es schade, dass die Reihe nur Timmi gewidmet ist, obwohl beide Kinder Hauptfiguren sind.

Die Geschichte an sich ist spannend und kurzweilig. Es werden hauptsächlich die Charaktere vorgestellt und die Neugier geschürt. Fragen werden nicht beantwortet.
Die Kapitel haben eine angenehme Länge, sodass es für Selbstlesende nicht zu viel wird und beim Vorlesen immer wieder eine Pause eingebaut werden kann, wenn nötig.
Auf einen komplizierten Satzbau und Schachtelsätze wird verzichtet.

Es ist immer schwierig, solch ein Buch in die Schulbibliothek zu stellen, denn die Kinder fragen direkt nach der Fortsetzung. Unter Umständen ist die Geschichte des vorhergehenden Bandes bereits vergessen, wenn der nächste erscheint. Daher bin ich bei Kinderbüchern immer für abgeschlossene Bände - auch wenn es eine Reihe ist. Mir ist auch noch nicht klar, ob es nur eine begrenzte Anzahl (2 oder 3) Teile geben soll / wird oder ob die Abenteuer ohne Begrenzung fortgeführt werden. (beides ist für mich vorstellbar)

Von uns bekommt "Timi Travel und das Portal nach Newelia" eine (Vor)Leseempfehlung für all diejenigen, die Reihen lieben und kein Problem damit haben, wenn diese mit einem Cliffhanger enden.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 16.09.2022

✎ Anna Eschenhagen - Jonathan von Nobelnobel 1 Geister fahren Straßenbahn

Geister fahren Straßenbahn
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Ich muss gestehen, dass mich an diesem Buch zuerst der Titel abgeholt hat. Der Klappentext hat mich dann noch ein bisschen neugieriger gemacht. Hätte ich nur das Cover gesehen, wäre ich daran vorbei geschlittert, ...

Ich muss gestehen, dass mich an diesem Buch zuerst der Titel abgeholt hat. Der Klappentext hat mich dann noch ein bisschen neugieriger gemacht. Hätte ich nur das Cover gesehen, wäre ich daran vorbei geschlittert, denn Schulgeschichten sind eher nicht so beliebt ...

Meine Erwartungen waren ganz klar: Leichte Unterhaltung für Kinder, die einem zum Lachen bringt. Gut, schmunzeln, wie es hinten drauf heißt, ist nicht lachen, doch irgendwie suchte ich etwas, um grauen Tagen zu entfliehen.

Nachdem ich die erste Geschichten gelesen hatte, entstanden ganz viele Fragezeichen in meinem Kopf. Man wird in eine Gruppe von Kindern und in eine Situation hineingeworfen, die man nicht so richtig versteht. Es gibt keine Erklärungen zu Zusammenhängen. Es wird immer nur etwas von früher angedeutet.

Als ich dann einen Blick in die Inhaltsangabe warf, las ich, dass die letzte Erzählung "Wie alles begann [...]" heißt.

Ich war mehrmals drauf und dran, den Schluss vorzuziehen, weil ich meine Neugierde nur schwer bremsen konnte. Getan habe ich es nicht. Doch auch jetzt, nach Beendigung der Lektüre, bin ich der Meinung, dass die letzte Geschichte an den Anfang gehört - oder zumindest an die zweite Stelle. (um den Spannungsbogen zu Beginn zu schaffen)

Revidieren musste ich jedoch meine Meinung bezüglich der Altersempfehlung.
Die Autorin sagt ganz klar: ab ca. 9 Jahren.
Die ersten Kriminalfälle hindurch habe ich mich gefragt, warum das Werk nicht mit einer besseren Struktur (größere Schrift, mehr Illustrationen) ausgestattet wurde, um es bereits für Erstleser*innen ansprechend zu machen.
Kurze, knappe Sätze und ansprechende Kapitellänge sind bereits vorhanden. Der Text an sich ist einfach strukturiert. Es kommen keine mega komplizierten Worte vor. Keine Schachtelsätze. Das Niveau der Handlungen ist angemessen. Es wird ganz viel nebenbei erklärt. Und es werden geschickt wichtige Werte eingeflochten. (man hat jedoch nie das Gefühl, dass da jemand mit erhobenem Zeigefinger steht)
Und doch habe ich nach Beendigung gesagt: Das Buch wird in unserer Schulbibliothek den Kindern ab 9 Jahren vorgestellt, weil manche Themen - gerade zum Schluss hin - zu komplex sind. Es sind Begebenheiten, die mitunter besprochen werden müssen - und die teilweise schwer wiegen.

Ansonsten sind die Geschichten schön kurzweilig. Mal eben was für Zwischendurch. Auch Kinder, die sonst nicht gerne lesen, könnten ihren Spaß daran haben, denn die Geschichten sind nochmals in einzelne Kapitel unterteilt.

Ich warte jetzt, wann der nächste Teil erscheint, denn Figuren und Geister bieten noch eine Menge Gesprächsstoff. Solange darf Jonathan schon mal in unserer Schulbibliothek spuken gehen.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 13.09.2022

✎ Rob Biddulph - Peanut Jones 1 Peanut Jones und die Stadt der Bilder

Peanut Jones und die Stadt der Bilder
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"Peanut Jones und die Stadt der Bilder" besticht als erstes durch das Cover. Meist sind Kinderbücher bunt. Kinder lieben Farben und werden von ihnen magisch angezogen. Hier begegnen wir viel schwarz & ...

"Peanut Jones und die Stadt der Bilder" besticht als erstes durch das Cover. Meist sind Kinderbücher bunt. Kinder lieben Farben und werden von ihnen magisch angezogen. Hier begegnen wir viel schwarz & weiß und deren Abstufungen - und orange. Das sieht ungewöhnlich aus und lenkt die Aufmerksamkeit auf sich.

Dieses Farbschema zieht sich durch das ganze Buch. Generell ist es durchweg großzügig bebildert, was bei einem Kinderbuch für 9-Jährige eher ungewöhnlich ist. Doch Kinder lieben Illustrationen. Daher ist dieses Werk in meinen Augen bereits schon für geübte 7-/8-Jährige geeignet, weil der Text auf manchen Seiten dadurch manchmal nur ein paar Zeilen lang ist.

Als ich das Buch das erste Mal in den Händen hielt, schreckte mich die Dicke wirklich ab. Unerfahrene Lesende nehmen nicht gerne solche Schinken aus dem Regal. Doch ich bin davon überzeugt, dass sie, wenn sie erst einen Blick hinein geworfen haben, begeistert sein werden.

Die Kapitel sind sehr kurz, die Sätze knackig und klar und die Schrift hat eine angenehme Größe. Zudem wird mit der Schrift hin und wieder gespielt, was ganz besonders gut ankommt.
Deswegen ist es ebenso als Vorlesebuch super geeignet.

Die Geschichte an sich ist interessant und sehr fantasievoll.
Die Charaktere haben Ecken und Kanten und man begleitet sie gerne auf ihrem Weg. Sie machen eine tolle Entwicklung durch.
Gerade auch die Werte, die vermittelt werden - Freundschaft, Familie, Zusammenhalt, Glaube an sich selbst, ... -, werden Kinder bestärken.

Einziger Kritikpunkt: Manche Situationen nicht mir nicht ganz stimmig.

Dem Autor und Illustrator merkt man seine Leidenschaft richtig an und nimmt sie ihm zu 100% ab. Er hat ein wunderbares Kinderbuch im Bereich 'Fantasy' geschaffen, mit dem sehr viele Lesende ihren Spaß haben werden.

Dass es sich hierbei um eine Reihe handelt und der erste Band mit einem Cliffhanger endet, war mit vorher nicht klar. Ich denke, das sollte der Verlag besser kommunizieren.

Diese Lektüre kommt definitiv zu uns in die Schulbibliothek und ich bin überzeugt davon, dass sie ganz viel ausgeliehen werden wird. Von mir gibt es daher an dieser Stelle ein klare (Vor)Leseempfehlung!

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 12.09.2022

✎ Priscille Schmitt - Mira und die Jahresuhr

MIRA und die Jahresuhr
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Meine 4-Jährige liebt es bunt, meine 4-Jährige interessiert sich für Feste rund ums Jahr - und deshalb durfte dieses Bilderbuch bei uns einziehen. Leider mag meine 4-Jährige dieses Werk nicht besonders ...

Meine 4-Jährige liebt es bunt, meine 4-Jährige interessiert sich für Feste rund ums Jahr - und deshalb durfte dieses Bilderbuch bei uns einziehen. Leider mag meine 4-Jährige dieses Werk nicht besonders ...

Wir begleiten Mira einmal durch das ganze Jahr - von Januar bis Dezember.
Bis auf den März wird in allen Monaten jeweils ein Ereignis in den Mittelpunkt gestellt, welches bei vielen Kindern bekannt sein dürfte. Mit dem März kann sich zudem meine Tochter ganz persönlich identifizieren, denn sowohl Mira als auch sie haben dann Geburtstag. Doch das trifft natürlich nicht auf alle zu und ist in meinen Augen daher schwierig, als Fixpunkt für den Monat zu nehmen. Vielleicht hätte man da den Frühlingsanfang veranschaulichen können. Zudem hätte ich Mai (Freibad) und Juni (Eisessen) getauscht.

Ansonsten sind die Tage anschaulich, lustig und fantasievoll umgesetzt - gleichermaßen in den Reimen sowie den Illustrationen. Auch gibt wirklich kreative Ideen - fernab jeden Klischees.

Die Zeichnungen sind bunt, doch nicht überladen. Sie sind klar in ihrer Struktur und es gibt viel zu entdecken. Meinem Kind machte es vor allem Spaß, die kleine Maus in jedem Monat zu suchen.

Leider lesen sich manche Reime ein bisschen holprig. Ich denke, das ist das große Manko an der Lektüre für meine Tochter. Denn als wir über die Monate sprachen, ohne dass ich den genauen Text vorlas, war sie super interessiert. Wir haben uns dann einen kleinen Plan gemacht, um zu gegebener Zeit für die jeweiligen Monate etwas zu basteln, um uns unsere eigene Jahresuhr zu kreieren.

Am Ende gibt es einen Geburtstagskalender, ein paar Fakten rund ums Jahr und eine einfache Jahresuhr.

Wie bereits anfangs erwähnt, mag mein Nachwuchs die Reime nicht und nimmt das Werk daher auch nie selbst in die Hand. Dennoch wird uns das Buch noch eine Weile begleiten, denn einige Projekte stehen bereits in den Startlöchern. Für uns ist es ein Ganzjahresbuch geworden, welches kein klassisches Vorlesebuch ist, sondern vor allem zum Erzählen und Basteln / Interagieren anregt.
Wenn es die Geburtstagsseite (März) nicht geben würde, wäre es sogar eine super Lektüre für den Kindergarten und / oder die Grundschule. Dennoch würde ich das angegebene Vorlesealter von 3 eher auf 5 Jahre hochsetzen.

Von mir bekommt "Mira und die Jahresuhr" eine Empfehlung für all jene, deren Kinder sich für dieses Thema interessieren. Mira ist ein Child of Colour und somit eine kleine Besonderheit in unserem Regal, welche nie thematisiert wird, weil meine Tochter einfach nur ein lebensfrohes, freches Kind sieht, welches lauter bunte Abenteuer erlebt - ein Kind, mit welchem sie sich gerne identifiziert.

©2022 Mademoiselle Cake