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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.09.2022

Eine Frau, die sich nicht unterkriegen lässt

Die Hennakünstlerin
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Ein Buch, das mir bereits mit seinem schönen, roten Cover regelrecht ins Auge gesprungen ist. Der Klappentext hat mich dann ebenfalls neugierig gemacht, denn von Indien und dem Leben der Frauen dort hatte ...

Ein Buch, das mir bereits mit seinem schönen, roten Cover regelrecht ins Auge gesprungen ist. Der Klappentext hat mich dann ebenfalls neugierig gemacht, denn von Indien und dem Leben der Frauen dort hatte ich bislang nicht sonderlich viel Ahnung.

Die Geschichte von Lakshmi spielt in Indien, kurz nach dem Ender der englischen Kolonialherrschaft. Wie so viele indische Mädchen, wurde Lakshmi als junges Mädchen zwangsverheiratet, da die Eltern die Familie kaum mehr ernähren konnten. Die Ehe ist gezeichnet von Gewalt, auch da sich kein Nachwuchs einstellen mag. Lakshmi flieht und baut sich eine eigene Existenz in Jaipoor als Hennakünsterlin auf, denn glücklicherweise hat ihr ihre Schwiegermutter allerhand nützliches Wissen über Kräuter und die Herstellung von Pasten beigebracht, was ihr geholfen hat, sich hochzuarbeiten. Doch als plötzlich ihr Mann mit ihrer bis dato unbekannten Schwester auftaucht, ändert sich alles und Laskshmis Existenz steht auf dem Spiel.

An den Schreibstil musste ich mich zunächst etwas gewöhnen, da viele indische Begriffe verwendet werden, die zwar im extra angehängten Glossar erklärt werden, aber für mich doch etwas schwer zu merken sind. Auch die Anrede für Verwandte wird oft durch spezielle Begriffe gekennzeichnet, was ich sehr spannend fand, da es das in unserer Kultur eher weniger gibt. Als ebook war es etwas anstrengend, die Begriffe während des Lesens nachzulesen, weshalb ich das schnell aufgegeben habe. Leider hemmte dies etwas den Lesefluss, da ich dann doch nicht alles richtig verstehen konnte. Spannend fand ich aber auf alle Fälle die Einblicke in die Umgangsformen der Figuren. Denn Vieles (vor allem Unangenehmes) darf nicht direkt angesprochen werden und wird auf komplizierte Art und Weise verschnörkelt gesagt und getan.

Für mich war es aber insgesamt eine sehr angenehme Lektüre, auch aufgrund des Einblickes in eine völlig andere Kultur. Wer sich dafür und auch für die Rolle der Frau in Indien interessiert, oder einfach mal etwas ganz anderes lesen möchte, dem kann ich "Die Hennakünsterlin" absolut wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Ein tabuisiertes Thema sachlich und ungeschönt dargestellt

Untenrum offen – Der Beckenboden nach der Geburt
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Der Beckenboden ist etwas, das einem in jungen Jahren so gar nichts sagt. Vielleicht hört man zum ersten mal beim Sport, wie im Pilates etwas davon. So richtig in Berührung kommt man mit dem Beckenboden ...

Der Beckenboden ist etwas, das einem in jungen Jahren so gar nichts sagt. Vielleicht hört man zum ersten mal beim Sport, wie im Pilates etwas davon. So richtig in Berührung kommt man mit dem Beckenboden aber eigentlich erst, wenn damit etwas nicht stimmt, oder man während einer Schwangerschaft, oder noch wahrscheinlicher, nach einer Geburt, damit in Berührung kommt.

Dr. Martina Lenzen-Schulte ist Medizinerin und kennt sich sehr gut mit dem Thema Beckenboden und vor allem auch Schäden an dieser von verschiedensten Muskeln durchzogenen Region aus. Sie bemängelt, dass in der Geburtsmedizin viel zu wenig auf den Beckenboden geachtet wird und Schäden daran einfach hingenommen werden. Vor allem auch deshalb, weil sich dieser Bereich der Medizin in der Regel nicht mit den Folgen einer Beckenbodenschädigung befassen muss.

Sachlich und ungeschönt erklärt sie in ihrem Buch "Untenrum offen", welche Methoden bei einer Geburt (leider!) nach wie vor zum Einsatz kommen und welche Schäden dies anrichten kann. Zum Teil ist dies nichts für schwache Nerven. Allerdings ist es meiner Meinung nach trotzdem unbedingt notwendig, dass über dieses Thema Aufklärung betrieben wird. Denn nur so kann sich tatsächlich etwas ändern!

Gut ist auch, dass sie von juristischer Seite aus beleuchtet, wie man sich als Betroffene wehren kann, wenn man dies möchte. Und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es einem unter gewissen Umständen helfen kann dies zu tun. Mein Weg war das zwar nicht und ich denke auch, dass sich unser Gesundheitssystem besser von einer anderen Seite aus entwickeln sollte: den Mensch mit seiner Gesundheit wieder mehr ins Zentrum zu rücken anstatt nur über politische und finanzielle Aspekte zu agieren. Aber es ist wichtig, Missstände anzuzeigen und das tut Dr. Martina Lenzen-Schulte.

Meiner Meinung nach ist das Buch ein wichtiger Beitrag zur Aufklärung, was durch Geburten alles passiert bzw. passieren kann. Und vor allem für Mediziner, die sich in diesem Bereich betätigen, sollte es Pflichtlektüre sein. Ein wichtiger Hinweis wäre mir aber wichtig: die angesprochenen Tipps für Betroffene gehen weniger in die Richtung, wie man Heilung des Beckenbodens nach einer Geburt anstreben kann als vielmehr in die Richtung, sich gegen die ungerechtfertigte Behandlung unter Geburt zu wehren.

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Veröffentlicht am 14.09.2022

Überraschend, emotional und mit spannenden Figuren

Die Köchin - Lebe deinen Traum
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Mein erster Roman von Petra Durst-Benning. Von dem Roman habe ich mir etwas Unterhaltung versprochen und dazu noch das ein oder andere über die französische Küche. Der Beginn des Romans hat zunächst auch ...

Mein erster Roman von Petra Durst-Benning. Von dem Roman habe ich mir etwas Unterhaltung versprochen und dazu noch das ein oder andere über die französische Küche. Der Beginn des Romans hat zunächst auch genau dies bestätigt: die Handlung verlief in vorhersehbaren Bahnen, die Figuren machten, was man von ihnen erwartet hat. Und plötzlich kam eine Überraschung nach der anderen. Das betraf die Figuren einerseits, aber auch die Handlung sowie die Handlungsorte auf der anderen Seite. So hatte ich das wirklich nicht erwartet und war sehr positiv davon beeindruckt. Schön ist auch, dass sich die Figuren gekonnt weiterentwickeln und man in ihnen mitunter richtig stimmige Persönlichkeiten entdecken kann, die zwar auch unsympathische aber durchaus realistische Züge an sich haben.

Durch das Hörbuch habe ich einige neue geschichtliche Fakten erfahren, bspw. über den Canal du Midi - absolut unbekanntes Terrain für mich. Aber auch über das ein oder andere spannende Küchengehemnis konnte ich etwas erfahren. Im Anschluss habe ich mir tatsächlich das ein oder andere Rezept als Anhang gewünscht. Die Sprecherin war für das Hörbuch passend und insgesamt recht angenehm zum Zuhören.

Ein wirklich unterhaltsames und überraschendes Hörbuch, das mit dem Cliffhanger am Ende für Spannung auf den nächsten Band macht.

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Veröffentlicht am 08.09.2022

Hebamme sein in den 90ern

Das Haus der Hebammen - Carolas Chance
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Da ich selbst wunderbare Erfahrungen mit einem Geburtshaus und den dortigen Hebammen gemacht habe, hat mich das Thema des Buches gleich angesprochen. Und auch der Zeitsprung in die 90er war für mich eine ...

Da ich selbst wunderbare Erfahrungen mit einem Geburtshaus und den dortigen Hebammen gemacht habe, hat mich das Thema des Buches gleich angesprochen. Und auch der Zeitsprung in die 90er war für mich eine angenehme Abwechslung zu meiner sonstigen Lektüre.

Die vier Hebammen Carola, Susanne, Ella und Annett haben es nicht immer leicht, sich als selbstständige Hebammen in ihrem Kölner Geburtshaus zu behaupten, groß sind Widerstände von verschiedenen Seiten. Doch die vier gehen ihren Weg und begleiten Frauen durch die Schwangerschaften und die anschließenden Geburten. Als Leserin erfährt man nicht nur etwas über die Arbeit der vier sondern auch zu ihren Privatleben. So nimmt bei Carola beispielsweise der Spagat zwischen Beruf und Familie eine zentrale Rolle ein, Susanne wünscht sich sehnlichst ein Kind und Ella lebt sich nach ihrem Auslandsaufenthalt in Uganda wieder in Köln ein. Annett bleibt etwas außen vor, vermutlich da sie "die Neue" im Bunde ist und im ersten Band der Trilogie keine große Rolle gespielt hat.

Marie Adams Schreibstil ist locker und leicht. Mann kann das Buch gemütlich zwischendurch lesen und dazu war es für mich eine amüsante Zeitreise in die 90er, was mich immer wieder zum Schmunzeln brachte. Zunächst hatte ich nicht erwartet, dass auch mehrere Themen angeschnitten werden, die zum tieferen Nachdenken anregen würden. Da dies jedoch an mehreren Stellen geschieht, hinterlässt das Buch bei mir bleibenden Eindruck.

Das Cover ist vielleicht etwas zu kitschig geraten, aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Thematisch bietet es auf jeden Fall viel mehr als ich gedacht hätte und möchte den Roman gerne jedem ans Herz legen, der auch einen Blick darauf werfen möchte, was sich zum Thema Geburt (und anderen Themen) in den letzten 30 Jahren getan hat und was sich immer noch ändern darf.

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Veröffentlicht am 28.08.2022

Wenn erst nach Jahren Gefühle der Familiengeschichte gelebt werden

Die Rückkehr der Kraniche
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Den Namen Romy Fölck kannte ich bereits, da ich jedoch nur selten Krimis lese, hatte ich noch keins ihrer Bücher gelesen. "Die Rückkehr der Kraniche" klang für mich recht interessant und so ist es mein ...

Den Namen Romy Fölck kannte ich bereits, da ich jedoch nur selten Krimis lese, hatte ich noch keins ihrer Bücher gelesen. "Die Rückkehr der Kraniche" klang für mich recht interessant und so ist es mein erstes (Hör)Buch von ihr geworden.

Die Geschichte dreht sich um eine Familie: die Hansens. Genauer müsste man sagen, es geht um die Frauen dieser Familie, denn Männer gibt es momentan bei keiner. Die älteste, Wilhelmine hat mit ihrer Gesundheit zu kämpfen und aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters sind alle in Sorge um sie: ihre Tochter Grete, die mit ihr zusammen im Elternhaus lebt, die andere Tochter Freya, die sich nur selten hier sehen lässt und Gretes Tochter Anne, die ebenfalls nicht oft da ist. Fast jedes Aufeinandertreffen der Frauen birgt Spannungen und es kommt oft zum Streit. Es wird schnell klar, dass viele Dinge der Vergangenheit ungesagt sind und bei jeder lange verborgener Ärger bedrohlich schwelt. Das ist auf der eine Seite etwas bedrückend, andererseits aber sorgt es auch für einen guten Spannungsbogen, denn man möchte einfach allzu gern wissen, was in der Vergangenheit genau passiert ist.

Das ging mir auch so beim Hören und daher war schon nach wenigen Tagen das gesamte Hörbuch gehört. Und das, obwohl es zwischendurch auch etwas langatmig war für meinen Geschmack. Trotzdem gefiel mir Fölcks Schreibstil sehr gut und die Sprecherin machte das Hören ebenfalls zu einem Genuss.

Ein schönes Hörbuch mit einer etwas ungewöhnlichen Geschichte, die spannend ist und gut unterhält. Wer jedoch um das Gefühl Ärger in Geschichten gerne einen Bogen macht, ist bei diesem Hörbuch jedoch ziemlich fehl am Platz.

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