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Veröffentlicht am 17.11.2022

Beklemmendes Kammerspiel

Lügen über meine Mutter
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Nicht jede Ehe ist für die Ewigkeit und nicht jede Beziehung wird auf hundertprozentig psychisch gesunde Art und Weise geführt. Wie übel es laufen kann, zeigt Frau Dröscher auf sehr intensive Art.

Ela ...

Nicht jede Ehe ist für die Ewigkeit und nicht jede Beziehung wird auf hundertprozentig psychisch gesunde Art und Weise geführt. Wie übel es laufen kann, zeigt Frau Dröscher auf sehr intensive Art.

Ela wächst mit Mutter und Vater im dörflichen Hunsrück auf. Ständiger Zankapfel der Familie ist das mütterliche Erscheinungsbild. Immer wieder verkündet der Vater auf wenig subtile Weise seinen Unmut über das angebliche Übergewicht. Was mit Bodyshaming beginnt, wächst sich schnell zu einer massiven mentalen Gängelei einer eigentlich starken, selbstbestimmten Frau aus, deren Einflüsse auch nicht vor der Tochter Halt machen.

Es liest sich wirklich bedrückend, wie ungesund diese Beziehung eigentlich ist und auf welchen Wegen der psychische Terror ins Ziel trifft. Jede Frau, die die Worte dieses furchtbaren Vaters liest, wird sich davon angegriffen fühlen können; die hier aufgeführten Mechanismen sind universell und vermutlich bekannt.

Man fragt sich immer wieder, warum man eine solche Situation aushält, warum sich die Frau aus dieser Ehe nicht befreit. Es tut weh, davon zu lesen. Man möchte schreien und wüten. Stattdessen blättert man Seite um Seite um, in der Hoffnung, dass es sich doch noch bessert.

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Veröffentlicht am 31.10.2022

Weihnachtlich besinnlich

Spekulatius, der Weihnachtsdrache rettet das Fest
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Jaja, ich weiß ja, dass es eigentlich ein Kinderbuch ist, aber auch ich als Erwachsene hatte mit diesem Buch meine wahre Freude! Der kleine Drache Spekulatius versprüht auch in diesem zweiten Band wieder ...

Jaja, ich weiß ja, dass es eigentlich ein Kinderbuch ist, aber auch ich als Erwachsene hatte mit diesem Buch meine wahre Freude! Der kleine Drache Spekulatius versprüht auch in diesem zweiten Band wieder eine riesige Portion weihnachtlichen Zauber.

Denn er kehrt zu Mats und Matilda zurück, als ihr Weihnachtsfest bedroht wird. Die Weihnachtsbäume verlieren ihre Nadeln, der Glühwein schmeckt plötzllich seltsam sauer und überall riecht es nur noch nach Knoblauch. Doch Speki ahnt gleich, wer da seine Finger im Spiel hat.

Diese Fortsetzung ist fast noch besser als das Original. Die Geschichte ist noch weihnachtlicher und "gehaltvoller". Diesmal bekommen wir es mit einer Handvoll weihnachtlicher Figuren zu tun, lernen mehr über die Geschichte von Weihnachten und erleben so einiges an Überraschung.

Ich habe die Geschichte wieder als Hörbuch gehört und bin erneut bezaubert von der liebevollen Vertonung und musikalischen Untermalung. Insgesamt eine gelungene Weihnachtsgeschichte, bei der Groß und Klein noch etwas lernen können.

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Veröffentlicht am 12.10.2022

Bezaubernd anspruchsvoll

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
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Es gibt Bücher, bei denen kann man am Anfang noch so überhaupt nicht abschätzen, in welche Richtung sie sich entwickeln werden; welche Kraft sie dabei entwickeln. Natasha Pulleys neustes Werk ist genau ...

Es gibt Bücher, bei denen kann man am Anfang noch so überhaupt nicht abschätzen, in welche Richtung sie sich entwickeln werden; welche Kraft sie dabei entwickeln. Natasha Pulleys neustes Werk ist genau so eines.

Joer Tournier steigt am Gare du Rois aus dem Zug und kann sich plötzlich an nichts mehr erinnern. Nur dieses unbestimmte Gefühl bleibt, dass sich irgendetwas verändert hat. Dieses Gefühl verstärkt sich noch, als er eine 90 Jahre alte Postkarte erhält, die ihn nach Schottland zu einem seltsamen Leuchtturm leitet. Und plötzlich
findet er sich einige Jahre in der Zeit zurück versetzt.

Dieses Buch hat alles, Zeitreisen, Seelschiffe, epische Schlachten und zarte Gefühle. Natasha Pulley vermischt all das mit ihrem sanften, ruhigen Erzählstil, der im Laufe der Geschichte eine emotionale Wucht entwickelt.

Dabei ist es wirklich keine seichte Wohlfühlgeschichte. Zeitreisen bringen es leider mit sich, dass sie sich verstricken, mehrere Erzählstränge entwickeln und von Leser ein gewisses Mitdenken erfordern. Dafür wird man aber mit einer ungewöhnlichen, überraschenden Geschichte belohnt, für die sich die Anstrengung definitiv lohnt.

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Veröffentlicht am 14.09.2022

Schöne Scheinwelt

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Wie sehr uns die Welt von Social Media beeinflusst, können wir uns als Konsumenten oft nur schwer vorstellen. Dass es denjenigen, die als Filter zwischen uns und den Produzenten unzähliger kleiner Filmchen ...

Wie sehr uns die Welt von Social Media beeinflusst, können wir uns als Konsumenten oft nur schwer vorstellen. Dass es denjenigen, die als Filter zwischen uns und den Produzenten unzähliger kleiner Filmchen und Beiträge stehen, umso schwerer fällt, sich von diesem Einfluss frei zu halten, zeigt Hanna Bervoets in ihrem kleinen, unscheinbaren Buch sehr eindrücklich.

Kayleigh arbeitet als Moderatorin einer Onlineplattform, die unangemessene Beiträge anhand fest vorgegebener Regeln bewerten und gegebenenfalls aussortieren soll. Wie sehr sich diese strengen Vorgaben nach und nach in ihren Alltag einschleichen bemerkt sie anfangs gar nicht, bis es zu spät ist.

Ich liebe kurze Texte und Bücher, weil sie die Essenz stark komprimiert einfangen. Genau das ist auch hier hervorragend gelungen. Die Geschichte liest sich unheimlich intensiv, jeder Satz sitzt und trifft ins Schwarze.

Natürlich bleibt für eine gründliche Figurenentwicklung nicht viel Zeit, trotzdem ist der Autorin mit Kayleigh eine sehr plastische, die Story tragende Protagonistin gelungen, die viele Grauschattierungen in sich vereint. Sie ist definitiv keine Heldin, als Antiheldin würde ich sie aber auch nicht bezeichnen.

Insgesamt bietet die Geschichte einen wundervollen Einblick hinter die Kulissen der schönen Scheinwelt von Online-Videoplattformen und blickt sehr tief in die menschlichen Abgründe, die das Netz mit seinen sehr fluiden Regeln und Grenzen täglich ausweitet und bestärkt.

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Veröffentlicht am 14.09.2022

Starke Frauen als Vorbild

Matrix
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Frauen haben schon immer den Lauf der Welt beeinflusst. Was sie bewirken können, wenn sie sich gegenseitig stärken und unterstützen, zeigt Lauren Groff ansprechend am Beispiel von Marie de France und strickt ...

Frauen haben schon immer den Lauf der Welt beeinflusst. Was sie bewirken können, wenn sie sich gegenseitig stärken und unterstützen, zeigt Lauren Groff ansprechend am Beispiel von Marie de France und strickt die Geschichte einer historischen Figur, über die nur wenig bekannt ist, weiter.

Die 17-jährige Marie lebt als uneheliches Kind und Resultat einer Vergewaltigung am Hofe ihrer Halbschwester Eleonore von Aquitanien, bis diese sie als Priorin in ein englisches Kloster abschiebt. Auch wenn sie anfangs mit ihrem Schicksal hadert, beginnt sie schnell, die ärmlichen Nonnen zu unterstützen und ihnen ein Leben in Wohlstand aufzubauen.

Dieses Buch wird gerne als feministisches Meisterwerk bezeichnet, dem kann ich in gewisser Weise zustimmen. Hier stehen die Frauen im Fokus, Marie baut sich eine Welt aus Frauen auf, in der Männer keinen Platz und nennenswerten Mehrwert haben. Und so sehen wir zu, wie mit ihrem Kloster eine Macht entsteht, die von rein weiblichen Händen getragen werden.

Man liest aber auch davon, wie viel es sie kostet, wie bedroht diese Welt ständig ist, von weltlichen Forderungen und Neidern.

Dabei wird die Geschichte von Lauren Groffs Schreibstil getragen, der teilweise sehr ruhig und schlicht, an anderer Stelle dagegen fast schon poetisch und sphärisch klingt. Durch ihre subtil eingestreuten Andeutungen wird die Spannung der doch eher ruhigen Geschichte hochgehalten.

Insgesamt ist es eine Wohltat, dieses Buch zu lesen, in dem der Fokus so weit weg vom Mann im Zentrum verschoben ist.

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