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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.10.2022

Selbstliebe durch Reduktion

Die Selbstliebe-Illusion
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In den letzten Jahren sammelten sich immer mehr Ratgeber zur Selbstliebe und Selbstakzeptanz in den entsprechenden Regalen der Buchläden. In der Regel ist der Weg zur Selbstliebe in solchen Ratgebern tief ...

In den letzten Jahren sammelten sich immer mehr Ratgeber zur Selbstliebe und Selbstakzeptanz in den entsprechenden Regalen der Buchläden. In der Regel ist der Weg zur Selbstliebe in solchen Ratgebern tief verbunden mit Selbstoptimierung und Methoden wie Meditation, Dankbarkeitstagebüchern, Glaubenssätze etc., was sehr zeitaufwändig ist und sich nur in den seltensten Fällen als feste Routine in den Tag einbauen lässt - bzw. was die wenigsten schaffen.
Im Gegensatz dazu schafft Ruediger Schache einen alternativen Weg: Selbstliebe durch Weglassen, einfach mal den Druck rausnehmen, Selbstliebe nicht als Wahn der Selbstoptimierung und Zwang zu sehen, sondern sich auf Wesentliches zu konzentrieren, durchatmen und sich nicht selbst unter Druck setzen. Auch wenn sicherlich nicht alles im Buch für alle Leserinnen gleich passend ist, finde ich den Ansatz sehr erfrischend und die Aussagen im Buch regen zum Nachdenken und zur Reflexion an. Was daraus mitgenommen oder im Alltag umgesetzt wird, sei jeder und jedem* selbst überlassen.

Ein Buch zur Selbstliebe, was raussticht und das ich gern gelesen habe.

Veröffentlicht am 16.10.2022

Wege der Entscheidung

Sonnenblumentage
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Marie lebt nach dem Tod ihrer Mutter - einer begnadeten Künstlerin, mit der sie schon in den verschiedensten Orten der Welt gelebt hat - in einem kleinen Dorf in der Nähe Bambergs und versucht, sich dort ...

Marie lebt nach dem Tod ihrer Mutter - einer begnadeten Künstlerin, mit der sie schon in den verschiedensten Orten der Welt gelebt hat - in einem kleinen Dorf in der Nähe Bambergs und versucht, sich dort als Floristin ein sicheres und stetes Leben aufzubauen. Doch trotzdem fragt sie sich, was wäre, wenn sie Entscheidungen anders träfe. Und genau diesen Ansatz setzt Frieda Bergmann in "Sonnenblumentage" um, sodass Marie in zwei verschiedenen Erzählsträngen unterschiedliche Entscheidungen trifft und ihr Leben sich entsprechend unterschiedlich entwickelt.

Obwohl ich den Strang "Was wäre, wenn sie geht" von Anfang an lieber mochte als "Was wäre, wenn sei bleibt", habe ich beide Kapitelabfolgen sehr gern gelesen und mit Marie mitgefiebert. Auch vom Erzählstil und der Schriftart haben sich die beiden Stränge etwas unterschieden, sodass ich immer sofort wusste, in welchem Strang ich gerade lese. Die Figuren sind liebevoll ausgearbeitet, die Entwicklungen werden deutlich geschildert und Frieda Bergmann hat einen sehr bildreichen, anschaulichen und fesselnden Schreibstil. Während viele Figuren meine Sympathie bekamen, konnte ich auch Antipathie festlegen und war an einigen Stellen ungeduldig, wenn Marie ihre Entscheidungen anders traf, als ich sie getroffen hätte, oder Dinge nicht beachtet hat, die ich schon längst gesehen habe. Generell gefällt mir die Figurengestaltung und -entwicklung in "Was wäre, wenn sie geht" sehr viel besser. Denn während diese hier sehr konstant und progressiv geschieht, passiert eine deutliche Entwicklung erst im letzten Drittel von "Was wäre, wenn sie bleibt".

Ein schöner Roman, der mich emotional getroffen und für wunderbare Lesestunden gesorgt hat! Die Idee, zwei unterschiedliche Romane zu entwerfen und die Stories zu verflechten, ist Frieda Bergmann mit "Sonnenblumentage" sehr gut gelungen!


Veröffentlicht am 14.09.2022

Eisiger Aufstieg

Der Aufstieg – In eisiger Höhe wartet der Tod
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Cecily Wong kann ich Glück kaum fassen: Als Journalistin darf sie als erste den berühmten Bergsteiger Charles McVeigh interviewen, dier innerhalb eines Jahres vierzehn Achttausender bestiegen hat. Sein ...

Cecily Wong kann ich Glück kaum fassen: Als Journalistin darf sie als erste den berühmten Bergsteiger Charles McVeigh interviewen, dier innerhalb eines Jahres vierzehn Achttausender bestiegen hat. Sein letzter Aufstieg gilt dem Manaslu. Der einzige Haken: Damit Cecily das Interview führen darf, muss sie sich anschließen und selbst den Gipfel des Manaslus erklimmen. Obwohl sie eine einschneidende negative Bergsteigererfahrung hinter sich hat, lässt sie sich darauf ein und begibt sich mit einer kleinen, von Charles ausgewählen, Gruppe an den Aufstieg. Bereits im Basislager kommt es zu einem tragischen Unfall, bei dem sich Cecily nicht so sicher ist, dass es sich tatsächlich um einen solchen handelt. Viel eher hat sie die Vermutung, dass die Person ermordet wurde. Doch das würde bedeuten, dass unter ihnen ein Mörder den Manaslu besteigt. Als weitere tödliche, vermeintliche Unfälle folgen und sie die Warnung bekommt, dass tatsächlich ein Mörder unter ihnen ist, kämpft sie nicht nur mit der Witterung und ihrer körperlichen Verfassung, sondern auch um ihr Überleben.

"Der Aufstieg" ist mein erstes Buch von Amy McCulloch und ich mag ihren flüssigen, lockeren Schreibstil sowie die kurzen Kapitel sehr gern. Mit Cecily sowie den anderen Bergsteigerinnen konnte ich tatsächlich nicht sympathisieren, aber ich habe die Geschehnisse innerhalb der Gruppe sowie die Bewältigung der einzelnen Bergetappen gespannt verfolgt. Es liest sich heraus, dass die Autorin Erfahrung in den Bergen hat und sich mit den einzelnen Aspekten des Bergsteigens auskennt - zumindest wirkt es so und die Ausführungen wirken glaubhaft und nachvollziehbar. Für einen Thriller waren mir die fachlichen Ausführungen und Erklärungen jedoch an einigen Stellen zu ausführlich und langatmig und haben mich aus dem Geschehen geworfen und den Spannungsbogen etwas schlaffer werden lassen. Dennoch war mir lange Zeit nicht klar, vor wem Cecily hier gewarnt wurde, sodass ich das Finale mit Spannung erwartete - diesbezüglich wurde ich nicht enttäuscht.

Ein spannender Plot, der mit Bergsteiger
innenwissen daherkommt.

Veröffentlicht am 13.09.2022

Sommerliches Hörbuch für zwischendurch

Mittwochs am Meer
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Maurice ist Insolvenzverwalter in Paris, doch sein nächster Auftrag bringt ihn jeden Mittwoch in ein kleines Hafenstädtchen in der Bretagne. Dort betreut er die Firma und lernt die Pensionsrezeptionistin ...

Maurice ist Insolvenzverwalter in Paris, doch sein nächster Auftrag bringt ihn jeden Mittwoch in ein kleines Hafenstädtchen in der Bretagne. Dort betreut er die Firma und lernt die Pensionsrezeptionistin Dominique kennen, die ihm kurz darauf einen Gedichtband und einen Liebesbrief zukommen lässt. Berührt von ihren Worten treffen sie sich, beginnen eine leidenschaftliche Affäre und sehen sich jeden Mittwoch, wenn Maurice in die Stadt kommt.

Alexander Oetken hat einen leichten Schreibstil und die Sprecherstimme hat sehr gut zu der sommerlichen und kleinstädtischen Atmosphäre gepasst. Es wird nachvollziehbar geschildert, wie sich die beiden Figuren annähern, welche Zweifel und Sorgen haben und gleichzeitig sehr viel Leidenschaft und Zuneigung im Spiel sind. Das Ende hat mich tatsächlich etwas überrascht und die 260 Hörminuten flogen nur so dahin.

Ein sommerliches Hörbuch, was sich sehr gut zwischendurch hören lässt!

Veröffentlicht am 23.08.2022

Anspruchsvoll und teilweise deprimierend

Eine ganze Liebe lang
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Nick und Anna verbringen als Teenager einen intensiven Sommer zusammen. Nick, der raucht, liebend gern Musik hört und mit Anna über Lyrik spricht. Anna, Mitglied in einer Glaubensgemeinschaft, die sie ...

Nick und Anna verbringen als Teenager einen intensiven Sommer zusammen. Nick, der raucht, liebend gern Musik hört und mit Anna über Lyrik spricht. Anna, Mitglied in einer Glaubensgemeinschaft, die sie von der Welt abwenden, zu der Nick gehört und die durch die Treffen mit ihm permanent gegen die Regeln ihrer Gemeinschaft verstößt. Am Ende des Sommers kann Anna nicht von ihren Glaubenssätzen lassen und Nick ihr nicht sagen, was er fühlt. So trennen sich ihre Wege, bis sich die beiden Jahre später wieder begegnen.

Jodie Chapman schreibt über die Gefühle zwischen Nick und Anna, wie es zu ihrer Beziehung und dessen Trennung kam und wie sich die beiden bis in das spätere Erwachsenenaler entwickeln. Dabei ist das Buch in fünf Teile gegliedert, die alle aus Nicks Perspektive erzählt werden.

Zu Beginn waren die vielen Zeitsprünge, auch innerhalb der Kapitel, etwas verwirrend, ich musste die Charaktere und die chornologische Abfolge der Geschehnisse zunäcsht sortieren. Sobald ich mich eingefunden habe, lernte ich "Eine ganze Liebe lang" zu mögen und tauchte immer tiefer ein. Jodie Chapmans Schreibsil spiegelte sowohl Nicks Distanz, seine Unsicherheiten und sein beinahe schon stoisches Streben nach und Verfechten von Freiheit wider. Genauso gut jedoch auch Annas Zerrissenheit, ihre Treue dem Glauben gegenüber und gleichzeitig den Willen und ihre Sehnsucht nach ihren persönlichen Träumen und Wünschen.

Auch wenn mir nicht alle Charaktere sympatisch waren - ich kann sogar sagen, dass mir alle eher unsympathisch waren - schafft die Autorin es, dass ich sie alle in ihrer Fragilität und Komplexität greifen und ihre Enwicklungen und Handlungen nachempfinden und mitfühlen konnte.

Ein sehr bewegendes Buch, das in mir sämtliche Emotionen hervorgeholt hat und verschiedene Teilabschnitte und Teilentwicklungen eines möglichen Lebens widerspiegelt. Dabei sollte die Triggerwarnung tatsächlich beachtet werden!

Für mich eine absolute Neuentdeckung der Autorin und ich hoffe, dass ihrem Debütroman bald ein weiteres Buch folgt.

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