Verletzte Seelen
Dieses Buch überzeugt, wie für Blumenbar typisch, zunächst durch seine sehr hochwertige, leicht retro anmutende Einbandgestaltung.
Inhaltlich stehen Lisbeth und "Die Kriegerin" im Mittelpunkt der Geschichte. ...
Dieses Buch überzeugt, wie für Blumenbar typisch, zunächst durch seine sehr hochwertige, leicht retro anmutende Einbandgestaltung.
Inhaltlich stehen Lisbeth und "Die Kriegerin" im Mittelpunkt der Geschichte. Beide lernen sich bei der Grundausbildung der Bundeswehr kennen. "Die Kriegerin" verpflichtet sich, unterstützt oder vielleicht auch gedrängt durch ihre vom Zweiten Weltkrieg traumatisierte Großmutter für zwölf Jahre, in der Hoffnung, dass sie der Dienst an der Waffe stark und unangreifbar macht. Lisbeth, bei der sich kleinste psychische Belastungen bereits als Kind in schlimmer Neurodermitis geäußert haben, quittiert den Wehrdienst direkt nach der Grundausbildung, nach einem schlimmen Vorfall mit einem Vorgesetzten.
In den folgenden Jahren verlaufen ihre Leben ganz unterschiedlich, Lisbeth arbeitet als Floristin, wird schwanger, schafft es aber nicht, ihr Kind zu lieben und flüchtet sich vor Mann und Baby auf ein Kreuzfahrtschiff, während "Die Kriegerin" diverse Auslandseinsätze für die Bundeswehr absolviert, was mehr Spuren bei ihr hinterlässt, als sie (vor sich selbst) zugegeben will. Mehr oder weniger durch einen Zufall treffen die Frauen sich einige Jahre nach der Grundausbildung wieder und dann in losen Abständen regelmäßig und öffnen sich einander langsam mehr. Immer wieder kommt es dabei auch zu Rückblicken, durch die man als Leser:in langsam bessser versteht, was in den Protagonist:innen vorgeht. Dazu tragen auch die Briefe bei, die "Die Kriegerin" Lisbeth schickt und in denen sie sich mehr öffnet, als es ihr im direkten Gespräch möglich ist.
Helene Bukowski nimmt sich in ihrem Roman sehr feinfühlig Themen an, über die noch nicht besonders viel geschrieben wurde. Alles wirkt sehr gut recherchiert und sie schreibt sehr eindrucksvoll, obwohl sie wenig ins Detail geht und kaum Adjektive verwendete. Dennoch oder gerade deswegen lässt es einen als Leser:in nicht kalt und lange nicht los. Es ist keine leichte Kost, aber ein sehr lesenswerter Roman einer Autorin, von der ich in Zukunft gerne noch mehr lesen möchte.