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Veröffentlicht am 17.09.2022

Feines Buch, ohne hast geschrieben, dafür mit Tiefgang

Kleine Dinge wie diese
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Für mich das schönste Buchcover des Jahres 2022:

Kleine Dinge wie diese
Claire Keegan,
aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser

New Ross, Irland im Südosten:
Obwohl Bill Furlong 1946 als unehelicher ...

Für mich das schönste Buchcover des Jahres 2022:

Kleine Dinge wie diese
Claire Keegan,
aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser

New Ross, Irland im Südosten:
Obwohl Bill Furlong 1946 als unehelicher Sohn eines Hausmädchens geboren wurde, wuchs er privilegiert auf. Die Hausherrin und Chefin seiner Mutter, Mrs. Wilson, hatte keine eigenen Kinder und so durfte seine Mutter in Anstellung bleiben und bei ihr wohnen. Dort wurde er bescheiden und gottesfürchtig erzogen, und als seine Mutter früh starb, blieb er bis zu seiner eigenen Hochzeit bei Mrs. Wilson im Hause wohnen.

1985: Jahre später ist Furlong ein selbständiger Brennmaterial- und Kohlenhändler, hat eine Frau und fünf Töchter. Er ist ein strebsamer und freundlicher Mann, meidet die Irischen Pubs und ist ein liebevoller Vater.
Irland versinkt in Arbeitslosigkeit, doch Furlongs Geschäfte laufen gut und bei ihm darf man anschreiben. Für die Armen hat er immer ein wenig Kleingeld in der Tasche.

Über der Stadt thront ein Kloster. Wohlhabende Leute bringen ihre Wäsche dorthin. Junge Frauen waschen diese weißer, als sie je waren.
Dabei hinterfragt keiner im Dorf, was es mit den jungen Frauen auf sich hat, woher sie kommen oder wohin sie gehören. Das ganze Dorf nimmt diese Frauen als gegeben hin.

Kurz vor Weihnachten beliefert Furlong das Kloster mit Brennmaterial. In dem Kohlenkeller findet er ein Mädchen eingesperrt vor.
Diese Begegnung und auch die empathielose Reaktion seiner Frau, nachdem er ihr von dem Vorfall erzählt, führen dazu, dass er sein ganzes Leben neu überdenkt.

Das kleine, schmale Buch mit gerade einmal 105 Seiten hat Tiefgang. Keegan verbindet eine fiktionale Geschichte mit einer traurigen historischen Tatsache, nämlich die der Magdalena-Wäschereien, die erst 1996 geschlossen wurden. (Schwangere) Mädchen und Frauen wurden in diesen Einrichtungen versteckt und zur Arbeit gezwungen. Unzählige Frauen und Babys starben.

Unglaublich ausdrucksstark! Viel zu schnell war dieses Buch gelesen.
Große Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 15.09.2022

Schiller war gestern, heute ist es Schmidt

Tell
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Habt ihr Wilhelm Tell früher auch in der Schule gelesen? Entschuldigung, lesen müssen? Ich meine das Buch mit der Sage über den Schweizer Nationalhelden? Der mit dem Apfel! Ahhh … gut, ihr erinnert euch! ...

Habt ihr Wilhelm Tell früher auch in der Schule gelesen? Entschuldigung, lesen müssen? Ich meine das Buch mit der Sage über den Schweizer Nationalhelden? Der mit dem Apfel! Ahhh … gut, ihr erinnert euch!

Hier kommt der moderne Tell, sozusagen Tell reloaded:

Tell
Joachim B. Schmidt

Es ist die Geschichte von Wilhelm Tell, der sich mit der falschen Person anlegt - nämlich mit dem Habsburger Landvogt Gessler.
Tell, der eigentlich ein einfacher Bergbauer ist, von jeher ein Eigenbrötler und sehr stur, lehnt es ab sich vor dem Hut des Vogtes zu verbeugen. Als Strafe soll er, aus 50 Schritte Entfernung, mit der Armbrust, auf einen Apfel schiessen, der zuvor auf den Kopf seines Sohnes gelegt wurde. Zum Leidwesen der Habsburger gelingt Tell dieser Schuss: Der Sohn sackt unverletzt zu Boden und der Apfel wurde von dem Pfeil in vier Teile gespalten. Trotz des Erfolges soll Tell bestraft werden. Er wird festgenommen und abgeführt. Doch Tell gelingt die Flucht und sinnt nach Rache. …

Das besondere an diesem Buch ist, dass mehr als 20 Personen aus der Ich-Perspektive die Geschichte erzählen. So kommen u.a. seine Familie, der Pfarrer, der Vogt, die Soldaten und seine Söhne zu Wort.
Die neue Interpretation von Tell ist dem Autor Joachim B.Schmidt großartig gelungen. Die kleinen kurzen Kapitel lasen sich für meinen Geschmack viel zu schnell. Ein grossartiges Buch und eine Leseempfehlung von mir!
5 /5

P.S Lehrer, habt ihr gut aufgepasst? Schiller war gestern, heute ist Joachim B.Schmidt! Bringt dieses Buch an die Schulen!

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Veröffentlicht am 28.08.2022

Toxische Ehe

Lügen über meine Mutter
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''Schämst du dich nicht? Wie kann man so überhaupt kein Schamgefühl haben? Deine eigene Tochter schämt sich für dich! Friss endlich die Hälfte! Wie siehst du wieder aus? Du bist zu fett! Bei dir sind Hopfen ...

''Schämst du dich nicht? Wie kann man so überhaupt kein Schamgefühl haben? Deine eigene Tochter schämt sich für dich! Friss endlich die Hälfte! Wie siehst du wieder aus? Du bist zu fett! Bei dir sind Hopfen und Malz verloren. Du hast Fettsucht! Fett und Schizophrenie, Du bist krank im Kopf! ''

Lügen über meine Mutter
Daniela Dröscher,
gesprochen von Sandra Voss

Elas Mutter ist zu dick, findet der Vater. Er beobachtet sie beim Essen, zwingt sie auf die Waage und lässt keine Gelegenheit aus, sie bloßzustellen und zu demütigen.
Dabei hat die 6-Jährige Ela überhaupt nicht das Gefühl, dass ihre Mutter zu dick ist. Doch ihr Vater ist da anderer Meinung.
Der Vater, der jede Minute für sich Bestätigung sucht, sich in der Firma unabkömmlich fühlt und sich sicher ist, dass '‘ohne ihn’’ sowieso nichts funktioniert. Darüber, dass er nicht genug Geld verdient, um die Familie alleine zu ernähren, wird nicht gesprochen.

Elas Mutter, die zwar eine Zugezogene ist, verdient gut, trotzdem wird das von ihrem Mann nicht gewürdigt und eher zum Anlass genommen, über ihre Arbeit herzuziehen.
Dabei ist die Mutter eine Frau mit vielen wunderbaren Werten, die sich wiederum um ihre kranke Mutter kümmert und für jeden Bedürftigen Zeit und Geld übrig hat. Sie springt von einer Diät in die nächste und lernt erst langsam sich gegen ihren Mann aufzulehnen.

„Zu arm, zu krank, zu dick oder zu schwach. Mein ganzes Leben lang ist immer irgendwas an mir zu wenig gewesen. Oder zu viel!“ (Section 153)

Ela ist in ständiger Alarmbereitschaft, da sie befürchtet, ihr Vater könne ihre Mutter verlassen. Der beleibte Umfang der Mutter ist ein Dauerthema im Hause.
Den Konflikt, den Ela zwischen ihren Eltern erlebt, stellt sie auf permanente Zerrissenheit, weil sie die Beziehung der Eltern schützen und retten will.

Doch wie würde sich der ewig nörgelnde und beleidigende Vater bei plötzlichen Reichtum verhalten?

Ela erzählt ihren autobiographisch inspirierten Roman aus zwei Ich-Perspektiven: Die kindliche Ela und die erwachsene Ela, die sich für ihren Roman im Austausch mit ihrer Mutter befindet.


Es ist eine aufwühlende und fesselnde Geschichte, die in den 80er Jahren im kleinen Dorf Hunsrück, spielt. Der Schreibstil ist leicht und sofort ist man als stiller Beobachter mitten im Familiendrama. Die Sogwirkung, die die fantastische Sprecherin des Hörbuches Sandra Voss aufbaut, lässt einen bis zum Ende nicht mehr los.
Der Vater, der Patriarchat, der Mann im Haus, hat Gefühle in mir ausgelöst, die am besten mit Wut, Ablehnung und Nichtverständnis beschrieben werden können.
Für mich ist dieses Buch zu Recht auf der Longlist und nominiert für den Deutschen Buchpreis 2022.

Ich drücke Daniela Dröscher meine Daumen und wünsche dem Buch eine große Leserschaft.
Große Leseempfehlung und 5/ 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 18.08.2022

Magisches Buch!

Detektei für magisches Unwesen – Drei Helden für ein Honigbrot
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Detektei Für Magisches Unwesen - Drei Helden für ein Honigbrot
Lotte Schweizer
Illustriert von Alexandra Helm

Auf der ganzen Welt verschwinden Fabelwesen! Wie kann das nur sein? Wo soll das hinführen? ...

Detektei Für Magisches Unwesen - Drei Helden für ein Honigbrot
Lotte Schweizer
Illustriert von Alexandra Helm

Auf der ganzen Welt verschwinden Fabelwesen! Wie kann das nur sein? Wo soll das hinführen? Peggory Jones, Agent für Magisches und streng Geheimes, will dieses Rätsel lösen.

Zeitgleich, im kleinen Dorf Kiesbach, geschehen merkwürdige Dinge: Oma Ilses Honigbrot verschwindet spurlos, bei einem Einbruch im Feinkostladen Piepenbrink entwendet der Dieb kein Geld, sondern nur Honiggläser und drei von Olafs Bienenkästen werden aufgebrochen und ausgeraubt!
Gut, dass die Detektivbande Pola, Lulu und Jannik gerade Zeit haben, sich diesem Fall anzunehmen! Der Dorfpolizist Olaf ist sowieso ständig vom vielen Mohnschneckenessen überlastet und kann Unterstützung gebrauchen, finden zumindest die Detektive. Erst als Jannik ein schwebendes Glas Honig sieht, ist er nicht mehr ganz so sicher, ob es hier mit rechten Dingen zugeht!
Ob die drei Detektive den Honig-triefenden Fall lösen können, müsst ihr allerdings selbst herausfinden.

Lotte Schweizer hat hier ein magisches Buch für Kinder ab 8 Jahren geschrieben. Die Kapitel sind angenehm kurz, der Spannungsbogen ist hoch und wird nie unterbrochen und die kleinen Zeichnungen von Alexandra Helm sind zuckersüss.
Und überhaupt, wenn ihr was über Unsichtbären lernen wollt, dann solltet ihr unbedingt dieses wunderbare Buch lesen!
5 /5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Bezauberndes Buch

Grimm und Möhrchen – Frühling, Sommer, Herbst und Zesel
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Habt ihr auch einen Zesel zu Hause? Nein? Ihr wisst nicht was ein Zesel ist?
Dann solltet ihr unbedingt dieses Buch lesen:

Stephanie Schneider
Grimm und Möhrchen, Frühling, Sommer, Herbst … und Zesel
Illustriert ...

Habt ihr auch einen Zesel zu Hause? Nein? Ihr wisst nicht was ein Zesel ist?
Dann solltet ihr unbedingt dieses Buch lesen:

Stephanie Schneider
Grimm und Möhrchen, Frühling, Sommer, Herbst … und Zesel
Illustriert von Stefanie Scharnberg

Der Buchhändler Grimm wohnt mit dem Zesel Möhrchen in dem Haus mit der schiefen Sieben.
Wenn Grimm nicht arbeiten muss, und beide es sich nicht gerade auf dem Sofa mit einem Buch und einer Wolldecke gemütlich machen, erleben die beiden gemeinsam wunderbare Abendteuer.
Sie feiern Karneval, machen u.a. Badeausflüge, wo Zesel sein See-Zeselchen macht (Zesels machen nämlich kein Seepferdchen), gehen ins MUHseum und haben immer wieder neue Ideen, wie sie sich die Zeit vertreiben können. Langweilig wird es ihnen nie.
Als der Zesel krank wird und ganz viele Punkte auf den Streifen hat, pflegt ihn der liebe Grimm mit Blaubeerblütentee und Aufmerksamkeit einfach wieder gesund. Und überhaupt, war der Zesel nur einmal traurig, als er merkte, dass man mit Wachsmalkreide nicht unbedingt wachsen kann…

Was für ein wunderbares (Vorlese-)Buch!
Beim Lesen spürt man förmlich, mit wie viel Herz Stephanie Schneider die Geschichten von Grimm und Möhrchen geschrieben hat. Es sind die Kleinigkeiten und Feinheiten, die so liebevoll herausgearbeitet sind, dass man gar nicht mit lesen aufhören möchte. Das Buch sprüht nur so vor Lebensfreude! Die Illustrationen von Stefanie Scharnberg sind zauberhaft gestaltet, man muss wirklich inne halten, damit man kein liebevolles Detail verpasst!

Die Geschichten sind für Mädchen und Jungs geeignet und Grimm und Möhrchen führen uns mit ihren Erlebnissen durch ein ganzes Jahr. Die Kapitel haben eine perfekte Länge.

Grosse Leseempfehlung und bitte noch mehr Zeselgeschichten und Zeselbilder!
5 / 5 Sternen

P.S. Wisst ihr jetzt was ein Zesel ist? Ein Zesel ist ein kleines, halb-gestreiftes Tierchen, halb Zebra und halb Esel. Und dieser Zesel muss einfach bei euch einziehen!

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