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Veröffentlicht am 05.01.2023

Dreiecksgeschichte, die sich auf Scham und Wehklagen der Betrügerin beschränkt - ein aufgesetztes Drama ohne interessante Wendungen.

Erst der Regen verzaubert das Licht
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Am Tag der Beerdigung ihres Mannes Pius, als Lilith zum ersten Mal seit drei Jahren ihren nach Australien ausgewanderten Sohn Theo und ihren Enkel Aaron wieder sieht, hält sie ihr schlechtes Gewissen nicht ...

Am Tag der Beerdigung ihres Mannes Pius, als Lilith zum ersten Mal seit drei Jahren ihren nach Australien ausgewanderten Sohn Theo und ihren Enkel Aaron wieder sieht, hält sie ihr schlechtes Gewissen nicht mehr aus und beschließt ihren Söhnen reinen Wein einzuschenken.
So dann erfolgt ein Rückblick in den Sommer 1989, den Lilith mit ihrer besten Freundin als Junggesellinnenabschied vor ihrer Hochzeit mit Pius verbrachte. Dort lernt sie den Künstler Alexander Favre kennen und verbringt eine Nacht mit ihm. Sie ist durcheinander und weiß nicht, für welchen Mann ihr Herz schlägt und lässt letztlich das Schicksal entscheiden. Sie bleibt bei Pius, gründet eine Familie und sieht zehn Jahre später Alexander wieder - an der Seite von Bine. Erinnerungen und Sehnsucht kommen auf und dann muss Lilith auch noch mit Alex zusammenarbeiten und kommt ihm dabei unweigerlich näher.

Über 350 Seiten Scham und Schuldgefühl und ein Wehklagen darüber zwischen zwei Männer bzw. einem Mann und einer Familie zu stehen. Während der Beginn in Nizza noch ganz einnehmend mit einem Gefühl von Sommer, Leidenschaft und einer Verliebtheit unter gleichgesinnten Kunstinteressierten ist, hat mich das elende Hin und Her und die immer gleichen Entscheidungen, mit denen Lilith am Ende hadert und sich selbst bemitleidet nur noch genervt.
"Erst der Regen verzaubert das Licht" ist mit seinem gefühligen Titel und seinem rosa Cover keine romantische Liebesgeschichte zum Wohlfühlen und der Hoffnung auf ein Happy End von Seelenverwandten. Das Verhältnis zwischen Lilith und Alex wird rein auf eine körperliche Anziehung (hellblaue Augen, sehnige Arme, Muskeln einer Bernini-Skulptur,...) beschränkt, während die Beziehung zwischen Lilith und Pius mehr einer platonischen Partnerschaft gleicht. Auf keiner Ebene konnte ich eine Liebe und tiefe Verbundenheit verspüren, auch wenn schon nach wenigen Stunden Kontakt von der großen, einzigen, ewigen Liebe gesprochen wird.
Mir war das Drama zu aufgesetzt, zu retardierend und Lilith wahrlich keine Figur, mit der ich mich identifizieren konnte. Ihre Opferhaltung trotz mehrfachen Betrugs und selbst gewählter Entscheidungen für eine Alternative, die sie dann doch nur wieder in Frage stellte und ihr daraus resultierendes Selbstmitleid, fand ich anstrengend. Die Geschichte dreht sich im Kreis, Lilith entwickelt sich in dreißig Jahren kein Stück weiter. Alle anderen Protagonisten sind Statisten, die Lilith verzeihen.
Aufgrund des Klappentextes kann man sich die gesamte Geschichte bereits erschließen, sie bietet keine Überraschungen oder interessante Wendungen.

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Veröffentlicht am 15.09.2022

Ich hatte ganz andere Erwartungen an den Roman. Es ist kein Buch über Freundschaft und Trauer, sondern handelt von wirren Erinnerungen an eine Kindheit auf dem Dorf. Ich habe keinen Bezug zur Handlung gefunden.

Die Jahre des Maulwurfs
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Die namenlose Ich-Erzählerin kommt nach dem Tod ihrer Freundin Tanja zurück in ihre Heimat, ein Dorf in Westfalen. Im Gepäck hat sie den präparierten Maulwurf Herrn Klotho, der Tanja seit sie denken kann, ...

Die namenlose Ich-Erzählerin kommt nach dem Tod ihrer Freundin Tanja zurück in ihre Heimat, ein Dorf in Westfalen. Im Gepäck hat sie den präparierten Maulwurf Herrn Klotho, der Tanja seit sie denken kann, begleitete. Sodann fühlt sich die Erzählerin zurückversetzt in die wilden Jahre mit ihrer ungestümen Freundin und erinnert sich an ihre abenteuerliche Kindheit Ende der 1980er-Jahre.

Ich empfand das Buch als sehr anstrengend zu lesen und stand immer wieder kurz davor, es abzubrechen. Ich hatte andere Erwartungen an den Roman und konnte mich mit der Geschichte nicht anfreunden, da ich weder einen Bezug zu den Charakteren noch zur eigentlichen Handlung herstellen konnte.

In dem Buch geht es nicht - wie von mir fälschlicherweise angenommen - um die Trauer um eine zu früh gestorbene Freundin und den Rückblick auf eine jahrzehntelange Frauenfreundschaft. Stattdessen wird man nach sechs Seiten Gegenwart dreißig Jahre zurück in ein Dorf in Westfalen versetzt, in dem eine Zweitklässlerin ein rothaariges Mädchen kennenlernt, das ihr Leben durcheinanderbringt. Während die ersten Monate mit Tanja ausschweifend erzählt werden, gleitet man im Schweinsgalopp durch die beiden (?) Folgejahre, ohne wirklich zu erfassen, dass die Mädchen älter werden.
Tanja ist ein gefühlt elternloses Kind, ein Wirbelwind mit einem toten Maulwurf als Anhang, der keine Grenzen kennt und ein wenig in seiner eigenen Welt lebt. Sie plappert munter drauflos, erzählt allerhand Unsinn, der für die junge Ich-Erzählerin mit schiefer Brille allerdings schlüssig und glaubhaft klingt.
Die Ich-Erzählerin schildert überfordernd sprunghaft Episoden aus ihrem Leben ab dem achten Lebensjahr, über die Verteufelung von Joghurtbechern, über einen Turnwettbewerb und die Beobachtung der Erwachsenen, die sich überwiegend in der Dorfkneipe aufzuhalten scheinen.
Durch die flatterhafte Erzählweise, in der Tanja entweder nur eine beobachtende Rolle hat oder eben munter drauflos plappert, fällt es schwer, am Ball zu bleiben und einen tieferen Sinn als die Schilderung einer Kindheit auf dem Dorf zu erkennen. Bewohnt mit Menschen mit absurden Vor- und Nachnamen wie Bäuerin Deiwel, Hausmeister Hackholz, Fleischer Stopf, Fußballtrainer Kimme, Doktor Fauseweh oder Kneipenwirt Winzé und fürchterlichem Dialekt fragt man sich manchmal, ob sie so gewählt wurden, um zumindest für irgendeine Art der Unterhaltung zu sorgen.

Das Buch ist abwechslungsreich, mit Wortwitz und voller liebenswürdig kluger Lebensweisheiten eines Kindes, "gehirnlogisch!" und auch die scharfe Beobachtungsgabe der Ich-Erzählerin, die einen spöttischen Blick auf das Leben im Dorf wirft, weiß zu überzeugen. Die Handlung ist jedoch ein einziges Durcheinander sprunghafter Erinnerungen und eine Aneinanderreihung an kindlichem Nonsens, der mich durchgängig gelangweilt hat. Die avisierte Geschichte über eine Freundschaft zweier ungleicher Mädchen kommt dabei genauso wenig zum Tragen wie der titelgebende Maulwurf.
Wer die Pippi Langstrumpf in sich sucht, wird den Roman unterhaltsam und amüsant finden, für mich waren die Einblicke in das Dorfleben zusammenhanglos und nur schwer nachvollziehbar.

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Plotidee und Charaktere wirken unausgereift. Gespickt mit Logikfehlern ist die Geschichte als Thriller nicht ernst zu nehmen - eher ein abenteuerlicher Jugendroman.

Als das Böse kam
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Juno und ihr jüngerer Bruder Boy leben zusammen mit ihren Eltern in einer Blockhütte auf einer kleinen Insel im See von Nordland. Nur einmal in der Woche bekommen sie Besuch von Onkel Ole, der ihnen die ...

Juno und ihr jüngerer Bruder Boy leben zusammen mit ihren Eltern in einer Blockhütte auf einer kleinen Insel im See von Nordland. Nur einmal in der Woche bekommen sie Besuch von Onkel Ole, der ihnen die Post bringt. Vor ihm müssen sich Juno und Boy allerdings verstecken, denn niemand darf erfahren, dass sie hier sind. Die Familie befindet sich in einem Zeugenschutzprogramm und muss sich vor den Fremdlingen schützen, die jederzeit kommen könnten und sie töten wollen. Das erzählen ihnen zumindest ihre Eltern. Als Juno 16 Jahre alt ist, beginnt sie an der Geschichte ihrer Eltern zu zweifeln. Sie sehnt sich nach Freiheit und möchte an das andere Ufer des Sees und wissen, was die Welt noch zu bieten hat. Die Eltern möchten ihre Kinder jedoch schützen, sie niemals von der Insel lassen und veranstalten deshalb regelmäßige Übungen in ihrem Schutzbunker.
"Als das Böse kam" wird aus der Sicht von Juno erzählt, die mit ihrer naiven, kindlichen Art deutlich jünger wirkt, als 16 Jahre. Dies verwundert allerdings nicht, denn Junos Welt ist nur auf die Familie und die kleine Insel beschränkt.
Als Juno alt genug ist, die Dinge zu hinterfragen, legt sie sich mit ihren strengen Eltern an und bringt sich und ihren Bruder damit in Gefahr.
Früh ist zu ahnen, dass die Eltern ihren Kindern nicht die ganz Wahrheit erzählt haben, da das einfache Leben auf der Insel doch reichlich seltsam wirkt. Als Juno anfängt zu rebellieren und herausfindet, warum die Familie sich wirklich auf der Insel versteckt hält, flacht die Spannung merklich ab. Zudem wirkt das Setting nun arg konstruiert bis fast hanebüchen. Weder das Verhalten der Eltern noch weniger das des Fremdlings, der auf der Insel auftaucht erscheinen schlüssig. Die Erklärung der Situation und wie die Kinder sich daraus befreien sollen, ist voller Logikfehler in der Handlung und ohne psychologisches Feingefühl was die Abwendung der Kinder von ihren Eltern betrifft.
Das Buch ist als Thriller nicht ernst zu nehmen, da die Plotidee und die Charaktere sowie ihre Motive unausgereift bleiben. Positiv betrachtet, ist "Als das Böse kam" ein abenteuerlicher Jugendroman, der wenn auch nicht sonderlich spannend, so zumindest ganz unterhaltsam geschildert ist.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Unbequemes, forderndes Buch mit Hauptcharakteren voller Wut und Hass, aber mit richtiger Botschaft

Tick Tack
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Almette Odenthal ist 15 Jahre alt, als sie sich auf die U-Bahngleise am Hansaring in Köln legt und nur mit Glück gerettet wird. Zuvor hatte sie ihr Vorhaben in TikTok-Videos angekündigt. Nach dem Selbstmordversuch ...

Almette Odenthal ist 15 Jahre alt, als sie sich auf die U-Bahngleise am Hansaring in Köln legt und nur mit Glück gerettet wird. Zuvor hatte sie ihr Vorhaben in TikTok-Videos angekündigt. Nach dem Selbstmordversuch steigen ihrer Followerzahlen, worauf Jo, der Halbbruder einer Klassenkameradin von Mette aufmerksam wird. Er selbst ist zehn Jahre älter, exmatrikulierter Student und erfolgreicher Blog. In ihm steck noch mehr Wut als in Mette, die sich von ihren Eltern nichts sagen lässt und sich sogar gegenüber ihrer besten Freundin verletzend verhält.
Obwohl sie ein intelligentes Mädchen mit hervorragenden Zensuren ist, merkt sie nicht, wie sie von Jo manipuliert wird, der für seinen Kampf gegen Konformität und Mainstream Mette ausnutzt und zu fragwürdigen Aktionen überredet, die sie auf Social Media posten.

Der Roman wird aus der Perspektive von Mette geschildert, die einen Selbstmordversuch überlebt hat und nun gezwungen ist, eine Psychotherapie zu machen. Wie schon von ihren Eltern und Lehrern, über die sie nur abfällig denkt und nicht ernst nimmt, hält sie auch von der Psychologin wenig. Sie flüchtet sich lieber in ihre Social Media-Accounts, die sie auf diversen Plattformen unter mehreren Pseudonymen pflegt, so dass sie offiziell nur ihre harmlose Seite zeigt.
In ihr steckt eine Menge Wut, die nicht erklärt wird. Sie ist ein anstrengender pubertierender Teenager und strapaziert damit die Nerven der/ des Leser*in(s). Noch aufreibender ist es die Blogeinträge von Anonymous zu lesen, der seinen Followern unverhohlen seine wütenden Sätze an den Kopf wirft. Die Sätze sind kurz und abgehackt und werden zudem durch Gifs, Links und Hashtags unterbrochen, was ein flüssiges Lesen erschwert.
Mit Beginn der Corona-Krise steigert sich seine Wut in gefährlichen Hass. Typische Plattitüden von Coronaleugnern, Querdenkern und Verschwörungstheoretikern werden zusammenhanglos aneinandergereiht.
Mette gesellt sich zu den Maskenverweigerern, verstößt ihre beste Freundin und fokussiert sich auf Jo, der ihr schmeichelt. Sein wahres ich erkennt sie nicht und lässt sich von seinen Parolen einlullen. Sie glaubt an einen Kampf für Meinungsfreiheit und Freiheitsrechte gegen etablierte Medien und den Staat und schließt sich Jo und Gleichgesinnten an. Vor dem Hintergrund ihres Selbstmordversuchs drängt Jo sie zu einer weiteren gefährlichen Aktion.

"Tick Tack" ist ein unbequemes, forderndes Buch. Während ich es zu Beginn noch stellenweise scharfsinnig und humorvoll fand und versuchte Sympathien für die selbstbewusste, unangepasste Mette zu finden, war ich wenig später versucht, den Roman nur noch quer zu lesen. Nicht nur die Protagonisten auch die Sprache ist anstrengend. Jugendsprache wird mit Sprache aus dem Social Media-Bereich vermischt, die mir zum Teil im Sprachgebrauch völlig unbekannt waren. Die Hauptfiguren Mette und Jo sind voller Sarkasmus und Hass, frech, überheblich und verletzend. Vorgeblich möchten sie die Welt besser machen, sind aber völlig verblendet und schießen über das Ziel hinaus. Sie flüchten aus der Realität und leben in ihrer eigenen Online-Fake-Welt.

Auch wenn die Intention der Autorin am Ende deutlich ist und das Buch als Warnung vor Manipulation, Fakenews und Hasspostings verstanden werden kann, war mir das Buch viel zu einseitig und hasserfüllt. Ich konnte Mette, aus deren Sicht der Roman überwiegend geschrieben ist, nicht verstehen. Weder gibt es eine Erklärung für ihren Selbstmordversuch, noch für ihr Verhalten danach. Eigentlich soll sie intelligent, sein, aber andererseits durchschaut sie die offensichtliche Manipulation Jos nicht.
Das Ende ist enttäuschend und viel zu einfach gelöst. Eine Auseinandersetzung mit den Konflikten, die zwischen Eltern und Kindern, Schülern und Lehrern oder mit der eigenen Wahrnehmung bestehen, findet nicht statt. Es wird offen dargelegt, welche Probleme die Digitalisierung und der zunehmende Gebrauch von Social Media bereiten können, die Hintergründe dafür und Lösungswege werden jedoch nicht aufgezeigt. Die Figuren bleiben abgesehen von ihrer Hasskappe blass und austauschbar. Ihre persönlichen Krisen erschließen sich nicht.

Fazit: Der Roman behandelt aktuelle Probleme und ist im Ansatz gut, aber weder die Ausführung noch die Protagonisten haben mir gefallen.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Schöne Botschaft, aber ein penetrant moralischer Roman mit zu viel Monotonie und unpassenden Fantasyelementen.

Zeit deines Lebens
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Ein Junge wirft aus Wut auf die neue Familie seines Vaters an Heiligabend mit einem gefrorenen Truthahn die Fensterscheibe ihres Wohnzimmers ein und verletzt damit fast seine kleinen Halbgeschwister. Er ...

Ein Junge wirft aus Wut auf die neue Familie seines Vaters an Heiligabend mit einem gefrorenen Truthahn die Fensterscheibe ihres Wohnzimmers ein und verletzt damit fast seine kleinen Halbgeschwister. Er gelangt vorläufig in Gewahrsam, wo ihm der diensthabende Polizist die Geschichte von Lou Suffern erzählt.
Lou Suffern ist seit zehn Jahren mit seiner Frau Ruth verheiratet, hat zwei Kinder, kümmert sich aber vielmehr um seine Karriere als seine Familie. Seine Ehefrau hat er bereits mehrfach betrogen, zu seinen Kindern hat er keine Bindung und den 70. Geburtstag seines Vaters lässt er von seiner Sekretärin organisieren.
Eines Tages begegnet er vor dem Bürogebäude, in dem er arbeitet, einem Obdachlosen und spendiert ihm einen Kaffee. Wenig später verhilft er ihm sogar zu einer Arbeitsstelle in seiner Firma. Seit diesem Zeitpunkt ist Gabe wie ein Schatten an seiner Seite und wirkt auf ihn ein. Er gibt ihm zudem eine Pille, durch die Lou sich selbst mit anderen Augen sieht und beginnt, sich und sein eigenes Verhalten zu reflektieren.

Die zu vermittelnde Botschaft des Romans springt einem schon auf den ersten Seiten derart plakativ ins Auge, dass der Verlauf des Romans vorhersehbar und langweilig ist.
Selbst wenn man in Betracht zieht, dass die Geschichte wie ein Gleichnis einem fehlgeleitetem Teenager erzählt wird und der Roman zur Weihnachtszeit spielt, wirkt das Geschehen aufgesetzt.
Gerade der Hauptcharakter Lou ist keine authentische Figur, denn es ist nicht klar, warum er dem Obdachlosen plötzlich hilft und warum er sich ihm gegenüber geradezu menschlich verhält. Auch benimmt er sich bei der Arbeit so unsouverän, dass man kaum nachvollziehen kann, wie er so Karriere machen konnte.
Gabe, der stets aus dem Nichts auftaucht und Lou offensichtlich auf den rechten Weg führen möchte, erscheint wie eine Märchenfigur. Würden ihn andere nicht sehen, könnte man glatt meinen, dass er nur in Lous Einbildung existiert. Der Kniff mit Gabes Pille und deren Auswirkungen ist dann jedoch noch abwegiger, dass die fragwürdige Rolle Gabes in den Hintergrund tritt.

Die Botschaft des Romans, die richtigen Prioritäten zu setzen, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, weniger Wert auf Karriere und materielle Dinge zu legen, ist unstrittig moralisch korrekt und vorbildhaft. Wie diese jedoch vermittelt wird, ist mir jedoch nicht nur zu penetrant und monoton sondern auch zu fantasievoll. Wendungen und glaubwürdige Charaktere sowie mehr Symbolik statt einer Moralkeule hätten dem Roman gutgetan.

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