viel verschenktes Potenzial
Like Ice We Break"Willst du einen Menschen beurteilen, musst du tiefer gehen. Die schönsten Seiten tendieren dazu, verborgen zu bleiben.“
(Oscar in Like ice we break)
Worum geht’s?
Als die renommierte Eislaufschule ...
"Willst du einen Menschen beurteilen, musst du tiefer gehen. Die schönsten Seiten tendieren dazu, verborgen zu bleiben.“
(Oscar in Like ice we break)
Worum geht’s?
Als die renommierte Eislaufschule iSkate der jungen Einzelläuferin Gwen kündigt, fühlt es sich an, als würde das Eis unter ihr brechen. Alles, wofür sie gelebt und hart trainiert hat, ist plötzlich umsonst. Der einzige Ausweg: Sie läuft künftig zusammen mit einem Partner. Und als wäre das nicht schlimm genug, handelt es sich ausgerechnet um den Neuen in Aspen: Oscar, dem sie nach einem katastrophalen Abend nie wieder unter die Augen treten wollte. Seine Ablehnung ist überdeutlich, und doch löst sein Blick ein unerwünschtes Prickeln in ihren Adern aus. Auch wenn sich alles in ihr sträubt, ihm die Kontrolle zu überlassen, ergreift Gwen diese letzte Chance auf ihren großen Traum. Um gemeinsam über das Eis zu fliegen, braucht es Leidenschaft und grenzenloses Vertrauen – doch Gwen spürt nicht nur, dass Oscar düstere Geheimnisse vor ihr hat. Viel schlimmer ist, dass sie sich selbst nicht mehr trauen kann ...
Like ice we break ist Band 3 der Winter Dreams Reihe und in sich geschlossen. Die Geschichte ist in sich geschlossen, die Charaktere der Vor- und Folgebände kommen vor, sodass Spoiler enthalten sein können. Vorkenntnisse sind nicht notwendig, aber hilfreich.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch wird durch Gwen und Oscar in der Ich-Perspektive erzählt und verläuft chronologisch. Der Schreibstil ist locker, wortgewandt und angenehm zu lesen. Das Buch enthält erotische Inhalte und potenziell triggernde Inhalte aus dem Bereich häusliche Gewalt und psychische Störungen.
Meine Meinung
Lange habe ich überlegt, ob ich nach Aspen zurückkehren möchte, da mir Band 1 gut, Band 2 aber leider nicht gefallen hat. Ayla Dade hat ein Händchen dafür, komplizierte Charaktere mit Ecken und Kanten zu gestalten, mit denen man sich nur schwer identifizieren kann. Am Ende überwog aber meine Neugier. Ob mir das Buch gefallen hat, weiß ich aber bis heute nicht.
Der Einstieg in die Geschichte war mehr als holprig. Die Geschichte beginnt quasi mittendrin und gleichzeitig hat es sehr lange gedauert, bis sie zum Kerngeschehen kam. Oscar ist relativ frisch in Aspen, nachdem er lange auf der Straße gelebt hat und von einem reichen Pärchen adoptiert wurde. Wieso genau, wird nur leicht angedeutet. Die Cinderella Story-Vibes kamen jedenfalls nur geschränkt rüber und auch Oscars Getue, der insgesamt eher schlecht über die „Rich Kids“ und das Leben in Aspen redet, hat mich von Anfang an tendenziell abgestoßen. Sicher hilft es dabei, einen unnahbaren Charakter aufzubauen, aber gleichzeitig gerät man so auch direkt auf Distanz. Jedenfalls besucht Oscar ein paar Anlässe im Ort, wo es zu einigen komischen Szenen kommt. Den Charakter liebenswert zu machen, stand hier jedenfalls nicht auf der Agenda. Eines Nachts trifft er Gwen im Schnee und die beiden verbindet ein sehr lockeres Band künftig miteinander. Gwen kennt man ansatzweise aus den Vorbänden. Sie tingelt etwas durcheinander durch die Geschichte, trägt ein gewaltiges Päckchen rund um ihre familiären Umstände mit sich und hat grundlegend eigentlich eine interessante Geschichte. Ihr Charakter ist kompliziert und zeichnet sich durch sprunghafte Stimmungsschwankungen aus, bei denen ich recht früh eine Vermutung hatte, die sich später auch als Hypothese bestätigt. Erst recht spät in der Geschichte kommt es zu der im Klappentext erwähnten Paarlauf-Situation und auch diese ist von wenig glaubhaften Begleitumständen des iSkate geprägt. Vorher geht es vor allem darum, dass Oscar sich von Gwen fernhalten will, weil sie zu kompliziert ist und er kein Bock mehr darauf hat, sich von komplizierten Personen wie seiner Exfreundin und Gwen, das Leben schwermachen zu lassen. Gwen hingegen ist von ihrem Leben, ihren Stimmungsschwankungen und den Umständen an der iSkate erschlagen. Und irgendwie geraten beide immer wieder aneinander, mal positiv, mal negativ. Leider habe ich das meiste davon aber nicht fühlen können.
Das Buch zeichnet sich durch eine große Sprunghaftigkeit aus. Sowohl auf der Handlungsebene, wo die Autorin mal sehr gute und detaillierte Szenen präsentiert, mal sehr schlichte und wenig greifbare. Auch der Schreibstil ist mal ausufernd-mitreißend und mal fast schon plump und eher ein Mittel zum Zweck. Die Charaktere sind ebenfalls so, dass die Handlungen mal ausführlich beleuchtet werden und mal einfach etwas passiert, egal ob es Sinn macht. Hinzu kommt, dass viele Storylines vorhersehbar oder zumindest hochgradig erwartbar sind. Ich habe mir zwischendurch wirklich gewünscht, dass sich die Autorin für die wichtigen Punkte Zeit nimmt, aber vieles wird zu sehr an der Oberfläche abgearbeitet, was ich sehr schade fand, denn thematisches Potenzial war da. Auch das Setting wirkte im Vergleich zu den Vorbänden teils lieblos. Zwar wird Aspen ausführlich beschrieben, die verrückten Stadttraditionen und Stadtfeste, zugleich fehlt aber gerade im Hinblick auf die iSkate, das Paarlaufen und das ganze Drumherum die ganze Liebe, die ich mir einfach erhofft und erwartet habe. Die fast schon Haters to Lovers Tendenzen lassen sich noch ganz gut einbringen, aber der Umschwung, die charakterliche und emotionale Entwicklung zwischen Oscar und Gwen ist mir leider nicht nachvollziehbar genug gewesen. Vor allem Oscar, der andauernd betont, wie wenig Bock er darauf hat, eine zweite „Problemfreundin“ an der Backe zu haben, spricht plötzlich von Vertrauen.
Ich wünschte einfach, die Charaktere hätten sich mehr miteinander und vor allem mit ihren Probleme auseinandergesetzt. Oscars Vorbehalte gegen sein neues Leben wirken mehr undankbar als zurückhaltend, Gwens Sorgen um ihre Familie verlieren nach dem großen Knall irgendwie den Faden, wobei gerade hier doch so einiges noch zu erwarten gewesen wäre. Als alte Feinde auftauchen, verläuft die Story ehrlich gesagt klischeehaft und etwas drüber, bevor sie in einem lauwarmen Finale endet, wo ich eher das Gefühl hatte, der Autorin gehen die Ideen aus. Eines muss man dem Buch aber lassen: es lässt sich sehr schnell lesen und zumindest habe ich mich zu keiner Zeit gelangweilt. Aber der Funke wollte zugleich auch nicht so wirklich überspringen.
Mein Fazit
Like Ice we break hat so viel Potenzial für mehr, aber dümpelt irgendwie ein wenig vor sich dahin. Die Handlung, die Charaktere, die Liebesgeschichte – alles ist sehr sprunghaft und es fehlt leider an vielen Stellen einfach die Tiefe. Das Buch lässt sich gut und schnell lesen, aber ich habe einfach so viel mehr erhofft und erwartet.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]