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11,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 08.03.2022
  • ISBN: 9783641193157
Kristine Bilkau

Nebenan

Roman
Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2022Ein kleiner Ort am Nord-Ostsee-Kanal, zwischen Natur, Kreisstadt und Industrie, kurz nach dem Jahreswechsel. Mitten aus dem Alltag heraus verschwindet eine Familie spurlos. Das verlassene Haus wird zum gedanklichen Zentrum der Nachbarn: Julia, Ende dreißig, die sich vergeblich ein Kind wünscht, die mit ihrem Freund erst vor Kurzem aus der Großstadt hergezogen ist und einen kleinen Keramikladen mit Online-Shop betreibt. Astrid, Anfang sechzig, die seit Jahrzehnten eine Praxis in der nahen Kreisstadt führt und sich um die alt gewordene Tante sorgt. Und dann ist da das mysteriöse Kind, das im Garten der verschwundenen Familie auftaucht.Sie alle kreisen wie Fremde umeinander, scheinbar unbemerkt von den Nächsten, sie wollen Verbundenheit und ziehen sich doch ins Private zurück. Und sie alle haben Geheimnisse, Sehnsüchte und Ängste. Ihre Wege kreuzen sich, ihre Geschichten verbinden sich miteinander, denn sie suchen, wonach wir alle uns sehnen: Geborgenheit, Zugehörigkeit und Vertrautheit.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei walli007 in einem Regal.
  • walli007 hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2022

Nebenan oder nebenher?

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Kristine Bilkau ist ein großartiges Portrait zweier durchschnittlicher Frauen gelungen. Der Roman ist ganz gegenwärtig und durch die Normalität der oberflächlichen Betrachtung, erscheint es uns als ob ...

Kristine Bilkau ist ein großartiges Portrait zweier durchschnittlicher Frauen gelungen. Der Roman ist ganz gegenwärtig und durch die Normalität der oberflächlichen Betrachtung, erscheint es uns als ob wir die eine oder die andere schon getroffen hätten. Wir arbeiten uns in beiden Figuren voran, tauchen ab und lernen peu á peu was in ihnen vorgeht.
Da ist Astrid, Anfang 60, Landärztin und tief verwurzelt in diesem kleinen Nest am Nordostseekanal. Eine glückliche Ehe mit 3 Kindern, sie steht mit beiden Beinen fest im Leben, resolut und anpackend. Aber mit der Zeit merken wir Leser:innen, dass sich da doch was tut im Inneren, wenn viele verschwinden aus dem Ort, die eigenen Kinder sich nicht mehr melden. Ihre Sorgen keimen auf.
Die andere Protagonistin ist Julia, 38 Jahre alt. Erst kürzlich in den Ort gezogen mit ihrem Partner Chris und mit einem Kinderwunsch, der sich bisher nicht erfüllen ließ. Beide gehören in die achtsame Welt der Umweltretter und wollen ihren Teil dazu beitragen, dass die Welt für die nächsten Generationen ein besserer Ort wird. Sie eröffnet einen Keramikladen im Nachbarort, aber wäre doch gerne mit ihren Sehnsüchten alleine.
Es ist bereits der dritte Roman der Hamburgerin Kristine Bilkau und Schreiben gelingt ihr! Es liest sich wunderbar leicht und hat trotzdem diese Tiefen. Es gibt nicht nur das eine Thema, hier werden Fragen aufgeworfen, hier wird gedacht und die Charaktere reiben sich (meist an sich selbst).
Ich habe den Roman als ausloten von Grenzen empfunden, wann wird kümmern zu einmischen? Wann ist es in einem kleinen Ort aufeinander achten und wann ist es schon Voyeurismus? Vor allem auch das Hinterfragen von Plänen, die für das eigenen Leben gemacht werden, stand im Mittelpunkt des Textes. Hält man strickt an ihnen fest oder sollte man die Zügel auch mal lockern um wieder atmen zu können? Und zu guter Letzt war natürlich ein Kernelement der Strukturwandel auf dem Land in den kleineren Ortschaften spürbar und wirft auch Fragen des gesellschaftlichen Miteinander auf.
Fazit: Vielschichtig, kontrastreiche Lektüre - Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 15.09.2022

Winterküste

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Es ist kurz nach Weihnachten, müssten die Ferien nicht langsam vorbei sein? Julia fällt auf, dass sie die Nachbarn schon länger nicht gesehen hat. Sie selbst und ihr Mann wohnen noch nicht lange in dem ...

Es ist kurz nach Weihnachten, müssten die Ferien nicht langsam vorbei sein? Julia fällt auf, dass sie die Nachbarn schon länger nicht gesehen hat. Sie selbst und ihr Mann wohnen noch nicht lange in dem kleinen Ort am Nord-Ostsee-Kanal. So gut kennt sie die Familie nebenan auch nicht. Dann taucht jedoch ein fremder Junge auf dem Grundstück auf, der jemanden zu suchen scheint. In der Kreisstadt betreibt Astrid eine Arztpraxis, schon seit einiger Zeit überlegt sie, die Praxis abzugeben. Allerdings ist ein Nachfolger nicht leicht zu finden. Schwimmen ist ihr großes Hobby und gerne kümmert sie sich um ihre Tante Elsa.

Wieder kann man froh sein über die Auswahl, die die Jury für die Longlist zum Deutschen Buchpreis 2022 getroffen hat. Beim Erscheinen ist dieser kleine Roman nicht so aufgefallen. Umso schöner, dass das Leben in einer Nachbarschaft auf dem Land nun doch noch mehr Aufmerksamkeit bekommt. Es findet ein Wechsel im Ort statt, Alteingessene sterben, ihre Kinder hat es in die Welt gezogen und die Neuen bleiben häufig für sich oder unter sich. Und dennoch gibt es Begegnungen und Begebenheiten. Menschen versuchen, ihre Träume zu erfüllen, ihr Leben zu leben oder sich Neuem zu öffnen.

Ruhig und melancholisch kann der Roman auf den Leser oder die Leserin wirken. Dennoch wird man gefangen genommen von dem kleinen Ort in Norddeutschland. Man spürt die Veränderungen, die die Zeit gebracht hat. Besonders die Kreisstadt ist wohl mit vielen Kreisstädten vergleichbar, Leerstand und Tristesse herrschen vor und wenig kann getan werden, um dies zu ändern. Und doch strahlt die Handlung eine gewisse Wärme aus, nach der Vereinzelung ein langsames Herantasten an den Nächsten. So Mittendrin hört es auf, dass man geneigt ist, sich die Entwicklungen in dem kleinen Dorf selbst weiterzudenken. Und so ist es wohl das Leben, es fließt dahin immer weiter. Man kann nichts bis zum Schluss erzählen, weil es einen Schluss in dem Sinne garnicht gibt.