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Veröffentlicht am 18.10.2022

Ein Gourmand, aber kein Gourmet

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens
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… so sieht sich Lucien. Der Spross eines uralten Adelsgeschlechts müsste nicht arbeiten, aber da er gutes Essen liebt, „gönnt“ er sich den Spleen, ein kleines, feines Bistro zu betreiben. Sein Vater findet ...

… so sieht sich Lucien. Der Spross eines uralten Adelsgeschlechts müsste nicht arbeiten, aber da er gutes Essen liebt, „gönnt“ er sich den Spleen, ein kleines, feines Bistro zu betreiben. Sein Vater findet das nicht so toll, denn die Comtes de Chacarasse folgen seit Jahrhunderten einer außergewöhnlichen Berufung – sie sind Assassinen: „… Dienstleister, die das Töten zur Kunstform erhoben hatten.“ (S. 16), mit Kunden aus den allerhöchsten Kreisen.
Auch Lucien wurde von Kindheit an als Auftragskiller ausgebildet, aber er will nicht töten. Doch als sein Vater bei einem Auftrag tödlich verletzt wird, muss er in dessen Fußstapfen treten. „Mein Sohn … jetzt musst du das Erbe antreten. Mit allen Konsequenzen …“ (S. 15)

„Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens“ ist der Auftakt einer neuen Krimireihe von Piere Martin und obwohl ich seine Reihe um Madame le Commissaire Isabelle Bonnet nicht kenne, habe ich ihren Gastauftritt sofort entdeckt.

Lucien ist ein echter Lebemann, jung und gutaussehend, der am liebsten mit seiner Vespa oder seinem kleinen Motorboot an der französischen Rivera entlangkurvt und dabei schöne Frauen kennenlernt. Dass er jetzt als (wenn auch sehr gut bezahlter) Killer arbeiten soll, passt ihm so gar nicht. Darum versucht er auch, die Aufträge, die ihm durch seinen Onkel Edmond überbracht werden, ohne Mord zu lösen. Und so lange sie trotzdem ihr Geld bekommen, ist das Edmond zum Glück egal.
Neben dem Beruf, Anwesen und Vermögen seines Vaters hat Lucien auch dessen Sekretärin „geerbt“. Francine ist unglaublich elegant und unnahbar und weiß mehr über die Geschäfte der Familie, als sie zugibt.
Für Luciens leibliches und seelisches Wohl sorgt die liebenswerte, aber schon recht alte und schwerhörige Haushälterin und Köchin Rosalie, die ich besonders mochte.

In dem Buch ist drin, was draufsteht – ein unterhaltsamer Kriminal-Roman. Lucien hat nicht den einen großen Fall, sondern mehrere kleine, die er verfolgt, darum gibt es keine durchgehende Spannung, aber einen schönen Showdown und ein Ende, das neugierig auf den nächsten Band macht. Die Sprache ist etwas lax und die Situationen zum Teil leicht überzogen, aber es passt alles irgendwie zusammen und zu Luciens Lebensweise. Ich mochte auch das Flair der Riviera-Küste. Die verschiedenen Orte in Südfrankreich und Italien werden sehr anschaulich beschrieben und bei den erwähnten Gerichten und Weinen läuft einem das Wasser im Mund zusammen.

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Veröffentlicht am 15.10.2022

Weihnachtswahnsinn

Ein Alman feiert selten allein
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„… was sich dort nur wenige Zentimeter von mir entfernt abspielt, hat mit Liebe nicht mehr viel zu tun – und mit Weihnachten schon mal gar nicht.“ (S. 9)
Wann beginnt bei euch der Weihnachtswahnsinn? Ich ...

„… was sich dort nur wenige Zentimeter von mir entfernt abspielt, hat mit Liebe nicht mehr viel zu tun – und mit Weihnachten schon mal gar nicht.“ (S. 9)
Wann beginnt bei euch der Weihnachtswahnsinn? Ich versuche pünktlich zum ersten Advent alle Weihnachtsplätzchen fertig zu haben und die „Kleinigkeiten aus der Küche“ (Marmelade, Liköre, etc.). Erst danach fange ich an, mir Gedanken über mögliche Geschenke zu machen.
In Jonas` Familie werden die Weihnachtskarten inklusive Einladung zur Familienfeier bereits Anfang September verschickt. Die 200 (!) Karten bastelt seine Mutter natürlich jedes Jahr selber und jede ist ein kleines Kunstwerk. Das ist für Elif, Jonas` türkische Freundin, etwas befremdlich. Zumal sie direkt nach dem Erhalt der Karte der WhatsApp-Gruppe “Weihnachtswunder“ mit ca. 30 ihr völlig Fremder zugefügt und das Fest darin generalstabsmäßig durchgeplant wird. Aber sie freut sich auf das erste richtige deutsche Weihnachtsfest, an dem sie endlich seine Familie kennen lernen wird. Sie träumt von Feiertagen wie in den amerikanischen Kitschfilmen und ist eingeschüchtert, als sein Elternhaus wirklich genauso aussieht und dekoriert ist. Doch je länger das Fest der Liebe andauert, um so fremder wird ihr Jonas: „… Jonas benimmt sich, seitdem wir hier in seinem Elternhaus sind, wie ein kopfloser Teenager. Und jede Stunde in diesem Haus geht gefühlt in Lebensjahr flöten.“ (S. 113)

Mit Elif und Jonas‘ Familie prallen zwei Welten prallen aufeinander, nicht nur in religiöser und kulinarischer Hinsicht, auch die minutiös geplanten Vorbereitungen und die Feier an sich bringen Elif an ihre Grenzen. Außerdem scheint sich Jonas zurückzuentwickeln, um den Vorstellungen seiner Eltern zu entsprechen und auch Elif verstellt etwas und versucht, es allen recht zu machen. Aber das geht natürlich nicht lange gut.

Aylin Atmaca erzählt in „Ein Alman feiert selten allein“ zwanglos und kurzweilig vom ersten Weihnachten bei der Familie des Freundes, von kleinen und großen deutsch-türkischen Missverständnissen und Vorurteilen, vom Geschenkechaos und Festessen und natürlich dem sich langsam zusammenbrauenden großen Streit, den es wohl bei fast jedem Zusammenkommen von so vielen Leuten auf engstem Raum gibt. Ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert und mich bzw. meine Familie (leider) bei einigen Ereignissen wiedererkannt.

Die spannende Frage ist jetzt: Wird es eine Fortsetzung geben, denn Elifs Familie weiß noch nichts von Jonas …

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Veröffentlicht am 07.10.2022

Die Königin der Unterwelt

Virginia Hill
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„Virginias Gesichtsausdruck war gleichmäßig, wirkte erhaben, aber auch ordinär, ihre körperliche Erscheinung hatte die Leichtigkeit eines unschuldig tänzelnden Mädchens, doch auch das Gewicht einer erfahrenen ...

„Virginias Gesichtsausdruck war gleichmäßig, wirkte erhaben, aber auch ordinär, ihre körperliche Erscheinung hatte die Leichtigkeit eines unschuldig tänzelnden Mädchens, doch auch das Gewicht einer erfahrenen Frau, die mit beiden Beinen auf dem Boden stand, bewandert in verschiedenen Abgründen, geheimnisvoll, zurückhaltend und doch zu allem bereit.“ (S. 22) So beschreibt der Gangster Nat Coiner Virginia Hill, als er sie für die Cosa Nostra in Chicago anwirbt, da ist sie 18 und er 33. Erst ein Jahr zuvor war sie aus Alabama abgehauen, um ihrem alkoholsüchtigen, prügelnden Vater, der ewig duldsamen Mutter und den 9 Geschwistern zu entkommen. Für sie ist klar, dass sie nie wieder arm sein will, sondern sich schöne Kleider und (überhaupt zum ersten Mal) Schuhe kaufen können möchte. Dazu ist sie zu fast allem bereit. Sie fängt bei Nat als Kurier für Drogen, Geld, Schmuck und Pelze an und steigt schnell auf, da sie nicht nur schön, gewitzt, schlagfertig und klug ist, sondern auch bereit, ihren Körper einzusetzen. Sie schläft mit unzähligen Männern, denn sie hat Spaß am Sex und ist schon mit 21 „Die Königin der Mafia“. Dann wird nach New York geschickt, um sich an die ganz großen Bosse ranzumachen, wird erst die Geliebte von Joe Adonis und später die von Bugsy Siegel. Die Beziehungen sind von Eifersucht und beiderseitiger Gewalt geprägt, aber sie dringt durch sie in den innersten Kreis vor – als erste und einzige Frau. Sie lebt in u.a. Hollywood und Mexiko, chattet um die ganze Welt, immer auf der Suche nach dem nächsten großen Deal, den nächsten wichtigen Kontakt, und ist sehr kreativ bei ihren Problemlösungen. Nat und sie bleiben 30 Jahre lang Partner und sie verdient sehr gut dabei. Doch dann verliebt sie sich in den österreichischen Ski-Lehrer Hans und da sie durch die Kefauver-Hearings zu sehr ins Visier der Steuerbehörden und Journalisten gerät, krempelt sie ihr Leben um und entsagt der Mafia.

Peter Blaikner beschreibt in seinem Roman das wechselvolle Leben der berühmten Gangsterbraut und gibt durch sie auch einen guten Überblick über die Entstehung und Entwicklung der amerikanischen Mafia. Da ich bisher erst ein Buch zu diesem Thema gelesen habe („Manhattan Beach“ von Jennifer Egan) fand ich das sehr spannend und informativ. Er lässt eine Frau lebendig werden, die einen unglaublichen Lebenshunger hatte und sich durch ihre große Schnauze und Promiskuität in einer Männerdomäne durchsetzen konnte. Er zeigt aber auch ihre Verletzlichkeit, ihre Flucht in den Alkohol und den später entwickeln Verfolgungswahn, die Angstattacken und Depressionen. Sie hatte zu viele Mafia-Morde miterlebt und Panik, dass sie nach ihrem Ausstieg die nächste ist, weil sie einfach zu viel wusste.

Der Schreibstil ist sehr mitreißend und fesselnd, allerdings passierte mir ab dem zweiten Teil des Buches zu vieles im Schnelldurchlauf und wurde nur angerissen, so dass ich einiges googeln musste, um die Zusammenhänge zu verstehen. Auch Hans‘ Leben nach ihrem Tod hätte für mich entweder ausführlich erzählt oder weggelassen werden können, da es zum Teil etwas verworren und sehr gestrafft war.
4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Das stumme Kreuz

Das Geheimnis des Pilgers
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„Ich sitze in der Falle, Reinhild. Zumindest fühlt es sich so an. Meine Pflichten erstrecken sich plötzlich nicht mehr nur auf mich oder uns beide oder die Familie, sondern haben sich mehr oder weniger ...

„Ich sitze in der Falle, Reinhild. Zumindest fühlt es sich so an. Meine Pflichten erstrecken sich plötzlich nicht mehr nur auf mich oder uns beide oder die Familie, sondern haben sich mehr oder weniger über Nacht vervielfacht.“ (S. 396) Es ist immer noch unwirklich für Conlin und Reinhild, dass sie sich wirklich verlobt haben, schließlich ist sie erst seit zwei Monaten Witwe und ihr Mann war sein bester Freund. Zudem ist Conlin seit kurzem Landgraf von Langenreth und steckt mitten im Aufbau seines Geschäftes mit Sicherheiten, für das ihm noch Kapital fehlt.
Auch sein Freund Palmiro hat ein Problem. Dessen Ziehvater engagiert einen angeblichen ehemaligen Söldner als Wachmann für ihn, ohne zu ahnen, dass der ein Spion des Inquisitors Erasmus von London ist und nach Palmiro sucht, weil vermutet wird, dass der ein Ketzer ist und den Gralsschatz versteckt haben soll.

„Das Geheimnis des Pilgers“ ist der zweite Band der Pilger-Trilogie von Petra Schier und ich würde unbedingt empfehlen, vorher den ersten zu lesen, damit man die ineinander verwobenen Handlungsstränge, die Beziehungen unter den Protagonisten und die Hinweise auf deren Vergangenheit versteht. Das Highlight der Reihe ist eine Reliquie, das „Kreuz des Zacharäus“, die sich seit Generationen im Besitz von Palmiros Ziehfamilie befindet und ihren Träger vor Gefahren warnt.

Conlin ist „nur“ ein zweitgeborener Adeliger, aber nachdem sein älterer Bruder nicht mehr zurechnungsfähig ist, muss er dessen Stellung in und die Verantwortung für die Familie übernehmen. Sein Freund Palmiro hat ihn und Reinhild verkuppelt, weil es zwischen ihnen funkt, aber sie reden sich ein, dass es eine Vernunftehe wird (was ja damals völlig normal war). Reinhild will sich und ihren Sohn durch die Ehe absichern, und Conlin bietet ihr eine Beziehung auf Augenhöhe. Sie darf sogar in seinem Kontor mitarbeiten und ihn beim Aufbau und führen seines Geschäfts unterstützen. Allerdings hat sie Angst, dass er irgendwann hinter ihr dunkles Geheimnis kommt …

„Ihr scheint diesem Kruzifix alle geradezu blind zu vertrauen.“ (S. 133) Palmiro ist sehr abenteuerlustig und oft etwas zu leichtsinnig, aber bei Benedikt hat er von Anfang an kein gutes Gefühl, weil er dessen Seelenlicht nicht sehen kann und auch das Kreuz schweigt – hat der Mann gar keine Seele und ist gar ein Abgesandter des Teufels? Außerdem hat Palmiro ein Geheimnis, dessen Aufdeckung seinen Tod bedeuten könnte.

Petra Schier verbindet gekonnt mittelalterliche Geschichte und Mystik und schreibt dabei sehr spannend, lebendig und kurzweilig, vor allem die Wortgefechte zwischen den verschiedenen Personen finde ich immer sehr amüsant. Es gelingt ihr, das damalige Koblenz und Umgebung vor dem Auge des Lesers wieder auferstehen zu lassen, auch ihre Protagonisten klingen und verhalten sich ihrer Zeit angemessen. Zudem erfährt man z.B., wie ein Haushalt und Geschäfte funktionierten, welche Rollen Frauen außerhalb des Hauses übernahmen (z.B. die Vertretung ihres Mannes in dessen Geschäft, selten führen sie eigene) und was die Aufgaben der Kleriker waren. Mich hat sie wieder gut unterhalten und ich bin gespannt, wie es im nächsten Band weitergeht.

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Veröffentlicht am 16.09.2022

Literatur, Leidenschaft und Eifersucht

Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Die Poesie der Liebe
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„… ich bin Inge hoffnungslos verfallen. Ohne sie werde ich wahnsinnig. Mit ihr allerdings auch.“ (S. 94) Dieser Satz sagt wahrscheinlich alles, was man über die Beziehung von Ingeborg Bachmann und Max ...

„… ich bin Inge hoffnungslos verfallen. Ohne sie werde ich wahnsinnig. Mit ihr allerdings auch.“ (S. 94) Dieser Satz sagt wahrscheinlich alles, was man über die Beziehung von Ingeborg Bachmann und Max Frisch wissen muss. Als sie sich 1958 kennenlernen, ist sie 32 und er 47, beide sind frisch getrennt und berühmt. Und sie sind voneinander fasziniert. Max verliebt sich wohl sofort in Inge, aber sie ist vorsichtig. Inge braucht ihre Freiheit, im Schreiben und Leben, sie war mit ihrem bisherigen Dasein als Dauergeliebte von Paul Celan zufrieden, will gar keine bürgerliche Beziehung. Aber Max umwirbt sie und macht ihr große Versprechungen: „Wir können alles umdenken, Mann und Frau neu erfinden, wir werden die ersten sein.“ (S 77)

„Ich geh vom Leiden weg, du wendest dich ihm zu.“ (S. 373) Gegensätze ziehen sich an, habe ich nicht nur einmal beim Lesen von Bettina Storks Romanbiographie über dieses berühmte Künstlerpaar gedacht, denn was die beiden unterscheidet, trennt sie auch. Inge ist ein Nachtmensch, extrem freiheitsliebend und ringt um jedes Wort, alles hat für sie eine Bedeutung. Sie braucht Ruhe und ihren Freiraum, um zu schreiben. Außerdem kann (oder will) sie nicht mit Geld umgehen, gibt oft mehr aus, als sie hat und lebt sehr impulsiv. Max hingegen hat seinen Tag strikt durchgeplant, da kommt der Architekt, der er früher war, zum Tragen. Er setzt sich immer zur gleichen Zeit an die Schreibmaschine und schreibt dann auch – das macht Inge bald wahnsinnig – und hält penibel Ordnung. Ihn hingegen stört ihr kreatives Chaos, ihr laxer Umgang mit Geld, ihre zahllosen (Brief-)Freundschaften mit Männern, ihre vielen Reisen und vor allem, wie präsent Paul Celan in ihrem gemeinsamen Leben weiterhin ist – er kann seine Eifersucht kaum kontrollieren. „Ihre Freiheit machte ihn unfrei, ihr Wunsch nach Unabhängigkeit ließ ihn klammern.“ (S. 179) Trotzdem raufen sie sich immer wieder zusammen, denn sie lieben sich doch und sind sich intellektuell ebenbürtig, dann muss doch auch das Zusammenleben funktionieren …

Bettina Storks schreibt extrem lebendig, leidenschaftlich und poetisch – so wie die Beziehung des Paares war. Man dringt tief in Inges und Max‘ Gedanken- und Gefühlswelt ein, in ihren Alltag mit den sich ständig wiederholenden Szenen der Eifersucht und Selbstzweifel. Sie führen eine (in meinen Augen) sehr ungesunde, selbstzerstörerische Beziehung. Selbst die Leichtigkeit, die eine junge, frische Liebe ausmacht, scheint es nie gegeben zu haben. Die Freiheit, die er zu Beginn so an Inge mag, stört Max bald und treibt ihn in regelrechte Eifersuchtsattacken. Er versucht sie zu ändern und an sich zu binden. Sie antwortet, indem sie geht – in ein anderes Zimmer, eine andere Wohnung, Stadt oder gar ein anderes Land. Aber sie lässt sich immer wieder von ihm einfangen und zurückholen. Doch gesund ist es nicht, es nagt an ihren Körpern und Seelen (Inge hat eine lange Schreibblockade), sie flüchten sich in Alkohol oder Tabletten – oder „kurze Begegnungen“, wie die Affären, die ausdrücklich erlaubt sind, bezeichnet werden.

Aber sie wachsen auch aneinander, geben sich neue Impulse für ihre Arbeit. Inge scheibt neben Lyrik endlich auch Erzählungen und Romane, Max verarbeitet seine Probleme mit ihr in seinen Werken – was sie verständlicherweise sehr kränkt.

Bettina Storks hat es geschafft, mir diese beiden Ausnahmeliteraten, mit denen ich mich bisher ehrlich gesagt bisher noch nicht beschäftigt habe, näherzubringen und mich neugierig auf ihre Werke zu machen.
Nach meinem Geschmack lag der Focus allerdings manchmal zu sehr auf den Konflikten, was zugegebenermaßen natürlich den Charakter der Beziehung ausmachte. Man ist dadurch zwar mittendrin, sollte das aber auch mögen.

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