Cover-Bild Fuchsteufelsstill
14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein fünf
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 07.04.2017
  • ISBN: 9783961010035
Niah Finnik

Fuchsteufelsstill

Roman

Niemand ist normal, ohne verrückt zu sein

Die siebenundzwanzigjährige Juli steht mitten im Leben – manchmal sogar ein bisschen zu sehr. Sie ist Autistin und jeder Tag bedeutet eine gewaltige Masse an Emotionen, die es zu meistern gilt. Als Juli nach einem missglückten Suizidversuch auf eine psychiatrische Station kommt, trifft sie dort auf die überschwänglich-herzliche Sophie und auf Philipp, der mal mehr und mal weniger er selbst, aber stets anziehend für Juli ist. Die drei nehmen Reißaus und verbringen ein gemeinsames Wochenende, nachdem nichts mehr so ist wie zuvor.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.06.2017

authentisch aber distanziert

0

Kurzmeinung:
Konnte leider meine (zugegeben) sehr hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Dennoch ein interessantes und sehr authentisches Buch über das Besiegen von Ängsten und der Frage: Was ist schon ...

Kurzmeinung:
Konnte leider meine (zugegeben) sehr hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Dennoch ein interessantes und sehr authentisches Buch über das Besiegen von Ängsten und der Frage: Was ist schon "normal"?


Meine Meinung:
In diesem Buch werden viele wichtige Themen angesprochen. Es geht um Freundschaft und Liebe, um Ängste und um Tod. Aber vor allem geht es um die Frage, was eigentlich normal und was verrückt ist.
Das geschieht allerdings, ohne die psychischen Leiden der drei Protagonisten zu sehr in den Fokus zu rücken. Ihre besonderen Stimmungen, Verhalten und Wahrnehmungen werden einfach als Teil von ihnen beschrieben, ohne sie zu bewerten. Und vor allen Dingen, ohne sie zu romantisieren. Das ist bei Büchern über psychische Störungen nämlich meiner Meinung nach oft die Gefahr. Jemand ist zum Beispiel Autist und wird als ganz besonders mit besonderen Fähigkeiten dargestellt. Es stimmt zwar, diesen Aspekte gibt es, aber die andere Seite, die Ausgrenzung und das Leid, wird dann oft vergessen. Nicht so in "Fuchsteufelsstill", wo eine sehr differenzierte Darstellung der Thematik erfolgt. Auch das Thema Suizid und seine Motive werden behandelt und auch sehr differenziert betrachtet. Das ist wirklich eine Gratwanderung, die Niah Finnik äußerst gut gelungen ist. Gerade der kühle, sachliche Blick mit dem die Protagonistin Juli die Dinge betrachtet ist sehr gut geeignet, solche schwierigen Themen darzustellen, ohne sie verklärt zu betrachten, aber auch nicht zu verurteilen.
Auch der Aufenthalt in der Psychiatrie wird gut dargestellt. Die Ängste vor Stigmatisierung, die Anstrengungen, sich die ganze Zeit erklären und reflektieren zu müssen. Die Autorin, selbst Autisten, gibt sehr gute und authentische Einblicke und findet gute Metaphern für psychische Vorgänge.


Was ist eigentlich normal?

Und auch die Diskussionen, was als normal und was als "gestört" angesehen wird, ist sehr interessant. Wer legt die Definitionen fest? Sind diese Einteilungen naturgegeben oder doch nur Mensch gemacht? Diese eigentlich komplexen und schwierigen Gedanken werden aber immer mit einem Augenzwinkern dargestellt, sodass das Buch trotzdem keine schwere Lektüre ist.
Herrlich fand ich zum Beispiel, als Juli sich wundert, warum Zwanghaftigkeit eine Störung ist, Intoleranz aber nicht. Kurzerhand schreibt sie einen imaginären DSM 5 Eintrag über Intoleranzitis. (S. 142) bei dem ich laut lachen musste.


Es könnte so schön sein, aber...

Das alles klingt ja nach einem großartigen Buch, oder? Und das könnte "Fuchsteufelsstill" auch sein. Warum gibt es dann "nur" drei Sterne, fragt ihr euch?
Wegen des Schreibstils. Mit dem bin ich nämlich leider überhaupt nicht klar gekommen und der hat mich mit dem Buch kämpfen lassen und mir viel meiner Lesefreude genommen.
Immer wieder schweift die Protagonistin Juli ab in Gedankenwelten, in die ich ihr einfach nicht folgen konnte oder wollte. Und dann wird das Lesen anstrengend.
Autismus zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass das Gehirn die Umgebung ungefiltert wahrnimmt und die Betroffenen eine Informationsflut zu verarbeiten haben.
Das macht die Gedankenausschweifungen, bei denen Juli von einem Aspekt zum nächsten, vom Hundertsten ins Tausendste kommt, zwar wahrscheinlich sehr authentisch, gleichzeitig hat es aber eben auch mein Lesevergnügen stark reduziert.
Außerdem ist die nüchterne, analytische, manchmal fast schon emotionslose Schilderung zwar für viele der angesprochenen Themen sehr geeignet. Aber auf der anderen Seite sind mir dadurch die Charaktere auch nicht wirklich ans Herz gewachsen. Ich habe ihre Entwicklungen interessiert, aber doch eher distanziert verfolgt.


Fazit:
In "Fuchsteufelsstill" gelingt Niah Finnik eine authentische und differenzierte Darstellung von psychischen Störungen und menschlichem Leid. Doch trotzdem ist die Botschaft eine positive, da in jeder Zeile Hoffnung, Kampfgeist und Lebensfreude mitschwingen. Und auch ernste Themen werden mit einem Augenzwinkern dargestellt und lassen den Leser nicht nur einmal schmunzeln.
So richtig gern gelesen habe ich das Buch leider trotzdem nicht, weil ich sehr mit dem Schreibstil zu kämpfen hatte und mir das ziemlich die Lesefreude verdorben hat.

Veröffentlicht am 28.05.2017

Eine Reise in den Kopf einer Autistin – gut, aber leider nicht sehr gut

0

Im neuen Programm vom Ullstein Verlag, „Ullstein fünf“, werden junge, deutsche Autoren vertreten und Niah Finnik ist eine davon. In ihrem Debütroman „Fuchsteufelsstill“ erzählt sie von der mit Autismus ...

Im neuen Programm vom Ullstein Verlag, „Ullstein fünf“, werden junge, deutsche Autoren vertreten und Niah Finnik ist eine davon. In ihrem Debütroman „Fuchsteufelsstill“ erzählt sie von der mit Autismus diagnostizierten Juli, die nach einem gescheiterten Selbstmordversuch in die offene Psychiatrie verwiesen wird. Hier lernt Juli die offenherzige, direkte und laute Sophie (Bipolare Störung) und den etwas seltsamen Philipp (Schizophrenie) kennen. Als Juli jedoch am dritten Tag des Programms merkt, dass einer der Insassen fehlt, brechen die Drei auf, um ihn zu suchen. Was als Suchtrupp startet, wird zum Roadtrip zu Fuß, und Juli, Sophie und Philipp verbringen das gesamte Wochenende miteinander – entgegen Julis fixiertem Tagesplan, der nun einfach über den Haufen geworfen wird. Im Verlauf des Wochenendes lernen die Drei sich richtig kennen, führen kuriose Gespräche, teilweise über die Quantentheorie, über die Station und am meisten über Julis alltäglichen Begleiter, die Angst.


Finnik erzählt in einer klaren, schnörkellosen Sprache die Geschichte von Juli und von dem Wochenende, welches ihr Leben völlig auf den Kopf stellt, ihre festen Regeln zunichte macht und mit ihrer Angst spielt. Julis Gedankenfahrten und Überlegungen und vor allem die Personifizierung ihrer Angst, wirken sehr authentisch, was vielleicht auch daran liegt, dass die Autorin selbst mit dem Asperger-Syndrom, einer Variante des Autismus, diagnostiziert wurde und sich somit perfekt in Juli einfühlen kann. Durch die nüchterne Sprache wurden selbst komplizierte Gedankengebilde von Juli für mich verständlich und sogar nachvollziehbar. Dass die Angst für Juli ein Tier ist, dass ihr um die Beine streicht, sie mit der Schnauze anstößt und ihren Angstschweiß ableckt, fand ich klasse. Im Roman wird dieses Tier oft erwähnt, wenn Juli sich in ungewohnten Situationen befindet. Und statt immer wieder zu betonen, welche Angst sie hat, nimmt Finnik das Tier als Symbol für die Angst, dass mit dem Fell immer an Juli vorbeistreicht, etc. – das ist wirklich gelungen. Leider konnte ich mit einigen der Gesprächen nicht so recht etwas anfangen, da sie doch sehr durchgeskriptet und nicht natürlich wirkten, genauso wie die Tatsache, dass Juli, Sophie und Philipp sich einfach bei einem völlig Fremden einquartieren und dort übernachten. Das erschien mir doch etwas skurril und dieser Beschluss wurde auch nicht richtig erklärt. In einem Moment sind die Drei bei einer Wohnungsauflösung, im nächsten wacht Juli morgens in einem fremden Raum auf – zumindest meiner Meinung nach ging das ziemlich schnell. Ansonsten fand ich die generelle Idee des Buches interessant und auch die Charaktere sind schön verschroben und haben alle ihr Päckchen zu tragen, der eine mehr, der andere weniger, aber ich finde, dass dieses Ungleichgewicht zur Stimmung des Romans beiträgt. Das Finale, der Weg zurück zur Station, fand ich richtig, richtig klasse – ich möchte hier aber auch überhaupt nichts vorwegnehmen!


Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.wordpress.com

Veröffentlicht am 22.04.2017

Spannende Sichtweise, abstruse Geschichte

0

Juli wirkt auf den ersten Blick wie eine ganz gewöhnliche junge Frau, doch wer näher hinsieht, stellt schnell fest das Juli anders ist als die Meisten. Sie ist Autistin und nimmt die Welt auf ihre ganz ...

Juli wirkt auf den ersten Blick wie eine ganz gewöhnliche junge Frau, doch wer näher hinsieht, stellt schnell fest das Juli anders ist als die Meisten. Sie ist Autistin und nimmt die Welt auf ihre ganz eigene Weise war. In einer psychatrischen Klinik lernt sie Sophie und Philipp kennen und erlebt mit ihnen so manches Abenteuer und lässt uns an ihrer Sicht auf das Leben teilhaben.


Meinung:
Dieses Buch ist alles ausser gewöhnlich. Die Autorin, die selbst Asperger-Autistin ist, vermittelt sowohl mit ihrer Geschichte als auch mit ihrem unkonventionellen Schreibstil eine Denkweise, die außerhalb der Norm liegt. Rationaler, ängstlicher, aber auch fantasievoller und teils logischer wirkt Julis Kopfkino. Zahlen sind ebenso wichtig, wie die richtige Farbe, Routine schafft Sicherheit, Menschen machen Angst. Wie so vieles in Julis leben. Ständig versucht sie gegen ihre Ängste anzukämpfen und in der Gesellschaft möglichst wenig aufzufallen. Beides gelingt ihr mehr schlecht als recht. Trotzdem oder gerade wegen ihrer Andersartigkeit hat Juli einen hohen Sympathiefaktor. Es macht Spaß sich das Leben mit ihren Augen anzuschauen, auch wenn das was sie erlebt, teilweise wirklich abstrus ist. Manche Kapitel der Geschichte wirken völlig überzogen und unglaubwürdig. Das ist schade, handelt es sich doch meiner Meinung nach um einen Faktor, der nicht gerade für mehr Verständnis und Akzeptanz sorgt, sondern eher noch mehr Vorurteile gegenüber dem Anderssein bzw. psychischen Krankheitsbildern schürt. Mit einer etwas realistischeren Geschichte wäre die Botschaft für mich deutlich besser rübergebracht worden.

Fazit:
Mal etwas ganz anderes, das vor allem durch den Schreibstil überzeugt. Die Geschichte dagegen konnte bei mir weniger punkten. Nichtsdestotrotz bin ich gespannt, was wir von Niah Finnik zukünftig noch lesen dürfen.