Zuvor:
Das Paar Emma und Simon, befindet sich an einem schwierigen Punkt ihrer Beziehung, denn während Simon nicht zu Hause war, wurde Emma von zwei Einbrechern in der eigenen Wohnung überwältigt und ausgeraubt. Seitdem hat Emma Angst. Angst vor körperlicher Nähe und allein zu sein. So begibt sich das Paar auf Wohnungssuche, doch keine der Wohnungen, oder aber ihre Lage, trifft ihren Geschmack. Doch der Makler hat noch ein weiteres Objekt zur Hand. Allerdings schwierig zu vermitteln, wie er sagt, denn der Mietvertrag ist voller Klauseln und Verbote. So dürfen die zukünftigen Mieter nichts in der Wohnung verändern oder hinzufügen, außer sich selbst und ihre Kleidung. Die Wohnung ist minimalistisch, aber äußerst elegant eingerichtet, dazu technisch auf dem höchsten Level. Das gilt auch für die Sicherheitsstandards und so fällt es Emma sehr leicht, sich für die Wohnung zu entschließen. Jedoch bekommt nicht jeder Interessent die Wohnung. Der penible Vermieter und gleichzeitige Erbauer, der Architekt Edward Monkford, will das Paar erst persönlich kennenlernen und dazu muss das Paar noch einen Fragebogen ausfüllen, in dem äußerst privaten Fragen über Verhaltensweisen, Lebenseinstellungen etc. gestellt werden. Obwohl es zunächst nicht so aussieht, als ob Emma und Simon tatsächlich eine Chance bekommen, in die Wohnung zu ziehen, entscheidet sich der Architekt dann doch für sie beide. Jedoch ahnen Emma und Simon zu diesem Zeitpunkt noch nicht, auf was sie sich genau eingelassen haben…
Danach:
Die alleinstehende Jane musste einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Sie hatte eine Totgeburt. Um Abstand von allem zu gewinnen, will sie eine Veränderung und schaut sich nach interessanten, neuen Wohnungen um. Die Wohnung in der Folgate Street 1 in London, hat es ihr besonders angetan, selbst die vielen auferlegten Regeln von Seiten des Vermieters, können sie nicht davon abhalten, sich für die Wohnung zu bewerben. Und Jane hat Glück. Nur wenig später kann sie einziehen in ihr neues Heim. Ein weiterer Pluspunkt; die Begegnung mit dem attraktiven Witwer Edward Monkford, dem Besitzer der Wohnung, mit dem sie sich auf eine heiße Affäre einlässt. Zwar wundert sich Jane sehr, über seine puristische Ader und sein Hang zur Perfektion und Symmetrie, doch schreckt sie sein Verhalten auch nicht ab. Es macht sie eher neugierig, besonders als sie Dinge über Edwards Vergangenheit erfährt. Als sie jedoch bei ihren Nachforschungen über einen ungeklärten Todesfall stolpert, kommt sie zum ersten Mal ins Grübeln. Kann es sein, dass sie mit einem Mörder schläft?
Zunächst einmal hat mich das hochwertige Hochglanzcover des Romans verlocken können, den Roman in die Hand zu nehmen. Und da ich ein Faible für spannende Psychothriller und Krimis habe, erhoffte ich mir; auch weil „The Girl before- Sie war wie Du, und jetzt ist sie tot“, so stark beworben wurde, eine packende Geschichte.
Der Roman wird im steten Wechsel, aus der Sicht von zwei Frauen vorangetrieben. Emma und Jane. Beide stehen vor einem Scheideweg in ihrem Leben und sind Bewohner der Wohnung in der Folgate Street 1.
Der Schreibstil der Autorin ist eingängig und flüssig, doch wirkt er zu großen Teilen unterkühlt, abstrakt, ja beinahe so, wie die beschriebene Wohnung, in diesem Roman und obwohl ich vermute, dass die Autorin genau dies bezweckt hat, um eben halt diese unterkühlte Atmosphäre zu schaffen, machte es mir dieser besondere Schreibstil alles andere als einfach, Zugang zu den Akteuren in diesem Buch zu finden. Dazu kommt, dass JP Delaney, beim Schreiben, zu einem rätselhaften Stilmittel gegriffen hat. So sind alle geführten Dialoge der Akteure, die bereits geschehen sind, trotz wörtlicher Rede, nicht mit Anführungszeichen versehen. Es handelt sich jedoch hier nicht, um eine indirekte wörtliche Rede, daher war für mich der Grund nicht wirklich ersichtlich; erschwerte mir aber das Lesen besagter Romanpassagen.
Ebenfalls schwer fiel es mir, ab etwa der Hälfte des Buches, Emmas und Janes Erlebnisse auseinander zu halten, da beide sehr ähnliche Situationen mit Edward erleben.
Den erhofften Thrill konnte mir lediglich eine Sache liefern. Und zwar die Vorstellung, in einem solch durchgestylten Haus leben zu müssen, in dem man so sehr auf die Technik angewiesen ist, dass man praktisch schnell zum Gefangenen dieser Wohnung werden kann. Und dass die Wohnung dann auch plötzlich ein gewisses Eigenleben entwickelte, fand ich sehr spannend geschildert. Die Ausgangssituation, überhaupt die Idee des Romans, hatte viel Potential, dass meiner Meinung nach leider aber zu großen Teilen verschenkt wurde, weil die Akteure zu blass blieben. Ihr Werdegang blieb einem beim Lesen seltsam gleichgültig und so konnten diverse Geheimnisse der Figuren, die nach und nach aufgedeckt werden, meine Neugierde leider auch nicht mehr in dem Maß schüren, wie ich es mir erhofft hatte.
Es ist dennoch kein schlechter Roman. Er lässt sich schnell lesen und sorgt durchaus für die eine oder andere überraschende Wende. Dennoch fehlte mir zu einer besseren Bewertung einfach der gewisse subtile Thrill/Grusel/Gänsehautmoment, den ein herausragender Psycho-Thriller haben sollte. 3.5 von 5 Punkten.