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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.09.2022

Das Leben sollte bunt sein und vielfältig, nicht nur als Kind

Ora - Das Mädchen mit dem orangefarbenen Haar
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Für Kinder ist das Leben in Grauland bunt, lebendig und voller Freude. Doch mit 9 Jahren beginnen ihre Farben zu verblassen und mit 10 sind auch sie äußerlich und auch in ihrem Inneren in der Düsternis ...

Für Kinder ist das Leben in Grauland bunt, lebendig und voller Freude. Doch mit 9 Jahren beginnen ihre Farben zu verblassen und mit 10 sind auch sie äußerlich und auch in ihrem Inneren in der Düsternis ihres Zuhauses angekommen. Nur Ora mit ihrem leuchtend orangefarbenen Haar, bei ihr lässt das Strahlen nicht nach. Das ist erstmal Anlass zur Sorge, denn dahinter könnte ja eine schlimme Krankheit stecken. Ora ist aber kerngesund und so ist ihr Anderssein bald nur noch unangenehm, unangebracht und peinlich. Sie muss ihr Haar unter einer Mütze verstecken und die anderen Kinder dürfen nicht mehr mit ihr spielen. Als dann doch ein leichtes Verblassen einsetzt, wird sich Ora bewusst, dass sie gar nicht in dieses graue Leben hineinwachsen will. Ein Leben in Farben und Licht ist doch viel schöner und so macht sie sich auf eine Reise, um ihren Weg zu finden. Und tatsächlich bekommt sie Unterstützung und Zuspruch , dass nichts falsch an ihr ist und sie vielleicht sogar etwas Positives für andere bewirkt.
Diese Geschichte, sie hat viel Symbolkraft, für unser eigenens Leben, dafür, wie wir andere sehen, wie wir mit ihnen umgehen, für die Offenheit, den Mut und den Willen, für Neues. Für die Kleineren braucht es hier schon etwas erwachsene Begleitung. Für die eigentlichen Vorleser ist dies nicht einfach nur eine Kindergeschichte, sondern bietet auch jede Menge Interpretationsvielfalt für einen selbst. Die wunderschöne sehr kunstvolle Bilderwelt, die diese Geschichte begleitet, man sieht sofort, dass hier eine richtige Malerin die Seiten erstrahlen lässt. Auch hier gilt, für Erwachsene sehr ansprechend, für Kinder nicht so auf den ersten Blick. Aber das gemeinsame Ansehen ermöglicht auch hier eine passende Nähe.
Ora, das Mädchen, das aus dem Rahmen fällt, Ora, ein Buch, das anders ist als erwartet und vor allem im gemeinsamen Erleben von Vorlesendem und Kind funktioniert. Spannend, was die Kindersicht da so alles zum Vorschein bringt.

Veröffentlicht am 12.09.2022

Familie, weiblich und sich durchschlagen ist das Lebensmotto

Fliegen oder fallen
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Kanada in den 1970er Jahren, in einer Kleinstadt direkt am Sankt-Lorenz-Strom kämpfen sich Trudy und ihre Mutter Claire zusammen mit der 4-jährigen Mercy, Tochter ihrer Schwester Tammy, gemeinsam durchs ...

Kanada in den 1970er Jahren, in einer Kleinstadt direkt am Sankt-Lorenz-Strom kämpfen sich Trudy und ihre Mutter Claire zusammen mit der 4-jährigen Mercy, Tochter ihrer Schwester Tammy, gemeinsam durchs Leben. Trudy, die genau wie ihre Mutter und ihre Schwester früh schwanger wurde, hat sich im Gegensatz zu diesen für eine Abtreibung entschieden und beschlossen, fortan ohne die Komplikation Mann zu leben. Die Drei sind genug damit beschäftigt, den Kopf oben zu halten, aber für Mercy, ein wahrer Sonnenschein, da zu sein, macht es leichter. Doch dann erscheint Jules auf der Bildfläche und Trudy knickt ein. Und natürlich verursacht dieser Mann, ein Stuntman, 'Komplikationen', denn er plant, mit einem selbstkonstruierten Rakentenauto über den an dieser Stelle zwei Kilometer breiten Fluss zu springen, mit Fernsehteam im Rücken und dem Traum von Berühmtheit und Geld. Wie das ausgeht? Wenn es nach Trudys bisherigem Leben geht, dann tendenziell eher nicht gut. Aber man wird sehen.
Dies ist eine Geschichte, in der man die Menschen, die da so vor sich hinwursteln, recht weit unten im System, durchaus lieb gewinnt. Und obwohl sie eigentlich nichts zu lachen haben, nimmt man als Leser das Ganze als sympathisch und auch humorvoll wahr und fühlt sich einfach gut unterhalten. Hat definitiv Spaß gemacht.

Veröffentlicht am 02.09.2022

Neun Stimmen, neunmal Aufbegehren, in ganz unterschiedlicher Form

Church Ladies - SWR Bestenliste Oktober 2022
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Ein Erzählband, neun Geschichten von schwarzen Frauen unterschiedlichen Alters, neun Sequenzen aus neun Leben und der gemeinsame Tenor, Aufbegehren und sein eigenes Glück leben.
Diese Geschichten, sie ...

Ein Erzählband, neun Geschichten von schwarzen Frauen unterschiedlichen Alters, neun Sequenzen aus neun Leben und der gemeinsame Tenor, Aufbegehren und sein eigenes Glück leben.
Diese Geschichten, sie erzählen uns in einer poetischen und trotzdem kraftvollen Sprache, wie erdrückend und eingrenzend das eigene Umfeld sein kann, streng gelenkt von den dogmatisch gehandhabten Strukturen der christlichen Kirchen. Sie erzählen davon, dass es Zeit ist, sich aufzulehnen um seiner Selbst willen und um das Recht auf Liebe, die Art von Liebe, die jeder Einzelne für sich leben will.
Mich haben sie alle in ihrem Bedürfnis auf Veränderung und in ihrer Ehrlicheit überzeugt und ich zolle jedem dieser Menschen, in Stellvertretung für so viele, meine aufrichtige Anteilnahme und meinen Respekt.
Es war mir eine Freude.

Veröffentlicht am 01.09.2022

Tusch und Lisa Eckhart tritt auf

Boum
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Lisa Eckhart, eine Kabarettistin mit sehr spitzer Zunge, Sozialkritik vom Feinsten, Zynismus schon auch mal etwas darüber und einer Sprachschärfe, mir würde mancher ihrer Sätze fast schon im Halse stecken ...

Lisa Eckhart, eine Kabarettistin mit sehr spitzer Zunge, Sozialkritik vom Feinsten, Zynismus schon auch mal etwas darüber und einer Sprachschärfe, mir würde mancher ihrer Sätze fast schon im Halse stecken bleiben. Manchmal werden Wahrheiten, gerade wenn es um Aktualität geht, gerne mal schön ummantelt oder gar ganz stillgeschwiegen. Der gesellschaftliche Druck ist groß und der politische noch größer. Nicht so bei Lisa Eckhart. Und wenn man denkt, innerhalb einer von ihr kreierten Hörbuch-Geschichte, verdünnt sich die sonstige Schärfe ihrer Bühnenperformance zu einer milden Mahlzeit, der vertut sich gehörig.
Denn eigentlich ist 'Boum' nur dazu da, mit viel Pariser Flair und der entsprechenden Portion laissez faire, eine kabarettistische Vorstellung par excellence zu präsentieren. Und Lisa Eckhart ist diese Geschichte. Gerade im ersten Teil wird so perfekt auf den Punkt gebracht 'abgerechnet' und dabei ein Sarkasmus an den Tag gelegt, das ist schon sehr heftig. Später gibt es dann auch Passagen, da verschwimmt alles ein bisschen. Es wird lange auf einem Thema herumgeritten und das ein oder andere war dann auch etwas, tatsächlich unangenehm, darüber. Aber jeder hat da ja seine eigenen Grenzen und mit ein paar Hörpausen, die kann man ganz gut gebrauchen, passt es dann auch wieder.
Doch wo bleibt die Geschichte selbst. Sie geht irgendwie in der Präsenz der Autorin und Sprecherin Lisa Eckart unter. Und wenn man sie sich tätsächlich bewusst macht, dann ist das wohl der Schwachpunkt am Hörerlebnis 'Boum'. Daher sollte man diesen Punkt einfach auf sich bewenden lassen und zuhören.
Irgendwas ist hier für jeden dabei.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Sprecherin
  • Cover
  • Spannung
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 29.08.2022

Pferde sind Individuen und man kann sich finden

Milan - Das Geheimnis der Wildpferde
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Die 12-jährige Mia und ihre Freundin Ally nehmen zusammen Reitstunden auf einem nahegelegenen Reiterhof und natürlich wünschen sich beide ein Pferd. Ally bekommt dann wirklich ein Pony geschenkt. Mias ...

Die 12-jährige Mia und ihre Freundin Ally nehmen zusammen Reitstunden auf einem nahegelegenen Reiterhof und natürlich wünschen sich beide ein Pferd. Ally bekommt dann wirklich ein Pony geschenkt. Mias Eltern können den Wunsch ihrer Tochter leider nicht erfüllen. Aber dann kommt Milan, ein Pferd der seltenen Rasse Huzule, auf dem Reiterhof und tatsächlich wird Mia ausgesucht, um sich um ihn zu kümmern. Huzule stammen von Wildpferden ab und sind nach einem alten Volksstamm aus den Karpaten benannt. Und so fließt in Milans Blut auch eine ganze Menge dieser Wildheit mit. Das bekommt Mia bald zu spüren, denn normales Reiten in der Halle oder gar Dressurübungen, dem will sich das Pferd nicht 'beugen'. Doch wenn es in die freie Natur geht, das ist die Welt, die Milan kennt und liebt und hier finden die beiden, Pferd und Reiterin, auch zusammen. 'Das größte Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde', das erlebt Mia mit Milan jetzt wirklich und einige durchaus spannende Abenteuer dazu.
Ein sehr schöne Geschichte wird hier erzählt, in der es natürlich zuallererst um die Freundschaft zwischen einem Pferd, einem durchaus eigenwilligen Pferd und seiner Reiterin geht. Durch die wechselnde Erzählperspektive, Mulan kommt tatsächlich auch selbst zu Wort, vor allem um von seiner Zeit vor Mia zu berichten, wird diesem Teil natürlich die meiste Aufmerksamkeit geschenkt. Drumherum lernt man aber auch andere interessante und meist auch sehr sympathische Individuen, sprich Menschen, kennen und es geht um Themen wie Freundschaft und Mut, aber auch um negative Dinge wie Missgunst und gar Verlust.
Diese Geschichte, sie bietet sehr gute Unterhaltung und viel pferdebegeisterten Lesespaß.