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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2022

Eine gelungene Fortsetzung

Kinderklinik Weißensee – Tage des Lichts (Die Kinderärztin 3)
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Während Marlene sich intensiv ihrer Karriere widmet, bleibt ihre Ehe beinahe auf der Strecke. Der Stress verursacht die Kinderlosigkeit, an der das Ehepaar leidet. Um Ihre Ehe zu retten, beschließt sie ...

Während Marlene sich intensiv ihrer Karriere widmet, bleibt ihre Ehe beinahe auf der Strecke. Der Stress verursacht die Kinderlosigkeit, an der das Ehepaar leidet. Um Ihre Ehe zu retten, beschließt sie schweren Herzens die Arbeit in der Klinik aufzugeben und sich zu erholen. Doch die Entdeckung des Penicillin durch Alexander Fleming, droht diesen Vorsatz ins Wanken geraten.

Und auch Emma hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Da ist zum einem der neue Freundeskreis ihres Sohnes Theo und zum anderen die neue Pflegeleiterin.


Meine Meinung:

Der dritte Teil der Reihe spiegelt die Zeit des Umbruchs von der Weimarer Republik in die NS-Diktatur. Die sich anbahnenden politischen Veränderungen machen auch vor der Kinderklinik nicht Halt. Es scheint, als ob es ein letztes Mal gelingen könnte, das Kinderkrankenhaus als solches zu erhalten, bevor die neuen Machthaber es für ihre Zwecke missbrauchen wollen.

Geschickt werden Fakten mit Fiktion verwoben. So darf Marlene, obwohl sie sich (und die Autorin) Schonung auferlegt hat, an der Verwendung von Penicillin forschen.

Fazit:

Auch der dritte Teil dieser Reihe ist gut zu lesen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.09.2022

Beste Krimi-Unterhaltung!

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens
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Lucien, nunmehr Comte de Chacarasses, hat seinem Vater auf dem Totenbett versprechen müssen, in das Familienbusiness, um das er bislang immer einen großen Bogen gemacht hat, einzusteigen. Blöderweise sind ...

Lucien, nunmehr Comte de Chacarasses, hat seinem Vater auf dem Totenbett versprechen müssen, in das Familienbusiness, um das er bislang immer einen großen Bogen gemacht hat, einzusteigen. Blöderweise sind die Herren von Chacarasse in der Branche angesehene Auftragsmörder. Gegen das dezente (Basis)Honorar von einer Million Euro wird jeglicher Feind dezent aus dem Weg geräumt.

Lucien hat zwar als Jugendlicher alles möglichen Kampfsportarten, das Schießen mit allen möglichen Waffen gelernt, aber nie im Traum gedacht, diese Fähigkeiten auch tatsächlich zu benützen.

Nutznießer dieser Abmachungen ist auch noch Luciens Onkel, der nach einem angeblichen Unfall, im Rollstuhl sitzt, die Aufträge an Land zieht und rund 40% Vermittlungsprovision kassiert. Ganz grün sind sich Neffe und Onkel nicht.

Unmittelbar nach der Beisetzung des verstorbenen Grafen erhält er den Auftrag, einen Mann, der mit dem Auto eine Jugendliche niedergefahren und schmählich in Stich gelassen hat, und für, den billigend in Kauf genommenen Tod des Unfallsopfers, nur eine kurze Gefängnisstrafe verbüßen musste, zu töten. Lucien will den Mann zur Rede stellen. Doch der läuft davon und übersieht den daherkommenden Schnellzug. Das war doch ein Leichtes, diesen Auftrag zu erledigen, oder? Das Honorar wird postwendend überwiesen.

Was wird Lucien jetzt machen? Soll er ein Auftragsmörder wider Willen sein oder doch wieder in sein Restaurant zurückkehren? Doch dann tritt auch noch Francine, die Sekretärin und Geliebte des verstorbenen Comtes auf den Plan, denn jeder weiß, dass der Comte durch mehrere Schüsse in den Rücken gestorben ist.

Meine Meinung:

Ein herrlicher Krimi, der ein richtiges Sommer-Feeling an der Côte d’Azur aufkommen lässt. Reich und schön, korrupt und arrogant - so werden zahlreiche Charaktere dargestellt. Wie es für einen leicht lesbaren, aber gut strukturierten Krimi gehört, ist das Böse nie weit entfernt. Das kann schon mal der eigene Onkel sein (also ich müsste mich schon schwer täuschen, wenn der nicht falsch spielt) oder ein hübsches Mädel.

Herrlich auch die Anspielungen auf den Kriminalfilm „Über den Dächer von Nizza“ mit der unvergesslichen Grace Kelly und Cary Grant.

Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Neben Lucien ist es die Haushälterin Rosalie, die mein Herz erobert hat. Die Wortgefechte zwischen Lucien und Rosalie, die ob ihres schwindenen Hörvermögens das eine oder andere missversteht, sind wunderbar! Natürlich weigert sich Rosalie, ein Hörgerät zu tragen - man muss eben ein wenig lauter mit ihr sprechen.

Ein besonderes Schmankerl ist auch der kurze Auftritt von Madame le Commissaire, Isabelle Bonnet, aus der anderen Krimi-Reihe von Pierre Martin. Ob die beiden einmal aneinander geraten?

Fazit:

Ein gelungener Auftakt einer neuen Krimi-Reihe, die mich bestens unterhalten hat. Was will man mehr? Gerne gebe ich hier eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 18.09.2022

Schatten der Vergangenheit

Raue Havel
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Während KHK Toni Sanftleben mit seiner Lebenspartnerin und Staatsanwältin Caren beim Frühstück sitzt, erhält er zwei Anrufe: der eine ist von seiner Mutter Vera, die in Kürze in Berlin eintrifft und der ...

Während KHK Toni Sanftleben mit seiner Lebenspartnerin und Staatsanwältin Caren beim Frühstück sitzt, erhält er zwei Anrufe: der eine ist von seiner Mutter Vera, die in Kürze in Berlin eintrifft und der andere, ruft ihn zu einem Bootshaus in dem drei Skelette gefunden worden sind.

Als er dann noch wenig später die Leiche einer jungen Journalistin findet, weiß er noch nicht, wie diese beiden Fälle zusammenhängen und wie sie ihn persönlich treffen werden.

Meine Meinung:


Der fesselnde Krimi spielt auf zwei Zeitebenen: 1946/49 und in der Gegenwart. Die Handlungsstränge sind, obwohl einander bedingend, fein säuberlich getrennt, sodass sich die Leser immer gut zurecht finden.

Was ich besonders mag ist, wie Tim Pieper historische Ereignisse in den Krimi einbindet. So erfahren wir im Prolog, dass die sowjetische Besatzungsmacht 1946 mehrere Halbwüchsige zum Tode verurteilt haben, weil sie den ungeliebten Russisch-Unterricht geschwänzt und lieber Fußball gespielt haben.

Auch die Rückblenden nach 1949 sind eindrücklich und lassen einem die Gänsehaut aufsteigen:

„Obwohl der Krieg schon vier Jahre beendet war, begegnete man solchen Gespenstern öfters. Es handelte sich um Vertriebene, Flüchtlinge, ausländische Kollaborateure, Ausgebombte, Kriegsversehrte, KZ-Häftlinge und ehemalige Zwangsarbeiter. Ganz Deutschland war voll von diesem menschlichen Treibgut, das keine Heimat hatte und bestenfalls geduldet wurde.“

oder dieses Zitat:

„...Meine Eltern wurden von deutschen Soldaten ermordet. Sie waren gute und einfache Leute, die niemals jemanden etwas getan haben, und man hat sie abgeschlachtet, weil sie angeblich minderwertig waren...“

Dieser 6. Fall für Toni Sanftleben, der eigentlich lieber Anglistik oder Romanistik studiert hätte, und nur aus Liebe zu seiner vor 16 Jahren verschwundenen Ehefrau Polizist geworden ist, hat es in sich.

Nicht nur, dass die Ermittlungen Geheimnisse aus dem Leben seiner Mutter aufdecken, ist der Polizeiapparat bemüht, einiges unter den Tisch zu kehren. Kurz vor der Auflösung wird Toni der Fall entzogen. Doch gemeinsam mit seinem engsten Mitarbeiter Phong recherchiert Sanftleben heimlich weiter. Dass letztendlich andere als Toni Sanftleben für seinen Erfolg befördert werden, bestärkt Tonis Entschluss, eine Auszeit nehmen zu wollen.

Im Nachwort erfahren wir, dass dieser Krimi auf wahren Begebenheiten beruht. Dass es die „verbotene Stadt“ des sowjetischen Geheimdienstes in Potsdam wirklich gegeben hat und, dass die sowjetische Besatzungsmacht tatsächlich Schüler, die man beschuldigte Teil der „Werwölfe“ gewesen zu sein, hinrichten ließ.

Fazit:

Ein grausames Stück Zeitgeschichte, das gekonnt in einen fesselnden Krimi eingebettet worden ist. Gerne gebe ich diesem 6. Fall für Toni Sanftleben eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 18.09.2022

Fesselnd bis zur letzten Seite

Solothurn blickt in den Abgrund
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Dieser Krimi beginnt mit einem brutalen Überfall auf eine Mitarbeiterin der Frauenrechtsorganisation im Schweizer Ort Olten. Schon zuvor ist ein Briefkasten der Organisation, die Frauen berät, in Flammen ...

Dieser Krimi beginnt mit einem brutalen Überfall auf eine Mitarbeiterin der Frauenrechtsorganisation im Schweizer Ort Olten. Schon zuvor ist ein Briefkasten der Organisation, die Frauen berät, in Flammen aufgegangen. Polizeihauptmann Dominik Dornach und Staatsanwältin Angela Casagrande bekommen den Fall auf ihre Schreibtische.

Hat hier die erzkonservative und fremdenfeindliche Rechtspartei ihre Finger im Spiel? Doch der rechtsradikale Politiker mauert bei seiner Befragung und weist jegliches Mitwissen von sich.

Als dann noch wenig später Rana, die syrische Freundin von Pia Zenklusen, Dominik Dornachs Tochter, verschwindet, ahnt noch niemand, welche Dimensionen der Fall annehmen wird.

Meine Meinung:

Christopf Gasser ist mit diesem 5. Fall für Dominik Dornach und Angela Casagrande ein großartiger Krimi gelungen, der beide an ihre Grenzen bringt. Zum einem Dominik, weil seine Tochter, obwohl inzwischen Mutter eines Zweijährigen, auf eigene Faust ermittelt, und dabei ihren Eigenschutz gröblich vernachlässigt, und zum anderen Angela, die ein Geheimnis das sowohl sie als auch Dominik und Pia betrifft, mit sich herumschleppt.

Wie wir es von Autor Christof Gasser gewöhnt sind, ist der Fall hoch komplex und zeichnet ein nicht ganz so solides Bild der Schweiz wie man es dort gern hätte. Die Gier nach schnödem Mammon lässt auch einige Schweizer auf Abwege geraten und sich mit Mächten zusammentun, die keinerlei Skrupel kennen.

„...Sobald ein Tyrann nicht mehr salonfähig war, legte man sich halt mit dem nächsten ins Bett.“

Wir erleben mit, wie aus Gier einiges unter den Teppich gekehrt und der Fall auf recht unkonventionelle Art aufgeklärt wird, was zum Nachdenken und zu Diskussionen anregt.

Der Spannungsbogen ist wie bei allen Krimis von Christof Gasser von Beginn bis zum Ende sehr hoch. Der Schreibstil elegant und fesselnd. Die Charaktere dürfen sich entwickeln, auch, wenn manchmal die Richtung einer kleiner Korrektur bedarf. Gut gefallen mir die Schweizer Ausdrücke und der feine, trockene Humor.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi, der zahlreiche Anstöße zum Nachdenken bietet. Gerne gebe ich hier eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 16.09.2022

Isidor Geller, ein Selfmademan

Isidor
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Shelly Kupferberg, 1974 in Tev Aviv geboren, begibt sich auf Spurensuche nach Mitgliedern ihrer Familie, die unter anderem während in der Zwischenkriegszeit in Wien lebten.

Dazu recherchiert sie in zahlreichen ...

Shelly Kupferberg, 1974 in Tev Aviv geboren, begibt sich auf Spurensuche nach Mitgliedern ihrer Familie, die unter anderem während in der Zwischenkriegszeit in Wien lebten.

Dazu recherchiert sie in zahlreichen Archiven wie dem österreichischen Staatsarchiv oder ähnlichen in Deutschland. Sie stößt auf ihren Urgroßvater Israel Geller, der aus einem Schtetl in Ostgalizien stammt und nach Zwischenstationen in Kolomea und Lemberg schließlich 1908 in Wien landet, wo er kurzerhand seinen Vornamen in Isidor ändert, Gefallen an Oper und Theater findet sowie Jura studiert und 1913 promoviert. Kurz vor Beginn des Krieges von 1914-1918 hat er eine leitende Position in einer Lederwarenfabrik inne, wird deswegen als „kriegswichtig“ eingestuft und muss nicht wie seine Brüder einrücken. Wären draußen gestorben wird, vergnügt sich Isidor in der Oper und schafft es, mit nicht immer lauteren Methoden, ein Vermögen anzuhäufen. Anders als andere Kriegsgewinnler behält er sein Vermögen in der Weltwirtschaftskrise und legt es in gut an. Wie so viele Juden seiner Zeit verkennt er den aufkeimenden Nationalsozialismus. Letztendlich wird er von seinem Personal an die Gestapo verraten, die sehr genaue Kenntnis von seinem Vermögen hat.

Meine Meinung:

Mir hat diese Biografie von Isidor Geller sehr gut gefallen. Sie zeigt einen Selfmademan, der aus bitterer Armut zum Multimillionär wird und damit die Vorurteile den Juden gegenüber wie „Kriegsgewinnler“, „reich auf Kosten anderer“ oder „Schuld an der Niederlage 1918“ schürt.

Der sachliche Schreibstil gefällt mir sehr gut. Ich kann mir die Recherchen in den Archiven sehr gut vorstellen. Sie kommt von einem ins andere, vom Hundersten ins Tausendste. Akribisch geht sie allen Hinweisen nach und fördert Erstaunliches zu Tage.

Isidor Geller ist die zentrale Figur, doch lernen wir auch seinen Neffen Walter kennen, der seinerseits Shellys Großvater ist. Der Stamm am Ende des BUches gibt einen gut Überblick über die weit verzweigte, in alle Welt verstreute Familie.

Wie ich es vom Diogenes-Verlag gewöhnt bin, ist das Buch hochwertig verarbeitet und hat ein ansprechendes Cover, das ein Reh ziert. Erst zum Schluss enthüllt sich der Konnex zum Cover. Gut gelungen!

Fazit:

Gerne gebe ich diesem penibel recherchierten Buch über das Leben Isidor Geller 5 Sterne.