Winzige Leben
Simón"Simón ... malte sich aus, welche Karambolagen zwischen ihm und den anderen beiden er dem großen Leser anbieten könnte, der irgendwo herumsaß und ihre winzigen Leben verschlang."
Verschlungen habe ich ...
"Simón ... malte sich aus, welche Karambolagen zwischen ihm und den anderen beiden er dem großen Leser anbieten könnte, der irgendwo herumsaß und ihre winzigen Leben verschlang."
Verschlungen habe ich das Buch leider ganz und gar nicht. Nach einem hoffnungsvollen Start habe ich mich nach dem ersten Drittel leider tatsächlich hindurchgequält. Dabei wartet der Autor durchaus mit klugen Betrachtungen und schönen zitierwürdigen Formulierungen auf, so dass meine Ausgabe einige Klebezettelchen bekam. Geschichte und Protagonisten waren für mich aber leider für ein Buch von über 400 Seiten einfach nicht tragfähig und faszinierend genug.
Simón ist seinem deutlich alteren Cousin Rico so nah, dass sie sich nur als Cousin-Brüder sehen. Rico führt Simón in die Welt der Literatur ein und Simón wird sich künftig stets als den romantischen Helden seiner eigenen Geschichte, einen wahren Musketier, sehen. Als Rico plötzlich unversehens verschwindet, muss Simón seinen Weg allein weitergehen.
Insbesondere der Mittelteil, der sich in nicht endenwollenden Betrachtungen über Simóns Werdegang zum Koch verliert, wirkte auf mich zunehmend selbstverliebt und mit Belanglosigkeiten gefüllt. Das Buch wird auch als Barcelona-Roman beworben. Barcelona wirkte allerdings kulissenhaft und ohne Atmosphäre. In Simóns Leben kommen und gehen die Frauen und hinterlassen bei ihm ebenso wenig Eindruck wie bei mir.
Warum Rico verschwand, wurde letztendlich wenig überraschend aufgelöst. Ich wünschte, der Autor hätte mich mit der Geschichte ebenso fesseln können wie ihm das anscheinend bei sich selbst gelungen ist. Denn warum hätte er sie sonst erzählt?