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Veröffentlicht am 20.09.2022

Perspektivwechsel

Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein
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Der Auftakt der Schloss Liebenberg-Reihe: Wir befinden uns im Jahre 1906. Adelheid, Tochter eines Tagelöhners, wird von der Fürstin ausgewählt, um fortan auf Schloss Liebenberg zu arbeiten - dies direkt ...

Der Auftakt der Schloss Liebenberg-Reihe: Wir befinden uns im Jahre 1906. Adelheid, Tochter eines Tagelöhners, wird von der Fürstin ausgewählt, um fortan auf Schloss Liebenberg zu arbeiten - dies direkt als Stubenmädchen! Adelheid kann ihr Glück kaum fassen, schwelgt im Glück, was nicht zuletzt an Viktor, einem Diener, liegt. Doch schnell wird Adelheid wieder mit der Realität konfrontiert, denn sie hat zahlreiche Neider unter der Dienerschaft, die keine Gelegenheit auslassen, um ihr zu schaden. In Hedda findet sie eine Verbündete - und die Freundinnen sehen und hören Dinge, die niemand sehen und hören soll ...

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Im Mittelpunkt von Hanna Caspians neuer Trilogie stehen v.a. zwei große Themen: die Harden-Eulenburg-Affäre, die mit der Homosexualität einen regelrechten politischen Skandal auslöste, Kaiser Wilhelm II sowie das gesamte deutsche Kaiserreich in große Bedrängnis brachte, sowie das Leben der Dienerschaft, die, da die Weimarer Reichsverfassung damals noch nicht existierte, noch nahezu rechtlos war, aber schon begann, das upstairs-downstairs-Verhältnis, das als Gottes natürliche Ordnung dargestellt wurde, in Frage zu stellen.

Erzählt wird nicht wie so oft aus der Perspektive der Herrschaft, sondern aus der Perspektive der Dienerschaft, was dazu führt, dass Fragen aufgeworfen werden können, die sonst immer verborgen bleiben, und der Roman sehr authentisch wird.

Auch der Stil ist gewohnt authentisch und überaus atmosphärisch, ebenso angenehm lesbar, und die Figuren sind sehr gelungen. Die Umstände dieser Zeit, die Schwierigkeiten, mit denen diese Menschen zu kämpfen hatten, werden sehr greifbar.

Schnell werden viele spannende Fragen aufgeworfen; Lügen, Intrigen, Neid, dunkle Geheimnisse sind an der Tagesordnung. Das sorgt dafür, dass dieser Auftaktband extrem spannend ist und man ihn kaum noch aus der Hand legen kann.

Und selbst Leser, die politisch nicht allzu interessiert sind und diesen Erzählstrang anfangs nicht allzu interessant oder gar überflüssig finden, dürften ihre Meinung spätestens dann ändern, wenn das ganze Ausmaß dieser Affäre mitsamt der Auswirkungen auf Schloss Liebenberg klar wird - Hanna Caspian versteht es hervorragend, Geschichte und Politik so in eine Geschichte einzuweben, dass sie lebendig werden und man gerne liest und lernt.

Am Ende des Bandes sind große, zentrale, spannende Fragen noch nicht geklärt, es bleibt somit offen, wie es mit diesem Haus, mit diesen Figuren weitergeht, was noch alles passieren wird. Klar ist aber: Es wird noch spannender weitergehen!

Ich habe diesen Auftaktband regelrecht verschlungen und kann die Fortsetzung kaum erwarten. Absolute Empfehlung für alle, die historische Romane und Downton Abbey lieben und etwas geschichtlich und politisch interessiert sind!

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Der beste Weihnachtsroman dieses Jahres

Weihnachtsglück in Ivy Hill
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Richard Brockwell genießt in London sein Junggesellenleben und versucht sich als Autor. Doch da niemand seinen Roman veröffentlichen will und die Familie seinem Lebenswandel nicht länger zusehen, sondern ...

Richard Brockwell genießt in London sein Junggesellenleben und versucht sich als Autor. Doch da niemand seinen Roman veröffentlichen will und die Familie seinem Lebenswandel nicht länger zusehen, sondern das Londoner Stadthaus verkaufen will, ist Richard gezwungen, auf das Anwesen der Familie nach Ivy Hill zurückzukehren.

Wider Erwarten gefällt es ihm dort doch - was vor allem an einer bezaubernden jungen Dame namens Arabella liegt. Doch während Richard sich dazu entschließt, in Ivy Hill zu bleiben, entscheidet Arabella, ihr Leben der Wohltätigkeitsarbeit zu widmen - in London.

Ob es eine gemeinsame Zukunft für sie geben und Gott sie doch noch vereinen können wird?

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"Weihnachtsglück in Ivy Hill" ist der erste Weihnachtsroman aus der Feder von Julie Klassen und so wie alle anderen Werke der Autorin uneingeschränkt empfehlenswert.

Schon der Stil ist wie immer ein absoluter Genuss, herrlich authentisch und atmosphärisch.

Julie Klassen nimmt uns mit in die Zeit des Regency und lässt uns ein wunderschönes, gemütliches Weihnachtsfest und ebensolche Ferien auf dem englischen Lande erleben. Alle Elemente, die man von Regency-Romanen kennt, schätzt und erwartet, sind vorhanden.

Es ist eine Wohlfühlgeschichte, die schöne Lesestunden schenkt und einen in Weihnachtsstimmung versetzt; erst recht, wenn es draußen schneit ...

Es gibt ein Wiedersehen mit zentralen liebgewonnenen Figuren der Ivy Hill-Trilogie, was Fans dieser Autorin und dieser Reihe natürlich freut; doch ist die Kenntnis dieser Trilogie keine Voraussetzung für die Lektüre dieses Weihnachtsromans.

Der christliche Aspekt nimmt allmählich mehr Raum ein, ist wie immer im rechten Maß und sehr stimmig in die Geschichte eingewoben.

Ich hoffe sehr, dass es weitere Weihnachts- und Winterromane von Julie Klassen geben wird, denn dieser hat definitiv Lust auf mehr gemacht!

Es ist der mit Abstand beste Weihnachts- und Winterroman dieses Jahres. Eine klare Empfehlung für alle, die auf der Suche nach einem wirklich schönen Weihnachtsroman sind. Für alle Fans dieses Genres und dieser Autorin ist "Weihnachtsglück in Ivy Hill" sowieso ein Muss.



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Veröffentlicht am 19.09.2022

Fesselnd, spannend, düster und gruselig

Die Vertraute
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Lucy´s kleiner Bruder Teddy verschwand, als Lucy ihn mit in den Wald nahm, um die Mittsommernachtsfeier zu erleben, und ihn in einem Bunker schlafend zurückließ. Als sie wieder mit ihm nach Hause gehen ...

Lucy´s kleiner Bruder Teddy verschwand, als Lucy ihn mit in den Wald nahm, um die Mittsommernachtsfeier zu erleben, und ihn in einem Bunker schlafend zurückließ. Als sie wieder mit ihm nach Hause gehen wollte, war Teddy nicht mehr da. Was wirklich geschah, ob Lucy die Wahrheit sagte oder die Polizisten im Rahmen der Vernehmungen auf Befehl ihrer imaginären Freundin Eliza hin anlog, ob Teddy noch lebte oder nicht ... das ließ sich nie aufklären.

Jahrzehnte später ist Lucy eine bekannte und erfolgreiche Autorin. Hinter ihrem Rücken kauft Dan ein Haus - in unmittelbarer Nähe ihres alten Zuhauses und des Waldes ... Nach und nach wird Lucy klar, dass Dan dieses Haus keineswegs zufällig gekauft hat, sondern der Umzug Teil seines ausgeklügelten, perfiden Planes ist. Zunächst scheint es, als ob sein Plan aufgehen würde - doch dann verschwindet Dan erst und wird später tot aufgefunden. Lucy wird verdächtigt, die Vergangenheit holt sie ein, Eliza bemächtigt sich Lucy mehr denn je, Wahn und Wirklichkeit verschwimmen mehr denn je, sie gerät in ernste Gefahr - und muss schließlich auch fassungslos erkennen, wie und wer Dan wirklich war ...

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Nachdem "Die Nanny" mir gut gefallen hatte, war ich sehr gespannt auf "Die Vertraute". Und tatsächlich fand ich "Die Vertraute" über weite Strecken und auch insgesamt deutlich stärker als "Die Nanny".

Gilly Macmillan´s Stil lässt sich gewohnt flüssig und angenehm lesen. Erzählt wird in stetigem Wechsel zur Zeit von Teddy´s Verschwinden und der Gegenwart. Für mich wurde die Geschichte dadurch noch spannender und der Lesefluss und -sog wurde nochmal deutlich erhöht.

Von Anfang an ist die Atmosphäre düster, mysteriös, es gibt so viele offene Fragen, so viele Theorien und Ansätze. Es ist eine Geschichte, die für den Leser von Anfang bis Ende extrem fesselnd und spannend ist. Ich konnte das Buch sehr schnell nicht mehr aus der Hand legen und hätte es am liebsten in einem Rutsch durchgelesen.

Die Geschichte und auch die Figuren sind sehr gut aufgebaut und gezeichnet. Vor allem Dan, der Lucy in den Wahnsinn treiben will und insofern sehr gut dargestellt wird, verdächtigt man. Was will er Lucy noch alles antun? Später fragt man sich, ob er untertauchte, damit Lucy verdächtigt wird. Doch als er tot aufgefunden wird, ist diese Theorie dahin. Wer hat ihn umgebracht? Lucy? Oder eine andere Person? Aber wer? Und warum? Diesbezüglich und auch bezüglich vieler, vieler anderer Fragen tappt man bis zuletzt völlig im Dunkeln, hat oft keine wirklich brauchbare Theorie - oder diese muss man schnell wieder verwerfen. Wen auch immer man verdächtigt - man muss immer wieder erkennen, dass man falsch liegt. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann mich zuletzt ein Buch so sehr gefesselt hat, wann ich zuletzt so komplett im Dunkeln getappt bin und so verwirrt war. Auch die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit verschwimmen immer stärker. Bald weiß man nicht mehr, was wirklich geschah und was Lucy sich nur eingebildet hat. Es ist ein Buch, das man vielleicht ein zweites Mal lesen muss, um Dinge klarer zu sehen. Was das betrifft, ist Gilly Macmillan eine Meisterin!

Geschwächelt hat lediglich das Ende. Die Auflösung bzgl. Dan´s Verschwinden und Tod ist zwar völlig unvorhersehbar, wirklich aber leider teils nicht ganz glaubwürdig, teils einfach nicht passend. Sie passt nicht wirklich zum ganzen Rest. Unstimmig blieb für mich etwa auch, warum der Bunker aus gegebenem Anlass am Ende nicht von der Polizei von der Mauer befreit und durchsucht wurde.

Auch werden längst nicht alle aufgeworfenen Fragen beantwortet. Auf ganz viele Fragen gibt es keine Antwort. Gerade auch die Frage nach Teddy´s Schicksal bleibt offen.

Trotz dieser Kritikpunkte war "Die Vertraute" für mich ein Highlight, weil der ganze Rest so gut war, weil das Werk so durch seine Atmosphäre, Handlung und Figuren wie Dan fesselte und überzeugte, und weil man so sehr im Dunkeln tappt, so ahnungslos ist. So sehr hat das schon lange kein Buch mehr bei mir geschafft!



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Veröffentlicht am 19.09.2022

Eine ganz andere, neue Julie Klassen!

Gestrandet in Cornwall
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Zoe Farwell möchte über die Entstehung von Heldenmythen promovieren. Ein geeignetes Thema ist dank ihrer adeligen Abstammung schnell gefunden, denn einer ihrer Vorfahren, Gerald Farwell, ein Pfarrer, wird ...

Zoe Farwell möchte über die Entstehung von Heldenmythen promovieren. Ein geeignetes Thema ist dank ihrer adeligen Abstammung schnell gefunden, denn einer ihrer Vorfahren, Gerald Farwell, ein Pfarrer, wird seit knapp zweihundert Jahren wie ein Heiliger verehrt. Zoe beginnt gemeinsam mit ihrer Doktormutter Charlotte zu forschen - und steht fortan vor einem noch größeren Rätsel, denn Gerald Farwell wurde ermordet. Wie kann das sein? Zoe und Charlotte decken dunkelste Geheimnisse auf und ergründen die erschreckende Wahrheit über Zoes Vorfahren. Dabei verstören Zoe und Charlotte nicht nur diese Dinge, sondern auch die Gefühle, die sie füreinander entwickeln ...

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Zu Felicity Whitmores Romanen gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen - sie sind absolut großartig und lesenswert! Wer England und historische Romane liebt, der muss diese Autorin lesen. Sie gehört zu den Personen, deren Werke man blind kaufen kann und die einen nie enttäuschen.

Auch "Das Geheimnis der verborgenen Bibliothek" begeistert wieder von der ersten bis zur letzten Seite, besticht wieder durch seinen durchweg angenehm flüssig zu lesenden, bildhaften Stil sowie durch eine reichhaltige und herrliche Atmosphäre.

Wie gewohnt ist die Geschichte auf zwei Zeitebenen angesiedelt, wird abwechselnd in und aus der Vergangenheit sowie in und aus der Gegenwart erzählt. Und wie gewohnt gehört Felicity Whitmore zu den ganz wenigen AutorInnen, bei denen mich nicht nur der Vergangenheitsstrang, sondern auch der Gegenwartsstrang fesseln und begeistern können. Vorliegend stehen in der Gegenwart mit Zoe und Charlotte eine Doktorandin und eine Professorin und deren Gefühle füreinander im Mittelpunkt. Das mag nicht jedermanns Sache sein, doch ich fand das toll, hat man sich an der ewig gleichen Mann-Frau-Konstellation doch mittlerweile fast schon sattgelesen. Zudem vermittelt der Roman durch diese gleichgeschlechliche Liebe auch eine sehr wichtige Botschaft. Noch interessanter und spannender wurde es dadurch, dass Charlotte Zoes Professorin/Doktormutter ist. Diese Liebesgeschichte ist sehr authentisch, einfühlsam, gefühlvoll und wunderschön geschrieben. Und letztlich geht es um so viel mehr als diese gleichgeschlechtliche Liebe, sondern bspw. um die Frage, wer man wirklich ist, was man wirklich will, ob man sein Leben wirklich so gelebt, seine Entscheidungen wirklich so getroffen hat, wie man selbst das wollte und will, ob man wirklich glücklich ist oder ob man sich nur angepasst, verbogen, die Erwartungen anderer Menschen erfüllt hat, wie das zu ändern wäre, ob man wirklich ausbrechen kann und will, welche Konsequenzen das mit sich brächte ... Für mich jedenfalls bzgl. des Gegenwartsstrangs der bisher beste und liebste Whitmore.

Neu ist auch, dass wir es im Vergangenheitsstrang mit einem Kriminalroman zu tun haben - Felicity Whitmore beweist, dass sie definitiv auch das kann! Ich würde definitiv weitere historische englische Krimis aus ihrer Feder lesen wollen. Schon der Prolog ist düster, spannend und mysteriös, denn dort kommt es zu dem Mord. Verdächtige und Motive gibt es nicht wenige, viele Figuren haben sehr viel zu verheimlichen, viele falsche Fährten werden gelegt. Der ganze Fall ist höchst rätselhaft. Als Leser rätselt man nahezu bis zum Schluss unentwegt, wer denn nun der Mörder oder die Mörderin ist. Nachdem dieses Geheimnis gelüftet ist, wird es auf ganz andere Weise sehr spannend ...

Insgesamt wie immer ein Buch, das ich nicht mehr aus der Hand legen konnte - ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Whitmore!


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Veröffentlicht am 19.09.2022

Hoffentlich nicht der letzte Krimi aus der Feder von Felicity Whitmore!

Das Geheimnis der verborgenen Bibliothek
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Zoe Farwell möchte über die Entstehung von Heldenmythen promovieren. Ein geeignetes Thema ist dank ihrer adeligen Abstammung schnell gefunden, denn einer ihrer Vorfahren, Gerald Farwell, ein Pfarrer, wird ...

Zoe Farwell möchte über die Entstehung von Heldenmythen promovieren. Ein geeignetes Thema ist dank ihrer adeligen Abstammung schnell gefunden, denn einer ihrer Vorfahren, Gerald Farwell, ein Pfarrer, wird seit knapp zweihundert Jahren wie ein Heiliger verehrt. Zoe beginnt gemeinsam mit ihrer Doktormutter Charlotte zu forschen - und steht fortan vor einem noch größeren Rätsel, denn Gerald Farwell wurde ermordet. Wie kann das sein? Zoe und Charlotte decken dunkelste Geheimnisse auf und ergründen die erschreckende Wahrheit über Zoes Vorfahren. Dabei verstören Zoe und Charlotte nicht nur diese Dinge, sondern auch die Gefühle, die sie füreinander entwickeln ...

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Zu Felicity Whitmores Romanen gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen - sie sind absolut großartig und lesenswert! Wer England und historische Romane liebt, der muss diese Autorin lesen. Sie gehört zu den Personen, deren Werke man blind kaufen kann und die einen nie enttäuschen.

Auch "Das Geheimnis der verborgenen Bibliothek" begeistert wieder von der ersten bis zur letzten Seite, besticht wieder durch seinen durchweg angenehm flüssig zu lesenden, bildhaften Stil sowie durch eine reichhaltige und herrliche Atmosphäre.

Wie gewohnt ist die Geschichte auf zwei Zeitebenen angesiedelt, wird abwechselnd in und aus der Vergangenheit sowie in und aus der Gegenwart erzählt. Und wie gewohnt gehört Felicity Whitmore zu den ganz wenigen AutorInnen, bei denen mich nicht nur der Vergangenheitsstrang, sondern auch der Gegenwartsstrang fesseln und begeistern können. Vorliegend stehen in der Gegenwart mit Zoe und Charlotte eine Doktorandin und eine Professorin und deren Gefühle füreinander im Mittelpunkt. Das mag nicht jedermanns Sache sein, doch ich fand das toll, hat man sich an der ewig gleichen Mann-Frau-Konstellation doch mittlerweile fast schon sattgelesen. Zudem vermittelt der Roman durch diese gleichgeschlechliche Liebe auch eine sehr wichtige Botschaft. Noch interessanter und spannender wurde es dadurch, dass Charlotte Zoes Professorin/Doktormutter ist. Diese Liebesgeschichte ist sehr authentisch, einfühlsam, gefühlvoll und wunderschön geschrieben. Und letztlich geht es um so viel mehr als diese gleichgeschlechtliche Liebe, sondern bspw. um die Frage, wer man wirklich ist, was man wirklich will, ob man sein Leben wirklich so gelebt, seine Entscheidungen wirklich so getroffen hat, wie man selbst das wollte und will, ob man wirklich glücklich ist oder ob man sich nur angepasst, verbogen, die Erwartungen anderer Menschen erfüllt hat, wie das zu ändern wäre, ob man wirklich ausbrechen kann und will, welche Konsequenzen das mit sich brächte ... Für mich jedenfalls bzgl. des Gegenwartsstrangs der bisher beste und liebste Whitmore.

Neu ist auch, dass wir es im Vergangenheitsstrang mit einem Kriminalroman zu tun haben - Felicity Whitmore beweist, dass sie definitiv auch das kann! Ich würde definitiv weitere historische englische Krimis aus ihrer Feder lesen wollen. Schon der Prolog ist düster, spannend und mysteriös, denn dort kommt es zu dem Mord. Verdächtige und Motive gibt es nicht wenige, viele Figuren haben sehr viel zu verheimlichen, viele falsche Fährten werden gelegt. Der ganze Fall ist höchst rätselhaft. Als Leser rätselt man nahezu bis zum Schluss unentwegt, wer denn nun der Mörder oder die Mörderin ist. Nachdem dieses Geheimnis gelüftet ist, wird es auf ganz andere Weise sehr spannend ...

Insgesamt wie immer ein Buch, das ich nicht mehr aus der Hand legen konnte - ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Whitmore!





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