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Veröffentlicht am 28.10.2022

Eine satirische Betrachtung von ganz alltäglichen Zeiträubern, die wohl jeder kennt!

Komm zu nix – Nix erledigt und trotzdem fertig
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„Was auch immer ich mir für den Tag vornehme, ich komm zu nix. Und wenn ich mir etwas ganz besonders vornehme, dann komme ich zu gar nix.“

Was hat Tommy Jaud die letzten Jahre getrieben? Verbraucht er ...

„Was auch immer ich mir für den Tag vornehme, ich komm zu nix. Und wenn ich mir etwas ganz besonders vornehme, dann komme ich zu gar nix.“

Was hat Tommy Jaud die letzten Jahre getrieben? Verbraucht er hummeldumm als Millionär seinen Resturlaub? Wer sich das immer wieder mal gefragt hat, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen! Denn hier erzählt uns der Autor sehr ehrlich und detailgetreu, was ihn von seinem neuesten Buchprojekt ferngehalten hat.
Und so durfte ich erfahren, dass auch ein bekannter Autor nur ein Mensch ist und sich von den gleichen kleinen und großen Zeiträubern in die Mangel nehmen lässt, die auch wir kennen. Ob es die Inbetriebnahme eines neuen Elektrogerätes ist, oder die Online-Paketverfolgung, die einen ans Haus kettet. Kopfvoran stürzt sich Tommy Jaud in all diese Zeitfallen und schafft es nicht nur, für Winzigkeiten viel Zeit zu brauchen, sondern auch, mich mit den Erzählungen darüber gut zu unterhalten.
Eines ist klar, dieses Mal haben wir keinen Simon Peters in der Hauptrolle, der uns durch einen Ikea-Laden begleitet und seine Traumfrau erst noch ansprechen muss. Wer das erwartet, sollte einen der alten Bände nochmal lesen und auf das vielleicht nächste Buch Tommy Jauds warten.
„Komm zu nix“ liefert genau das, was es verspricht: „Gute-Laune-Storys“ eines humorvollen Autors.
Geschickt nutzt Tommy Jaud das Werkzeug der Satire, um gnadenlos zu überzeichnen. Gerade weil einem die Alltagssituationen so bekannt sind, kann man sich gut mit seinen Kurzgeschichten identifizieren. Ja, bei mir gipfelt eine „Zu verschenken“ Kiste vor der Tür nicht gleich in einer Straßensperre und brennenden Müllbergen! Aber jeder kennt das, wie schnell aus so kleinen Ärgernissen große Themen werden – wenn man dazu die Veranlagung hat. Der Autor scheint solche Situationen auszudehnen, als hinge sein Leben davon ab, und schießt dabei immer weit über das Ziel hinaus. Da helfen seine Sitzungen bei Dr. Hutschnur ebenso wenig wie Digital-Detox-Reisen.
Schön ist auch, dass er es nicht nötig hat, andere mit Spott zu betrachten, denn er selbst liefert genug Stoff für ein ganzes Buch!
Wie immer ist sein Stil locker und leicht, die Seiten fliegen nur so dahin und das Buch war viel zu schnell zu Ende! Auch wenns mich gut unterhalten hat, ich hoffe, er hat sich mit diesem austherapiert und freue mich auf seinen nächsten Roman!
Fazit: Eine satirische Betrachtung von ganz alltäglichen Zeiträubern, die wohl jeder kennt!

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Veröffentlicht am 06.10.2022

Ein spannender München-Ostsee-Krimi mit viel Humor und Wortwitz!

Fischkatz
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„Geh, Katz, sei doch staad. Fahrst mit? Es gabat a Leich.“
„Den Spruch solltest du lieber den Kollegen aus Rosenheim überlassen“, lästerte sie. „Natürlich komm ich mit. Einer muss ja auf dich aufpassen.“
Seite ...

„Geh, Katz, sei doch staad. Fahrst mit? Es gabat a Leich.“
„Den Spruch solltest du lieber den Kollegen aus Rosenheim überlassen“, lästerte sie. „Natürlich komm ich mit. Einer muss ja auf dich aufpassen.“
Seite 21

Und gut, dass Hauptkommissar Steinböck jemanden hat, der auf ihn aufpasst. In erster Linie Katze Frau Merkel, die irgendwie mit ihm kommuniziert. Und dann auch noch den tatkräftigen Rollifahrer Emil und Kollegin Ilona. Im aktuellen Fall wird eine Leiche im Eisbach gefunden, direkt an der Surferwelle. Eine erste Spur führt Steinböck und die Katz an die Ostsee, zur Unterstützung nehmen sie Horsti und Dackel Thunfisch mit.
Doch auch in München gibt es genügend Hinweise…
Ich bin ja ein absoluter Fan der Saukatz und ihres Dosenöffners und habe mich wie immer sehr auf den neuen Band gefreut. Wie nicht anders zu erwarten, wurde ich nicht enttäuscht! Ein spannender Fall, verstrickt und verwirrend und doch schlüssig. Humorvolle Seitenhiebe auf aktuelle Entwicklungen und jede Menge Wortwitz.
Es war besonders schön zu lesen, dass dieses Mal auch Emil und Ilona richtig randürfen. Sie verfolgen jede Spur und machen ihre Sache gewissenhaft und gut. Aber nicht nur sie werden auf die große Bühne geholt, auch Nebenfiguren wie die illegale Reinigungskraft und IT-Genie Huong haben ihren großen Auftritt.
Zum Fall selber: Wie sich schnell herausstellt, war das Opfer der Journalist Oleg Petersohn und in einer Gruppe von Reichsbürgern unterwegs. Diese hätten mir ein Lächeln entlocken können, wenn Menschen wie sie nicht erschreckend real wären. Mit spitzer Feder und ebensolcher Zunge hat der Autor sie gut dargestellt, samt ihren schönsten Widersprüchen.
Doch auch privat schien Oleg einige Geheimnisse zu haben, seine DNA führt zu einem alten Fall, in dem schludrig ermittelt wurde. Wie passt das alles zusammen, und warum musste er auf diese spektakuläre Art sterben?
Ganz oben auf der Liste der Verdächtigen steht ein Stammlesern gut Bekannter. Dass man ihm seine „Flucht“ an die Nordsee nachsieht und ihm hinterherreist, würde ich gerne als künstlerische Freiheit abtun, befürchte aber, dass das in seinen Kreisen kein unübliches Vorgehen ist.
Ich gebe zu, dass ich bei diesem Band etwas erschlagen war von all den Haupt- und Nebendarstellern mit ihren Spitznamen, obwohl ich die meisten Personen schon kannte. Für Neueinsteiger sicher noch etwas schwieriger, ein Register zu Beginn des Buches hilft etwas weiter.
Mit viel zu schnell schwindender Seitenanzahl kamen auch mir alle Figuren näher und die Fäden entwirrten sich ein wenig. Als sich der Mörder herauskristallisiert, ist es für die Ermittler fast zu spät und ein spannender Showdown lässt die letzten Kapitel verfliegen.
Wer humorvolle Lokalkrimis mit ganz viel Augenzwinkern mag, wird dieses Buch lieben. Und dass diesmal zu meinem geliebten München auch noch ein wenig Ostseeflair dazukommt, macht die „Fischkatz“ zu einem besonderen Leckerbissen!

Fazit: Ein spannender München-Ostsee-Krimi mit viel Humor und Wortwitz!

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Gelungener 2. Teil einer Gartenkrimi-Reihe, spannend und überraschend!

Amsel, Drossel, tot und starr
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„Naja, wundern würde es mich nicht bei dem Typen. War so einer, der hat immer anschreiben und sich einladen lassen, vom Stamme Nimm“, er räusperte sich und warf schnell noch hinterher: „aber man soll ja ...

„Naja, wundern würde es mich nicht bei dem Typen. War so einer, der hat immer anschreiben und sich einladen lassen, vom Stamme Nimm“, er räusperte sich und warf schnell noch hinterher: „aber man soll ja nicht schlecht über Tote reden.“
Caro musste kichern: „Das fällt dir ein bisschen spät ein, würde ich sagen!“

Ja, aber viel Gutes gibt es halt nicht zu erzählen über Maik Reuter. Nachdem sein Eigenheim fertig ist, haben sich seine Kollegen in der Gartensiedlung Pankow darauf gefreut, ihn endlich verabschieden zu können. Zu aller Überraschung verkündet er, doch im Vorstand bleiben zu wollen.
Als gleich darauf seine Hütte brennt, verständigt Bezirksvorstand Schmittchen gleich seine Gartenkollegen und Detektive Manne Nowak und Caro von Ribbek. Diese macht eine grausige Entdeckung: In der verkohlten Hütte liegt ein Leichnam!
Dies ist der zweite Fall, bei dem man die beiden ungleichen Detektive bei der Arbeit begleiten darf. Den ersten Teil habe ich gelesen, diesen als Hörbuch verfolgt. Man kann aber auch problemlos beim zweiten Fall einsteigen, weil er in sich geschlossen ist.
Gesprochen wird das Hörbuch von Uwe Teschner und ich könnte ihm noch viele weitere Stunden zuhören! Gerade der aus gesundheitlichen Gründen pensionierte Polizist Manne klingt genauso grummelig, wie ich ihn mir vorgestellt habe! Mit Caro hatte ich anfangs zu kämpfen, im ersten Moment klang sie für mich sanfter und schwächer, als ich sie im ersten Band empfunden habe. Aber mit fortschreitender Spannung wurde sie auch akustisch für mich immer mehr zu der taffen jungen Frau, als die ich sie kenne! Zusammen sorgen sie auch für den einen oder anderen unterhaltsamen Moment.
Im ersten Band haben die beiden zusammengefunden, als Manne des Mordes an seinem Gartennachbar verdächtigt wurde. Hier ist die Sache anders gelagert. Maik hatte mehr Feinde als Freunde. Gemeinsam mit einem ehemaligen Arbeitskollegen hat er eine Baufirma gegründet, viel mehr weiß auch seine Frau nicht. Je weiter Caro und Manne in sein Leben eintauchen, umso mehr Geheimnisse kommen ans Tageslicht, die auf den ersten Blick keinen Sinn ergeben. Jeder ist zu einem Mord fähig, da sind sich Nowak und von Ribbek einig, und so gibt es gerade bei Maik Reuter auch genügend, die ein gutes Motiv hätten.
Und natürlich ist auch ihr Gegenspieler aus Band eins wieder zur Stelle, Polizeihauptkommissar Jan Lohmeyer. Er möchte mit den privaten Ermittlern nicht zusammenarbeiten und lässt sie das spüren. Dumm nur, dass die beiden mit Mannes Erfahrung und Caros Hartnäckigkeit die Nase vorne haben! Und so bekam auch ich als Hörerin zwar spät aber doch den richtigen Riecher.
Fazit: Gelungener 2. Teil einer Gartenkrimi-Reihe, spannend und überraschend!


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Veröffentlicht am 19.09.2022

Eine schreibende Kellnerin ermittelt auf eigene Faust – spannend und überraschend!

Kluntjemord
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„Er hielt Lisas Tod nicht für einen Unfall.“ (…)
„Glaubst du das auch?“ (…)
Ich atmete tief durch. „ Ja, es muss jemanden gegeben haben. Lisa hat die Abkürzung vom Marlowe am Hafen entlang nur genommen, ...

„Er hielt Lisas Tod nicht für einen Unfall.“ (…)
„Glaubst du das auch?“ (…)
Ich atmete tief durch. „ Ja, es muss jemanden gegeben haben. Lisa hat die Abkürzung vom Marlowe am Hafen entlang nur genommen, wenn jemand bei ihr war.“ (…)
„Was auch immer das bedeuten mag.“
Seite 84

Ja, was bedeutet das?
Eigentlich hat Elli ihren Job in einem Möbelhaus gekündigt, um ihren ersten Roman „Fremd und Gänger“ zu schreiben und zu vermarkten. Um über die Runden zu kommen, kellnert sie im Marlowe. Als ihre Kollegin, die waserscheue Nichtschwimmerin Lisa, tot im Hafenbecken gefunden wird, kann sie sich darauf aber gar nicht konzentrieren. Und dann verschwindet auch noch ihr Freund, der obdachlose Karl, der auch nicht an einen Unfall glaubte! Elli macht sich auf eigene Faust auf die Suche nach Hinweisen.
Dass sie auf der richtigen Spur ist, wird ihr klar, als sie persönlich bedroht wird.
Wen mochte ich mehr, Elli, Karl oder seinen rotgetigerten Kater O’Malley, der nach dessen Verschwinden bei Elli einzieht? Ich kann mich kaum entscheiden! Erstmal, ich habe selbst genauso einen Vierbeiner im Haus, eine rotgetigerte Katzendame, und jedes Mal, wenn O’Malley auftauchte, hörte ich irgendwo meine Lady gurren. Karl wird nicht umsonst der Professor genannt, ein sanfter, gepflegter Obdachloser, der Elli ein guter Freund ist. Und Elli selbst: Sie hat, nachdem sie ihren Freund in flagranti erwischt hat, ihren Zorn in Produktivität verwandelt und einen Roman geschrieben. Dass ausgerechnet die Neue ihres Ex ihr bei der Vermarktung Steine in den Weg legen will, gibt der Geschichte eine unterhaltsame Note.
Elli ist frech und hat sich wieder aufgerappelt, mit ihren Freundinnen, die ihr auch jetzt bei ihren Ermittlungen helfen. Da geht es zwar oft chaotisch zu, aber dass sie mit ihrem Verdacht Recht hat, wird ihr schnell schmerzhaft bewusst. Gerne wird da auch mal einer zu viel getrunken und über neue Bekanntschaften sinniert, was die Geschichte gelungen auflockerte.
Und dann sind da noch die zwei Männer, die immer wieder in ihrem Leben auftauchen. Sebastian, der den erfolgreichen Club „Cobra“ betreibt, und ein Neuer in der Stadt. Beide scheinen großes Interesse an Elli zu haben.
Schon lange habe ich kein Buch mehr so verschlungen wie „Kluntjemord“. Zwar kommt, im Gegensatz zu einem klassischen lokalen Krimi, Ostfriesland nur am Rande vor, aber das machen die spannenden Geschehnisse zigfach wett! Und obwohl ich bald eine Ahnung hatte, war ich bis zu Letzt gepackt von der Geschichte! Denn der Fall hat bedeutend größere Dimensionen, als es scheint.
„Kluntjemord“ ist im Präteritum und aus Ellis Sicht geschrieben, im ersten Moment ungewohnt. Aber gerade die Ich-Perspektive zieht einen von Beginn an mitten ins Geschehen!

Fazit: Eine schreibende Kellnerin ermittelt auf eigene Faust – spannend und überraschend!


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Veröffentlicht am 15.09.2022

Ein spannender und unterhaltsamer Provinzkrimi, Fortsetzung ausdrücklich erwünscht!

Prost, auf die Nachbarn
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„Du, Constantin?“
„Ja?“
„Dein geheimer Trick mit den Leckerlis für die Spusi…“
„Was ist damit?“ Tischler beschleunigte seine Schritte.
„Ich glaube, die haben den durchschaut.“
Seite 79

Dabei wollte sich ...

„Du, Constantin?“
„Ja?“
„Dein geheimer Trick mit den Leckerlis für die Spusi…“
„Was ist damit?“ Tischler beschleunigte seine Schritte.
„Ich glaube, die haben den durchschaut.“
Seite 79

Dabei wollte sich Tischler ja nur ein wenig beliebt machen bei der Spurensicherung. Untersucht die doch gerade den Unfallwagen des verunglückten Kurt Lehmann. Dieser war ein unangenehmer Zeitgenosse, ein Anwalt, den man sich holt, wenn man weiß, dass sein Fall aussichtslos ist. Ein Mensch, der Drohbriefe gesammelt hat, wie andere Briefmarken. Und so gibt es viele Verdächtige, als sich herausstellt, dass der Wagen manipuliert wurde. Aber wessen Hass war groß genug?
Ich liebe Kalpensteins Krimis! Angesiedelt in einem kleinen Örtchen in Bayern mit urigen Charakteren und einer losen, aber interessanten Rahmenhandlung und immer wieder spannenden Fällen!
Hauptkommissar Tischler ist ein alter Hase, zusammen mit Fink verfolgt er jede Spur und vertraut auch auf seinen Instinkt. Der lässt ihn im Privaten manchmal im Stich und so muss er sich in diesem Band nicht nur wegen des Mordes mit einem Mechaniker herumschlagen. Ich habe da ja schon eine Weile auf den großen Knall gewartet und mich köstlich dabei amüsiert.
Aber auch Neueinsteiger kommen mit der Geschichte gut klar, ist doch der Fall in sich abgeschlossen.
„Prost, auf die Nachbarn“ ist locker und flüssig geschrieben, die Seiten fliegen nur so dahin und der Mord spannend. Spät erst hatte ich den Täter auf dem Schirm und so war ich bis zuletzt gebannt.
Ich bin immer wieder fasziniert, wenn ein Autor den Spagat schafft, den Leser zwar lange im Dunkeln tappen zu lassen und die Auflösung dann doch noch glaubwürdig rüberzubringen. Aber Friedrich Kalpenstein ist das noch jedes Mal geglückt und ich finde, er wird immer besser!
Die Nebenpersonen tragen sehr zum Unterhaltungswert des Buches bei! Die Sekretärin, die grässlichen Kaffee kocht oder der Junggeselle Fink in seinem Trachtenjanker, der seine Mutter gar zu sehr in die Ermittlungen einweiht.
Mit der bewährten TUF-Methode ließ sich der Fall dann doch lösen und ich freue mich sehr aufs nächste Mal!
Fazit: Ein spannender und unterhaltsamer Provinzkrimi, Fortsetzung ausdrücklich erwünscht!

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