Spannend, geheimnisvoll, lehrreich und außergewöhnlich.
Alva und das Rätsel der flüsternden PflanzenAls ich zum ersten Mal von „Alva und das Rätsel der flüsternden Pflanzen“ hörte, konnte das bezaubernde Cover meine Neugierde sofort wecken. Da mich auch der Klappentext direkt ansprach, stand für mich ...
Als ich zum ersten Mal von „Alva und das Rätsel der flüsternden Pflanzen“ hörte, konnte das bezaubernde Cover meine Neugierde sofort wecken. Da mich auch der Klappentext direkt ansprach, stand für mich sehr schnell fest, dass ich das Mädchen Alva und ihre Geschichte kennenlernen möchte.
Seit ihre Mutter verstorben ist, lebt die 12-jährige Alva alleine in einer kleinen Holzhütte am Thorne-Creek-Fluss. Gesellschaft leistet ihr nur ihr Pferd Captain - und ihre geliebten Pflanzen natürlich, zu denen sie eine ganz besondere Bindung hat. Alva besitzt die ungewöhnliche Gabe Pflanzen verstehen und mit ihnen kommunizieren zu können und kann zudem Heilmittel aus ihnen herstellen. Als plötzlich eine rätselhafte Seuche ausbricht, an der sowohl die Menschen als auch die Natur erkranken, beschuldigt der mächtige Dorfbewohner Atlas ausgerechnet die Pflanzen, etwas damit zu tun haben und befiehlt sie zu vernichten. Alva ist felsenfest davon überzeugt, dass etwas anderes der Auslöser sein muss. Um ihre Pflanzen zu retten und die Ursache der Krankheit herausfinden, schleicht sich Alva – bewaffnet mit dem Kräuterbuch ihrer Mutter – heimlich auf ein Handelsboot, wo sie auf Idris und Ariana trifft. Alva hält zunächst wenig davon, dass die beiden sie auf ihrer Reise begleiten wollen, allerdings wird ihr Abenteuer die Kinder immer mehr zusammenwachsen und schließlich zu echten Freunden werden lassen. Ob es ihnen gemeinsam wohl gelingen wird, die Wahrheit ans Licht zu bringen und Altas’ böse Pläne zu verhindern?
Als ich mir damals den Klappentext zum ersten Mal durchlas, war mir sofort klar, dass es sich bei „Alva und das Rätsel der flüsternden Pflanzen“ um ein Buch abseits des Mainstreams handelt. Mit dieser Vermutung habe ich auch vollkommen richtig gelegen. Die englische Autorin Yarrow Townsend beschert uns mit ihrem Debüt eine originelle Mischung aus mitreißendem Abenteuerschmöker, warmherziger Freundschaftsgeschichte und informativen Fakten und nimmt uns in eine Welt voller Mysterien und finsterer Machenschaften mit. Dazu noch ein Hauch Magie und eine genau richtige Portion Tiefgang machen diesen Roman wirklich zu etwas Besonderem. Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen, muss allerdings sagen, dass ich mir ein bisschen mehr erhofft habe. Obwohl die Story von Beginn an spannend erzählt wird, hat sie mich trotz allem nicht durchweg packen können. Zudem wollte bei mir dieser letzte Funke irgendwie nicht überspringen, mir hat insgesamt einfach etwas gefehlt, etwas, das ich leider nicht näher benennen kann. Aber wie gesagt, mir hat das Erstlingswerk von Yarrow Townsend dennoch gefallen und ich kann es auch nur empfehlen, sowohl Mädchen und Jungen ab 10 Jahren als auch deutlich älteren Leserinnen.
In die Erzählung habe ich mühelos hineingefunden. Yarrow Townsend hat einen angenehmen flüssigen und bildhaften Schreibstil, der sich wunderschön liest und in uns Leserinnen ein wahres Kopfkino entstehen lässt. Man meint die wispernden Stimmen der Pflanzen, die unsere Romanheldin Alva ständig vernimmt, selbst im Ohr zu haben, den Geruch von verschiedenen Gewächsen regelrecht riechen und das Rauschen des reißenden Flusses hören zu können.
Was das Setting angeht, bin ich auf jeden Fall auf meine Kosten gekommen. Die Welt, in die Yarrow Townsend geschaffen hat, strahlt so etwas herrlich Zeitloses aus und verströmt von Anfang an eine märchenhaft-düstere Atmosphäre.
Auch die Charaktere mochte ich sehr, allen voran unsere 12-jährige Hauptprotagonistin Alva, aus deren Sicht alles in der dritten Person geschildert wird. Mit ihr hat die Autorin eine starke Heldin erschaffen, die man trotz ihrer etwas eigenwilligen Art sofort gernhaben muss und vor deren Tapferkeit und Entschlossenheit man nur den Hut ziehen kann. Ich habe Alva sehr rasch in mein Herz geschlossen und für ihre Entschlossenheit und Willensstärke habe ich sie richtig bewundert.
Alva lässt sich so schnell wahrlich nicht ins Bockhorn jagen und würde alles tun, um das zu retten und zu beschützen, was sie liebt. Perfekt ist unsere Hauptfigur jedoch nicht. Sie hat durchaus so ihre Fehler und zeigt sich nicht immer von ihrer besten Seite. So begegnet sie anderen Menschen stets mit großen Misstrauen und Vorurteilen und ist der Ansicht, dass sie auf Hilfe nicht angewiesen ist und prima alleine zurecht kommt. Im Verlauf des Buches wird Alva aber noch erkennen, wie wundervoll und wichtig es ist, gute Freunde an seiner Seite zu haben, die einen unterstützen und auf die man sich verlassen kann. Ich fand es toll mitzuerleben, wie Alva ihre vorgefasste Meinung und Skepsis gegenüber anderen immer mehr ablegt und wie sie und ihre Reisegefährten Idris und Ariana sich mit der Zeit immer mehr anfreunden werden.
Das Buch vermittelt so einige Werte und Botschaften wie Freundschaft, Mut, Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft, die Schönheit und Wichtigkeit der Natur sowie das Hinauswachsen über sich selbst. Auch die Themen Verlust und Trauer sind Teil der Erzählung und werden mit viel Feingefühl behandelt und viel Wissenswertes über Heilkräuter haben ebenfalls ihren Platz zwischen den Seiten gefunden. Letzteres hat mir besonders gut gefallen. Jeder Kapitelanfang widmet sich einer Pflanze und ihren heilenden Kräften und auch eigentliche Geschichte bringt uns eine Menge interessante Informationen darüber näher, ohne dabei lehrbuchmäßig zu wirken.
Sehr cool fand ich auch die vielen Zwiegespräche zwischen Alva und den Pflanzen. Da Alva eine ganz besondere Bindung zur Natur hat und die Gabe besitzt mit Pflanzen kommunizieren zu können, kommen auch wir Leser*innen immer wieder in den Genuss der flüsternden Pflanzenstimmen, was dem Ganzen etwas faszinierend Geheimnisvolles verleiht.
Mit der Gestaltung hat das Buch ebenfalls bei mir punkten können. Größere Illustrationen, die die Geschichte begleiten, gibt es zwar nicht leider, was ich etwas schade fand, aber dafür sind die Kapitelanfänge mit hübschen schwarz-weiß Vignetten von Pflanzen aufgemacht und auf den Vorsatzpapieren befindet sich eine zauberhafte doppelseitige Landkarte, die das Setting zeigt. Der Torben Kuhlmann kann einfach so schön zeichnen! Ich bin schon seit langem ein großer Fan seiner Zeichenkunst.
Fazit: Yarrow Townsend hat mit ihrem Kinderbuchdebüt „Alva und das Rätsel der flüsternden Pflanzen“ eine außergewöhnliche und atmosphärische Abenteuer- und Freundschaftsgeschichte geschrieben, die spannend, unterhaltsam, tiefgründig und lehrreich zugleich ist und uns in eine magisch angehauchte Welt voller Geheimnisse entführt. Mich hat das Buch leider nicht vollends überzeugen können, hatte aber dennoch sehr viel Spaß dabei, Alva und ihre Gefährten auf ihrer gefahrvollen und aufregenden Reise zu begleiten. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen!