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Veröffentlicht am 24.09.2022

Jung, blond, tot im historischen Berlin 1856

Ein Fremder hier zu Lande
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"Ein Fremder hier zu Lande" ist der zweite Teil der historischen Krimireihe von Ralph Knobelsdorf. Man kann ihn ohne Vorkenntnisse lesen, jedoch bauen die Lebensumstände und Entwicklungen der Protagonisten ...

"Ein Fremder hier zu Lande" ist der zweite Teil der historischen Krimireihe von Ralph Knobelsdorf. Man kann ihn ohne Vorkenntnisse lesen, jedoch bauen die Lebensumstände und Entwicklungen der Protagonisten aufeinander auf. Zusätzlich gibt es ein Geheimnis um einen schlimmen Vorfall ind Wilhelms Kindheit, der seine und die Nachbarsfamilie zu Feinden werden ließ.

März 1856. Nachdem Polizeipräsident Hinkeldey bei einem Duell getötet wurde, bangen Kriminalkommissar Wilhelm von der Heyden und sein Kollege Ernst Vorweg um ihre besondere Stellung im Brliner Polizeiapparat. Die polizeilichen Umstrukturierungen, die danach folgen, machen es den beiden Kollegen nicht einfach. Sie haben eben einen neuen brisanten Mordfall zu lösen. Der Täter ermordet junge, blonde Frauen und markiert sie mit Schnitten am Oberschenkel. Der aktuelle Mord an einer jungen Frau aus gutem Hause weist neben derselben Tötungsart durch Strangulation, dieselben Einkerbungen auf. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die vorherigen Opfer alle Prostituierte waren. Warum wich der Mörder plötzlich von seinem Schema ab?

War mir Band Eins noch zu spannungsarm und erinnerte mich eher an einen historischen Roman mit Krimianteil, ist dieser zweite Band wesentlich fesselnder und ereignisreicher. Obwohl der Autor wieder viel über die Gesellschaftsformen der damaligen Zeit und über die starren preußischen Strukturen im Polizeiapparat erzählt, hat der Krimi mehr Dynamik.
Der unbekannte Täter kommt immer wieder zu Wort, ohne seine Identität aufzudecken. Er spielt mit der Polizei ein perfides Katz- und Maus-Spiel. Ich mag es, wenn man als Leser in den Kopf des Mörders blicken darf.
Neben den Ermittlungen rund um den Serienmörder sind die privaten Umstände von Wilhelm und Marie ebenfalls Thema. Dadurch wird der Fall oftmals etwas ausgebremst. Jedoch nimmt dieser nach einigen unerwarteten Wendungen zum Ende hin deutlich an Fahrt auf und ich habe den letzten Abschnitt in einem Zug durchgelesen.

Der Autor erzählt sehr bildhaft und detailreich. Die Sprache ist der Zeit angepasst. Ralph Knobelsdorf fängt die Atmosphäre und das Lebensgefühl der damaligen Zeit perfekt ein. Man fühlt sich mitten im Geschehen und erhält interessante Einblicke in die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Die damaligen politischen Verhältnisse sind geschickt in die Geschichte eingeflossen und ergeben ein rundum gelungenes Bild dieser Zeit. Auch die Figuren sind, bis hin zu den Nebenfiguren, facettenreich dargestellt und sorgen für Abwechslung Wilhelms Schwester Anna, wie auch seine Pensionswirtin Frau Brencke mit Kater Kuno, sind mir dabei besonders ans Herz gewachsen.

In einem ausführlichen Nachwort klärt der Autor über historische und fiktive Figuren, sowie Begebenheiten, auf. Auf der Coverinnenseite (vorne und hinten) befindet sich eine sogenannte Standes Liste.

Fazit:
Eine gelungene Fortsetzung der historischen Krimireihe. Mir hat dieser zweite Band um einiges besser als der Vorgänger gefallen. Der Autor erzählt sehr detailliert und bringt dem Leser die besondere Atmosphäre des preußischen Berlins zur Anfangszeit der Kriminalpolizei näher. Nun freue ich mich schon auf einen (hoffentlich) weiteren Band der Reihe.

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Veröffentlicht am 22.09.2022

Erschütternd

Der Hunger nach Leben
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Ella Zeiss hat mich mit ihrer "Tage des Sturms" Dilogie vor Jahren extrem begeistert. Band eins "Wie Gräser im Wind" ist ein absolutes Lieblingsbuch von mir.
Nun hat die Autorin eine weitere Dilogie um ...

Ella Zeiss hat mich mit ihrer "Tage des Sturms" Dilogie vor Jahren extrem begeistert. Band eins "Wie Gräser im Wind" ist ein absolutes Lieblingsbuch von mir.
Nun hat die Autorin eine weitere Dilogie um das Schicksal Russlanddeutscher veröffentlicht. Diese ist ähnlich angelegt, erzählt jedoch über das Schicksal von Menschen in einer deutschen Siedlung in der damaligen Gegend rund um Chortitza, der heutigen Ukraine.

Auch der erst elfjährige Noah Haffner wohnt mit seiner deutschstämmigen Familie in der damaligen russlandmennonitischen Siedlung Großweiden. Wir erleben, wie sich das Leben durch die Zwangskollektivierung und die Herrschaft der Sowjets nach und nach verändert. Viel zu schnell müssen Noah und seine kleinen Geschwister erwachsen werden, als der Vater eines Tages unschuldig als Volksverräter verhaftet wird. Die Familie wird enteignet und muss im Stall unterkommen. Die hochschwangere Mutter und Noahs kleine Geschwister hungern und er muss als Ältester irgendwie für Essen sorgen. Als Betteljunge versucht er jeden Tag verzweifelt Nahrung für die Familie zu finden. Doch die Ausgrenzung innerhalb der Siedlung und auch durch das Regime wird immer schlimmer...
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verschlechtert sich die Situation der deutschstämmigen Russen noch mehr.

Auch in diesem Roman erzählt die Autorin wieder über das Schicksal der Russlanddeutschen. Im Nachwort erzählt Ella Zeiss, dass ihre Geschichte auf Aufzeichnungen eines Zeitzeugen basiert. Dies lässt die wirklich grausamen Schilderungen noch furchtbarer erscheinen. Wir erfahren von Denunzierungen und Enteignungen. "Politische" Säuberungen und Massenexekutionen sind Gang und Gäbe. Ganze Familien werden inhaftiert oder nach Sibirien ins Straflager geschickt. Es ist schier unglaublich was Menschen einander antun können und was man alles aushält. Ich fragte mich immer wieder, wie viele Schicksalsschläge ein einzelner Mensch ertragen kann.

In diesem ersten Teil bleibt die meist hoffnungslose Grundstimmung das ganze Buch über erhalten. Das war für mich nicht immer einfach, denn diese Hoffnungslosigkeit zieht einem beim Lesen ziemlich runter.
Für Noah ist seine Liebe zu Jakobine ein großer Hoffnungsträger und etwas, was ihn immer wieder an eine positive Wandlung des Schicksals glauben lässt. Für mich war diese Liebe aber leider nicht richtig greifbar. Obwohl es auch kleine positive Entwicklungen gibt, endet der erste Teil mit einem weiteren schlimmen Schicksalsschlag und einem Cliffhanger.
Natürlich werde ich weiterlesen und hoffe, dass der zweite Teil etwas positiver in seiner Grundstimmung sein wird, was ich aber nach diesem Ende und dem Zeitraum in dem er spielt, bezweifle.

Ich habe neben der oben erwähnten Dilogie bereits ein weiteres Buch zu diesem Thema gelesen, welches sich auf ein Tagebuch der Schwiegermutter des Buchautors bezieht. "Roter Herbst in Choritza" von Tim Tichatzki kann ich euch sehr ans Herz legen. Es beginnt bereits 1919 mit dem Sturz des Zaren und endet 1945. Wer sich für das Schicksal der Russlanddeutschen und deren Vertreibung interessiert, dem kann ich dieses Buch ebenfalls sehr ans Herz legen.

Schreibstil:
Ella Zeiss schreibt mitreißend und bildhaft. Die sehr intensive Geschichte hat mich tief bewegt und erschüttert, kommt für mich aber nicht ganz an die "Tage des Sturm" Dilogie heran. Trotzdem möchte ich diesen Roman empfehlen, denn er erzählt über ein wichtiges zeitgeschichtliches Thema der Russlanddeutschen.

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Veröffentlicht am 20.09.2022

Welche Richtung wählst du?

Sonnenblumentage
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Was war ich überrascht, als ich "Sonnenblumentage" in den Händen hielt: über 600 Seiten! Wow! Aber bald war mir auch klar, warum die Geschichte ein kleiner Wälzer ist: Frieda Bergmann erzählt uns hier ...

Was war ich überrascht, als ich "Sonnenblumentage" in den Händen hielt: über 600 Seiten! Wow! Aber bald war mir auch klar, warum die Geschichte ein kleiner Wälzer ist: Frieda Bergmann erzählt uns hier eine Geschichte mit zwei Wegen. Die Ausgangsgeschichte ist gleich, doch das Schicksal der Protagonistin zweigt ab einem bestimmten Punkt in verschiedene Richtungen ab und wir erhalten zwei parallel laufende Handlungsalternativen. Beide Plots hätten Potential für eine eigene Geschichte.

Ich liebe solche "Was wäre wenn" Erzählungen, wie "Sliding Doors - Sie liebt ihn, sie liebt ihn nicht". Kennt jemand den Film aus dem Jahre 1998 mit Gwyneth Paltrow? Aber zurück zu "Sonnenblumentage".

Wir lernen Marie kennen, die nach dem Tod ihrer Mutter in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bamberg lebt. Sie arbeitet als Floristin in einer Gärtnerei, die der Mutter ihres Freundes gehört, wo sie auch eine kleine Mansarde bewohnt. Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Spa-Wochenende mit ihren Tanten erhält Marie einen Anruf. Diesen nimmt sie einmal an und im parallel laufenden Handlungsstrang nicht. Ab diesen Zeitpunkt teilt sich die Geschichte und diese kleine Entscheidung führt Marie in zwei unterschiedliche Leben. Je nachdem, welchen Weg Marie einschlägt, entwickelt sich daraus ein weiteres Ereignis, welches ihr Leben beeinflusst.

Von Beginn an hatte ich einen Handlungsstrang lieber, weil er aufzeigt, dass sich Marie weiterentwickelt und sich ihren Problemen stellt. Dies passiert im anderen Strang erst im letzten Drittel. Trotzdem waren beide Wege sehr interessant zu lesen. Die Autorin schafft es ausgezeichnet, dass man sich mit der jeweiligen Situation auseinandersetzt und selbst Überlegungen anstellt, wie man selbst gehandelt hätte.

Durch Marie und ihre Mutter, die eine begnadete Künstlerin war, erfahren wir auch viel über Kunst, Restauration und Floristik. Spannende Themen, über die ich gerne gelesen habe. Dabei kommt auch das Bild "Sonnenblumentage", Maries Lieblingsbild, gemalt von ihrer Mutter, öfters vor. Der Titel des Bildes findet man auch als Buchtitel am Cover wieder und ist auch für den Inhalt wichtig.

Ich erwartete mir eigentlich, dass beide Geschichten ein gleiches Ende haben werden, was jedoch nicht eintraf. Und genau hier setzt auch mein Kritikpunkt an. Ein Ende hatte ich so nicht erwartet und war nicht ganz nach meinem Geschmack. Das andere Ende war mir etwas zu schnell herbeigeführt und wirkte bei einigen Punkten unglaubwürdig. Der Weg zum Ziel hat mir gut gefallen, aber beide Enden waren mir etwas zu dramatisch.

Der Schreibstil von Frieda Bergmann hat mir sehr gefallen. Er ist fesselnd und bildhaft. Die Charaktere sind facettenreich und wirken glaubwürdig.

Jedem Kapitel wird ein Sprichwort beigefügt, welches sich auf dem nachfolgenden Abschnitt bezieht. Durch die Überschriften "Was wäre, wenn sie geht.." und "Was wäre, wenn sie bleibt..." erkennt man sofort, in welchem Handlungsstrang man sich befindet. Ein weiterer Hinweis sind die Schriftarten, die zwischen den zwei Erzählsträngen wechseln.

Fazit:
Ein Roman, der zum Nachdenken anregt und uns überlegen lässt, welche Kleinigkeiten oftmals unser Leben beeinflussen und ihm eine neue Richtung geben können. Die Idee dahinter finde ich toll. Ich empfehle den Roman sehr gerne weiter, auch wenn ich mit den beiden Enden etwas hadere...

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Veröffentlicht am 12.09.2022

Ruhig und atmosphärisch

Drei Tage im August
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Berlin 1926. Die Hauptstadt fiebert den Olympischen Spielen entgegen und entlang des Prachtboulvards "Unter den Linden" wehen die Hackenkreuzfahnen um die Wette. Die ausländische Touristen versuchen sich ...

Berlin 1926. Die Hauptstadt fiebert den Olympischen Spielen entgegen und entlang des Prachtboulvards "Unter den Linden" wehen die Hackenkreuzfahnen um die Wette. Die ausländische Touristen versuchen sich ein Bild von Berlin unter Hitler zu machen, während sämliche judenfeindliche Aktionen fürkurze Zeit von der Bildfläche verschwunden sind. Die Stadt Berlin zeigt sich zur Olympiade weltoffen. Die internationalen Besucher schwadronieren entlang den Linden und der eine oder andere kehrt in die Chocolaterie Sawade ein.
Verkaufsleiterin und Prokuristin Elfie Wagner führt mit Hingabe das Geschäft und steht dabei auch selbst hinter dem Tresen. Sie lebt für ihre Arbeit und den Duft von Schokolade. Privatleben kennt sie keines, denn sie lebt zurückgezogen und ihr stetiger Begleiter ist die Schwermut. Die lieblose Erziehung ihrer Großmutter hat sie verinnerlicht, die ihr immer wieder vor Augen geführt hat, wie wertlos sie sei. Doch eines Tages bittet sie Madame Conte, die im obersten Stockwerk wohnt und sich regelmäßig mit den feinsten Trüffeln beliefern lässt, zu sich. Sie erzählt ihr ihre Lebensgeschichte, die das Geheimnis des Hauses Sawade enthält.

Wir befinden uns als Leser im Umkreis der Berliner Prachtstraße und verweilen dort ganze drei Tage. Dabei lernen wir einige Menschen kennen, die tagtäglich dort arbeiten oder wohnen. Darunter Madame Conte, die oberhalb der Chocolaterie wohnt und wegen ihres hohen Alters und körperlichen Gebrechen nicht mehr ihre Wohnung verlassen kann. Umsorgt wird die ehemals elegante französische Witwe von ihrer Haushälterin Marie. Ihre Geschichte fand ich sehr interessant und hat mir gut gefallen.
Neben der Chocolaterie befindet sich die Buchhandlung von Franz Marcus. Als Jude spürt er bereits die Repressalien und Übergriffe der Nazis gegen alles jüdische. Soll er Berlin und Deutschland verlassen? Er hat bereits ein Schreiben der Behören erhalten, dass sein Laden einem arischen Nachfolger übergeben werden soll. Auch dem Halbägypter Issa El Hamady, der in Berlin aufgewachsen ist, ergeht es ähnlich. Seine Bar läuft zur Zeit eher schlecht. Von den Menschen wird er bestenfalls geduldet und toleriert, obwohl die Nazis bei ihm als Stammkunden ein- und ausgehen.
Außerdem begleiten wir den jungen Pagen Heiner, der vom Land nach Berlin kommt um seine Ausbildung zu machen, sowie Museumwärter Erwin, der sich wehmütig an die Kunst von Käthe Kollwitz und Max Liebermann erinnert, die als entarte Kunst im Keller verbannt wurde.
Aber auch Leierkastenmann Willi, Blumenmädchen Rosa und Verkäuferin Trude gehören zur kleinen Gemeinschaft mit ihren eigenen Geschichten.

Zu Wort kommen auch die Linden, die über die Veränderungen der letzten Jahre nachdenken. Ihre Erinnerungen werden als kurze Einschübe zwischen den einzelnen Episoden dargestellt. Diese etwas unkonventionelle Sicht hat mir einerseits gefallen, andererseits unterbricht sie immer wieder den Lesefluss.

Als Leser begleitet man die Protagonisten über drei Tage im August. Dabei erhält man einen kleinen Einblick in das Leben von diesen Menschen, sowie deren Sorgen, Ängste, Träume und Hoffnungen.

Der Roman ist sehr ruhig und man muss sich etwas in Geduld üben, bis der Funke überspringt - mir erging es jedenfalls so. Doch danach taucht man in eine Geschichte voller Poesie ein, die atmosphärisch diese Zeit wunderbar einfängt.
Dabei kommt es zu keinen großartigem Spannungsbogen und manche Handlungsstränge verlaufen im Sand und werden nicht auserzählt. Alleine durch die raschen Perspektivwechsel wird man als Leser neugierig, was weiterhin passieren wird. Doch das im Klappentext angekündigte Geheimnis ist nicht wirklich dramtisch. Der Roman lebt hauptsächlich durch die Sprache, die die Ereignisse untermalt.

Die einzelnen Kapitel sind jeweils aus der Sicht einer Person geschrieben und mit Datum und Tageszeit gekenntzeichnet. Der wunderschöne farbige Buchschnitt ist neben dem Cover ein besonderer Hingucker.

Fazit:
Ein sehr leiser Roman, der die besondere Stimmung zur Zeit der Olympiade in Berlin einfängt und mit einer wunderbaren Atmosphäre punktet. Neben dem allgegenwärtigen Geruch von Schokolade, spürt man auch die Ängste und Zweifel der Bewohner der Hauptstadt. Für diesen Roman sollte man den richtigen Zeitpunkt finden, um ihn genießen zu können.

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Veröffentlicht am 07.09.2022

Komplex und temporeich

Die Spur − Er wird dich finden
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Jan Becks dritter Thriller schließt perfekt an die beiden Vorgänger an, was Spannung und Ideenreichtum betrifft.
Man kann "Die Spur" auch unabhängig von den beiden Vorgängern lesen, weil die Fälle alle ...

Jan Becks dritter Thriller schließt perfekt an die beiden Vorgänger an, was Spannung und Ideenreichtum betrifft.
Man kann "Die Spur" auch unabhängig von den beiden Vorgängern lesen, weil die Fälle alle abgeschlossen sind. Die ganz besondere Zusammenhänge und die Beziehung zwischen den beiden Ermittlern ist jedoch etwas komplex. Wer die Super-Recogniserin Inga Björk und Ex-Cobra Mitglied Christian Brand allerdings schon kennt, kann einige Handlungsweisen besser verstehen.
Diesmal haben es die Beiden mit einer europaweiten Mordserie zu tun. Der erste Tote wird in Salzburg gefunden. Die goldene Statue am Domplatz entpuppt sich plötzlich als eine männliche Leiche, die präpariert wurde. Und sie ist nicht die Letzte....

Christian Brand ist zu Europol gewechselt und lebt nicht mehr in Wien, sondern in Den Haag. Er malt wieder und findet langsam wieder zu sich selbst zurück, auch wenn ihm die gemeinsamen Ermittlungen mit Inga fehlen. Doch das ändert sich schneller, als ihm lieb ist, als es innerhalb kurzer Zeit zwei Leichen gibt, die in zwei verschiedenen Städten als Skulpturen aufgestellt wurden. Die Identität der Opfer ist zunächst unklar. Es finden sich keine Zusammenhänge zwischen den Taten, außer dieselbe Handschrift des Täters. Gemeinsam mit Inga wird Christian mit den ungewöhnlichen Morden betraut und gerät selbst in den Fokus der Ermittlungen...

Die Fälle sind diesmal länderübergreifend. Wir befinden uns in Österreich, Italien, der Niederlande, Portugal, Frankreich, Deutschland und Schweden. Die Schauplätze wechseln sehr schnell und die Zusammenhänge zwischen den Morden bleiben lange Zeit unklar. Erst durch Rückblenden wird nach und nach ersichtlich, dass die Auflösung in der Vergangenheit liegen muss. Jan Beck entführt den Leser in diesem Handlungsstrang an eine Elite Schule für Hochbegabte in Bologna. Besonders interessant fand ich dabei den Erzählstrang rund um die begnadete Musikerin Amelie Leclerc.

Der Fokus liegt diesmal eher beim Hintergrund der grausamen Morde, als bei den Opfern selbst, wie in den beiden Vorgängern. Die Grausamkeiten der Morde wird ebenfalls nicht mehr so detailliert beschrieben. Kurze Kapitel und schnelle Szenenwechsel erhöhen das Tempo und die Spannung.
Die rasch wechselnden Erzählperspektiven verwirren zu Beginn etwas, denn wie lernen kurz nacheinander viele Figuren kennen, ohne zu wissen, wie wichtig sie für den Fortlauf des Thrillers sind. Doch bald lässt sich ein Muster erkennen und es kristallisiert sich heraus, wer nur eine kleine Nebenrolle hat und wer wichtig für die Handlung ist. Jan Beck hat seine komplexe Story geschickt aufgebaut.
Warum also 4 statt 5 Sterne? Das Ende!
Es wurden zwar alle Zusammenhänge erklärt, jedoch wirkt es für mich etwas konstruiert und flach im Vergleich zur restlichen Thrillerhandlung.

Fazit
Wieder ein absoluter Pageturner, der für mich nicht ganz an die beiden Vorgänger herankommt. Die Geschichte ist komplex, temporeich und spannend. Nur das Ende war mir etwas zu flach, weshalb ich vier von fünf Sternen vergebe.

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