Schauen und schauern
Schau durchs Fenster!Ein Feuer! Ein Monster! Ein böser, gefräßiger Wolf! Bei wie vielen von Ihnen ist der Puls jetzt bereits angestiegen? Seien Sie beunruhigt: All das erwartet Sie und Ihre Kinder in „Schau durchs Fenster!“ ...
Ein Feuer! Ein Monster! Ein böser, gefräßiger Wolf! Bei wie vielen von Ihnen ist der Puls jetzt bereits angestiegen? Seien Sie beunruhigt: All das erwartet Sie und Ihre Kinder in „Schau durchs Fenster!“ – oder etwa nicht?
Katerina Goreliks Kinderbuch ist in erster Linie ein großer Spaß mit leichtem Gruselfaktor. Und in zweiter Linie räumt er mit Klischees auf. Der Lefzen ziehende Wolf ist nicht etwa scharf auf gemischtes Hack aus Großmutter und Rotkäppchen, sondern auf die gemeinsame Teezeit. Das gruselige Skelett im Fenster? Ist lediglich die Knochenapparatur von Dr. Maus, der gerade einen Hund untersucht. Und der Brand in der Küche? Ist lediglich ein Drache gewordener Bagel-Toaster – wie praktisch!
Das Buch ist eine Wohltat, denn endlich einmal ist im Gegensatz zu Märchen nicht alles böse, nicht alles schrecklich. Auch wenn die wundervollen Illustrationen den ersten Schauer noch unterstreichen. Aber: Auch bei harmlosen Szenen ist auf den ersten Blick nicht alles Gold was glänzt – oder leckerer Apfelkuchen. Letztere Szenen geben dem Buch noch einmal einen ganz anderen Twist: Auch eine vermeintlich nette Omi kann ihre düstere Seiten haben.
Die Moral? Ein zweiter Blick lohnt sich im Leben. So lassen sich Vorurteile aus der Welt räumen, im Guten wie im Schlechten. Aber, auch das sei gesagt: Auf den 60 Seiten wird häufiger der Schrecken genommen als ein neuer gegeben. Und das ist nicht nur schön, sondern auch sehr zeitgemäß.