Hochwertiges Sachbuch
„...Eine häufig gehörte Legende ist: Die Bibel auf Deutsch gab es erst seit Martin Luther. Dabei existierte schon lange vor dem Reformator eine lange Tradition von deutschsprachigen Bibeln...“
Mit diesen ...
„...Eine häufig gehörte Legende ist: Die Bibel auf Deutsch gab es erst seit Martin Luther. Dabei existierte schon lange vor dem Reformator eine lange Tradition von deutschsprachigen Bibeln...“
Mit diesen Worten beginnt ein Buch, dass eine gut recherchierte und umfangreiche Sicht auf deutsche Bibeln vor und nach Martin Luther präsentiert. Das Buch zeichnet sich durch seine hochwertige Aufmachung aus. Das betrifft sowohl die Papierqualität als auch die vielen Abdrucke aus historischen Bibeln. Hinzu kommt eine großzügige Seiteneinteilung, die es auf jeder Doppelseite am linken Rand ermöglicht, Bilder einzufügen. Rechts gibt es häufig ganzseitige Abbildungen.
Das Buch beginnt mit den ersten Bibelhandschriften. Danach wird die Frage beantwortet, welche Deutsch in den Bibeln verwendet wurde. Es gab ja noch keine einheitliche deutsche Sprache. Eine Karte veranschaulicht den jeweiligen Sprachraum. Luthers Einfluss auf die Entwicklung der Sprache wird hervorgehoben.
An verschiedenen Stellen werden kurze Ausschnitte unterschiedlicher Bibeln gegenübergestellt, zum Beispiel das Vaterunser. Interessant daran finde ich nicht nur das unterschiedliche Deutsch, sondern auch den Blick auf die Entwicklung der Sprache über die Jahrhunderte. Das sieht man auch, wenn man Ausschnitte aus den Texten der abgedruckten Bibeln liest.
Ausführlich wird auf die Herstellung der Bibeln eingegangen. Dazu gehören Techniken des Drucks und Schrifttypen.
Einen breiten Rahmen nehmen außerdem die bildliche Darstellungen in historischen Bibeln ein. An Beispielen wird deutlich, dass diese in den Lebensraum der Übersetzer und Drucker verortet wurden. So sieht man auf einem Bild im Hintergrund das historische Köln. Mode und Ausstattung entsprechen ebenfalls den für die Zeit gängigen Ideal.
Bei den apokalyptischen Reitern durfte ich die Bilder von Dürer und Cranach vergleichen. Auch mehrere Bilder der Schöpfung werden angeboten. In den zugehörigen Testen werden sie Bilder ausführlich beschrieben und die Unterschiede herausgearbeitet.
„...Im Schöpfungsbild der Pflanzmann – Bibel gibt es keine Garten Eden, nur eine männliche Gestalt, eine Stadt und eine Burg...“
Nun folgt die Auflistung der Bibeln vor und nach Luther. Erhalten sind jeweils Informationen über den Übersetzer und die Druckwerkstat, die Sprache, den Umfang und technische Details. Es werden jeweils Ausschnitte aus Originalen mit abgedruckt. Bei den neueren Ausgaben wird insbesondere auf sprachliche Veränderungen hingewiesen.
Zu Schluss folgen Kinderbibeln, ein Glossar zur Buchdruckerkunst und Hinweise auf Bibelzentren und Museen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist ein wertvolles Nachschlagewerk, weil es nicht nur die Geschichte der deutschen Bibeln, sondern gleichzeitig die der Drucktechniken und Bildherstellung mit beinhaltet.