Der Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer – mitten in Madrid, mitten im Jetzt.
Goyas UngeheuerDie suspendierte Comisaria María Ruiz kommt nach einer Auszeit wieder zurück nach Madrid – und wird mit einer Reihe von mysteriösen, nicht zusammenpassenden Morden konfrontiert. Eigentlich nicht im Dienst, ...
Die suspendierte Comisaria María Ruiz kommt nach einer Auszeit wieder zurück nach Madrid – und wird mit einer Reihe von mysteriösen, nicht zusammenpassenden Morden konfrontiert. Eigentlich nicht im Dienst, beginnt sie trotz aller Warnungen ihres Anwalts und ihrer Freunde bei Polizei und Zeitung mit ihren privaten Ermittlungen. Dabei stößt sie auf die Verbindung zu den Werken Francisco Goyas und verstrickt sich immer mehr in den Fall. Bald gerät sie selbst in den Verdacht, etwas mit dem Fall zu tun zu haben. Auch ihre Freunde benehmen sich immer merkwürdiger.
Der Kriminalroman bietet den Leser:innen eine spannende Verfolgung von mysteriösen Fällen und ihre Verbindung zu einigen berühmten, aber auch unbekannteren Werken Goyas, die sinnvoll in die Geschichte eingebunden waren. Von den meisten der besprochenen Werke gibt es auch kleine Fotos, die im Buch abgedruckt sind. Man lernt eine Menge aus Goyas Leben, wenn auch teilweise sehr subjektiv durch die Brille des Täters gesehen. So würde ich als Goya-Fan keinesfalls unterschreiben, dass er gegen Ende seines Lebens absolut irre war. Doch für den Täter ist die Entwicklung vom Hofmaler mit seinen schönen Szenen aus dem Alltag der spanischen Gesellschaft im 18./19. Jahrhundert bis zur individuellen Auseinandersetzung mit dem spanischen Krieg gegen Napoleon und der anschließenden Hungersnot inklusive der Verarbeitung von Goyas schlimmer Krankheit, die in Gehörlosigkeit endete, der Aufhänger, um sich in seine Arbeit hineinzusteigern.
María Ruiz ist eine impulsive, schnell denkende Polizistin, die ihrem ehemaligen Rang absolut gerecht wird – kein Wunder, dass ihre ehemaligen Mitarbeiter weiterhin zu ihr aufschauen. Sie verstrickt sich immer weiter in den Fall, dabei lernt man aber auch ihren fürsorglichen Charakter einem Straßenjungen gegenüber kennen. Eine vielschichtige Persönlichkeit, die sich nicht zu schade ist, sich für ihren Job in Gefahr zu bringen.
Die Umsetzung hat mir sehr gut gefallen, zeugt sie doch von guter Recherche und der Feinfühligkeit, diese ohne nervtötenden Infodump einfließen zu lassen. Die Spannungskurve an sich steigt stetig an, auch wenn sie keinen für mich wahnsinnig hohen Höhepunkt erreicht. Sie bleibt jedoch solide und schaffte es, mich für einige Stunden in ihren Bann zu ziehen.
Einzig die ab und an auftauchenden Perspektivwechsel mitten im Kapitel haben mich irritiert. Man liest aus Marías Perspektive und auf einmal springt man in den Kopf ihres Gesprächspartners, danach wieder zurück.
Insgesamt hat mir dieser Krimi – und ich lese eigentlich nie Krimis, nur das Thema Goya hat mich dazu gebracht – sehr gut gefallen. Es gibt unzählige Hinweise, die sich erst am Ende verdichten und zusammenlaufen, mehrere Verdächtige, auch unter den Freunden macht sich Missmut breit.
Alles in allem empfehle ich diesen Roman allen Krimifans, die sich gleichzeitig auch für Kunstgeschichte interessieren oder sich davon nicht abschrecken lassen.