Tolle Stadt, solide Handlung.
Das kleine Bücherdorf: WinterglitzernIn ihrer weihnachtlichen Geschichte „Das kleine Bücherdorf“ entführt uns Katharina Herzog in das schottische Städtchen Swinton-on-Sea, das angelehnt an das reell existierende Wigtown erdacht wurde.
Doch ...
In ihrer weihnachtlichen Geschichte „Das kleine Bücherdorf“ entführt uns Katharina Herzog in das schottische Städtchen Swinton-on-Sea, das angelehnt an das reell existierende Wigtown erdacht wurde.
Doch zu vor lernen wir die deutsche Auktionatorin Viktoria Lambach kennen, die in der Firma ihres Vaters arbeitet. Das Leben der jungen Frau ist rasant, die Hoffnung, eines Tages von Hubert wirklich gesehen, mit Stolz und voller Anerkennung betrachtet zu werden, treibt sie an.
Urlaub, Freizeit, Pausen? Nicht, wenn sie seine Nachfolgerin werden will.
Das ändert sich, als der Brief des kleinen Finlay über Umwege in ihre Hände gelangt. Während Vicky herzzerreißende Sehnsucht erkennt, entdeckt ihr Vater eine Investition, die Millionen bringen kann. Und diese soll seine Tochter erschwingen. Koste es, was es wolle!
Das ist der Beginn von Vickys Reise in "Schottlands Stadt der Bücher", einem Ort, der so wunderbar eng ist, voller verschrobener, eigenartiger Bürger, mit Spleens und Geschichten — oh ja, Katharina deutet zahlreiche Leben an, humorvoll, spannend und vor allem tragisch, die vielleicht eines Tages fortgeführt werden. Denn nicht nur der begehrteste Junggeselle Swintons ist voll von Trauer und Schmerz.
Mit ihrem piekfeinen Auftreten sticht die Deutsche in den wenigen Gassen des Örtchens hervor, schnell wird klar, dass dieser Auftrag Zeit und Feingefühl benötigt – denn Finlay, Graham, der antiquarische Buchladen und die ganzen Menschen, die sie aufnehmen, vergessene Empfindungen wie Ruhe und Geborgenheit übertönen den stumpfsinnigen, profithaschenden Auftrag von Hubert. Irgendwann zwischen Schlittenfahren, Eisbaden und Reiten, schottischen Pub-Besuchen und dem verwinkelten Fuchsbau verliebt sich die strebsame Geschäftsfrau in all das, was ihr Swinton bietet. Neue Träume und Gefühle entstehen …
Katharina Herzog erweckt in ihrer Geschichte eine typisch gestresste, erfolgreiche Frau, die in einem abgelegen, familiären Dorf Zeit hat, zu sich selbst zu finden. Viele Details und Monotonie prägen die Hälfte des weihnachtlichen Romans, es fehlte an einer sichtbaren, zwischenmenschlichen wie inneren, Entwicklung von Vicky, an Abwechslung und Emotionen in der Schreib- bzw. Ausdrucksweise. Dennoch regen viele Aussagen zum Nachdenken an, trösten und wärmen.
Obgleich Graham nur als Nebenfigur wirkt, fand ich seinen Zwiespalt, seine Last und seine Gründe gegen den technischen Fortschritt und die eigenen Träume nahbar und bewegend. Swinton-on-Sea wurde vorstellbar gezeichnet und entfacht in jedem Büchernerd eine altbekannte Sehnsucht, die individuellen Figuren waren interessant, die Handlung bekommt in den letzten Kapiteln Schwung, und bringt durch einige Informationen Verständnis mit.
Ob Viktoria einem kleinen Jungen das Vermächtnis seiner Mutter entreißen und das Herz eines Witwers brechen kann?
„Die Menschen, die wir lieben, sind nicht nur in unseren Erinnerungen bei uns. Wenn wir wollen, können wir sie spüren. In jedem Sandkorn, in jedem Windhauch, in jedem Sonnenstrahl, im Duft jeder Blume, im Rauschen des Regens und im Funkeln der Sterne.“