Profilbild von Franci

Franci

Lesejury Star
offline

Franci ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Franci über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2022

Tolle Stadt, solide Handlung.

Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern
0

In ihrer weihnachtlichen Geschichte „Das kleine Bücherdorf“ entführt uns Katharina Herzog in das schottische Städtchen Swinton-on-Sea, das angelehnt an das reell existierende Wigtown erdacht wurde.

Doch ...

In ihrer weihnachtlichen Geschichte „Das kleine Bücherdorf“ entführt uns Katharina Herzog in das schottische Städtchen Swinton-on-Sea, das angelehnt an das reell existierende Wigtown erdacht wurde.

Doch zu vor lernen wir die deutsche Auktionatorin Viktoria Lambach kennen, die in der Firma ihres Vaters arbeitet. Das Leben der jungen Frau ist rasant, die Hoffnung, eines Tages von Hubert wirklich gesehen, mit Stolz und voller Anerkennung betrachtet zu werden, treibt sie an.
Urlaub, Freizeit, Pausen? Nicht, wenn sie seine Nachfolgerin werden will.
Das ändert sich, als der Brief des kleinen Finlay über Umwege in ihre Hände gelangt. Während Vicky herzzerreißende Sehnsucht erkennt, entdeckt ihr Vater eine Investition, die Millionen bringen kann. Und diese soll seine Tochter erschwingen. Koste es, was es wolle!

Das ist der Beginn von Vickys Reise in "Schottlands Stadt der Bücher", einem Ort, der so wunderbar eng ist, voller verschrobener, eigenartiger Bürger, mit Spleens und Geschichten — oh ja, Katharina deutet zahlreiche Leben an, humorvoll, spannend und vor allem tragisch, die vielleicht eines Tages fortgeführt werden. Denn nicht nur der begehrteste Junggeselle Swintons ist voll von Trauer und Schmerz.
Mit ihrem piekfeinen Auftreten sticht die Deutsche in den wenigen Gassen des Örtchens hervor, schnell wird klar, dass dieser Auftrag Zeit und Feingefühl benötigt – denn Finlay, Graham, der antiquarische Buchladen und die ganzen Menschen, die sie aufnehmen, vergessene Empfindungen wie Ruhe und Geborgenheit übertönen den stumpfsinnigen, profithaschenden Auftrag von Hubert. Irgendwann zwischen Schlittenfahren, Eisbaden und Reiten, schottischen Pub-Besuchen und dem verwinkelten Fuchsbau verliebt sich die strebsame Geschäftsfrau in all das, was ihr Swinton bietet. Neue Träume und Gefühle entstehen …

Katharina Herzog erweckt in ihrer Geschichte eine typisch gestresste, erfolgreiche Frau, die in einem abgelegen, familiären Dorf Zeit hat, zu sich selbst zu finden. Viele Details und Monotonie prägen die Hälfte des weihnachtlichen Romans, es fehlte an einer sichtbaren, zwischenmenschlichen wie inneren, Entwicklung von Vicky, an Abwechslung und Emotionen in der Schreib- bzw. Ausdrucksweise. Dennoch regen viele Aussagen zum Nachdenken an, trösten und wärmen.
Obgleich Graham nur als Nebenfigur wirkt, fand ich seinen Zwiespalt, seine Last und seine Gründe gegen den technischen Fortschritt und die eigenen Träume nahbar und bewegend. Swinton-on-Sea wurde vorstellbar gezeichnet und entfacht in jedem Büchernerd eine altbekannte Sehnsucht, die individuellen Figuren waren interessant, die Handlung bekommt in den letzten Kapiteln Schwung, und bringt durch einige Informationen Verständnis mit.

Ob Viktoria einem kleinen Jungen das Vermächtnis seiner Mutter entreißen und das Herz eines Witwers brechen kann?

„Die Menschen, die wir lieben, sind nicht nur in unseren Erinnerungen bei uns. Wenn wir wollen, können wir sie spüren. In jedem Sandkorn, in jedem Windhauch, in jedem Sonnenstrahl, im Duft jeder Blume, im Rauschen des Regens und im Funkeln der Sterne.“

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.09.2022

Guter Abschluss, mit einigen Schwächen.

Maybe-Reihe / Maybe This Day
0

„Maybe This Day“ bildet mit einer Dreiecks-Beziehung den Abschluss der liebgewonnenen Rocker-Romance von Emilia Cole.

Es geht um die wilde und chaotische Penny, die im Kontrast zu den männlichen Protagonisten ...

„Maybe This Day“ bildet mit einer Dreiecks-Beziehung den Abschluss der liebgewonnenen Rocker-Romance von Emilia Cole.

Es geht um die wilde und chaotische Penny, die im Kontrast zu den männlichen Protagonisten steht. Denn trotz ihres rockigen Daseins kommen Shawn und Tyler aus einer langjährigen Beziehung, bevorzugen Sicherheit.
Emilia gibt uns Einblicke in Penelopes Inneres, weckt mit vorsichtigen Andeutungen die Gewissheit, dass es hier um mehr geht als nur die Frage, welcher der Musiker ihre Seele zum klingen bringt – nicht nur diese drei Herzen stehen am Ende der Buchserie auf dem Spiel, sondern auch die Zukunft von „Maybe next time“, „Generation Millennial' und tiefe Freundschaften.

Shawn lernen wir von einer ganz anderen Seite kennen, die das Bild des unnahbaren, besonnenen Bassisten, welches ich in den Vorgängern erlangte, ändert. Und Ty, sein Leben, wird plastischer.
Wie gewohnt finden wir einige Kapitel, die auf das Musikbusiness ausgelegt sind, sensible und wichtige Themen, die hier jedoch nur sachte gestreift werden. Emilia integriert die übrigen Bandmitglieder und ihre Geschichten sowie Eigenheiten gekonnt im Verlauf. Mir fielen einige Tippfehler auf, der Stil wirkte auf mich sehr einfach, teilweise unausgereift inkl. vieler Phrasen. Hingegen wurde die Dynamik der Dreier-Konstellation, Pennys Zerrissenheit greifbar herausgearbeitet, und doch empfand ich für die taffe Gitarristin dieses Mal nur wenig Verständnis und Sympathie.
Bewegt hat mich nur ein Schicksal – mit diesem habe ich nicht gerechnet, doch manchmal muss etwas zu Ende gehen, damit etwas Neues entstehen kann.

Fazit: „Maybe This Day“ gibt nicht nur den Protagonisten, sondern beiden Bands einen stimmigen, runden Abschluss. Lions Humor, seine frische Art wird mir sehr fehlen.

»Ich will dich, wenn du laut bist, und ich will dich, wenn du leise bist«,
flüsterte ich an ihren Lippen. »Ich will dich, wenn du tobst, und auch, wenn du Ruhe gibst.«


xoxo Mein Favorit der „Maybe“-Reihe ist „Maybe Tomorrow“, habe ich hier gelacht und geweint. Dicht gefolgt von „Tomorrow comes today“ Diese beiden Bände gehören zusammen, während die anderen unabhängig lesbar sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.09.2022

Abwechslungsreich und informativ, lebendig und authentisch.

Das Leuchten vergangener Sterne
0

Eine Frau.
Zwei Männer.
Und ganz viel dazwischen.

Nina ist ein Workaholic, introvertiert, zielorientiert und muss für ein besonderes Ausgrabungsprojekt nach Andalusien reisen. Dort trifft sie auf Taran, ...

Eine Frau.
Zwei Männer.
Und ganz viel dazwischen.

Nina ist ein Workaholic, introvertiert, zielorientiert und muss für ein besonderes Ausgrabungsprojekt nach Andalusien reisen. Dort trifft sie auf Taran, einen leidenschaftlichen Archäologen, sowie auf den kriminellen, zwielichtigen Orlando. Im Verlauf bekommen wir einige Einblicke in die Vergangenheiten der Protagonisten, Anhaltspunkte, die ihr Verhalten erklären. Beide Männer wollen Nina, und legen sich ins Zeug, um das Herz der intelligenten Frau zu gewinnen. Doch bevor diese sich entscheiden kann, muss sie herausfinden, was sie wirklich vom Leben will.

Historische Ereignisse, Drogenhandel und Romantik – „Das Leuchten vergangener Sterne“ führt uns in eine atmosphärische, interessante und spannende Geschichte mitten ins strahlende Andalusien.

Wie bereits aus anderen Titel der Autorin bekannt, fängt Rena Fischer die Stimmung ihres gewählten Handlungsortes mit allen Facetten und Nuancen gekonnt ein, weckt mit malerischen Beschreibungen Fernweh und lässt die Szenearie bildlich und lebendig vor Augen entstehen. Um die greifbar ausgearbeiteten, sehr speziellen Charaktere, ihre unterschiedlichen Motivationen und eigenen Geschichten, wurde eine wendungsreiche und geheimnisvolle Storyline geschaffen.
Für Unbehagen sorgte die kriminelle Ader von Orlando, der für mich, trotz deutlicher Avancen Nina gegenüber, unberechenbar blieb. Während die Anziehung zwischen Taran und Nina etwas bereithält, dass weit in der Vergangenheit liegt.

Die auf die Archäologie fokussierten Handlungsstränge waren informativ, verständlich sowie detailliert dargebracht. Hier wurde Zeit in die Recherche investiert, was ich bewundernswert finde. Stilistisch liest sich dieser Roman, der durch die historisch anmutenden Elemente ein erhabenes Gefühl vermittelt, sehr schön, benötigt dennoch Aufmerksamkeit und zu Beginn Geduld. Auch wenn ich die zwischenmenschlichen Entwicklungen der drei Protagonisten nicht ganz nachempfinden konnte, hat mich die Kombination aus Wissen, Gemütlichkeit und Spannung beeindruckt.

Auf geht’s nach Andalusien!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.09.2022

Unterhaltsam und interessant, doch nicht so spannend wie Band 1.

Wer mit den Toten spricht
0

Wie bereits in Band eins von A. K. Turners Thriller-Reihe, die vor allem durch die ungewöhnliche Protagonistin Cassandra Raven, Assistentin der Rechtsmedizin, hervorsticht, ist auch in „Wer mit den Toten ...

Wie bereits in Band eins von A. K. Turners Thriller-Reihe, die vor allem durch die ungewöhnliche Protagonistin Cassandra Raven, Assistentin der Rechtsmedizin, hervorsticht, ist auch in „Wer mit den Toten spricht“ ein deutlich recherchierter Anteil, der u. a. die forensischen Ermittlungsarbeiten authentisch und nachvollziehbar werden lässt, sichtbar.

Leser, die „Tote schweigen nicht“ verpasst haben, bekommen alle wichtigen Informationen über die Protagonisten häppchenweise serviert. Fachwissen wird interessant integriert, der Schreibstil ist bildlich, einnehmend und atmosphärisch. Emotional ist Cassandra im neuen Fall mittendrin, denn im Fokus steht ein Cold Case, der ihre eigene Mutter betrifft. Sich mit derartigen Geschehnissen auseinanderzusetzen spricht für ihre Stärke, Cassys Verhalten unterstreicht zudem ihre gewohnt lockere, unbefangene Art.

Bis die Handlung wirklich mitreißend wird, vergehen einige Kapitel, immer wieder treffen wir auf Längen, und dennoch:

Dieser moderne Thriller ist strange und untypisch, fegt den Staub von „Forensik“, beherbergt Wendungen und facettenreiche Charakteren, die lebendig gezeichnet wurden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.09.2022

Schmerzlich echt.

Girl in Pieces
0

„Girl in Pieces“ erzählt die tragische Geschichte von Charlotte – und das auf authentische Weise: mit Schrecken, Schmerz und Rückschritten, Hass auf alles und sich selbst, mit all den Tiefschlägen, die ...

„Girl in Pieces“ erzählt die tragische Geschichte von Charlotte – und das auf authentische Weise: mit Schrecken, Schmerz und Rückschritten, Hass auf alles und sich selbst, mit all den Tiefschlägen, die Vertrauen und Hoffnung bringen, mit all dem Unverständnis der Gesellschaft und den Tritten des Lebens.


Kathleen Glasgow überraschte mich mit einem klaren, provokanten Stil, Dialogen, die hart und echt sind, Beschreibungen, die mir eine Gänsehaut bescherten. Aber auch mit dem Gefühl, verstanden zu werden.

Unterteilt ist der Jugendroman in drei Abschnitte, begonnen in einer psychiatrischen Einrichtung, in der die Erzählungen des Mädchens noch wie Fragmente wirken – passend zu ihrem Zustand. Doch umso mehr Charlie sich verändert, so zusammenhängender liest sich das Geschehen.
Auch wenn das volle Ausmaß ihrer Vergangenheit nicht offengelegt wird, treffen wir auf etliche Hinweise, Andeutungen und Bruchstücke, um zu erkennen, was die 17-Jährige erlebte – was sie überlebte.


»Ich habe an dem Tag so verfickt versucht, wirklich zu sterben. Aber ich bin immer noch da.«


Überwindung, Veränderung und Trigger begleiten Charlotte, selbst in ihrer neuen Heimat kreuzen problematische Charaktere ihren Weg, solche, die Halt und Liebe versprechen, um sich in Abhängigkeit zu verlieren.

Je weiter der Verlauf voranschreitet, umso plastischer, stärker wird die Protagonistin, doch selbst tausende Kilometer von ihrer persönlichen Hölle, ihrem einstigen Leben entfernt, lassen sich weder Erinnerungen noch verankerte Glaubenssätze, eigene Abgründe und Ängste abschütteln, denn vor dem, was im Innern liegt, kann niemand flüchten.

Die Autorin unterstrich die Schwere der Geschichte, die greifbare Verzweiflung, mit einem Setting, das von Armut, Gewalt und Dreck überzogen ist. Mit Worten zeichnete sie vorstellbare Bilder, etwas, das weh tut. Immer wieder gab es Aussagen, die mir das Herz brachen, die trotz Wahrheit so selten gesagt werden, Momente, in denen ich aufstehen musste, um mich nicht zu verlieren.
Versuchungen, Zwang und Drang sind laut, erst, als Charlie erneut tief fällt und zerbricht, ist sie wirklich und wahrhaftig bereit. Für das Leben, ihre Leidenschaft, die Liebe zu sich selbst.

Über einige Einwürfe, die nicht nachvollziehbar waren, weil sie fehl am Platz, nicht dienlich wirkten, bin ich gestolpert, lässt man diese außen vor, lässt man sich auf den Erzählstil, der sich ebenso entwickelt wie die Handlung, ein, ist „Girl in Pieces“ intim, schwer von Melancholie und Tristesse.

Ein Buch, das anderen vielleicht hilft, zu verstehen, und all jenen, die eine Ahnung von Charlotte, ihren Gefühlen und den angesprochenen Problemen haben, zeigt, dass sie nicht alleine sind.


»Die Leute sollen wissen, dass es uns gibt ( ...) Mädchen, die sich ihren Schmerz auf den Körper schreiben.«

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere