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Veröffentlicht am 18.03.2023

Schweizer Thrill und ein Hoffen auf Fortsetzung

Wintersterben
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Dieser Thriller von Martin Krüger ist zwar Band 2 einer bisher natürlich noch kurzen Serie, aber er ist auch gut ohne das Vorwissen aus “Waldeskälte” lesbar.

In “Wintersterben” ermittelt die Schweizerin ...

Dieser Thriller von Martin Krüger ist zwar Band 2 einer bisher natürlich noch kurzen Serie, aber er ist auch gut ohne das Vorwissen aus “Waldeskälte” lesbar.

In “Wintersterben” ermittelt die Schweizerin Valeria Ravelli für Interpol im Fall einer in einer Felsenhöhle gefundenen Leiche. Die Lebensgeschichte des Toten und sein Auffindungsort geben ihr und ihrem Kollegen Rätsel auf.

Dass die Bewohner des nahegelegenen kleinen Bergdorfs Steinberg nicht gerade kooperativ sind, macht es nicht besser. Jeder scheint etwas zu verbergen und Valeria muss sich immer wieder daran erinnern, ihnen nicht zu sehr zu vertrauen.

Noch dazu kann Valeria das Bisschen, das sie herausfindet, nicht sofort mit jemandem besprechen. Vor Ort gibt es nur einen Ermittler und ihr Kollege folgt einer anderen Spur, unter anderem in Basel. Also ist sie erst einmal sehr stark auf sich gestellt.

Valeria ist ein grundsätzlich sehr rechtschaffener Charakter mit guten Instinkten und viel Beobachtungsgabe. Dennoch riskiert sie viel aufgrund ihrer nicht zu zähmenden Neugier - und ist sich dessen fast immer auch bewusst.

Der Thriller hat dadurch auch immer wieder Momente, wie man sie aus Filmen kennt, wo man den Figuren zurufen möchte, etwas nicht anzufassen oder wo nicht hineinzugehen, in dem Wissen, dass sie es doch machen werden.

Das Tempo ist gut und auch wenn die Schauplatzwechsel hin und wieder nerven können, sind sie doch für den Blutdruck hilfreich. Um den Thrill aufrechtzuerhalten, gibt es ein paar kleine Ungereimtheiten und es bleiben wohl bewusst einige Details ungeklärt.

Ich habe zu Beginn schon erwähnt, dass es einen Vorgängerband gibt. Wer ihn kennt, dem wird hier vom grundlegenden Setting einiges bekannt vorkommen. Abgelegenes Dorf in der Schweiz, Valeria ermittelt auf sich gestellt und so weiter. Was hier nun aber meiner Meinung nach anders ist, ist dass “Wintersterben” nun mit einem ziemlich großen Cliffhanger beziehungsweise einer komplett offenen Situation endet.

Daher hoffe ich stark auf eine Fortsetzung und dann auch ein anderes Setting, vielleicht in Zürich. Nicht noch ein drittes Mal die “abgelegenes Dorf”-Schiene würde sicher guttun.

Der (wenn er denn kommt) dritte Band könnte dann vielleicht auch etwas schwieriger zu lesen sein, wenn man den zweiten nicht kennt, einfach aufgrund dessen, dass hier am Ende doch viel offen bleibt und dann einiges aus dieser Geschichte mitgenommen wird. Wir werden sehen.

Veröffentlicht am 13.02.2023

Klassische Thriller-Unterhaltung á la Kepler

Spinnennetz
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Dieses Buch ist Band 9 in der Reihe mit Joona Linna, dem finnischstämmigen Kommissar der Stockholmer Einsatzgruppe NOA. Ich kenne nicht alle, aber einige und kann sagen, dass für sich genommen alle grundsätzlich ...

Dieses Buch ist Band 9 in der Reihe mit Joona Linna, dem finnischstämmigen Kommissar der Stockholmer Einsatzgruppe NOA. Ich kenne nicht alle, aber einige und kann sagen, dass für sich genommen alle grundsätzlich immer spannend (und nicht zu 100 Prozent immer logisch) sind.

Es gibt eine Entwicklung der Figuren und einen Handlungsbogen über die Serie. “Spinnennetz” ist nun aber ein wenig anders. Joona und seine Kollegen haben es mit einem neuen Gegenspieler zu tun und dieser ist sogar so dreist, die Taten vorher anzukündigen.

Die Polizei verfängt sich gewissermaßen im Netz des Täters und wird zum Spielball. Der Tatort gibt keine Rückschlüsse auf den Täter oder die Täterin oder auch, ob es mehrere Personen sind. Nach und nach sammelt sich zwar einiges an Material an, aber niemand kann sich einen Reim darauf machen.

Eines steht fest: Die gesuchte Person scheint über alles Bescheid zu wissen und auch jeden Schritt der Ermittler vorherzusehen. Und - sie scheint hinter Joona persönlich her zu sein.

Nicht nur der Täter, auch die Autoren stricken hier ein Netz, bei dem man sich mit jeder neuen Seite wieder fragt, wie sie da wieder herauskommen werden. Das Tempo und die teilweise sehr genauen Details sind auch hier wieder klassisch “Kepler-like”.

Auch, wie erwähnt, nicht alles wird wissenschaftlich belegbar sein, was im Thriller passiert und es gibt ein paar sehr nervenaufreibende Momente. Bei Lars Kepler kann man sich also immer sicher sein, dass es packende Geschichten und viel Action gibt, allerdings abseits dieser Pfade kaum Überraschungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 17.12.2022

Der bisher beste Band der “Dark-Iceland-Serie”

Blindes Eis
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Die von btb neu aufgelegte Reihe um den isländischen Polizisten Ari Thór Arason geht nun in diesem Herbst/Winter weiter. Nach “Schneeblind” und “Todesnacht” ist “Blindes Eis” der dritte Teil.

Ari Thór ...

Die von btb neu aufgelegte Reihe um den isländischen Polizisten Ari Thór Arason geht nun in diesem Herbst/Winter weiter. Nach “Schneeblind” und “Todesnacht” ist “Blindes Eis” der dritte Teil.

Ari Thór ist zwar “nur” Polizist in Siglufjörður, einer Kleinstadt ganz im Norden des Landes, aber er hat eine Art sechsten Sinn,wenn es darum geht, bei komplizierten Verbrechen eine Lösung zu ermitteln. Auch mit länger zurückliegenden Geschehnissen beschäftigt er sich gerne und setzt alles, was er erfährt, zu einem schlüssigen Bild zusammen.

Seine Besonnenheit und Planungsstärke kommen ihm im Beruf aber auch im Privatleben zugute. Obwohl er zugezogen ist, kann er langsam aber sicher das Vertrauen der Bewohner gewinnen. Einer davon ist der 56-jährige Hédinn.

Er hofft, dass Ari Thór ihm dabei helfen kann, herauszufinden, was zum Tod seiner Tante geführt hat, die nicht lange nach seiner Geburt starb. Da es kein natürlicher Tod war, vermutet er, dass noch Polizeiakten existieren.

Da in der Stadt nicht viel passiert und Ari Thór somit Zeit hat, vertieft er sich in die Geschichte und kommt letztlich nicht mehr davon los. Als “Außenstehender” kann er sich einen Überblick über die damaligen Ereignisse verschaffen. Im Zuge dieser Recherchen helfen ihm unter anderem eine Frau aus Siglufjörður und eine Journalistin aus Reykjavík.

Ragnar Jónasson spielt auch in “Blindes Eis” seine Stärken aus - es braucht nicht viele parallele Handlungsstränge dafür. Mit einer grundsätzlich durchgehend erzählten Handlung kann er mit seiner Erzählkraft eine starke Spannung entwickeln. Der Thriller ist nicht blutig oder actiongeladen, vielmehr stehen die Charaktere und ihre individuellen Stärken und Schwächen im Mittelpunkt. Auch die Nebenfiguren bekommen teilweise noch eine Hintergrundgeschichte, die aber nicht ablenkt, sondern das Buch komplett macht.

Veröffentlicht am 23.09.2022

Glaubwürdig und auch modern

Ein Fremder hier zu Lande
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Dieser historische Krimi spielt in Berlin, zu einer Zeit als Strom in den Haushalten nur ganz vereinzelt möglich war. Man ging zu Fuß oder fuhr mit dem Pferdeomnibus oder einer Droschke.

Eine Spurensicherung ...

Dieser historische Krimi spielt in Berlin, zu einer Zeit als Strom in den Haushalten nur ganz vereinzelt möglich war. Man ging zu Fuß oder fuhr mit dem Pferdeomnibus oder einer Droschke.

Eine Spurensicherung gab es nicht, vieles, was heute selbstverständlich zur Verbrechensaufklärung zählt, war nicht bekannt oder gerade erst in den Kinderschuhen. Der Autor beschreibt diese Entwicklungen und Probleme sehr gut.

Diese Umstände machten es Verbrechern potentiell sogar einfacher, mit ihren Taten durchzukommen, doch unser Mörder hier hat nicht mit den beiden Kriminalkommissaren Ernst Vorweg und Wilhelm von der Heyden gerechnet.

Wobei unser Mörder zu kurz gefasst ist, denn die beiden findigen Akteure lösen gleich mehrere Fälle, die für den Rest der Polizei zu schwierig wären. Als kleine Sondereinheit verfügen sie über eine recht freie Zeiteinteilung und unterstehen nur und direkt dem Leiter der Kriminalpolizei.

In dieser Hinsicht liest sich das Buch sogar recht modern und auch wenn allerlei für uns heute seltsame “Regeln” gelten im Umgang zwischen den Personen und “Hofdame” noch ein Beruf ist, so wirken die Ermittlungen der beiden befreundeten Kollegen nicht altbacken.

Die mehr als 500 Seiten lange Geschichte unterhält gut, auch wenn sie ohne das eine oder andere Detail auskommen könnte. Aber wer weiß, vielleicht ist etwas davon für weitere Bände nötig. “Ein Fremder hier zu Lande” ist nämlich selbst Band 2, nach “Des Kummers Nacht”.

Veröffentlicht am 02.08.2022

Unterhaltsam und kurios

Siena Carciofine und die Toten im Weinberg
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Dieser Krimi passt sehr gut in Wikipedias Definition der “Schauer- und Kriminalromane für Frauen”. Die Hauptperson Siena Carciofine, Anfang 30, ist eine moderne, leicht kuriose Person, die zufällig in ...

Dieser Krimi passt sehr gut in Wikipedias Definition der “Schauer- und Kriminalromane für Frauen”. Die Hauptperson Siena Carciofine, Anfang 30, ist eine moderne, leicht kuriose Person, die zufällig in Ermittlungen hineingerät.

Das Kuriose an ihr sind ihre Gedankenwelt und ihr Faible für die Farbe gelb. Sie ist grundsätzlich bedacht und agiert logisch, aber manchmal überschlagen sich ihre Gedanken derart, dass sie sich selbst kurz darauf zur Ordnung rufen muss. Der Krimi ist kurzweilig, spannend und gespickt mit allerlei italienischen Ausdrücken und Phrasen, die fast immer gleich auch in deutscher Entsprechung eingeflochten sind.

Sogar wie man “Carciofine” ausspricht, ist auf der Buchrückseite erklärt. Die 37 Kapitel sind großteils eher kurz und immer mit einem mehr oder weniger passenden Spruch überschrieben.

Siena lebt und arbeitet in Florenz und besucht sehr oft und sehr gerne ihre Großmutter. Sie ist Journalistin bei einem Onlineportal, wäre aber lieber Ermittlerin bei der Polizei (oder gleich selbstständig). Praktischerweise lernt sie auch einen Polizisten kennen. Was sie als Vorteil ansah, wird jedoch plötzlich zu einem kleineren Problem, als nicht weit vom Haus der Großmutter zwei Menschen getötet werden.

Siena soll vom Tatort berichten und damit beginnen die Dinge ihren Lauf, sie fühlt sich immer öfter verfolgt (der Mörder?) und es geschehen Dinge, auf die sie keinen Einfluss hat. Ihre hochangesehene Polizei ist auch keine Hilfe. Also ermittelt Siena fortan selbst…