Cover-Bild Mord hinter den Kulissen
(4)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Knesebeck
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 18.09.2019
  • ISBN: 9783957283023
  • Empfohlenes Alter: ab 12 Jahren
Robin Stevens

Mord hinter den Kulissen

Der siebte Fall für Wells & Wong
Nadine Mannchen (Übersetzer)

Im Londoner Rue Theater sollen Daisy und Hazel an einer Aufführung von „Romeo und Julia“ teilnehmen, um sie von weiteren detektivischen Ermittlungen abzuhalten. Doch irgendwie scheint die Gefahr sie zu verfolgen: Eifersucht, Morddrohungen und üble Scherze geraten außer Kontrolle – und dann wird im Theater eine Leiche gefunden. Die beiden Freundinnen setzen alles daran, den Fall aufzuklären. Als Daisy wegen einer Grippe das Bett hüten muss, ermittelt Hazel unterstützt von Alexander und George auf eigene Faust weiter, bevor der Mörder ein zweites Mal zuschlägt – oder nicht …? 

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2022

Die zwei cleveren Hobbydetektivinnen ermitteln in ihrem siebten Fall: spannend, tiefgründig und gesellschaftskritisch.

0

Inhalt:

Die Freundinnen - und Detektivkolleginnen - Hazel Wong und Daisy Wells sind gerade erst aus Hazels Heimat Hongkong zurückgekehrt, da wartet bereits ein neuer Fall auf sie.

Im Londoner Theater ...

Inhalt:

Die Freundinnen - und Detektivkolleginnen - Hazel Wong und Daisy Wells sind gerade erst aus Hazels Heimat Hongkong zurückgekehrt, da wartet bereits ein neuer Fall auf sie.

Im Londoner Theater sollen die beiden bei einer Aufführung von "Romeo und Julia" als Komparsen einspringen.

Doch statt sie von weiteren detektivischen Ermittlungen abzuhalten, geraten die in ein Netz aus Eifersucht, üblen Streichen und anonymen Drohungen ... und schon bald wird im Theater eine Leiche gefunden.

Daisy und Hazel sind fest entschlossen, den Fall zu lösen, denn die Zeit rennt. Wird der Mörder ein weiteres Mal zuschlagen?


Altersempfehlung:

ab 12 Jahre


Mein Eindruck:

Dies ist der siebte Fall für die Nachwuchsdetektivinnen Daisy und Hazel. Vorkenntnisse sind jedoch nicht nötig.

Die beiden 14-Jährigen bilden den Detektivclub "Wells & Wong":

Daisy Wells, Vorsitzende, und ihre beste Freundin Hazel Wong, Schriftführerin und Vizevorsitzende.

Wells und Wong sind sowohl optisch wie auch charakterlich grundverschieden und dennoch verbindet sie eine starke Freundschaft.

Aufgrund ihres Alters dienen sie Lesenden hervorragend als Identifikationsfiguren.

Ihre Charaktereigenschaften werden auch in dieser Geschichte wieder sehr detailliert herausgearbeitet und vertieft.

Das Abenteuer ist wie gewohnt als Bericht verfasst aus der Sicht der Schriftführerin Hazel:

Der Fall des Romeo-und-Julia-Mords.

Zu Beginn finden sich Grundrisse des Londoner Rue Theaters und ein Ausschnitt einer Stadtkarte sowie eine Personenübersicht (Schauspieler, Angestellte).

Der Schreibstil ist mitreißend, humorvoll und trotz der Handlung im Jahr 1936 alles andere als antiquiert.

Die Schauplätze werden wie immer detailliert und atmosphärisch beschrieben. Dieses Mal wirkt das Setting aufgrund der Theaterkulisse faszinierend und düster zugleich. Man erwartet geradezu den nächsten Mord.

Mit Eifersucht, Intrigen, unterschwelliger Rassismus und makabren Scherzen ist alles dabei, was man benötigt, um die Atmosphäre im Ensemble kippen zu lassen und jeden von ihnen zum Verdächtigen zu machen.

Als Daisy kurzzeitig wegen einer Grippe das Bett hüten muss, ermittelt Hazel mit Unterstützung der Freunde Alexander und George auf eigene Faust weiter. Auf das Erscheinen der beiden Jungen hätte ich verzichten können, denn die beiden Mädchen kommen hervorragend alleine zurecht.

Wie bei einem Whodunit-Krimi zu erwarten, finden sich neben einem (hier eher altväterlichen) Inspektor scheinbar bunt zusammengewürfelte Verdächtige und diverse Fährten, die bei der Lektüre zu den wildesten Spekulationen verleiten. Das Ende habe ich so tatsächlich nicht kommen sehen.

Was mir neben den typischen Elementen an dieser Krimireihe ebenfalls sehr gefällt, ist die übersichtliche Strukturierung.

Die unterschiedlichen Phasen der Ermittlungen (Vorgeschichte, Mord, Ausschluss verdächtiger Personen, abschließenden Auflösung) werden in einzelne Teile separiert.

Abschließend gibt es Daisys Rue-Theater-Führer mit weiteren Erläuterungen und Besonderheiten.

Auch dieses Mal fließen reale und historische Elemente in den raffinierten und gesellschaftskritischen Kriminalfall ein: Rassismus und strafbare Homosexualität.

Robin Stevens hat mit "Wells & Wong" eine unterhaltsame und moderne Detektivreihe geschaffen: spannend, originell und mit viel Charme.

Die Juniordetektivinnen kommen gerade so richtig in Fahrt und stolpern hoffentlich noch in viele weitere Fälle.

"Nun", meinte der Inspektor. "[...] Daisy, Hazel - ich salutiere vor Ihnen. Dieser Fall war teuflisch."

"Ja, nicht?", sagte Daisy fröhlich. "Ist doch klasse, was wir für Fortschritte machen!"

(vgl. S. 316)


Fazit:

Der siebte Teil der charmant-witzigen Jugend-Krimi-Reihe!

Ein atmosphärisch starker Mordfall mit zwei erfrischend frechen Protagonistinnen, die sich hervorragend ergänzen.

Ein großartiges Lesevergnügen für Fans englischer Kriminalromane!


...

Rezensiertes Buch: "Ein Fall für Wells & Wong: Mord hinter den Kulissen" aus dem Jahr 2019

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.07.2020

Fulminantes Schauspiel

0

Ein Interview in 5 Akten

Persona Dramatis
Daffy, ein “Wells&Wong”-Fan
Daisy, ein “Wells&Wong”-Fan
ein Erzähler

Der Schauplatz ist ein bescheidener Instagrambücherblog.

Erster Akt
Erzähler. Wir schreiben ...

Ein Interview in 5 Akten

Persona Dramatis
Daffy, ein “Wells&Wong”-Fan
Daisy, ein “Wells&Wong”-Fan
ein Erzähler

Der Schauplatz ist ein bescheidener Instagrambücherblog.

Erster Akt
Erzähler. Wir schreiben das Jahr 2020. Inmitten von geschichtsträchtigen Ereignissen begeben sich zwei junge Damen auf eine Gedankenreise in ein Theater nahe Covent Garden, London. Die roten Sitze erheben sich um sie herum, während die Bühne magisch glänzt. Was ist hier geschehen, welche Wunder verbergen die Kulissen?
Daffy. Welche Wonne, welche Lust, zurück zu sein, in den magischen Hallen eines Theaters. Man schmeckt die Wunder, die sich hier zuzutragen vermögen, förmlich in der Luft.
Daisy. Welch’ imposanter Anblick. Mich dünkt, dies Haus mag dir wohl bekannt sein, liebe Freundin.
Daffy. Fürwahr, Teuerste. Ich besuchte es erst vergangenen Winter. Welch’ prächtiges Theater: die roten Samtsitze, das goldbestückte Proszenium, all die prächtigen Details. Ein Renaissance Theater der Extraklasse.
Daisy. Ein Haus mit Geschichte, wie ich zu sagen pflege.
Daffy. Absolument. Obgleich die Figuren in dem Stück, das ich sah, weniger weit in die Vergangenheit springen als wir es bei Mord hinter den Kulissen taten. Hier wurde nämlich keine dunkle Magie inszeniert, sondern eine von Shakespeare’s bekanntesten Tragödien: Romeo und Julia.
Daisy. Shakespeare im Herzen Londons zu geben, ist wohl das Prächtigste, das ich mir denken kann.
Daffy. Und dann auch noch in solch’ einem gewagten Regiekonzept. Wie mein Schauspiellehrer immer zu sagen pflegte-
[ein lautes Geräusch lässt die zwei herumfahren]
Daffy. Halt ein. Welch’ übler Halunke vermag es uns in diesen heiligen Hallen zu stören?
[zwei Mädchen in Straßenkleidung erscheinen. Hinter ihnen eine Frau mittleren Alters]
Daisy. Schauet und staunet, sind das nicht die ehrenwerte Daisy Wells und die famose Hazel Wong? Oh, wahrlich, sie sind es. Die berühmtesten Detektive von hier bis da. Wo diese beiden auftauchen, bleibt kein Puls ruhig…oder gar zu ruhig?

Zweiter Akt
Erzähler. Ihren Weg durch das Haus fortsetzend, nähern sich die beiden jungen Damen den Garderoben. Zuerst werfen sie jedoch einen Blick in des Portiers Heiligtum und staunen über all die Berühmtheiten, die sich schon in diesem Haus eingefunden haben, um Großes zu bewirken.
Daffy. Welch’ präzise Liste vom Portier geführt wird. Etwa hier: 11. Mai 1936. Alle Gäste des Hauses fein säuberlich notiert: Frances Crompton, Theresa Johnson, Inigo Leonies, Rose Tree-
Daisy. Sagest du DIE Rose Tree? Mir war, als sah ich sie letztens erst in einem anderen Stück. Eine wahrhaftig große Nummer. Sie wird die Julia spielen? Oh, du Freudentanz in meinem Innern. Und nein, Lysander Tollington als Romeo. Ich bin einer Ohnmacht nah. Er ist so stark, so mannhaft, so vollkommen.
Daffy. Und hier: Simon Carver. Ich hörte, er vermag Außergewöhnliches auf der Bühne zu bewirken. Und direkt darunter: Martita Torrera als Amme. Welch’ mutige Besetzungsentscheidung. Sie jung zu besetzen, meine ich; selbstverständlich nicht, eine diverse durchwachsene Cast zu haben.
Daisy. Alle gekleidet in Annie Joys hinreißende Robe. Oh, seht doch nur, dort flaniert die ehrenwerte Daisy Wells als wunderschöne Rosalinde und hinter ihr der wagemutige Page Schmorpfanne. Hazel? Hazel, bist du es? Wie großartig verkleidet ihr seid.
Daffy. Doch wir dürfen uns nicht hinreißen lassen, uns von der schönen Fassade blenden zu lassen. Die ganze Welt ist ein Theater und nirgends sind Intrigen so geläufig, wie an eben diesem. Wer vermag zu wissen, was sich hinter dem schönen Schein zu verbergen vermag?

Dritter Akt
Erzähler. Offene Puderdosen, ausgelassene Säume, verrutsche Haarnadeln in Perücken - der Zauber der darauf wartet, zum Leben erweckt zu werden. Doch halt, ein Geräusch? Schritte entfernen sich rasch, schnell hinterher. Nicht verlieren, aber auch nicht entdeckt werden, ist nun die Devise der jungen Damen. Wohin verschwindet der Schatten? In den Keller? Ein Brunnen? Oh, welch’ Tragik muss sich hier abgespielt haben.
Daffy. Wahrhaftig. Hier spielen sich Dramen nicht nur auf der Bühne, sondern im gesamten Theater ab. Oh nein, teurer Leser, nicht die Divendramen, die du aus modernen Darstellungen zu erwarten weißt. Hier handelt es sich um die wahren Abgründe des menschlichen Wesens.
Daisy. Und manch’ Abgrund ward dein letztes Ziel. Sehet da, dort schwimmt… oh weh, halt mich, dort tief im Brunnen, eine Leiche!
Daffy. Trügt der Schein oder kann es wirklich- fürwahr. Welch’ Schande, dass dieser glänzende Theaterstern Opfer eines solchen Verbrechens wurde. Doch wer vermag es zwischen Requisiten, Kostümen und Proben zu diesem Ort gelangt zu sein, um die Gräueltat verübt zu haben?
Daisy. Ohne Zweifel wird das Ermittlerinnen-Duo Wells & Wong die Spur aufnehmen. Fußspuren analysieren und das Fallbuch füllen. Jede und jeder ist verdächtig. Niemand kann ausgeschlossen werden. Die Angst geht um, ich spüre es in den Knochen.
Daffy. Wer verleugnete seinen Vater, seinen Namen und war bereit zum Äußersten zu gehen? Welch’ Wohltat zu wissen, dass die zwei tapferen Mädchen ebenfalls bereits sind, alles zu geben, um die Wahrheit an’s Licht zu bringen - möge sie auch noch so gräuelvoll sein. Mich dünkt nämlich, dass es sich hierbei um einen ausgesprochen kniffligen Fall handelt, für den es Ermittlungserfahrung braucht.

Vierter Akt
Erzähler. Romeo und Julia - ein dramatisches Liebespaar. Liebe und Leid. Wunder und Geheimnisse. Die Liebe, sie überwindet Grenzen. Grenzen, die wahrlich nicht geschlossen werden dürften und deren Freiheit hart erkämpft sei.
Daffy. Oh Liebe, du süße Pein, dir wird hier wahrlich eine Bühne gegeben. In so vielen deiner Formen.
Daisy. Wie unvorstellbar es für uns scheint, in der Öffentlichkeit nicht zeigen zu dürfen, dass wir lieben. Ist die Liebe nicht das wunderbarste Gefühl von allen? Gehört Liebe nicht zu uns allen? Doch es vermag Zeiten zu geben, in denen die Freiheit der Liebe beschränkt, gar verboten. Schande!
Daffy. Eine fürwahr gelungene Darstellung dieser bedrückenden Zeit. Und all dies’ im Rahmen einer Produktion, deren Protagonisten bereit sind, alles für besagte Liebe zu opfern. Welch’ perfides Sinnbild.
Daisy. Unser aller Anliegen darf wohlan sein, der Literaturgarten in allen Farben des Regenbogens zu bepflanzen, zu gießen und zu pflegen.
Daffy. Wie schon Shakespeare zu sagen pflegte: Dies über alles, sei dir selber treu.

Fünfter Akt
Erzähler. So schließen wir alsbald, doch nicht ohne Feuerwerk. Eine Freundschaft, wie sonst keine. Eine Leistung, die oft unerkannt. Eine Botschaft, die in die Welt getragen gehört.
Daffy. Und welch’ Leistung wir hier beobachten dürfen. Freundschaft, welch’ beide Dirnen über ihre Grenzen gehen lässt und ihnen indes erlaubt, jede für sich, aber auch gemeinsam zu wachsen.
Daisy. Der Individualität bester Freund sein und aus dieser Verschiedenheit Kraft ziehen. So vermögen diese Freundinnen zu erklimmen, gemeinsam die Bergspitze. Denn stellt Zeit die Frage: Trägt nicht jeder Part einer Zweisamkeit gleichermaßen zum Erblühen des Erfolgs bei?
Daffy. Fürwahr teure Freundin, wenn uns die Bühne eines gelehrt hat, dann dass der Erfolg einer Aufführung an jedem Einzelnen hängt und auch die Hauptdarsteller nur glänzen können, wenn alle anderen zusammenarbeiten. Eine Lehre, die die beiden Mädchen auch zusehends mehr lernen, so dünkt mich der Schein.
Daisy. Wohl gesprochen. Ein Zeichen für die Welt verbreitet sich von dieser Freundschaftserzählung. Weiden wir uns an dem Wachstum, dem Respekt und dem Zusammenhalt, denen diese beiden Mädchen mit jedem Tag aufs Neue nachgehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2020

Der beste Band dieser großartigen Reihe!

0

London 1936: Nach all der Aufregung in Hongkong soll ein wenig Gras über die letzten skandalösen Verbrechen um die Töchter aus besserer Gesellschaft, die ehrenwerte Daisy Wells (15) und Hazel Wong (14), ...

London 1936: Nach all der Aufregung in Hongkong soll ein wenig Gras über die letzten skandalösen Verbrechen um die Töchter aus besserer Gesellschaft, die ehrenwerte Daisy Wells (15) und Hazel Wong (14), Tochter eines reichen und mächtigen Hongkonger Privatbankiers, wachsen. Daher sollen sie noch nicht sofort zurück auf ihr Mädcheninternat, sondern noch ein paar Wochen bei Daisys Onkel Felix und Tante Lucy bleiben. Das klingt für beide wirklich vielversprechend, denn Lucy ist prima und hat oft viel Verständnis für sie. Doch nur allzu bald ist auch Lucy beruflich so stark eingebunden, dass sie sich nicht um sie kümmern kann. Hausmädchen Bridget lehnt es schlichtweg ab, auf sie aufzupassen. Da kommt Lucy der grandiose Einfall, dass es der glamourösen Daisy großen Spaß bereiten könnte, bei einer echten Theaterproduktion mitzuwirken. Da das legendäre Shakespeare Theater „Rue“ gerade in finanziellen Schwierigkeiten steckt, ist die Inhaberin gegen Entgegennahme von ein paar diskreten Scheinchen, nur allzu gerne bereit, die Mädchen für Nebenrollen zu besetzen. Immerhin grassiert gerade die Grippe und ihr Ensemble schrumpft immer weiter zusammen. Schnell schon bemerken die jungen Detektivinnen, dass es unter der vertraulichen Oberfläche des „Rue“ nur so brodelt vor Animositäten und Eifersüchteleien. Allzu bald tauchen Drohungen gegen die talentierte aber biestige Hauptdarstellerin auf und dabei bleibt es nicht...

So ein Theater ist ein Kosmos für sich, dem hier der jungen Leserschaft intime Einblicke gewährt. Fast alle Darsteller haben anscheinend etwas zu verbergen. Dabei sollte man bedenken, dass die Gesetze und Moralvorstellungen damals noch völlig andere waren als heute. Vieles was bei weniger toleranten Zeitgenossen heutzutage zu Schmähkommentaren und Beleidigungen führt, galt damals als Verbrechen. Schauspieler waren bereits damals nicht nur extravagant, sondern auch schildernde Paradiesvögel vielerlei Couleur und Neigung. Hier scheint die Luft regelrecht zu vibrieren vor unterschwelligen Emotionen und dem Unheil, das sich schon früh ankündigt, aber doch einige Zeit auf sich warten lässt, bis man die Darsteller besser kennt und man für Sympathien und Antipathien auch seitens des Lesers ein besseres Gespür bekommt. Dabei zeichnen sich auch erstaunliche persönliche Entwicklungen ab, ähnlich wie in Hongkong. Eigentlich ist die zurückhaltende Hazel überhaupt nicht scharf auf einen Auftritt auf der Bühne, aber in der Annahme, dass es wichtig für Daisys Ego sei, überwindet sich Hazel. Dabei beobachtet sie ganz erstaunt, wie ausgerechnet Daisy bisweilen zum verdrucksten, stammelnden Mäuschen wird und hat auch schon einen Verdacht woran es liegen könnte. Je verunsicherter die Detektei-Vorsitzende wird, desto kühner wird die Schriftführerin. Auch wenn dieser Fall ebenfalls außerhalb des Internats spielt, kommen doch einige alte Bekannte vor, nicht nur Lord und Lady Mountfitchet, man darf sich also auf Wiedersehen freuen.

Selbst wenn dieser Fall in einer längst vergangenen Zeit spielt, in der die Forensik noch in den Kinderschuhen steckte und es vor allem auf Alibis und Möglichkeiten ankam, ist der Fall diesmal richtig kniffelig. Jedes Detail zählt und die Hinweise in scheinbar dahingesagten Kommentaren, sollte man nicht unterschätzen. Dennoch bin ich diesmal nicht von selbst dahintergekommen. Der Stil ist zwar nicht salopp, aber dennoch für die heutige Jugend gut verständlich und keinesfalls trocken. Die temperamentvolle Daisy würde dies auch nicht zulassen.

Ganz wundervoll ist auch diesmal die Gestaltung mit den sortierten Personenverzeichnissen, den Plänen von den Theaterebenen und von den wichtigsten Londoner Schauplätzen des Falls. Ganz zum Schluss findet sich dann wieder Daisys Glossars mit den wichtigsten Begriffen aus der Theaterwelt, die man als Teil der Zielgruppe oft noch nicht kennt.

Sehr interessant fand ich diesmal auch die Anmerkungen der Autorin, die darauf hinweist, dass gelebte Homosexualität bei Männern in Großbritannien bis 1967 als Verbrechen bestraft wurde (das wurde selbst bei Prominenten wie Dramaturg Oscar Wilde knallhart durchgezogen), in der Bundesrepublik wurde der §175 StGB der männliche Homosexualität generell bestrafte, erst 1969 abgeändert und erst nach der Wiedervereinigung 1994 komplett abgeschafft. Für die Zielgruppe ist all das lange her, aber erst 2003 wurde in England Sektion 28 abgeschafft, der es verbot in Kinder- und Jugendbüchern über LGBTQ-Menschen zu schreiben. Ich habe mich beim Vorlesen für meine Kinder oft gewundert, warum es nun gefühlt ständig Bücher über „Regenbogenfamilien“ gibt und früher nie, aber das erklärt für mich einiges... Es soll eine Generation heranwachsen, die offener und toleranter ist. Dies auch in Bezug auf die Hautfarbe, denn nicht nur Hazel hat keine rosa Haut und blonde Haare, aber das Herz am rechten Fleck und eine rasche Auffassungsgabe.

Ein wundervoller historischer Krimi, der diesmal richtig kniffelig ist und viele wichtige Themen anspricht und nachdenken lässt darüber, was sich seit 1936 alles verändert hat und was sich immer noch verändern muss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.01.2020

Ein Fall für Wells & Wong

0

Mord hinter den Kulissen ist der mittlerweile 7.Band der Reihe um die beiden Detektivinen Daisy Wells & Hazel Wong.

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Knesebeck Verlag als Rezensionsexemplar ...

Mord hinter den Kulissen ist der mittlerweile 7.Band der Reihe um die beiden Detektivinen Daisy Wells & Hazel Wong.

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Knesebeck Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Inhalt

Daisy und Hazel sind am bekannten Londoner Theater Rue, als dort ein Mord geschieht. Die beiden nehmen umgehend die Ermittlungen auf. Was verbirgt sich hinter dem schönen Schein?

Meine Meinung

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig. Die Geschichte ist wieder sehr gut von der Autorin herausgearbeitet. Man merkt einfach, dass diese sehr viel Zeit für die Recherchen nutzt, damit man viele Hintergrundinformationen bekommt.

Es macht wieder unheimlich viel Spaß, in diese Geschichte abzutauchen.

Was ich an diesen Büchern auch immer toll finde ist, die liebevolle Aufmachung. Wie gewohnt wurden auch hier wieder Skizzen der Handlungsorte angefertigt, damit man sich alles besser vorstellen kann, und die Auszüge aus Hazels Fallbuch, mit aktuellen Eintragungen zu dem Fall.

Auch die neuen Charaktere fügen sich wundervoll in diese Reihe ein.

Man hat ein gutes Bild vom London und seiner Theaterwelt in den 1930er Jahren.

Fazit

Dieses Buch, ist wie alle weiteren Fälle um Wells & Wong wieder sehr gut. Von der ersten bis zur letzten Seite habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt.

Für Fans dieser reihe ist dieser 7.Band ein absolutes Lesemuss!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere