Profilbild von schnaeppchenjaegerin

schnaeppchenjaegerin

Lesejury Star
offline

schnaeppchenjaegerin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit schnaeppchenjaegerin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2022

Packende Mischung aus Kriminalroman und Psychothriller mit einem raffiniert entwickelten Plot, der die/ den Leser*in gekonnt verwirrt. Die Auflösung am Ende ist abenteuerlich, aber nicht unglaubwürdig

Die Frau mit dem roten Schal
0

Jamal Salaoui verbringt einen Urlaub in Yport in der Normandie, um zu trainieren. Trotz Beinprothese möchte er am Ultramarathon auf dem Mont Blanc teilnehmen.
Beim Joggen sieht er eines morgens einen roten ...

Jamal Salaoui verbringt einen Urlaub in Yport in der Normandie, um zu trainieren. Trotz Beinprothese möchte er am Ultramarathon auf dem Mont Blanc teilnehmen.
Beim Joggen sieht er eines morgens einen roten Schal und wird dadurch auf eine junge Frau aufmerksam, die gefährlich nahe an den Klippen steht. Er spricht sie an und wirft ihr den Schal als Rettungsleine hin, doch die Frau springt und zieht den Schal mit sich.
Unten am Strand hat sich der Schal um ihren Hals gewickelt, was sich Jamal nicht erklären kann. Der Fall erinnert an zwei Morde, die sich vor zehn Jahren ereignet hatten und nie aufgeklärt wurden. Jamal erhält anonym Umschläge mit Unterlagen zu den beiden Fällen.
Vom Zeugen eines Selbstmords wird Jamal bald zum Hauptverdächtigen eines Mordes. Auf eigene Faust versucht er herauszufinden, in welchem Zusammenhang die Todesfälle stehen, um seine Unschuld zu beweisen.
"Die Frau mit dem roten Schal" ist ein wendungsreicher Spannungsroman, bei dem man schon bald nicht mehr weiß, was Wahrheit und was Lüge ist und ob man dem Ich-Erzähler Jamal, der im Verlauf der Handlung beginnt an seinem Verstand zu zweifeln, trauen kann.
Neben seiner Perspektive in der Gegenwart erfährt man durch die Umschläge, die Jamal erhält und die Zeitungsartikel und Polizeiunterlagen enthalten Details zu den unaufgeklärten, fast verjährten Mordfällen. Die Parallelen sind so frappierend, dass man die drei mysteriösen Mordfälle kaum mehr auseinanderhalten kann.
Es gilt zahlreiche Puzzlestücke zusammenzusetzen und denkt man, Jamal hat eine entscheidende Spur aufgetan, stellt diese sich als Irrweg heraus und macht das Szenario nur noch komplexer und schon fast unglaubwürdig. Viele Ereignisse, die unerklärlich oder widersinnig erscheinen, lassen an der Glaubwürdigkeit des Ich-Erzählers zweifeln. So bleibt spannend, wie der Fallkomplex am Ende aufgeklärt wird und ob es nach zahlreichen falschen Fährten, Sackgassen, undurchsichtigen Zeugen und vermeintlich manipulierter Beweismittel überhaupt noch eine logische Lösung geben kann.
Die Aufklärung der Morde ist am Ende hochkomplex und das raffinierte Vorgehen des Täters kaum zu glauben, weshalb die Schlusskapitel "Vollstreckung" und "Revision" die ungeteilte Aufmerksamkeit der/ des Leserin/s verlangt, um alle gegenwärtigen und vergangenen Handlungen nachvollziehen zu können.
"Die Frau mit dem roten Schal" ist eine packende Mischung aus Kriminalroman und Psychothriller mit einem raffiniert entwickelten Plot, der die/ den Leser*in gekonnt verwirrt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.09.2022

Dramatische Familiengeschichte über zwei ganz unterschiedliche Schwestern, die ihre Vergangenheit reflektieren, Verhaltensmuster in Frage stellen am Ende voneinander lernen und sich näher kommen.

Schwestern bleiben wir immer
0

Alexa ist Mitte 40, verheiratet und Mutter zweier Kinder. Bis zu ihrem Tod vor drei Jahren hat sie sich zusätzlich noch aufopferungsvoll um ihre schwerbehinderte Tochter Clara gekümmert. Vor kurzem ist ...

Alexa ist Mitte 40, verheiratet und Mutter zweier Kinder. Bis zu ihrem Tod vor drei Jahren hat sie sich zusätzlich noch aufopferungsvoll um ihre schwerbehinderte Tochter Clara gekümmert. Vor kurzem ist ihre Mutter Ines verstorben, zu der das Verhältnis von jeher schwierig und angespannt war. Sie hatte ein ganz anderes Verständnis von Familie als ihre Tochter und Alexa wollte in ihrem Leben als Mutter alles besser machen. Ihre jüngere Schwester Katja beneidet sie um ihre Schönheit und Unabhängigkeit, ist mit ihren Erziehungsmethoden allerdings weniger einverstanden. Sie ist alleinerziehende Mutter eines 15-jährigen Sohnes, dem sie aus Bequemlichkeit alle Freiheiten lässt und der dies schamlos ausnutzt, aber letztlich überfordert damit ist.
Im Nachlass von Ines findet Alexa einen Brief von Ines an ihre Töchter, der mehr Fragen als Antworten aufwirft. Die beiden Schwestern hoffen auf eine Erklärung, ihre Mutter und ihr Verhalten endlich verstehen zu können. Sie fahren deshalb in ihren Heimatort und kontaktieren dort eine ehemalige Freundin ihrer Mutter, die zunächst abweisend ist, den hartnäckigen Schwestern dann jedoch zögerlich Informationen aus der Vergangenheit preisgibt, die aufschlussreich, aber auch aufwühlend sind. Nach über 30 Jahren bietet sich Alexa und Katja die Chance auf Versöhnung und gleichzeitig für beide die Möglichkeit eines Neuanfangs.

"Schwestern bleiben wir immer" ist eine dramatische Familiengeschichte, die überwiegend aus der Perspektive der älteren Schwester Alexa geschildert ist. Sie ist eine hingebungsvolle Mutter, für die die Familie das Wichtigste ist. Sie trauert um ihre verstorbene Tochter, hat ihretwegen ein schlechtes Gewissen und das Verhältnis zu ihrem Ehemann ist seit Claras Tod angespannt und distanziert. Die beiden scheinen außer ihren Kindern keine Gemeinsamkeiten mehr zu haben.
In einem geringeren Ausmaß hat auch Katjas Sichtweise einen Anteil an der Geschichte. Sie wohnt in einer WG und liebt ihre Unabhängigkeit, weshalb sie sich weder Zeit für ihren Sohn noch für ihre häufig wechselnden Partner nimmt.
Die lieblose Erziehung von Mutter Ines hat beide Töchter auf ihre Art geprägt. Während die eine sich als Übermutter selbst verliert, ist der anderen die persönliche Freiheit das Wichtigste.

Die Suche nach Erklärungen und die Reise der beiden Schwestern in die Vergangenheit bis zu ihrer Kindheit, als ihr Vater sie aus ihnen unbekannten Gründen verließ, ist wendungsreich und unterhaltsam geschildert und wühlt die beiden Schwestern auf. Beide haben zunächst Schwierigkeiten mit der Wahrheit über ihre Eltern umzugehen, fühlen sich betrogen und im Stich gelassen. Auch wenn sie grundverschieden sind, sind sie sich in dieser Situation gegenseitig eine Stütze.
Gleichzeitig reflektieren sie die Vergangenheit, hinterfragen ihre eigenen Verhaltensmuster und sind am Ende bereit, die Dinge zu akzeptieren, die sie nicht ändern können und bestimmte Eigenschaften der jeweils anderen vorbildhaft auf sich zu übertragen. So lernt Alexa, ihre Familie loszulassen und mehr auf ihre Bedürfnisse zu achten, während Katja ihren Egoismus hintanstellt und Unterstützung und Liebe anzunehmen lernt.
Der Roman zeigt, wie prägend Familienbande sind, was einschneidende Erlebnisse in der Kindheit auslösen können und wie weit Fehler aus der Vergangenheit nachfolgende Generationen noch beeinflussen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.09.2022

Empathische, spannungsvolle Geschichte über Enttäuschungen, Geheimnisse, Lügen, Verrat, Schuld und Sühne vor dem sehr interessanten historischen Kontext des Baus und Folgen des Einsatzes der Atombombe

Die Unteilbarkeit der Liebe
0

Rosalind Porter hat als Physikerin während des Zweiten Weltkrieges am "Manhattan-Project" mitgewirkt und den Bau der Atombombe fortentwickelt. Fünf Jahre nach Beendigung des Krieges plagt sie noch immer ...

Rosalind Porter hat als Physikerin während des Zweiten Weltkrieges am "Manhattan-Project" mitgewirkt und den Bau der Atombombe fortentwickelt. Fünf Jahre nach Beendigung des Krieges plagt sie noch immer das schlechte Gewissen, für Tausende Todesopfer verantwortlich zu sein. Zudem ist sie traurig und wütend zugleich auf ihren Ex-Liebhaber und ehemaligen Kollegen Thomas Weaver, der sie damals nicht nur eiskalt für eine andere Frau abserviert hat, sondern auch noch dafür gesorgt hat, dass sie nicht mehr als Wissenschaftlerin arbeiten konnte. Gedemütigt und enttäuscht wollte Rosalind nie wieder etwas mit Weaver zu tun haben und lebt nun ein zurückgezogenes Leben als Schmuckverkäuferin.
Da tritt er wieder in ihr Leben, entschuldigt sich und schwört, dass er sie noch immer liebt. Zeitgleich spricht sie ein Agent des FBI an, der sie darum bittet, Weaver auszuspionieren, der des Hochverrats verdächtigt wird. Er soll geheime Informationen an die Russen weitergegeben haben.
Roz gerät in eine verhängnisvolle Situation. Einerseits möchte sie ihre Schuld wiedergutmachen, indem sie dem FBI bei seinen Ermittlungen hilft, andererseits liebt sie Weaver noch immer und kann sich nicht vorstellen, dass er mit der Gegenseite zusammenarbeitet und damit die ganze Welt in Gefahr bringt. Doch auch für den feinfühligen und verlässlichen FBI-Agenten Charlie Szydlo entwickelt sie zarte Gefühle, die von diesem erwidert werden. Charlie steht auf der Seite der Guten, doch hat er als Kriegsversehrter mit Flashbacks aus der japanischen Kriegsgefangenschaft zu kämpfen und lässt niemanden an sich heran.

Der Roman ist aus den Perspektiven von Rosalind und Charlie geschrieben, die beide noch unter den Auswirkungen des Krieges und ihren persönlichen Folgen zu leiden haben und enttäuscht von sich und denjenigen sind, die sie lieben. Dabei haben sie jedoch nicht ihre Ideale verloren. Charlie versucht die Spionage der Russen zu unterbinden, um zu verhindern, dass sie an Informationen zum Bau der Wasserstoffbombe gelangen. Rosalind glaubt trotz allem noch an die positiven Möglichkeiten der Atomphysik.

"Die Unteilbarkeit der Liebe" ist spannender Roman voller Leidenschaft und Emotionen und eine gelungene Mischung aus dramatischer Liebesgeschichte und Spionagethriller vor dem Hintergrund nuklearer Wettrüstung und Kaltem Krieg.
Rosalind, eine emanzipierte, intelligente Frau, die ihr Talent für die Wissenschaft nicht mehr ausleben kann, muss sich nicht nur zwischen zwei Männern sondern auch zwischen der Liebe und ihrem Gewissen entscheiden.

Die widerstreitenden Gefühle von Liebe und Wut und die Konflikte zwischen denen sich die Hauptfiguren befinden, sind nachvollziehbar dargelegt. Es ist eine empathische und spannungsvolle Geschichte über Enttäuschungen, Geheimnisse, Lügen, Verrat, Schuld und Sühne vor einem sehr interessanten historischen Kontext, bei der manche Liebesszene arg verkitscht erscheint. So rückt das Liebesdrama im Vergleich zur eigentlich spannenderen Geschichte des Hochverrats mehr in den Vordergrund.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.09.2022

Wendungsreicher Kriminalfall, aber etwas sehr idealistische Ermittlungen einer jungen Telefonistin auf der Suche nach Gerechtigkeit. Stimmungsvolle Eindrücke aus den 1920er-Jahren in Baden-Baden.

Fräulein vom Amt – Die Nachricht des Mörders
0

Alma Täuber ist Anfang 20, teilt sich eine Dachgeschosswohnung mit ihrer besten Freundin Emmi Wolke und arbeitet als Telefonistin in Baden-Baden. Beide genießen ihr unabhängiges Leben und sind nicht auf ...

Alma Täuber ist Anfang 20, teilt sich eine Dachgeschosswohnung mit ihrer besten Freundin Emmi Wolke und arbeitet als Telefonistin in Baden-Baden. Beide genießen ihr unabhängiges Leben und sind nicht auf der Suche nach einem Ehemann, dem sie sich unterordnen müssten. Bei ihrer Tätigkeit als "Fräulein vom Amt" hört Alma zufällig einen Teil eines Gesprächs mit, der sie stutzig werden lässt. Wenig später wird eine Frau erstochen aufgefunden und Alma zieht Parallelen zu den Worten am Telefon. Entschlossen macht sie eine Aussage bei der Polizei, die von ihrem Hinweis jedoch wenig überzeugt ist und bald einen Täter ermittelt haben will. Einzig Kommissaranwärter Ludwig Schiller schenkt Alma Gehör und geht ihren Hinweisen nach, denn sie lässt nicht locker und recherchiert munter auf eigene Faust weiter. Dabei wird sie Zeugin eines zweiten Todesfalls, der jedoch als tragischer Unfall oder Selbstmord bewertet wird.

"Fräulein vom Amt - Die Nachricht des Mörders" ist der erste Band einer Krimireihe um die junge Telefonistin aus Baden-Baden. Alma Täuber ist eine sympathische junge Frau, die neugierig ist und für die damalige Zeit ein sehr selbstbestimmtes Leben führt.

Der Roman ist atmosphärisch und fängt den Zeitgeist der frühen 1920er-Jahre anschaulich ein. Historische Details zur Stadt Baden-Baden, zu neuen Techniken, zum gesellschaftlichen Zusammenleben und dem Alltag in den Familien fließen ungezwungen in die Handlung ein und machen die Geschichte rund.

Der Kriminalfall beginnt mit zwei Todesfällen an Frauen, die allem Anschein nach nur ohne großes Engagement von der Kriminalpolizei aufgeklärt werden spannend, zieht sich durch die Nebenhandlungen aber etwas in die Länge. Zudem erscheint mit Voranschreiten der Handlung immer weniger nachvollziehbar, warum sich Alma so für die Aufklärung der vermeintlichen Morde interessiert. Wenn Alma selbst den Traum gehabt hätte, Polizisten zu werden oder eine der Toten zumindest flüchtig gekannt und deshalb ein Interesse an der Aufklärung der Todesfälle hätte, hätte die Geschichte für mich authentischer gewirkt. So wird sie ein wenig aus heiterem Himmel zur Privatermittlerin. Dabei geben ihr Personen bereitwillig Auskunft und sie wohnt sogar Befragungen der Polizei bei. Das ist vielleicht etwas zu idealistisch geschildert, insbesondere da es zur damaligen Zeit noch keine Kriminalpolizistinnen gab. Durch ihr geschicktes Einschreiten, ihre cleveren Überlegungen und einige gefällige Zufälle kann sie jedoch aktiv an der Aufklärung beider Todesfälle mitwirken, was die Spannung im letzten, wendungsreichen Drittel wieder ansteigen lässt.

"Fräulein vom Amt" ist ein gut recherchierter historischer Roman, der die/ den Leser*in durch liebevolle Details und eine der Zeit angepassten Sprache anschaulich nach Baden-Baden im Jahr 1922 versetzt. Es ist kein klassischer Kriminalroman, da dafür die eigenmächtigen Recherchen Almas zu sehr im Vordergrund stehen, die Polizeiarbeit zu stümperhaft wirkt und die Aufklärung der Todesfälle durch den ein oder anderen Zufall etwas glücklich ist.
Auch wenn nicht ausreichend plausibel dargestellt wird, was hinter Almas Motivation steckt, macht der Roman neugierig auf den zweiten Band der (Krimi-)Reihe, der zwei Jahre später handelt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2022

Origineller Kriminalfall, der vor allem durch die lebendige und authentische Erzählweise überzeugt. Das Ermittlerteam hat dagegen für die Folgebände noch Luft nach oben.

Stille blutet
0

Vor laufender Kamera kündigt die Nachrichtensprecherin von Quick-TV, Nadine Just, ihren Tod an und wird tatsächlich wenige Stunden später erstochen in der Garderobe aufgefunden. Auch ein Blogger, der auf ...

Vor laufender Kamera kündigt die Nachrichtensprecherin von Quick-TV, Nadine Just, ihren Tod an und wird tatsächlich wenige Stunden später erstochen in der Garderobe aufgefunden. Auch ein Blogger, der auf Facebook seine Ermordung vorhersagt, kann nur noch tot aufgefunden werden. Ins Visier der Ermittlungen rückt Nadines Exfreund Tibor Glaser, dessen DNA-Spuren in der Schrebergartenlaube des Bloggers gefunden werden. Ein Motiv fehlt jedoch für beide Morde.
Fina Plank, die noch neu bei der Wiener Mordgruppe ist, ermittelt zusammen mit ihrem Kollegen Oliver Homburg, der in ihr eine unerwünschte weibliche Konkurrenz sieht und ihr das Leben mit plumpen Sprüchen und ungerechter Kritik schwermacht. Die Ermittlungen sind ohnehin schon schwierig, da die Morde mit dem Hashtag #inkürzetot viral gegangen sind und Nachahmer sowie Kritiker von Nadine Just die Social Media-Kanäle überreizen, denn diese hatte sich durch verbale Attacken viele Feinde gemacht.
"Stille blutet" ist Band 1 der neuen Wiener Thrillerreihe "Mordgruppe" von Ursula Poznanski. Durch die Verknüpfung der Morde mit Aktivitäten im Internet mutet der Kriminalfall modern an.
Die Ermittlungsmethoden des "Mordgruppe"-Teams sind dagegen klassisch und realistisch dargestellt. Spuren an den Mordopfern und Tatorten werden gesichert und ausgewertet, die Frage nach den Feinden der Toten ist zentral.
Fina ist als Ermittlerin neu im Team und wird dabei ganz offensichtlich von ihrem chauvinistischen Kollegen Oliver gemobbt. Seine vehemente Frauenfeindlichkeit ist anstrengend, aber zum Glück sind die anderen Kollegen auf Finas Seite und integrieren sie vorbehaltlos.
Die Ermittlungen gestalten sich zäh, da eine Verbindung zwischen den Mordopfern - es wird nicht bei zweien bleiben - nicht zu erkennen ist. Tibor Glaser kommt da wie gerufen, dessen DNA-Spuren an mehreren Tatorten gefunden werden, der allerdings für die Tatzeiten an Nina ein Alibi hat.
Der Krimi ist aus der Perspektive von Fina, die zunächst unsicher wirkt, sich aber nicht unterkriegen lässt, und Tibor geschildert, was als Exfreund des Mordopfers eher ungewöhnlich und ihn für den Leser schnell als Täter ausschließt. Seine Rolle in dem Kriminalfall ergibt sich erst am Ende, denn die Serienmorde sind raffiniert und undurchschaubar inszeniert.
Die Mordserie ist anschaulich und lebendig geschildert und zieht durch die langwierige Tätersuche einen Spannungsbogen, der zum Miträtseln einlädt. Durch eine weitere Perspektive eines vermeintlichen Nachahmungstäters, der die anderen handelnden Personen beobachtet und dies kommentiert, hat der Krimi zudem eine Komponente, die die Einordnung als Thriller rechtfertigt.
"Stille blutet" ist ein origineller Kriminalfall, der vor allem durch den lebendige und authentische Erzählweise überzeugt. Auch wenn es dem Ermittlerteam, das noch Potenzial nach oben hat, am Ende zu leicht gemacht wird, macht der Auftaktband neugierig auf Folgebände der Reihe "Mordgruppe", denn am Ende wird nicht alles aufgelöst.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere