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Veröffentlicht am 24.08.2024

Wenn dieser Schluss nicht wäre...

The Hike
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Was mir wirklich gut gefallen hat, was die glaubwürdige Freundschaft der Frauen. Häufig habe ich angebliche Freundschaften gelesen, bei denen man sich fragt, wieso sie sich überhaupt miteinander abgeben. ...

Was mir wirklich gut gefallen hat, was die glaubwürdige Freundschaft der Frauen. Häufig habe ich angebliche Freundschaften gelesen, bei denen man sich fragt, wieso sie sich überhaupt miteinander abgeben. Hier ist dies nicht der Fall, man hat zudem den Eindruck eines gleichmäßigen Nehmens und Gebens zwischen den vier Frauen. Diese wichtigen Beziehungen werden zu Beginn relativ lange ausgearbeitet, oder zumindest ich hatte den eigentlichen Beginn der Wanderung früher erwartet.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, die Beschreibungen der Natur und Empfindungen der Figuren sind anschaulich. Die meisten Handlungen, wenn die Situation ernst wird, sind sinnvoll und fragwürdige Entscheidungen werden auch als solche dargestellt.

Das Ende jedoch war mir zu "groß", die Verflechtungen der Umstände zu weit gefasst. Ich persönlich hätte da eine kleinere Lösung bzw. Auflösung bevorzugt. Ebenfalls unschön fand ich, dass SPOILER alle drei überlebenden Frauen Mütter sind/werden und das dies in einem Fall als Lösung einer Lebenskrise dargestellt wird. Ich dachte, wir hätte uns geeinigt, dass Frauen im 21. Jahrhundert ein vollständiges, glückliches Leben haben können, ohne eine Mutter zu sein? Tja, anscheinend nicht.

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Veröffentlicht am 24.09.2022

Biographischer Roman über Apollonia Radermecher

Allzeit aus Liebe
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"Allzeit aus Liebe" von Günter Krieger berichtet vom Werken der Apollonia Rademecher, die um 1622 in Aachen ein heruntergekommenes Spital übernahm und dieses aus eigenen Mitteln und gegen zahlreiche Widerstände ...

"Allzeit aus Liebe" von Günter Krieger berichtet vom Werken der Apollonia Rademecher, die um 1622 in Aachen ein heruntergekommenes Spital übernahm und dieses aus eigenen Mitteln und gegen zahlreiche Widerstände zu einer der modernsten Einrichtungen ihrer Zeit machte. Dabei zögert die tatkräftige Apollonia nicht, auch ungewöhnliche Wege zu beschreiten.
Auf unterhaltsame Weise werden historische Fakten – durch Zitate aus ihren Briefen kommt Apollonia wortwörtlich selbst zur Sprache – und fiktive Ergänzungen miteinander verwoben. Das Ergebnis ist ein Roman, dessen ausgezeichnete Recherche und latenter Sinn für Humor einen rasch in den Bann ziehen.
Die Missstände und alltäglichen Verhältnisse der Zeit werden von Günter Krieger auf eingängliche Weise vermittelt und wirken weder erschlagend noch unzureichend. Einziger Kritikpunkt: Beim Lektorat sind ein paar Kleinigkeiten übersehen worden, z.B. S. 69 ist die Rede von rabenschwarzem Haar wie Rabengefieder, S. 73 fehlt in einem Satz „ich“ und der Name des Onkels variiert in seiner Schreibweise von „Matthias“ und „Mathias“.
Alles in allem kann ich den Roman allen empfehlen, die mehr über ein Stück vergessener Aachener Geschichte erfahren möchten.

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Historische Kurzgeschichten mit Momenten des Unheimlichen

Der Schatten aus der Tiefe
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Der Schatten aus der Tiefe. Unheimliche Geschichten von Nathali Gutz ist eine Sammlung von Kurzgeschichten die zu Beginn des 19. Jahrhunderts spielen. Als Protagonisten treten Personen aus der Textilherstellung ...

Der Schatten aus der Tiefe. Unheimliche Geschichten von Nathali Gutz ist eine Sammlung von Kurzgeschichten die zu Beginn des 19. Jahrhunderts spielen. Als Protagonisten treten Personen aus der Textilherstellung auf, deren Existenz durch die rasant fortschreitende Industrielle Revolution bedroht wird. Sie zeichnen sich neben erfrischend positiven familiären und freundschaftlichen Beziehungen durch Sympathien für die Ludditen aus. Das Unheimliche begegnet ihnen, nicht auf schleichende Art, sondern direkt, plötzlich und unvermittelt, es bricht in ihre (mehr-oder-weniger) heile Alltagswelt ein.
Diese Phänomene bleiben für Figuren wie Leser unerklärt und laden somit zum eigenständigen Spekulieren ein.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, schlicht ohne größere Ausschmückungen, wodurch die über- bzw. unnatürlichen Aspekte stärker hervortreten. Die einzelnen Geschichten werden am Ende geschickt durch ein Schreiben, welches ich hier nicht vorwegnehmen möchte, miteinander verbunden bzw. zusammengefasst. Gleichzeitig wird an dieser Stelle eine mögliche Fortsetzung vorbereitet.
Alles in allem ist die Sammlung von Geschichten allen historisch Interessierten zu empfehlen, die nach ein paar Stunden leichter Unterhaltung suchen.

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Veröffentlicht am 19.02.2022

Interessanter Erzählstil und spannend zu lesen. Das Ende ist allerdings fragwürdig

Future - Die Zukunft gehört dir
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"Future - Die Zukunft gehört Dir" von Dan Frey zeichnet sich durch einen originellen Erzählstil aus: anstelle des ‚üblichen‘ Fließtextes stehen diverse kürzere Dokumente, die von privaten Emails bis hin ...

"Future - Die Zukunft gehört Dir" von Dan Frey zeichnet sich durch einen originellen Erzählstil aus: anstelle des ‚üblichen‘ Fließtextes stehen diverse kürzere Dokumente, die von privaten Emails bis hin zu Zeitungsartikeln reichen. Den roten Faden bildet hierbei der Protokollverlauf einer Anhörung. Dieses Rahmengerüst wird von weiteren Textzeugnissen mit Leben gefüllt. Die ersten 90% des Buches sind somit eine Art spannendes Puzzle, das sich nach und nach zu einem Gesamtbild über Entwicklung, Vermarktung und einsetzenden Folgen einer neuen Technologie zusammenfügt, die den Blick in die Zukunft zum privaten Konsumgut macht.

Der Schreibstil liest sich flüssig. An wenigen Stellen lässt sich deutlich merken, dass es sich um eine Übersetzung aus dem Englischen handelt (high ground meme), aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch.

Handlungstechnisch besitzt Frey ein gutes Gespür dafür, wann er dem Leser wie viele Informationen zur Verfügung zu stellen hat, ohne den Leser zu Überlasten oder den Spannungsaufbau der Handlung zu behindern.

Allerdings bilden nicht ‚sci-fi‘ Überlegungen, sondern Persönlichkeiten und Beziehungen der Hauptcharaktere das Herzstück des Romans. Besonders Ben und Adhi sind hierbei aufgrund der ambivalenten Interpretationsmöglichkeiten ihres Verhaltens interessant. Störend hingegen empfand ich die teils sehr vorhersehbaren Konflikte auf der romantischen Ebene.

M.E. wirken die genannten psychischen/Verhaltensstörungen mitunter sehr ‚angeheftet‘ und nicht authentisch.

Das Ende ist ein weiteres Manko, nicht weil es offengehalten ist, sondern den fesselnden Erzählstil nachträglich zu begründen versucht. Diese ‚Legitimierung‘ ist unnötig und - schlimmer noch - widersprüchlich: das Vorhandensein mehrerer der Textdokumente (bspw. die Korrespondenzen Adhis mit seiner Mutter oder einige der Konversationen Adhis mit Leila) machen unter Berücksichtigung der Intention des Zusammenstellers der Schriftstücke keinen Sinn mehr.

Alles in allem ist der Roman spannend und leicht zugänglich, perfekt geeignet um ihn auch nach einem langen Arbeitstag, der einem den Großteil der mentalen Kapazitäten abverlangt hat, zu lesen.

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Veröffentlicht am 13.11.2024

Interessante Idee, aber Umsetzung mit Lücken

Mondia-Dilogie 1: Silent Secrets
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Silent Secret, der erste Band der Mondia-Dilogie von Alexandra Flint, entführt uns nach Paris. Dort gerät das Leben der 19-jährigen Remy aus den Fugen, als ein mysteriöses Kästchen in ihren Besitz gelangt. ...

Silent Secret, der erste Band der Mondia-Dilogie von Alexandra Flint, entführt uns nach Paris. Dort gerät das Leben der 19-jährigen Remy aus den Fugen, als ein mysteriöses Kästchen in ihren Besitz gelangt. Plötzlich ist sie Teil einer geheimen Welt, die mit ihren unbekannten leiblichen Eltern zusammenhängt und muss eine magische Gabe meistern, um die Weltenbibliothek zu retten. Ihr zur Seite steht Sim, einer der Beschützer der Bibliothek. Doch auch die Feinde der Bibliothek sind nicht untätig…
Die Grundidee des Romans ist spannend und hat Potenzial: eine geheime Bibliothek, durch deren Schädigung die gesamte Welt beeinträchtig wird. Mit Remy ist eine durchaus sympathische Protagonistin gegeben und Roman führt schnell in die Handlung ein. Die Chemie zwischen Remy und Sim stimmt, der erste Kuss zwischen den beiden ist wirklich schön geschrieben. Doch an vielen Stellen hackte es. So werden bei einer Schnitzeljagd, um benötigte Gegenstände aufzufinden, Informationen so vergeben, dass man als Leser nicht miträtseln kann bzw. die Rätsel unmittelbar gelöst werden. Auch entsteht eine gewisse Distanz zum Geschehen, da man an mehreren Stellen nicht miterlebt, sondern im Nachhinein durch Dialoge o.ä. über das zuvor passierte informiert wird. Mir persönlich erschließt sich nicht, wieso Natur- und Kulturkatastrophen durch die Bibliothek ausgelöst werden. M.E. wäre es sinnvoller und würde besser zum Thema der Bibliothek als Hort des menschlichen Wissens passen, wenn die Katastrophen allesamt mit menschlichen Errungenschaften/Geräten/etc. zu tun hätten. Gebäude könnten weiterhin einstürzen, aber eben ohne Erdbeben oder Vulkanausbrüche. Während des Lesens habe ich darauf gewartet, mehr über die Antagonisten zu erfahren. Doch ihre Beweggründe und Möglichkeiten bleiben sehr vage, wodurch sie für mich nicht sonderlich bedrohlich wirkten. Die Stärke des Romans ist eindeutig die Beziehung der Charaktere untereinander, die Handlung verblasst daneben zu einer netten, aber etwas altbekannten Kulisse. Das Potenzial der Grundidee wird nicht genügend ausgeschöpft.
Die französischen Begriffe, die sich durch den gesamten Roman ziehen, sind wohl Geschmackssache. Ich habe mich nach einer Weile daran gewöhnt.
Alles in allem konnte mich der Dilogie-Auftakt nicht überzeugen. Aber Lesern, denen Figurenkonstellationen wichtiger sind als die Handlung würde es wohl anders gehen.

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