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Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Liebe kommt über den Wein

Eine Liebe in der Bourgogne
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Gleich ihren ersten Job vergeigt Johanna als Pressesprecherin des Bürgermeisters, der sich gerade im Wahlkampf befindet und hat nun so gar keine Ahnung, was sie machen soll. Sämtliche Bewerbungen schlagen ...

Gleich ihren ersten Job vergeigt Johanna als Pressesprecherin des Bürgermeisters, der sich gerade im Wahlkampf befindet und hat nun so gar keine Ahnung, was sie machen soll. Sämtliche Bewerbungen schlagen ins Leere, so tritt sie kurzerhand einen Job in einer exklusiven Weinhandlung an, um damit erst einmal die Zeit zu überbrücken. Von Wein und dessen Herstellung hat Johanna keine Ahnung, sie trinkt ihn nur gern. Aber sie spricht fließend Französisch. Als sie mit ihrer Chefin auf ein Weingut in die Bourgogne reist, um für diese als Übersetzerin zu fungieren, lernt sie dort den Weinbauer Luc kennen. Während sie von ihm mehr und mehr in die Materie des Weinbaus und den verschiedenen Reben- und Geschmackssorten eingeweiht wird und an dem Thema wirklich Gefallen findet, entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte zwischen den beiden. Doch Luc entstammt einer Familie aus alten Traditionen und ist zudem verlobt mit der Tochter eines anderen Weingutes. Die Hindernisse scheinen unüberwindbar, und Johanna reist zurück nach Berlin. Aber Luc scheint ein hartnäckiger Bursche zu sein und auch Johanna kann ihn nicht vergessen. Wird sie sich ihren Gefühlen und auch den Widerständen entgegenstellen, um ihr Glück zu finden?
Heike Franke hat mit ihrem Buch „Eine Liebe in der Bourgogne“ ihren Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist locker-flockig und wunderbar zu lesen. Direkt ab der ersten Seite taucht der Leser ein und begleitet Johanna auf jedem Schritt. Die Landschaftsbeschreibungen sind der Autorin ebenso gelungen wie die Welt des Weines, angefangen vom Anbau der Reben und den Schwierigkeiten, das Wetter verursachen kann, über die verschiedenen Geschmacksrichtungen, die man bei der Verkostung herausschmecken kann und auch über den Vertrieb und den internationalen Weinhandel erfährt man einiges, sowie die befremdliche Welt des Plagiats, in denen die Etiketten von hochgehandelten Spitzenweinen gefälscht werden und minderwertige Ware damit ausstaffiert wird.
Die Charaktere sind sehr liebevoll und detailliert skizziert, wirken dabei sehr authentisch und lebensecht. Johanna ist eine sehr sympathische junge Frau, die ihren Platz in der Welt erst noch finden muss. Der erste Job war ein Reinfall und nun landet sie über Umwege in einer anderen Welt, die nach und nach zu ihrer wird. Sie ist aufgrund ihrer familiären Situation eher zurückhaltend und sieht die Dinge mehr nüchtern und nicht aus dem Bauch heraus. Doch während der Geschichte kann man beobachten, wie Johanna immer mehr aus sich heraus kommt. Luc ist ein sehr integrer Mann, der sein Handwerk versteht, sich aber auch nicht für das Weingut verbiegen will. Dies bringt ihm so manches Problem mit seiner Familie ein. Johannas Mitbewohnerin Lucie ist eine warmherzige und esoterisch angehauchte Person, die viel Farbe in Johannas Leben bringt und sie aus ihrer selbstgewählten Einsamkeit herausholt. Sie hat so manchen guten Rat parat und ist ein echter Glücksfall in dieser Geschichte. Auch Coco, Lucs Schwester, ist ein bunter Paradiesvogel, die macht, was sie will, aber das Herz am rechten Fleck hat und ihre Talente gut zu verstecken weiß. Auch die anderen Protagonisten bilden ein buntes Bild verschiedenster Charakterzüge, die mal hinreißend und mal unerträglich sind und so den Unterhaltungswert dieser Geschichte noch steigern.
Heike Franke ist mit „Eine Liebe in der Bourgogne“ ein wunderschönes Debüt gelungen. Ein unterhaltsamer Liebesroman, der erst wie aus dem Leben gegriffen ist und am Ende fast wie ein Märchen anmutet. Dieses Buch macht einfach gute Laune und bietet kurzweilige Lesestunden. Absolute Leseempfehlung für alle, die sich eine romantische und auch interessante Lektüre wünschen, bei der man bei einem guten Glas Wein auch ein wenig darüber lernen kann.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Melzer-Frauen

Die Töchter der Tuchvilla
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1916 Augsburg. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wenn in der Melzer’schen Tuchvilla alles seinen normalen Gang geht, doch auch hier sind die Auswirkungen des ersten Weltkrieges zu spüren. Während ...

1916 Augsburg. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wenn in der Melzer’schen Tuchvilla alles seinen normalen Gang geht, doch auch hier sind die Auswirkungen des ersten Weltkrieges zu spüren. Während Sohn Paul seine Frau Marie kurz nach der Geburt der Zwillinge allein zurücklassen muss, weil er für den Wehrdienst eingezogen wird, dient Kittys Mann bereits an der Front. Auch Elisabeths Ehemann Klaus befindet sich auf dem Schlachtfeld. Ebenso leiden die Dienstboten unter dem Krieg, da die Lebensmittel immer knapper werden und die Versorgung immer schwieriger wird. So bleibt den Frauen nichts weiter übrig, als sich um die Belange des Haushalts zu kümmern. Doch Marie möchte Pauls Bitte erfüllen und ihrem eigensinnigen Schwiegervater bei der Führung der Tuchfabrik unter die Arme greifen, was leider leichter gesagt als getan ist. Elisabeth eröffnet ein Lazarett in der Eingangshalle der Tuchvilla, um sich um die Verletzten zu kümmern, und Kitty widmet sich erst ihrem Nachwuchs und dann entdeckt sie die Kunst neu für sich. Das Schicksal schlägt hart zu, als Paul vermisst wird, Kittys Mann fällt und auch das Familienoberhaupt plötzlich stirbt.
Anne Jacobs hat mit ihrem Buch „Die Töchter der Tuchvilla“ die Fortsetzung zu ihrem Roman „Die Tuchvilla“ vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig zu lesen, nimmt den Leser sofort mit auf eine Reise in die Vergangenheit zu liebgewordenen altbekannten Charakteren, um zu sehen, wie ist ihnen nun in diesen Kriegszeiten ergeht und was sie so erleben. Die Lebensumstände und Entbehrungen wurden von der Autorin sehr lebensnah beschrieben, so dass man sich die Not und Verzweiflung gut vorstellen kann. Da die Familie Melzer privilegiert ist durch ihren Wohlstand, trifft sie die Härte des Krieges nicht so sehr wie die ärmeren Familien und Arbeitern, die zum Teil in der Tuchvilla schuften. Trotzdem empfindet man an der einen oder anderen Stelle Mitleid und kann auch ihren Kummer sehr gut nachvollziehen, wenn es wieder einmal einen Verlust oder eine traurige Nachricht zu beklagen gab. Auch die persönlichen Entwicklungen der einzelnen Charaktere werden im Zuge des langandauernden Krieges von der Autorin sehr anschaulich beschrieben. So wächst Marie regelrecht über sich hinaus, kümmert sich um jegliche Belange in der Fabrik und auch um ihre Schwägerinnen und ihre Schwiegermutter, dabei hat sie noch zwei Kleinkinder zu versorgen und ist auch dem Dienstmädchen Hanna eine wirkliche Freundin. Marie ist eine sehr sympathische Person, die sich nicht in Selbstmitleid ergeht und überall anpackt, wo es nötig ist. Sie besitzt auch den Mut, sich ihrem Schwiegervater entgegen zu stellen. Elisabeth ist eher zurückhaltend, bekommt von ihrem nichtsnutzigen Ehemann Hörner aufgesetzt und wird von ihm und ihren Schwiegereltern nur ausgenutzt. Dabei wünscht sie sich nichts mehr als ein eigenes Kind. Kitty dagegen ist regelrecht überschäumend, laut und von ihren Stimmungsschwankungen abhängig. Sie wirkt oberflächlich und egoistisch, doch dann gibt es wiederum Momente, wo man fast glaubt, dass sie auch anders sein kann.
In „Die Töchter der Tuchvilla“ geht es hauptsächlich um die Frauen der Familie Melzer, deren Schicksal und das ihrer Dienstboten. Anne Jacobs zeigt auf sehr eindringliche Weise auf, wie schwer es die Frauen zur damaligen Zeit hatten und wie sie mit wenigen Mitteln immer wieder versuchten, für alle das Beste herauszuholen. Vielen Fragen bleiben am Ende des Buches noch offen und ungeklärt, so kann man nur hoffen, dass es noch einen dritten Band geben wird, der auch die letzten Fragezeichen ausräumt und die inzwischen vertrauten Charaktere noch einmal zum Leben erweckt. Dieses Buch ist eine sehr schöne Fortsetzung des ersten Romans. Alle, die Familiengeschichten lieben, sind hier bestens aufgehoben. Zur Einstimmung sollte allerdings der erste Band gelesen werden, damit man der weiteren Familiengeschichte auch folgen kann. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Rasante Mörderjagd

Racheherbst
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Ein Leichenfund in Leipzig ruft Walter Pulaski vom Kriminaldauerdienst Leipzig auf den Plan. Eine junge Frau wurde verstümmelt und auf eigenartige Weise aufgefunden, schnell wird ihre Identität bekannt. ...

Ein Leichenfund in Leipzig ruft Walter Pulaski vom Kriminaldauerdienst Leipzig auf den Plan. Eine junge Frau wurde verstümmelt und auf eigenartige Weise aufgefunden, schnell wird ihre Identität bekannt. Es handelt sich um die drogensüchtige Prostituierte Natalie. Als Walter auf die Mutter der Toten, Mikaela, trifft, bittet diese ihn, ihre ebenfalls verschwundene zweite Tochter Dana zu finden. Walter möchte eigentlich nur seine Ruhe haben, doch Mikaela hält ihn auf Trapp, denn sie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln und legt Walter dabei immer wieder Steine in den Weg. Um die Frau im Auge zu behalten, vertieft er sich in den Fall und entdeckt immer mehr Parallelen zu anderen Mordopfern, die auf ebensolche Art an verschiedenen europäischen Orten aufgefunden wurden. Die Spur führt ihn auch nach Wien, wo er auf eine alte Bekannte trifft: die Anwältin Evelyn Meyers. Ohne es zu wissen, ist diese dem Mörder ganz nah und in höchster Gefahr. Wird es Walter gelingen, den Täter zu stoppen?
Andreas Gruber hat mit seinem Buch „Racheherbst“ den zweiten Roman um seinen Ermittler Walter Pulaski vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig, rasant und fesselnd zugleich, das Buch ist ein richtiger Pageturner. Der Spannungsbogen wird bereits zu Beginn hoch angelegt und steigert sich virtuos bis zum Finale. Der Roman teilt sich in zwei Bereiche, wobei der erste Handlungsstrang sich um Leipzig und Walter Pulaski dreht, der zweite erzählt parallel die Geschichte um Evelyn Meyers in Wien. Zusätzlich gibt es einzelne Kapitel aus der Sicht des Täters. Da erst im Laufe der Handlung klar wird, dass es sich um ein und denselben Täter handelt, werden die beiden Geschichten auch erst sehr spät miteinander verflochten. Der ständige Wechsel zwischen den beiden Handlungsorten heizt die Spannung noch zusätzlich auf, dabei gelingt es dem Autor, den Leser auf Trapp zu halten und Walter bzw. Evelyn nicht aus den Augen zu lassen. Stück für Stück erfährt der Leser, welche perfiden Absichten den Täter umtreiben.
Die Charaktere sind sehr authentisch und lebensecht skizziert, man kann sie regelrecht vor sich sehen. Walter ist ein zynischer Zeitgenosse und eigentlich inzwischen ein eher ruhigeres Tempo gewohnt bei seinen Ermittlungsarbeiten, doch wenn ein Fall ihn fasziniert, dann kann er einfach nicht anders als weiter zu bohren und auf eigene Faust den Spuren nachzugehen. Mikaela lebt in einer gewalttätigen Ehe, ausgerechnet ihr Ehemann ist ebenfalls ein Ex-Polizist. Als sie von dem Tot ihrer Tochter erfährt und die zweite als vermisst gilt, bricht sie aus der Ehe aus und macht sich selbst auf die Suche nach ihrem Kind. Dabei ist ihr jedes Mittel recht und sie wagt sich auch in ziemlich gefährliche Situationen. Dabei bringt sie auch Walter immer wieder in Gefahr, doch muss man ihr auch zugestehen, dass ihre Hartnäckigkeit erst zur Suche nach dem Mörder beigetragen hat. Evelyn hat sich inzwischen mit einer Kanzlei selbständig gemacht und ihr Job erfüllt sie, jedoch ihr neuer Klient gefällt ihr gar nicht.
Mit „Racheherbst“ ist Andreas Gruber wieder ein Volltreffer gelungen, der dem Leser keine ruhige Minute gönnt. Das Buch ist spannungsgeladen, schnell und nervenaufreibend. Thrillerleser kommen hier voll auf ihre Kosten, wunderbar gemacht, absolut TOP!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Auf der Suche nach dem verschwundenen Kind

Gedenke mein
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Im Februar 2005 verschwindet der von Petra Weber getrennt lebenden Ehemann Chris mit der gemeinsamen kleinen Tochter Marie. Chris wird später an einem See tot aufgefunden, doch von Marie gibt es keine ...

Im Februar 2005 verschwindet der von Petra Weber getrennt lebenden Ehemann Chris mit der gemeinsamen kleinen Tochter Marie. Chris wird später an einem See tot aufgefunden, doch von Marie gibt es keine Spur. In dem hinterlassenen Abschiedsbrief teilt Chris Petra mit, dass er Marie mit in den Tod genommen hat. Petra glaubt nicht daran, dass Chris Marie getötet hat und klammert sich 10 Jahre lang an den Gedanken, dass Marie vielleicht bei fremden Leuten aufwächst. Als Petra von der Abteilung „Cold Cases“ liest, in der die schwangere Verlobte von Tino Dühnfort, Gina Angelucci arbeitet, sucht sie diese auf und bittet darum, den Fall neu aufzurollen und nach ihrer Tochter zu suchen. Erst ist Gina skeptisch und versucht, die verzweifelte Frau zu beschwichtigen. Doch je mehr sich Gina und ihr Kollege Holger mit der damaligen Tat beschäftigen, umso mehr Zweifel kommen auf, dass es wirklich ein Selbsttötungsdelikt war. Die damals zuständige Polizeidienststelle in Rosenheim hatte sich nach dem Auffinden des Abschiedsbriefes nicht sonderlich um eine weitere Aufklärung bemüht. Wird es Gina und Holger gelingen, diesen alten Fall doch noch aufzuklären?
Inge Löhnig hat mit ihrem Buch „Gedenke mein“ wieder einen famosen Kriminalroman vorgelegt, der mit einem sehr flüssigen Schreibstil und einer gut durchdachten Handlung sehr zu fesseln weiß. Es ist bereits der 8. Band um Kommissar Dühnfort, doch in diesem Buch ist erstmals seine Verlobte Gina Angelucci die Hauptermittlerin. Der Spannungsbogen wird gleich zu Beginn schon sehr hoch angelegt, steigert sich aber im Verlauf der Handlung noch, da die Autorin gekonnt einige Finten und Fallen einbaut, die den Leser auf falsche Spuren leiten. Die Ermittlungen werden sehr gut beschrieben und als Leser fiebert man den Ereignissen regelrecht entgegen bzw. stellt eigene Vermutungen zur Lösung des Falles an.
Die Autorin legt viel Wert auf die Ausgestaltung ihrer Charaktere, die sich dem Leser durchgängig als sehr authentisch und lebensecht präsentieren. Gina ist eine sympathische Frau, die eher impulsiv an die Fälle herangeht, aber aufgrund ihrer Schwangerschaft versucht sie, sich selbst etwas zu mäßigen, um sich nicht unnötig in Gefahr zu bringen und auch ihrem Verlobten Tino Dühnfort keinen Grund zu liefern, dass sie von jetzt auf gleich an den Schreibtisch verbannt wird. Ginas neuer Kollege Holger ist ein Gesundheitsfanatiker, was Gina in ihrem momentanen Zustand oftmals gegen den Strich geht. Beide müssen sich erst noch aneinander gewöhnen, aber im Verlauf der wachsen die beiden Neukollegen immer mehr zusammen und bilden eine Einheit. Petra Wagner ist durch die vergangenen Ereignisse eine vom Schicksal gebeutelte Frau, die sich an den Strohhalm klammert, ihre Tochter doch noch einmal in die Arme schließen zu können. Sie ist hartnäckig und stur, als Leser kann man gar nicht anders, als sie für diese Eigenschaften zu bewundern. Auch die einzelnen Nebencharaktere mit ihren eigenen Geschichten fügen sich wunderbar in die Handlung ein und machen dieses Buch sehr unterhaltsam und steigern die Spannung. Auch die Emotionen kommen in diesem Roman nicht zu kurz, man ertappt sich beim Mitleiden ebenso wie beim Mitfreuen und manche Dinge verschlagen einem regelrecht den Atem.
„Gedenke mein“ ist ein wahnsinnig spannender Kriminalroman, an dem alle Fans dieses Genres ihre wahre Freude haben und bestens unterhalten werden. Absolute Leseempfehlung!!!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kreuzfahrt des Glaubens

Wenn der Hoffnung Flügel wachsen
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Ein Jahr lang war Beth Thatcher als Lehrerin in dem kleinen Ort Coal Valley im kanadischen Westen. Nun kehrt sie zu ihrer Familie nach Toronto zurück, doch ihr Herz ist bei Jarrick, den sie schweren Herzens ...

Ein Jahr lang war Beth Thatcher als Lehrerin in dem kleinen Ort Coal Valley im kanadischen Westen. Nun kehrt sie zu ihrer Familie nach Toronto zurück, doch ihr Herz ist bei Jarrick, den sie schweren Herzens zurücklassen musste, denn sie weiß noch nicht, ob sie nochmals eine Stelle als Lehrerin in Cold Valley angeboten bekommt. Kaum ist sie in ihrem Elternhaus angekommen, wird Beth von ihren Eltern und Schwestern mit einer Reise auf einem Kreuzfahrtschiff überrascht. Während die Frauen auf große Fahrt gehen, muss sich Beth‘ Vater geschäftlichen Dingen widmen. Schnell lernen Beth und ihre Schwestern neue Menschen kennen und bekommen einige Sehenswürdigkeiten zu sehen. Doch die Sehnsucht nach Jarrick ist immer in Beth‘ Herzen. Sie weiß, dass besonders ihre Mutter von ihrer Wahl nicht begeistert ist, aber auch ihre eigenen Gefühle sind in Aufruhr, ob sie die richtige Entscheidung für ihr Leben treffen wird. Wird Beth den für sie vorbestimmten Weg erkennen?
Janette Oke hat mit ihrem Buch „Wenn der Hoffnung Flügel wachsen“ den Folgeband von „Aufbruch ins Ungewisse“ vorgelegt. Man kann dem Roman ohne weiteres folgen, ohne das erste Buch gelesen zu haben. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und gefühlvoll, schnell versinkt der Leser in ein vergangenes Jahrhundert, in denen die gesellschaftlichen Konventionen starr und die Stellung der Frau noch eine andere Bedeutung hatte, als sie ihr heute zukommt. Die Kreuzfahrt wird als lockere, leicht überladene Angelegenheit geschildert, vollgepackt mit Unternehmungen und Ausflügen. Sehr schön werden die Beziehungen zwischen den einzelnen Familienmitgliedern beleuchtet und vermitteln ein Gefühl von Zusammenhalt und Liebe, manchmal aber auch Zurückhaltung. Spannung kommt in diesem Roman erst im letzten Drittel auf, allerdings schmälert dies keineswegs das Lesevergnügen.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und sehr unterschiedlich ausgearbeitet. Beth ist eine sympathische, eher zurückhaltende und nachdenkliche junge Frau, die ihre Gedanken und Gefühle vielmals hinterfragt, um sie von allen Seiten zu beleuchten. Sie baut bei Zweifeln auf Gottes Antwort und Unterstützung und hält oft Zwiesprache mit dem Herrn. Die Gefühle für Jarrick sind noch recht frisch, aber ihre Gedanken drehen sich schon darum, ihre Zukunft in Coal Valley an Jarricks Seite weiterzuführen, auch wenn gerade ihre Mutter nicht davon erbaut ist. Beth‘ jüngere Schwester Julie ist eine quirlige junge Frau, die ständig im Mittelpunkt stehen möchte, dabei wirkt sie durchtrieben und listig. Oftmals ist sie besonders ihren Familienmitgliedern gegenüber ungerecht und vor allem selbstgerecht, nur um ihren Willen zu bekommen. Monsieur Laurent ist der ruhende Pol, als ehemaliger Diplomat, Fremdenführer und Begleiter der Reisegruppe weiß er um die Geschichte der zu besichtigenden Orte, aber er hat auch ein gutes Gespür für Menschen im Allgemeinen und hilft, wo er nur kann, damit sich alle wohlfühlen. Jannis, Penny und Nick sind ein eher undurchsichtiges Trio, die nicht gerade sympathisch daherkommen, sich allerdings in der wohlhabenderen Klasse anbiedern und sich gern aushalten lassen.
Besonders zu erwähnen ist der christliche Bezug in diesem Roman, der wirklich schön ausgearbeitet ist. Die vielen kleinen Gebete und Zwiegespräche passen wunderbar zu den jeweilig gewählten Situationen und der Gefühlslage des Betenden.
„Wenn der Hoffnung Flügel wachsen“ ist ein sehr gefühlvoller und unterhaltsamer Roman, der allen Historienfans gefallen dürfte und eine Leseempfehlung verdient.