Profilbild von sophieslesewelt

sophieslesewelt

Lesejury Profi
offline

sophieslesewelt ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sophieslesewelt über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2022

Von Hörbuchstimmen, dem Paradies und Ewigkeit

No Longer Yours - Mulberry Mansion
1

It’s been very rare to have known you, very strange and wonderful – F. Scott Fitzgerald

Mit F. Scott Fitzgeralds Worten, die auch die Wände von Edens Zimmer zieren, möchte ich meine Rezension zu einem ...

It’s been very rare to have known you, very strange and wonderful – F. Scott Fitzgerald

Mit F. Scott Fitzgeralds Worten, die auch die Wände von Edens Zimmer zieren, möchte ich meine Rezension zu einem der gefühlvollsten, schwarz-weiß-grauen Bücher beginnen, die ich in diesem Jahr gelesen habe: Merit Niemeitz „Mulberry Mansion – No Longer yours“.

Nachdem ich Color my Love von Merit Niemeitz gelesen habe, war ich unglaublich gespannt auf die Mulberry Mansion und was soll ich sagen: Ich war voll und ganz verliebt. Das Lesen dieses Buches war ein einziges, wunderschönes Erlebnis. No longer yours hat mich in diese gigantische altenglische Villa eingeladen – und ich wollte sie nicht mehr verlassen. Ich habe mich verliebt – in die wunderbaren Mitbewohner der Mulberry Mansion, in die malerisch-bezaubernde Atmosphäre und in den atemberaubend-schönen Stil von Merit Niemeitz. Ich habe nicht erwartet, dass ein Buch über eine WG mit acht Mitbewohnern in einer englischen Villa mir so gut gefallen könnte, aber sie haben sich alle in mein Herz gezaubert. Avery, Eden, May, Maxton, Willow, Sienna, Helen und Beckett – alle zusammen machen die Mulberry Mansion zu einem wunderbaren Ort.
Und was soll ich sagen? Ich bin verliebt – absolut verliebt. In den Stil, die wunderbar ausgearbeiteten Figuren und auch die sprachlichen Worttürme. Neben diesen vielseitigen Figuren ist mir vor allem die Mulberry Mansion mit ihren tausend schönen Beschreibungen und Umschreibungen im Gedächtnis geblieben. Ich habe noch nie in einem Buch so viel aufgeschrieben, markiert und unterstrichen, wie bei diesem Buch.
Merit Niemeitz hinterlässt das Gefühl, dass man selbst vor dieser altehrwürdigen englischen Villa steht und Teil dieser dynamischen und besonderen Gruppe ist. Bevor ich in dieser Rezension – oder auch Liebeserklärung – zu den Protagonisten Avery und Eden komme, muss ich einen meiner liebsten Aspekte in diesem Roman nennen: die poetische Sprache. So viele wunderbare Wortkreationen und Beschreibungen, Wortketten voller wunderbarer Worte – ich habe mich in diesen wunderbaren Stil, an die Alliterationen, die Farbessenzen und auch in diese liebevolle Atmosphäre, die dadurch erschaffen wird, verliebt. Und immer wieder die Maulbeerbäume und die dem ganzen beinahe etwas magisches verleihen.
Wunderschön.
Und nun zu Eden und Avery – Eden und Ever – Paradies und Ewigkeit.
Eigentlich sind Second Chance Romances nicht meine bevorzugte Trope, aber in diesem Fall war diese Liebesgeschichte über zweite Chancen etwas unglaublich besonderes.

Man erhält immer wieder Rückblicke auf die Beziehung der Beiden, aber am meisten habe ich mich darüber gefreut, dass man die Geschichte aus der Perspektive von Beiden lesen kann. Das Paradies und die Ewigkeit – man erhält winzige, aber doch wunderschöne Einblicke in die Beziehung der Beiden, diese erste wunderbare Begegnung auf dem Wasserturm, die gegenseitige Beschreibung voneinander (Eden mit einer Hörbuchstimme und seiner Liebe für Literatur) und die Parallele zu einer Geschichte, die Eden direkt zu Beginn schafft – magisch.
Aber gleichzeitig blickt man auf die Scherben dieser Beziehung und leidet sowohl mit Avery als auch mir Eden, lernt ihre dunkelsten Kapitel kennen, lernt, liebt und leidet mit ihnen. Und man liebt auch beide, sowohl Eden als auch Avery.
Eden Kane – mit den mitternachtsschwarzen Augen und den silbriggrauen Augen. Ein literatur- und bücherliebender, gutaussehender Typ, der nachdenklich ist, viel liest, sich Zitate auf das Handgelenk schreibt und immer wunderbare Ratschläge hat, weil er 1000 Leben durch diese Bücher gelebt hat? – Ja, ich bin verliebt. In seine Realitätsfluchten, in seine grauen Gedanken, in seine 1000 Gefühle, trotz der „dünnen Blase aus Panzerglas“. Averys war ebenfalls toll. Die Gerechtigkeitsliebe, die Art wie sie denkt, die Beschreibung von ihr in den Worten ihres Vaters – wunderschön. Ich glaube, dass mir die Entwicklung der Beiden am Besten gefallen hat. Sie gehen wieder aufeinander zu und wachsen und als Leser wächst man mit ihnen. Und diesen Prozess hat Merit Niemeitz so wunderbar beschrieben: Die Panikattacken, die Ängste, die Gespräche und ihre Vorlesestunden – einfach wunderbar.
Beide kämpfen mit unheimlich schwierigen Vergangenheitserfahrungen – aus unterschiedlichsten Gründen – und dadurch hat sich das Buch nur noch mehr in mein Herz geschlichen.
Jetzt zu den besonderen Facetten – ich LIEBE es, dass der Glücksbewahrer als positives Pendant zu der Schattenablage Edens Idee gewesen ist. Zwischen Glücksbewahrern, dem Vorlesen und es Immernachtstraumes habe ich mich einfach verliebt. Mit der Hörbuchstimme. Herzschmerz. Ich meine, dass er ihr vorliest und es ist wirklich einfach wunderschön, aber auch schmerzhaft. Vielleicht fasst Conner es am besten zusammen: War immer ein falsches Bild in meinem Lieblingsfilm euch getrennt zu sehen.
Dieses Buch saugt einen förmlich auf. Anders kann man es nicht beschreiben. Durch diese schmerzhaft schönen Elemente, die vielen Gefühle, die Ängste – ich liebe es. Die Mulberry Mansion ist nicht nur Averys neues zuhause geworden – nein, irgendwie auch meins.
Irgendwie ist diese Rezension doch mehr eine gigantische Liebeserklärung. Eine wunderbare Liebeserklärung, so schief, nicht immer fair und furchtbar verworren wie das Leben. Ein absolutes Jahreshighlight, in das ich mich wirklich verliebt habe. Ich kann es kaum abwarten wieder an die Mulberry Mansion zurückzukehren.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 04.09.2022

Taylor Jenkins Reid hat es wieder geschafft - Carrie Soto - Eine Kriegerin, die wieder das Kampffeld betritt

Carrie Soto is Back
0

Nachdem Evelyn Hugo mich schon zu Beginn des Jahres wirklich gefesselt hat, habe ich mich in die Geschichte rund um Carrie Soto und ihrer Tenniskarriere verliebt.
Jedes Spiel hat seinen Preis. Und Carrie ...

Nachdem Evelyn Hugo mich schon zu Beginn des Jahres wirklich gefesselt hat, habe ich mich in die Geschichte rund um Carrie Soto und ihrer Tenniskarriere verliebt.
Jedes Spiel hat seinen Preis. Und Carrie ist bereit, alles zu riskieren. Wird sie gewinnen?
Diese Frage, die scheinbar einen wesentlichen Kern der Geschichte darstellt, ist doch nur eine der vielen Facetten, die dieses Buch zu einem besonderen Leseerlebnis gemacht haben. Carrie Soto ist eine unglaublich facettenreiche Person und manchmal musste ich mir dabei ins Gedächtnis rufen, dass es sich bei ihr um eine fiktive Person handelt und man ihre Spiele gar nicht anschauen konnte. Ich habe mir nie vorstellen können, dass ein Roman über eine Tennisspielerin mich so fesseln könnte. Ich hätte so gerne die Tennisspiele zwischen ihr und Chan oder Cortez verfolgt und Taylor Jenkins Reid hat die Spiele unglaublich spannend geschildet – man hatte das Gefühl in den Roman einzutauchen und live am Tenniscourt dabei zu sein und zu sehen, wie Carrie Soto Herzblut und Leidenschaft in dieses Spiel steckt.
Das Buch erzählt die Geschichte der 37-jährigen Carolina Soto – kurz Carrie – die nach ihrem Karriereende auf das Spielfeld zurückkehrt, um zu verhindern, dass ihr Tennisrekord von der jüngeren Nicki Chan gebrochen wird. Man verfolgt den Werdegang von Carrie Soto, die nach dem Tod ihrer Mutter von ihrem trauernden Vater Javier – der selbst ein begnadeter Tennisspieler war und Javier el Jaguar genannt wurde – dazu trainiert wird, die beste Tennisspielerin der Welt zu werden. Und dies schafft sie auch, mehrere Grand Slam Titel, Auszeichnungen und Werbeverträge zeichnen den Erfolg von Carrie aus, sie schafft es an die Spitze – bis ihre Knie für ein Karriereende sorgen. Doch gerade danach wird ihr eine Tennisspielerin besonders gefährlich und könnte dafür sorgen, dass sie ihren Rekord verliert und nicht mehr die Beste ist: Nicki Chan.
Carrie Soto war den gesamten Roman über eine unglaublich Komplexe Figur und ich hatte – wie auch schon bei Evelyn Hugo – keine Ahnung, wie ich sie finden sollte. Ihre Sportbegeisterung – oder viel mehr ihre Besessenheit haben gefesselt. Sie lebt für das Spiel und für den Sport. Sie möchte die allerbeste sein, sie möchte an die Spitze und möchte das, was ihr Vater ihr von klein auf eingedrillt hatte, wirklich erreichen. Und dafür wird sie nicht gemocht. Vielmehr regelrecht gehasst. Und gerade diese Vielschichtigkeit hat mich so unglaublich fasziniert. Und diese Leidenschaft, die Tatsache, dass sie für diesen Sport brennt.
Besonders spannend fand ich hierbei das Verhältnis zwischen Javier und Carrie – ein unglaubliches Band – eine sehr berührende Vater-Tochter-Beziehung mit Höhen und Tiefen, die einen unglaublich berührt zurücklassen. Javier ist als Witwer nicht nur Carries Vater – er ist auch ihr Trainer und Coach, aber auch ihr größter Fan. Ein Aspekt, der mir an diesem Roman mitunter am besten gefallen hat. Vor allem, weil die Beziehung der beiden nicht perfekt ist. Aber es sagt etwas aus, dass Javier seine Tochter immer „meine Kriegerin“ oder „meine Achilles“ nennt.
Kriegerin, Königin, Achilles, kaltherzige Carrie, Kampfmaschine, Schlampe – Carrie hat viele Namen und Titel. Vor allem diese letzte Bezeichnung war unglaublich abwertend und die Stelle hat mich echt wütend gemacht. Nicht nur das Spiel ist im Roman relevant, sondern auch die Medien und wie sie auf Carrie und auch auf ihr Leben reagieren. Es geht nicht nur um das Tennisspiel, es geht auch darum, dass Carrie eine Frau ist, dass sie eine Latina ist und dass sie vor den Medien nicht dem angeblich klassischen Bild einer Tennisspielerin entspricht. Es geht um Akzeptanz, es geht um Selbstliebe und das geliebt werden, aber auch darum, wie man seine Prioritäten setzt und welche Prioritäten man setzt.
Carrie ist komplex, das Buch ist komplex und auch die vielen Gefühle von Carrie sind komplex. Man verfolgt das Leben und Schicksal von Carrie und versteht, warum sie so ist, wie sie ist. Die Umstände, unter denen sie aufgewachsen ist, die Erlebnisse während ihrer Spiele und all die Dinge, die Carrie zu der Sportbegeisterten Persönlichkeit gemacht haben, die sie letzten Endes ist … es ist als würde man hautnah mitbekommen, wie sie auf dem Court kämpft.
Dieses Buch als Teil vom Starquartett von Taylor Jenkins Reid war einfach großartig. Alle Bücher des Quartetts – Die Sieben Männer von Evelyn Hugo, Daisy Jones and the Six, Malibu Rising und auch Carrie Soto spielen im selben Universum. Und ich freue mich schon auf die anderen Bücher des Universums. Eine meiner einzigen kleinen Kritikpunkte ist die Tatsache, dass große Teile der Konversation zwischen Javier und Carrie auf Spanisch waren, aber nicht übersetzt wurden. Ich konnte mir zwar Teile herleiten und kann zwar ein paar Brocken, aber das könnte für viele eine Herausforderung sein. Trotzdem haben die spanischen Konversationen auch für schöne Momente gesorgt.
Carrie ist eine der komplexesten Buchfiguren, die ich je gelesen habe und sie hat eine sehr spannende Entwicklung durchgemacht. Auch ihre Beziehung mit Bowe Huntley war sehr spannend und interessant. Gegen Ende konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und kann es wirklich nur weiterempfehlen.
Um meine Meinung zu Carrie mit einem Zitat aus dem Buch zusammenzufassen: Du bist perfekt, sogar in deiner Unvollkommenheit. Eres perfecta, incluso en tu imperfección.
Carrie Soto und ihre Geschichte werden auf jeden Fall noch eine Weile nachhallen. Ein großes Jahreshighlight.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.07.2022

Die perfekte Lektüre, die wieder an Seelenverwandtschaft glauben lässt

Kein Sommer ohne dich
1

Zwei beste Freunde. Zehn gemeinsame Urlaube. Eine letzte Chance für die Liebe.
Eine richtig schöne Sommerlektüre gefällig? „Kein Sommer ohne Dich“ von Emily Henry erzählt die Geschichte von Alexander ...

Zwei beste Freunde. Zehn gemeinsame Urlaube. Eine letzte Chance für die Liebe.
Eine richtig schöne Sommerlektüre gefällig? „Kein Sommer ohne Dich“ von Emily Henry erzählt die Geschichte von Alexander Nielsen und Poppy. Zwei besten Freunde, die für zehn Jahre immer zusammen verreisen, bis ein Vorfall für zwei Jahre Funkstille sorgt. Poppy – die gewillt ist, die Freundschaft zu retten, schlägt einen letzten Urlaub vor – dem er überraschend zustimmt. Ob diese Freundschaft zu retten ist?
Dieses Buch war für mich eine perfekte Sommerlektüre und ein Jahreshighlight. Der Schreibstil von Emily Henry hat mir sehr gut gefallen und man konnte sich gleich zu Beginn in die Geschichte hineinfallen lassen. Das Buch springt zwischen verschiedenen Zeitebenen und bietet immer wieder einen Einblick in die vorherigen Urlaubsreisen von Alex und Poppy und verfolgt die verschiedensten Stationen der beiden. Ihr verkrampftes Kennenlernen, die Stationen ihrer verschiedenen Beziehungen und natürlich ihre verrückten Erlebnisse während ihrer Reisen. Und man verliebt sich in Alex und seine seltsamen Angewohnheiten, man lacht mit Poppy und ihren verrückten Gedankengängen und man verfolgt voller Spannung die Entwicklung der Beiden und leidet bei einigen Entscheidungen wirklich mit. Die ganze Zeit über stellt sich die Frage, was denn zwischen den beiden eigentlich passiert ist, um diese „perfekte“ Freundschaft zu zerstören und eine zweijährige Funkstille auszulösen. Die Freundschaft von Poppy und Alex empfinde ich als super wertvoll, weil sie so unterschiedlich sind und weil sie sich so herrlich ergänzen und beide wirklich ihre Besonderheiten haben. Poppy und Alex sind so herrlich humorvoll, liebenswert, echt und besitzen eine authentische Vergangenheit, dass sie gerade durch ihre Gespräche eine tolle Atmosphäre erzeugen und einen toll unterhalten. Ich liebe es, dass Alex zwar super trainiert und gut aussehend ist, dann aber zu den Typen gehört, die sich in der Bar ein Buch lesen und eine super enge Beziehung zu ihrer Katze (Flannery O’Connor) haben. Alex Nielsen hat es auf die A-Book Boyfriend Liste geschafft und ich liebe ihn für seine besondere Art und für die liebevolle Bindung zu seiner Familie.
Das Buch springt hierbei zwischen diesem Sommer und den Sommern zuvor. Diese Sprünge zwischen „diesem Sommer“ und den „Vor zehn (neun, acht etc.) Sommern“ fand ich super interessant, weil man die Freundschaft zwischen den beiden vom ersten Tag an verfolgt. Und diese Begegnung hat mich so sehr an die Begegnung mit einer Freundin von mir erinnert, dass ich die beiden danach nur noch mehr ins Herz schließen konnte. Die Charaktere, die Atmosphäre und auch der tolle Schreibstil von Emily Henry sorgen für ein tolles romantisches Sommerbuch mit Drama, Spannung und einer ordentlichen Portion Liebe. Ein Buch, dass ich jedem weiter empfehlen kann. Ein Feel-Good-Roman, der einen wieder an Seelenverwandtschaft glauben lässt und vielleicht auch zeigt, dass Kommunikation der Schlüssel zum Glück sein kann. Wer auf eine gute Friends-to-Lovers Geschichte steht, die doch anders ist als die klassischen Geschichten, der wird Poppy und Alex ins Herz schließen. Gerade weil sie nicht perfekt sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.04.2022

Ein Buch über Selbstliebe und Bodyshaming

The Sky in your Eyes
1

And if I asked you:⠀
What do you love?⠀
How long would it take⠀
to name yourself?

Diese Frage, die Kira Mohn als Signierspruch für „The Sky in your Eyes“ gewählt hat, zeigt den Kern der Geschichte auf. ...

And if I asked you:⠀
What do you love?⠀
How long would it take⠀
to name yourself?

Diese Frage, die Kira Mohn als Signierspruch für „The Sky in your Eyes“ gewählt hat, zeigt den Kern der Geschichte auf. Ja, es ist eine Liebesgeschichte, aber nicht nur eine Liebesgeschichte zwischen zwei Liebenden, sondern auch eine Geschichte über Selbstliebe. Über die Frage danach, wie man damit umgeht, wenn man sich selbst, aufgrund von verschiedensten Umständen nicht selbst lieben kann. Und nicht glaubt, dass andere einen lieben können. Doch bevor ich auf Elín und Jón eingehe, erst einmal etwas zum atemberaubenden Setting Islands. Island war schon immer ein Teil meiner Top 5 Reiseziele und Kira Mohn versteht es, Menschen an die schönsten Orte der Welt zu entführen. Es fängt an mit dem Reynisdrangar und der mythischen Sage über Trolle, ehe man das Gefühl hat in die frostigen Landschaften einzutauchen. Nordlichter, Strände und Gletscher inklusive. Ich habe schon die Naturbeschreibungen der Kanada-Reihe geliebt, aber Island hat sich durch diese Schilderungen noch einmal nach oben katapultiert. Doch trotz all dieser schönen Elemente des Romans ist die Thematik ernst. So wie es schon im Klappentext angedeutet wird: Es ist ein zarter Liebesroman, aber rund um die Themen Bodyshaming und Selbstfindung. Und alle die schon einmal die Erfahrung damit gemacht haben, wissen, dass dieses Thema sehr schmerzhaft sein kann, tiefe Spuren hinterlassen und aufwühlen kann. Und so geht es auch Elín, die diese Erfahrungen schon sehr jung mitmacht und von ihrer Mutter gesagt bekommt, dass sie mitlachen soll. Ich musste einige Male hart schlucken als ich diesen Roman gelesen habe. Die Sprüche, diese Selbstzweifel waren so nachvollziehbar und ich konnte mich unglaublich gut in Elín hineinversetzen. Elín hat eine wirklich schlimme, toxische Beziehung mitgemacht und trifft bei einem veganen Kochkurs auf Jón, der sich in mein Herz gezaubert hat. Schnell und unaufhaltsam. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden, voller zarter Annäherungen, Selbstzweifel und Ängste war wirklich schön beschrieben und hier kommen wir auch schon zu einem Punkt, der mir bei vielen Rezensionen und Meinungen aufgefallen ist. Viele konnten die Gedanken von Elín und ihre Selbstzweifel nicht nachvollziehen und auch ihr Denken um ihren Exfreund Daníel nicht und am Anfang habe ich Elín in einigen Momenten auch nicht verstanden, aber dann wird eine Szene in dieser Beziehung geschildert, die mich all das vergessen lassen hat. Weil jeder anders mit so einer Erfahrung in einer Beziehung umgeht und man nur einen kleinen, aber heftigen Einblick in die Beziehung der beiden bekommt. Ich mochte beide, Elín und Jón, und die zarten Knospen ihrer Beziehung. Etwas was ich oft gelesen habe, war dass das Thema Bodyshaming und die Selbstzweifel sich durch Jón auflösen, dass die Beziehung dazu führt, dass aber das Gefühl habe ich nicht. Die Beziehung zwischen den Beiden ist ein erster Schritt. Aber im Buch wird klar, dass Elín weitere Hilfe in Anspruch nimmt. Dass die Beziehung zu Jón ein erster Schritt ist. Weiter hat mir gefallen, dass das Buch Bodyshaming aus verschiedensten Perspektiven betrachtet und dass auch vermeintlich gut gemeinte Aussagen verletzend sein können. Dass Elín an den verschiedensten Orten damit konfrontiert ist und all die Erfahrungen tiefe Narben hinterlassen haben. Eine absolute Empfehlung, auch wenn das Buch hart ist und viele Sprüche und Gedanken den Atem anhalten lassen – ist das Buch ein wichtiger Beitrag zum Thema Bodyshaming.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.02.2022

Ein Gefühlspotpourri und ein Tanz zwischen 1000 Emotionen

Like water in your hands
1

Aber deine Stimme zu hören, das macht schon seltsame Dinge mit mir...

Worte können nicht beschreiben, was ich bei diesem Buch alles empfunden habe. Das ist vermutlich vielmehr eine Liebeserklärung als ...

Aber deine Stimme zu hören, das macht schon seltsame Dinge mit mir...

Worte können nicht beschreiben, was ich bei diesem Buch alles empfunden habe. Das ist vermutlich vielmehr eine Liebeserklärung als eine Rezension. Tausende aufkochende Emotionen, die sich zu einem gigantischen Potpourri an Gefühlen verdichtet haben. Ich habe nicht gewusst, dass ich dieses Buch gebraucht habe, aber nach dem Lesen bin ich mir sicher, dass dieses Buch immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben wird. Arwa und Tariq, die Sadeems und all die vielen Gefühle in diesem Buch waren einfach wunderschön. Die Geschichte von Traumakindern von Traumakindern, wie Bao beschreibt, ist so unglaublich vielfältig, eine Mischung aus Gefühlen, Ängsten, Sorgen und Druck. Immer wieder Druck, immer wieder Ängste. Und Arwa, Arwa war als Figur so anders als ich sie bisher gelesen habe. Man lernt sie und Tariq direkt zu Beginn der Geschichte kennen und taucht in eine Geschichte voller Gefühle ein, die von Rauschen und Piepsen begleitet werden, erlebt den ersten Zusammenbruch von Arwa direkt zu Beginn und schließt sie einfach ins Herz. Es ist wie eine Reise, eine Suche nach Identität, Liebe, Herkunft und auch die Frage danach, was wir eigentlich sind. Wer ist man ohne Familie? Wer ist man ohne die vielen Menschen, die einen doch irgendwie geprägt und geformt haben? Wer ist Arwa? Wer ist Tariq? Fragen über Fragen, die die Beziehung der Beiden pflastern und ein kleines eigenes Universum erschaffen.
Die Geschichte der beiden, die Hochzeit, auf der sie sich in einem Hinterhof begegnen und die vielen wunderschönen Gespräche zwischen den beiden haben dieses Buch zu etwas unglaublich Besonderem gemacht. Ein Kaleidoskop an Gefühlen, Erinnerungen und Fragen. Arwa, die mit den Depressionen ihrer Mutter kämpft, mit der Frage, wie ihr Leben weiter geht und Tariq, Tariq mit dem Druck Erstgeborener pakistanischer Einwanderer zu sein, Tariq, der nicht weiß, wer er ist, oder ob er einmal an sich denkt. Und mit ihnen zusammen die Sadeems, Tariqs Familie: Maya, Noah, Ibrahim, Uzair und auch ihre Eltern. Hama, Asma und all die anderen Figuren, die diesem Buch Leben einhauchen. Alle so perfekt unperfekt, dass man sie ins Herz schließt. Mein absoluter Liebling ist Noah und ich hoffe auch ganz arg darauf, mehr über ihn zu lesen. Eine besondere Stärke dieses Buches ist, dass so viele Themen behandelt werden, ohne dass ein Thema zu kurz kommt. Arwas Hochsensibilität, die Zerrissenheit zwischen zwei Kulturen und der damit verbundene Familienzusammenhalt und auch der Erfolgsdruck. Ich fand die Authentizität, die Darstellung der Selbstzweifel und auch diese kleinen Insider der Sadeems und von Arwa und Tariq, die Frage nach dem „Wie geht es dir“ und die Sache mit dem Rosenwasser… es gibt so viele Facetten des Buches, die ich liebe. Und das Buch hat auch noch einen ganz anderen Grund, weshalb ich es liebe. Die Geschichte zweier Liebender mit einem Migrationshintergrund, das Eintauchen in die Kultur und auch Arwas Kunst machen dieses Buch besonders. Die Bollywood-Komponente, Sailor Moon, Ghibli und alles zusammen war einfach perfekt. Ich habe auch mein persönliches Nimooda und es hat mich einfach viele Dinge an Arwa noch mehr lieben lassen. Letzten Endes war dieses Buch wie Arwas Kunst, dass Bild mit der Leiter. Ein Buch, das ich so bisher noch nicht gelesen habe und ich noch einige Male lesen werde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere