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Veröffentlicht am 25.09.2022

Digital im Kopf

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Hast du dich schon einmal gefragt wer eigentlich die ganzen Beiträge im Internet überprüft und gegebenenfalls löscht? Nein? Ich bisher auch nicht. Man regt sich auf, warum etwas noch so oder so auf Facebook, ...

Hast du dich schon einmal gefragt wer eigentlich die ganzen Beiträge im Internet überprüft und gegebenenfalls löscht? Nein? Ich bisher auch nicht. Man regt sich auf, warum etwas noch so oder so auf Facebook, Instagram und Co stehen darf. Man versteht nicht warum anderes gelöscht wird. Aber wer diese Entscheidung treffen muss, dass bleibt verborgen. Hanna Bervoets bringt genau jene ans Licht. Kayleigh arbeitet für eine Firma, die das Internet nach unangemessenen Posts durchforstet. Täglich muss sie sich hunderte von Beiträgen und Videos ansehen. Darunter stark verstörende Szenen von Tierquälerei, Kindesmisshandlung, Gewalt, Sex und Terror. Nach und nach dringt die digitale Horrorwelt auch in ihr Leben ein und verändert sie.
Der Roman ist mit seinen knapp 100 Seiten wirklich kurzgehalten. Erzählt wird er in Briefform, was stilistisch grandios ist und für die Kürze auch machbar. Ich denke jedoch, dass ein bisschen mehr drum herum dem Roman gutgetan hätte. So blieb für mich doch einiges eher vage. Sehr gut fand ich jedoch das Thema des Romans. Das dort, wie in einem Callcenter, Menschen wie du und ich sitzen, die mit allem Abartigen des Netztes tagein tagaus konfrontiert werden, damit sie am Ende des Monats ihre Miete bezahlen können, darüber hatte ich tatsächlich bisher noch nie nachgedacht. Ich empfinde es im Angesicht der so hoch gelobten Digitalisierung als unwürdig und ungehörig.

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Schweigsames Dorf

Kalter Grund
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„Kalter Grund -Pia Korittkis erster Fall“ von Eva Almstädt
Auf einem abgelegenen, holsteinischen Bauernhof werden drei Leichen gefunden, der erwachsene Sohn Malte und seine Eltern. Die neue Kommissarin ...

„Kalter Grund -Pia Korittkis erster Fall“ von Eva Almstädt
Auf einem abgelegenen, holsteinischen Bauernhof werden drei Leichen gefunden, der erwachsene Sohn Malte und seine Eltern. Die neue Kommissarin Pia Korittki soll sich beweisen und bekommt diesen Fall zugeteilt. Vom Team der Lübecker Mordkommission wird sie misstrauisch beäugt. Die männlichen Kollegen machen es ihr nicht leicht. Auch die Ermittlungen in dem kleinen Dorf gestalten sich schwierig. Dunkle Geheimnisse und schreckliche Schicksale werden vor ihr verborgen und die Ermordeten waren nicht gerade beliebt. Doch dann verschwindet ein 16-jähriges Mädchen und die Zeit drängt. Pia gerät mehr und mehr unter Druck.
Ich bin schon länger um diese Reihe herumgeschlichen und haben nun doch endlich, in einer lieben Leserunde, damit begonnen. Sofort begeistert hat mich die Stimmung des Krimis. Erinnert sie doch an skandinavisch, melancholisch, düstere Thriller. Die Kälte, die aus den Seiten des Buches kroch, konnte ich deutlich spüren. Also eindeutig ein Buch für heißen Tee und Kuscheldecke. Überrascht hat mich die Protagonistin Pia. Ihr Charakter ist wirklich speziell. Unvorhersehbar mit Ecken und Kanten und doch nicht zerstört und verzweifelt wie so manch Tatort-Kommissar. Ein Charakter, bei dem man wirklich Lust hat zu schauen, wie er sich entwickelt. Deshalb war dies mit Sicherheit nicht mein letztes Buch dieser Reihe.

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Veröffentlicht am 27.07.2022

Die im Schatten sieht man nicht

Die Arena
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In der römischen Antike war die Arena der Kampfplatz. Hier wurden sportliche Wettkämpfe ausgetragen, aber oft ging es auch schlicht um Leben und Tod. Belleville, ein Stadtteil von Paris als Kampfplatz ...

In der römischen Antike war die Arena der Kampfplatz. Hier wurden sportliche Wettkämpfe ausgetragen, aber oft ging es auch schlicht um Leben und Tod. Belleville, ein Stadtteil von Paris als Kampfplatz zu bezeichnen, klingt erst einmal gewagt, gilt doch Paris als romantisch und verspielt. Doch bei näherer Betrachtung ist Paris ein Molloch wie jede andere Großstadt auch. Négar Djavadi erzählt die Geschichte jener Menschen, die im Schatten stehen. Wir tauchen ein in ein düsteres Straßenbild, bleiben bei dem ein und anderen Protagonisten stehen und lassen uns von seinem Leben erzählen. Benjamin bietet uns Beständigkeit. Er hat es hinausgeschafft aus Belleville. Er ist erfolgreicher Geschäftsführer einer Streaming Plattform. Äußerlich ein Lebemann, innerlich zutiefst verunsichert, wird er Zeuge der sich zuspitzenden Kampfhandlungen. Bei den teils langen Beschreibungen der Szenerie hatte man das Gefühl, wie durch eine Kameralinse auf das Geschehen zu gucken. Und man betrachtete das Leben der Menschen in Belleville wie in einer Serie. Unnahbar hinter Glas kommen sie einem vor. Mir hat gefallen, wie schonungslos in diesem Roman das Leben in der Großstadt geschildert wird. Wie die Romantisierung des Großstadtlebens ad absurdum geführt wird. Ein Satz ist mir besonders im Gedächtnis geblieben, da ich ihn als sehr war empfunden habe. Benjamin ist im dichten Gedränge in der Metro und beschreibt sein Gefühl als „Einsamkeit“ inmitten von Menschen. Und so ist es: In einer Großstadt geht jeder seiner Wege, kreuzt die Wege anderer, nimmt teil, vergisst, verdrängt, stumpft ab. Je stärker, je mehr man aus Not dort leben muss und keine freie Wahl und Perspektive hat. Und es ist eine merkwürdige Welt, in der Menschen mit Geld es chic und trendy finden in solchen Stadtteilen zu leben. Négar Djavadi hat gut beobachtet und den Nagel auf den Kopf getroffen.

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Veröffentlicht am 22.06.2022

Tragisch schön

The Moment I Lost You - Lost-Moments-Reihe, Band 1 (Intensive New-Adult-Romance, die unter die Haut geht)
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Ein schreckliches Erlebnis verändert Mias Leben. Vor vier Jahren ist ihr bester Freund auf einer Party ums Leben gekommen. Während des Sterbens hat sie im in die Augen gesehen und nicht begreifen können ...

Ein schreckliches Erlebnis verändert Mias Leben. Vor vier Jahren ist ihr bester Freund auf einer Party ums Leben gekommen. Während des Sterbens hat sie im in die Augen gesehen und nicht begreifen können was unvorstellbares geschieht. Seid dem ist sie traumatisiert. Vier Jahre lang hat die junge Frau versucht wieder ins Leben zurückzufinden. Sie fühlt sich endlich wieder halbwegs stabil und hat sich mit dem Schmerz abgefunden, als sie völlig unerwartet Nathan begegnet. Der Mann der verantwortlich ist für den Tod ihres besten Freundes. Doch alles ist nicht so schwarz-weiß wie es Mia gerne hätte und so gerät sie in ein völliges Gefühlschaos, dass ihr Leben ganz schön durcheinanderwirbelt. Rebekka Weiler hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Man lässt sich bei der Lektüre gerne in ihre Worte fallen. Es ist ein klassischer „New adult Roman“, der trotz seines schwermütigen Themas auch ein Wohlgefühl verursacht. Mit einigen Erklärungen konnte ich mich nicht ganz anfreunden, da sie mir nicht tief genug durchdacht waren. Die Vorstellungen über das Justizsystem kamen mir doch etwas naiv vor und empfand ich als unrealistisch. Alles in allem habe ich den Roman aber dennoch sehr gerne gelesen. Für junge Leser bestimmt genau das richtige für laue Sommerabende.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Liebes-Leak

Paris und die Mörder der Liebe
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„Paris und die Mörder der Liebe“ von Frédéric Breton
Paris ist die Stadt der Liebe, heißt es. Doch kaum zu glauben, auch hier gibt es Mord und Todschlag. Und so findet eine feucht-fröhlichen Partynacht ...

„Paris und die Mörder der Liebe“ von Frédéric Breton
Paris ist die Stadt der Liebe, heißt es. Doch kaum zu glauben, auch hier gibt es Mord und Todschlag. Und so findet eine feucht-fröhlichen Partynacht auf der Seine ein jähes Ende. Die Mitarbeiterin eines Social-Media Konzerns wird durch eine Giftcocktail aus ihrem hippen Leben katapultiert. Die Dating-App ihrer Firma wurde geleakt. Sämtliche Nutzerprofile und Chatverläufe der Pariser Bevölkerung werden offengelegt und fördern zu Tage was doch unentdeckt bleiben sollte. Für Kommissar Lafargue, wird nach und nach aus einem tragischen Mordfall sein persönlicher Alptraum. Charaktere und Perspektivwechsel sind in diesem Kriminalroman wirklich gut gelungen. Auch das Setting hat mich sehr angesprochen. Beim Lesen kam bei mir tatsächlich das Paris-Feeling auf. Und irgendwie gehört Paris und die Liebe ja auch zusammen. Damit zu spielen und dieses nicht immer ganz leichte Gefühl in Szene zu setzten ist dem Autor gut gelungen. Auch das Ende der Romantik durch die Versuche seine Liebe auf digitale Art und Weise zu finden ist kein neues aber ein sehr passendes Thema und steht natürlich im Gegensatz zur Vorstellung vom romantischen Paris. Ich würde mich freuen noch weitere Fälle mit Kommissar Lafargue lösen zu können.

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