Die Mormonensekte
Brave Mädchen weinen nichtIm Roman "Brave Mädchen weinen nicht" von Dania Dicken muss die junge Grace den Mormonen Michael heiraten, der doppelt so alt ist wie sie.
Grace würde ein Leben mitten in eine Wüste Utah erwarten, das ...
Im Roman "Brave Mädchen weinen nicht" von Dania Dicken muss die junge Grace den Mormonen Michael heiraten, der doppelt so alt ist wie sie.
Grace würde ein Leben mitten in eine Wüste Utah erwarten, das unter den strengen Regeln der Mormonensekte steht, in denen Frauen nicht sehr viel zu sagen haben.
Dieses Lebens überdrüssig reißt Grace eines Nachts aus und trampt nach Las Vegas, um ihre Freiheit wieder zu bekommen.
Sie lernt dort das turbulente Leben dieser Stadt kennen und wird schließlich von ihrem Freund George schwanger.
Zu dieser Zeit wird Grace von Michael gefunden und gewaltsam mit zurück in die Mormonen Gemeinde genommen. Sie bekommt ein Mädchen, Libby, das sie um jeden Preis beschützen möchte. Libby wächst zu einer jungen Frau heran und soll, im heiratsfähigen Alter, ebenfalls einen deutlich älteren Mann ehelichen. Grace verhilft ihrer Tochter nun zur Flucht aus der Mormonen Sekte. Ab da ist die Geschichte für die treuen Leser der Romanserie bekannt.
Grace ist eine mutige und liebevolle Mutter die für ihr Kind alles tun würde. Wie weit sie dabei sogar geht lesen wir in diesem außerordentlich spannenden und berührenden Psychothriller, der für seine Leser auf mehr als fesselnde Weise die Tiefen einer Mutterliebe auslotet.
Libby wird von ihrer Mutter bestärkt in die Freiheit zu flüchten und dabei den erforderlichen Mut zu beweisen.
Sie ist stark und nimmt fortan kein Blatt mehr vor dem Mund. Damit ist sie eigentlich keine besonders wünschenswerte Frau für einen Mormonen, die ihre Frauen in unzeitgemäßen Regeln zu unterdrücken sucht und gefügig machen möchte. Ein faszinierend schöner Handlungsbogen schließt sich in dieser Story, denn eine junge Frau Namens Sadie nimmt Libby bei sich auf.
In der für Dania Dicken eigenen, erstklassig recherchierten und sprachlich bestens herausgearbeiteten, Weise beschreibt die Autorin das Leben dieser Sekte, die mit ihren sonderbaren Regeln für die Unterwerfung der Sektenmitglieder sorgt.
Es hat mich zu tiefst erstaunt zu erfahren, dass es ausgewählte "Samenbringer" gibt. Nur diesen Männern ist gestattet mit Frauen zu schlafen um deren DNA zu streuen. Als Folge treten über die damit verdeckten Verwandtschaftsgrade gehäuft Erbkrankheiten auf, die oft zu körperlichen Behinderungen der Neugeborenen führen.
Ich fand diesen Teil der Geschichte um Libby und Grace hochinteressant und emotional tief berührend. Die vielen mir bislang völlig unbekannten Informationen zur Mormonen Sekte, die es ja heute noch (leider) gibt, ließen mich fassungslos vor Staunen erschauern.
Kaum erträglich fand ich, dass die Mädchen über die Regeln der in sich vollkommen geschlossenen Sekte einer permanenten Gehirnwäsche unterzogen werden, die dazu dient die für uns ungeheuerlichen Regeln des Zusammenlebens als ganz normal zu empfinden. Damit sehen sich Mädchen und junge Frauen als Gebärmaschinen, die den Samenbringern zu Diensten sein müssen.
Einen herzlichen Dank an die Autorin für die solide Recherche und die berührende Geschichte.