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Veröffentlicht am 28.04.2019

Wanderer

Only Revolutions. Roman.
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In Raum und Zeit wandern Hailey und Sam. Süße sechzehn, ein wenig verrucht. Mit ihren Fahrzeugen rauschen sie an der Geschichte vorbei, die aber immer gegenwärtig ist. Möglicherweise nur, um in der Unendlichkeit ...

In Raum und Zeit wandern Hailey und Sam. Süße sechzehn, ein wenig verrucht. Mit ihren Fahrzeugen rauschen sie an der Geschichte vorbei, die aber immer gegenwärtig ist. Möglicherweise nur, um in der Unendlichkeit zu verschwinden.

Viel lässt sich über den Inhalt dieser furiosen Reisebeschreibung kaum sagen. Wer den Autor von seinem Roman „House of Leaves“ kennt, weiß, dass da einiges auf ihn zukommen kann. Und so ist es auch. Was allerdings bei dem Haus hervorragend funktioniert, nämlich, dass man in eine schauerliche Geschichte hineingezogen wird, gerät hier zu einer Holperfahrt. Die Idee besticht zunächst einmal. Ein Buch, bei dem man von vorne oder von hinten anfangen kann zu lesen. (Wer hätte nicht schon mal hinten nachgeschaut, ob alle Lieben noch am Leben sind?). Dazu die geschichtlichen Notizen, bei denen man bald beginnt, zu überlegen, ob man einen Bezug zu den Ereignissen herstellen kann. Erstaunlich, wie unterschiedlich Erinnerungen abgespeichert werden und wie unterschiedlich das ist, was hängen bleibt, oder was der Autor als notierenswert erachtet. Und dann diese beiden Menschen, die auf unterschiedlichen Zeitstrahlen durch die Geschichte reisen, sich aber doch immer nahe sind. Ja, die Idee ist klasse. Doch die wahrscheinlich mit Absicht gewählte Sprache geht in ihrer Flapsigkeit manchmal zu weit und da sich bei dem Rahmen keine fortlaufende Handlung entwickeln kann, beginnt man irgendwann eben diese zu vermissen. Witzig ist es schon, wenn das Gleiche von unterschiedlichen Personen geschildert wird und diese die Dinge völlig unterschiedlich sehen, so ist zum Beispiel der jeweils andere etwas schwach. Das wirkt dann doch sehr aus dem Leben gegriffen, allerdings ein Witz, der ein, zwei Mal funktioniert und dann doch schal wird. Auch die Eckdaten der Geschichte, grundsätzlich interessant, da aber doch mehr im amerikanischen Kontext, irgendwann fremd. Man gräbt in den eigenen oder angelesenen Erinnerungen und stellt mit Erstaunen fest, dass wohl am ehesten Sportereignisse unviversell sind. Sogar Kriege haben je nach Herkunft des Schreibers oder Lesers völlig unterschiedliche Eindrücke ihrer Relevanz hinterlassen.

Man kann nicht sagen, wie es hätte besser gehen können, nur, dass es für einen selbst nicht das Richtige war.

Veröffentlicht am 07.06.2018

Die Neuen

Das Paar aus Haus Nr. 9
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Die neuen Nachbarn von nebenan wirken sehr interessant. Sie sind künstlerisch tätig, wild und einfach cool. Sogar ihre drei Kinder scheinen bestens drauf zu sein. Für Sara und Neil bilden die Neuen ein ...

Die neuen Nachbarn von nebenan wirken sehr interessant. Sie sind künstlerisch tätig, wild und einfach cool. Sogar ihre drei Kinder scheinen bestens drauf zu sein. Für Sara und Neil bilden die Neuen ein Vorbild, mit denen man seinen Bekanntenkreis schmücken kann. Schnell kommen die Ehepaare in Kontakt und Sara beginnt ihr eigenes Leben zu hinterfragen. Ist ihre etwas langweilige Bürotätigkeit das Richtige für sie? Vielleicht sollte sie sich eher ihrem Roman widmen. Passen ihre Kinder noch auf die staatliche Schule oder sollte sie sie mit der Nachbarin gemeinsam von zu hause aus unterrichten. Und kann ihr Neil noch mit dem neuen Nachbarn mithalten?

Im Klappentext dieses Romans wird erwähnt, dass Veränderungen einen Preis haben können. Interessiert fragt man sich, was dieser Preis sein könnte. Möglicherweise haben die Neuen dunkle Geheimnisse oder haben sie einen Plan? Könnte sich daraus eine Spannung entwickeln wie bei einem Thriller? Von dieser Erwartung ausgehend, könnte die Lektüre dieses Romans etwas enttäuschen. Die Handlung plätschert beschreibend dahin, so wirklich gravierendes geschieht nicht. Eher scheint es so als ließen sich Sara und Neil willig ausnutzen, berauscht von dem Künstlerschein, der auch nicht so berühmt ist. Die Neuen erwecken den Eindruck als seien sie ziemlich oberflächlich und handelten häufig eigennützig. Sie bringen nicht viel mehr als hohles Gerede hervor und verstehen es, andere zu blenden. Sara und Neil fallen allem Anschein nach nur zu gerne darauf hinein.

Wenn man sich mit Büchern schwertut, die keinen wirklichen Sympathieträger haben, ist dieses Buch möglicherweise nicht die günstigste Wahl. Die Großkotzigkeit und das Selbstverständnis, mit dem die Neuen sich über die Bedürfnisse anderer hinwegsetzen ist manchmal etwas nervig. Und an den Alteingesessenen ist unverständlich, wieso sie so danach gieren, in den Dunstkreis der Neuen zu kommen. Sind sie sich selbst gar nichts wert? Ihr Sohn durchschaut die Neuen schneller als sie. Und nach und nach wird einem die Lektüre, die eigentlich recht angenehm beginnt immer schwerer. Zwar möchte man nicht in der Umgebung der Neuen leben, aber die Dummheit der Alten kann man auch nicht so sehr sympathisch sehen.

Veröffentlicht am 01.05.2018

Eiskalt

Und es schmilzt
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Lange Jahre war Eva nicht in ihrem Heimatort, doch eine Einladung zweier alter Freunde bringt sie dazu, sich auf den Weg zu machen, bringt die Erinnerung zurück. Der Sommer 2002 als Eva dreizehn war, ein ...

Lange Jahre war Eva nicht in ihrem Heimatort, doch eine Einladung zweier alter Freunde bringt sie dazu, sich auf den Weg zu machen, bringt die Erinnerung zurück. Der Sommer 2002 als Eva dreizehn war, ein Sommer der Freundschaft, ein Sommer der Schwester, der Sommer, in dem Jan starb. Es war der Sommer, in dem vieles anders war als es den Anschein hatte. Mit ihren Freunden Laurens und Pim ist Eva gerne unterwegs. Sie flieht ihr Elternhaus, ihre liebenswerte Schwester mit ihren vielen Ticks, ihre Eltern, die in Hassliebe vereint sind, ihren Bruder, der bald alt genug ist, um zu gehen.

Was bringt eine junge Frau dazu, sich einen großen Eisblock in den Kofferraum zu laden und sich damit auf den Weg in ihr Heimatdorf zu machen? Liest man dies in der Beschreibung zu diesem Roman, kann man neugierig werden und sich mit Eva auf die Fahrt begeben. Je länger man jedoch auf dem Weg ist, desto mehr lässt die Neugier nach. Begreifen setzt ein, über das, was vor so langer Zeit geschah und das, was geschehen wird. Und je mehr man versteht, desto weniger möchte man weiterlesen oder hören. Der Roman ist teilweise wirklich schwer zu ertragen. Vermutet man zunächst eine Sommergeschichte, ein Miterleben des Erwachsenwerdens junger Menschen, eines Aufbruchs in eine neue Welt, so muss man bald feststellen, dass Evas Geschichte nichts für schwache Nerven ist. Zwar erzählt sie durch Anna Thalbachs Stimme mit Leichtigkeit, doch erzählt sie nicht von einem schönen Sommer der Wärme, der Freunde. Nein, die Erzählung ist eher hart und schonungslos. Die Grausamkeit dummer Kinder zerstört die feinen Gefühle. Kaum zu ertragen sind die Erlebnisse dieses Sommers, schwer zu verstehen, welchen Gedanken Eva auf dem Weg zu der Feier nachhängt.

Bei diesem Debütroman handelt es sich nicht um leichte Kost. Nicht alles wird erklärt, die Story ist ziemlich hart, mit seinen Gedanken wird der Leser allein zurück gelassen.

Veröffentlicht am 08.11.2017

Wammetsberger

Die schwarze Jagd
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Der Schorsch Wammetsberger war mit seinen Spezis wieder einmal nächtens mit dem Gewehr schauen, ob das Wild durch die Wälder wandert. Dumm nur, dass sie dabei in eine Art Hinterhalt geraten. Eine Schlucht, ...

Der Schorsch Wammetsberger war mit seinen Spezis wieder einmal nächtens mit dem Gewehr schauen, ob das Wild durch die Wälder wandert. Dumm nur, dass sie dabei in eine Art Hinterhalt geraten. Eine Schlucht, sozusagen, an deren Ende einer tot ist. Zum Glück keiner der Freunde, aber doch ein Opfer. Das ist etwas schlecht für Schorsch, der in seinem wirklichen Leben als Polizist arbeitet und deshalb nur ungern gegen sich selbst ermitteln möchte. Aber Unsicherheit besteht schon, wessen Kugel da wen getroffen hat. Da beseitigt man am besten gleich noch ein paar verdächtige Kleidungsstücke.

Durch die bayerische Bergwelt stapften Mörder und Opfer. Und die Ermittler wirken in diesem dritten Band um den guten Wammetsberger wie knorrige Urbayern zwischem knorrigem Geäst urbayrischer Bäume. Mit einigem Witz frisst sich Wammetsberger durch die liebevoll derben Köstlichkeiten, die dem gewichtsmäßig aus den Fugen geratenen Dorfpolizisten von seiner Angetrauten kredenzt werden. Vor lauter Appetit kommt da manchmal das Gehirn zum Stillstand und ins Ermitteln greifen die Kollegen ein, die Wammetsberger am liebsten draußen hätte, schließlich gilt es die eigene Rolle im Verborgenen zu halten.

Dem Autoren Hans-Peter Dinesh Bauer liegt das Bayrische im Blut wie er selbst sagt. Und das merkt man seiner Art zu schreiben auch an. Förmlich schwelgt er in Beschreibungen von Landschaft, Leuten und Fressalien. Für den passionierten Krimileser kommen dabei die Fallzusammenhänge und das langsame sich Herantasten an die Lösung etwas kurz. Nach einigen Schmunzlern werden gerade auch für nicht Fleischesser die ausufernden Ergüsse über die kulinarischen Freuden eher anstrengenden und man verliert mitunter auch noch den letzten dünn gesponnenen Krimifaden. Was die Nachforschungen angeht, scheinen die Frauen wie die Stöcki und die Pröll einfach gewitzter zu sein. Leider sind deren Parts ein wenig kurz geraten, obwohl sie als Sympathieträger einen ausgiebigeren Einsatz verdient hätten.

Ein Bayern-Roman, der sich Lesern mit Ortskenntnis und Kenntnis des Menschenschlages wahrscheinlich wesentlich besser erschließt.

Veröffentlicht am 30.06.2017

Master and Servant

The Rough - Fesselnde Harmonie
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Gwen Hamilton kommt aus einem reichen Elternhaus und sie möchte als Schauspielerin anerkannt werden, weil sie gut ist und nicht wegen ihres Namens. Um sich selbst zu beweisen, dass sie jede Rolle spielen ...

Gwen Hamilton kommt aus einem reichen Elternhaus und sie möchte als Schauspielerin anerkannt werden, weil sie gut ist und nicht wegen ihres Namens. Um sich selbst zu beweisen, dass sie jede Rolle spielen kann, mogelt sie sich in den Backstagebereich eines Rockkonzerts. Nach dem Konzert wird sie in die Garderobe des Musikers Mal gebracht, der nach schlechten Erfahrungen jedes Mädchen nur noch einmal trifft. Für beide ist es beinahe wie die Nacht ihres Lebens, aber unter den gegebenen Umständen kann es kein Wiedersehen geben, eigentlich. Im wirklichen Leben jedoch soll Mal sein Image verändern und dazu gehört eine Freundin. Gwens Schwester, die mit einem anderen Bandmitglied zusammen ist, denkt natürlich sofort an Gwen.

Und so treffen sich Mal und Gwen doch wieder und erfinden immer neue Ausreden, um sich nicht an ihre selbst gesetzten Regeln halten zu müssen. Sie erfinden Rollenspiele und Verkleidungen. Es gibt heimliche Treffen und offizielle. Und sie können nicht anders als sich näher zu kommen und ihre Wünsche und Geheimnisse auszuloten. Bestens scheinen sie sich zu ergänzen, würde Mal nicht wieder und wieder befürchten, er könne es zu weit treiben und Gwen Schaden zufügen. Schließlich kommt es tatsächlich zu einem Unfall und Mal beendet die Beziehung.

Nicht zum erstem Mal hat sich die Leserin gedacht, sie möchte mal einen Roman aus einem Genre lesen, mit dem sie sich noch nicht so häufig beschäftigt hat. In der Meinung, sie sei von Büchern, die inzwischen verfilmt sind, einiges gewohnt und habe dieses als durchaus unterhaltsame Lektüre empfunden, wagte sie sich nun an einen weiteren Versuch. Feststellen musste sie allerdings, dass sie hier den Protagonisten auf ihrem Weg nicht folgen konnte. Zwar bietet die Autorin eine lesenswerte und berührende Rahmenhandlung, die Schilderungen der SM-Praktiken sind jedoch für Gemüter, die sich mit diesem Genre nicht so häufig befassen, doch etwas zu explizit. Die Leserin erfuhr Menschliches, von dem sie gar nichts wissen wollte. Zwar nicht abgestoßen, aber doch etwas belastet, fragt sie sich, ob sie als Ausflug in ein anderes Genre vielleicht einfach ein Buch für Fortgeschrittene erwischt hat, wo eines für Anfänger einfach angebrachter gewesen wäre.