Bodypositivity und schönstes Venedig - perfekte Kombi!
Hallo ihr Lieben
Hallo ihr Lieben<3
ich bin happy, denn ich habe wieder mal ein Buch gefunden, dass eine Plus-Size-Protagonistin hat. Darüber freue ich mich einfach sehr, weil es bisher noch viel zu wenige solcher Bücher gibt. Ich hoffe, da kommt in nächster Zeit noch was:)
Klappentext:
Ihre Ängste halten ihn auf Distanz. Doch gemeinsam können sie heilen.
Cleo kann ihr Glück kaum fassen: Sie hat ein Praktikum bei der gefeierten Designerin Ornella Russo in Venedig ergattert! Doch der Start verläuft holprig, denn ihre Chefin macht schnell klar, dass die kurvige Studentin in der Modewelt nichts zu suchen hat. Und dann ist da noch Alessandro: das Gesicht von Ornellas neuer Kollektion, ein berühmtes Männermodel – und der Enkel von Cleos Vermieterin. Von Beginn an spüren sie diese Anziehungskraft, die beide verunsichert. Denn während es Cleo aufgrund ihrer Figur schwerfällt, Nähe zuzulassen, hat Alessandro mit seinen eigenen Ängsten zu kämpfen …
Der Schreibstil:
Es ist mein erstes Buch von Marina Neumeier und ich hatte überhaupt keine Probleme mit ihrem Schreibstil. Tatsächlich war er so schön flüssig und locker zu lesen, dass er die Geschichte wunderbar unterstrich und ihr vor allem nicht im Weg stand. Die Seiten flogen nur so, die Charaktere waren fassbar und die Gefühle kamen rüber. Was will man mehr?
Meine Meinung zur Geschichte:
Cleo war mir von der ersten Seite an sympathisch. Obwohl ihre Eltern nicht hinter ihr stehen und es deutlich einfachere Wege für ein Praktikum geben könnte, entscheidet sie sich für eins in Italien. Sie packt einfach ihre Koffer und fährt nach Venedig. Und so ist Cleo auch während der Geschichte: Wenn sie etwas will, dann zieht sie es durch, zeigt Mut und unerschütterliche Energiereserven. Ebenso stark scheint sie auch in Bezug auf ihren Körper zu sein. Sie weiß sich zu kleiden, schämt sich nicht für ihre Kurven und steht über den Kommentaren und Anfeindungen so mancher Menschen. Das machte erstmal einen sehr guten Eindruck auf mich. Und so bestätigt es sich auch. Die Praktikumsstelle hätte niemand außer Cleo angefangen und durchgezogen.
Wohnen tut sie in Margheritas Haus, in dem gleich noch Lukas, ein singender Gondoliere, Sofia, ihre Nichte, und Alessandro, ihr Neffe, wohnen. Das Haus war schonmal mega cool, weil alle wie eine große Familie zusammenwohnen. Das gab richtig schöne Vibes und hat vor allem viel Dynamik zwischen den Figuren geschaffen. Schade fand ich vielleicht, dass man gerade von Luca nicht so viel erfahren hat. Aber wahrscheinlich kommen zu ihm und zu Sofia nochmal eigene Bände (oder sogar nur einer).
Hier trifft Cleo auch zum ersten Mal auf Alessandro. Der ist Model und immer viel unterwegs. Irgendwie war es komisch, von ihm zu lesen, weil so berühmte Models normalerweise nicht das sind, worein ich mich versetzen kann. Alessandro ist aber noch herrlich normal. Nicht abgehoben, eingebildet oder etwas dergleichen. So war gleich klar, dass man dem Pärchen Alessandro + Cleo entgegenfiebert.
Die Geschichte der beiden verläuft dann erst einmal im Sinne einer Slow-Burn-Story. Das fand ich hier allerdings gar nicht schlimm, sondern ganz cool. Cleo liebt die Mode und steckt da ihr ganzes Herzblut rein. So ist es nur sinnvoll und auch schön zu lesen, wie sie für das Praktikum rackert, um sich zu beweisen.
Was ziemlich schnell klar wird, ist, dass beide Protagonisten nicht problemfrei mit ihrem Gewicht umgehen. Cleo scheinen einige Kommentare doch mehr an die Nieren zu gehen, als sie zugeben will und sie versteckt sich immer noch in einiger Hinsicht, Alessandro hingegen legt sehr kritische Verhaltensweisen in Bezug auf Essen an den Tag. Auf Cleo habe ich dabei besonders gelauert, weil ich mich mit dem Thema Bodypositivity vermehrt auseinandersetze und gerade erst ein Buch mit einer solchen Protagonistin gelesen habe. Cleo schätze ich so ein: Sie weiß, dass sie sich nicht auf ihr Gewicht beschränken lassen muss und versucht, Gewicht nicht als ein Problem im Alltag aufkommen zu lassen. Das ist aber nicht immer so leicht. Sie hat immer noch mit Zweifeln zu kämpfen. Leider ganz natürlich in unserer heutigen Gesellschaft. Und so fand ich Cleo letztlich einfach authentisch und echt.
Info: Mehrgewicht wird hier problematisiert, allerdings wird hier so vorgegangen, dass es nicht dauernd von der Protagonistin angesprochen wird. Trotzdem gibt es aber natürlich Situationen, in denen sie sich Diskriminierungen stellen muss und/oder sich mit Zweifeln auseinandersetzen muss. Es gibt aber keine aktive Aufklärung für Fatshaming zum Beispiel. Cleo ist da eher auf sich beschränkt.
Achtung Spoiler! Trigger! Alessandro ist nochmal eine ganz andere Nummer – eine wichtige Nummer. Er hat mit einer Essstörung zu kämpfen, die ebenfalls von der Gesellschaft abhängig ist. Seine Geschichte und Entwicklung fand ich wahnsinnig eindringlich. Mit beiden Themen geht die Autorin super um. Bei ihm schafft sie es sogar, seine Verschleierungen selbst vor dem Leser lange aufrecht zu erhalten. Ich will da jetzt gar nicht so viel zu schreiben, weil das zu viel spoilern würde, aber ich fand, man konnte seine Verzweiflung, seine ausweglos erscheinende Situation und den Druck, unter dem er stand, sehr gut nachvollziehen und auch nachempfinden. Ich habe mit ihm gelitten. Und vor allem eins fand ich gut an seiner Geschichte: Es wird nochmal verdeutlicht, dass nicht nur Frauen solche Probleme haben.
Zusammen ergeben die beiden ein wirklich schönes Paar, denn sie lieben sich bedingungslos. Alessandro mag Cleo’s Kurven und muss es auch nicht dauernd erwähnen, dass sie „dicker ist als andere“. Cleo’s Gewicht ist im schlicht nicht wichtig. Und Cleo tut ihm einfach gut und nimmt auch ihn, wie er ist. Auch, wenn sie ihm etwas Mut zurredet. Sie sind einfach süß zusammen und ich habe es genossen, sie in dieser falschen Welt zusammen zu sehen.
Denn die Welt ist falsch. In der Welt der Mode ist vieles äußerlich. Auch das zeigt die Autorin sehr gut. Einmal durch Cleo’s Eltern und dann durch Cleo’s Praktikum und die Medien. Es ist einfach gut gemacht, wie der gesellschaftliche Druck und die vermeintlichen Konventionen von allen Seiten hier gezeigt wurden.
Durch diese Abwechslung von Modewelt, Essverhalten, Familie im Haus und das Liebespaar wurde es nie langweilig, sondern floss super gut voran. Es blieb durchgehend spannend und niemals übertrieben dramatisch.
Das Ende war sehr schön, weil beide sich entwickelt hatten, sozusagen aus der Welt räumen konnten, was zwischen ihnen stand und – und das finde ich besonders gut – auch die Zukunft machbar zu sein scheint.
Fazit:
Die Geschichte war für mich durchweg rund. Sie war spannend und flüssig zu lesen, die Charaktere waren sympathisch und mit der Thematik wurde sehr gut umgegangen. Die Protagonistin kam gut zur Geltung und die Liebesgeschichte war wirklich süß. Dazu die schöne Kulisse Venedigs.
5 von 5 Sterne von mir.