Das verzauberte Haar
Habt ihr euch schon mal gefragt, was einen Menschen dazu bringt, ein Baby zu entführen? Ein Baby mit magischem Haar? Im Märchen Rapunzel scheint Gothel einfach nur böse zu sein, aber was hat sie dazu gebracht, ...
Habt ihr euch schon mal gefragt, was einen Menschen dazu bringt, ein Baby zu entführen? Ein Baby mit magischem Haar? Im Märchen Rapunzel scheint Gothel einfach nur böse zu sein, aber was hat sie dazu gebracht, so zu handeln? Und inwiefern haben die verdrehten Schwestern ihre Finger im Spiel? All diese Fragen kann nur Gothels Vergangenheit beantworten, um die es in diesem Band der Disney Villains geht.
Gothels Geschichte beginnt weit vor Rapunzels Geburt und ist völlig unbekannt. Das macht den Reiz dieses Bandes auch aus, da man nicht mehr nur neue Perspektiven und andere Sichtweisen auf die jeweiligen Märchen bekommt, sondern eine völlig neue Hintergrundgeschichte, die beinahe auch ohne das bekannte Märchen auskommt.
Gothel wächst mit ihren beiden Schwestern im Wald der Toten auf. Ein Ort, der von ihrer Mutter regiert und der außer ihnen nur von den Toten bewohnt wird. Und obwohl ihre Mutter eine mächtige Hexe ist, verfügen ihre Töchter noch nur über wenig Magie.
Die drei Schwestern könnten unterschiedlicher nicht sein und während Primrose über ein Leben außerhalb des Waldes nachdenkt, dürstet es Gothel nach der Magie ihrer Mutter. Und doch gibt es für die drei nichts wichtigeres, als einander.
Allein das Kennenlernen dieser drei so unterschiedlichen Figuren, die einander über alles lieben, ist faszinierend und man möchte immer mehr über sie und ihre Welt erfahren. Aber natürlich geht diese scheinbar heile Welt früher oder später in Flammen auf und es werden Entscheidungen getroffen, die alles zu zerstören vermögen.
Dinge, die erst unvermeidlich scheinen, muss man nach und nach hinterfragen, da die verdrehten Schwestern nicht ganz so unschuldig zu sein scheinen, wie es auf den ersten Blick wirkt. Und während man mit Gothel leidet, muss man sich fragen, ob die verdrehten Schwestern nicht die Schuld trifft.
Der Teil der Geschichte, in dem Rapunzel vorkommt, ist sehr kurz gehalten und man hat das Gefühl, dass man durch diesen Teil gehetzt wird. Klar, der Fokus liegt auf Gothel und Rapunzel ist nur ein kleiner, fast schon unwichtiger Teil in ihrem Leben, aber dennoch ein entscheidender in Bezug auf ihren Tod. Und es fällt auch schwer, Gothel zu verstehen. Es ist spannend und lustig zugleich, da Rapunzels Geschichte dem Disneyfilm nachempfunden ist und sowohl Flynn als auch Maximus ihren Auftritt haben. Einfach nur urkomisch, wenn die verdrehten Schwestern die Ereignisse kommentieren und man bekommt sofort Lust darauf, den Film zu gucken.
Irgendwann im Laufe ihrer Geschichte verliert man den Bezug zu ihr. Leider wird dies nicht so erklärt, dass man es verstehen kann, da sie eigentlich eine faszinierende Figur ist, deren Entwicklung irgendwann nicht mehr nachvollziehbar ist.
Stimmlich gelingt es der Sprecherin sehr gut, alle sechs jungen Hexen authentisch zum Leben zu erwecken und einzigartig zu gestalten. Es ist eine Freude, ihr dabei zuzuhören.
Aber gerade diese einzigartige Vergangenheit macht Gothel und diesen Teil so wunderbar, dass man sich in ihrer Geschichte verlieren kann. Gleichzeitig bleiben einige Fragen offen, für die sich die Autorin nicht mehr die Zeit genommen hat, diese zu beantworten. Und da sich diese Fragen nicht um die verdrehten Schwestern drehen, wage ich zu bezweifeln, dass sie noch beantwortet werden. Was sehr schade wäre, da einem die Fragen unter den Nägeln brennen.