Solides Debüt das teilweise zu viel wollte
Die BücherjägerinSarah hat in jungen Jahren ihre Eltern verloren und wächst zusammen mit ihrer Schwester Milena bei ihrer Tabte Amalia auf. Amalia ist Restauratorin und Sammlerin, handelt mit Antiquitäten, und auch Sarah ...
Sarah hat in jungen Jahren ihre Eltern verloren und wächst zusammen mit ihrer Schwester Milena bei ihrer Tabte Amalia auf. Amalia ist Restauratorin und Sammlerin, handelt mit Antiquitäten, und auch Sarah steigt und das Geschäft ein. Sie kann mit Menschen nicht viel anfangen, da sie Probleme hat die Gefühle anderer zu interpretieren. Daher lebt sie in ihren Büchern, erfährt die Welt durch das gelesene Wort.
Als Amalia stirbt steht erstmal alles Kopf. Die Firma kurz vor dem Ruin, ein heilloses Durcheinander und dann taucht auch noch Ben, ein Bibliothekar aus London, auf und fragt nach einer alten Karte, der Amalia auf der Spur war.
Anfangs überfordert mit der Situation entscheidet sich Sarah, Ben bei der Suche zu helfen und die beiden hangeln sich an den mauen Informationen lang, die Amalia hinterlassen hat.
-
Ich bin etwas zwiegespalten was das Buch angeht.
Auf der einen Seite ist es toll geschrieben und liest sich in einem Ruck weg. Vor allem die Beschreibungen der alten Villa, vollgestopft mit alten Büchern, Karten und Antiquitäten haben mir wirklich gut gefallen und lassen das Herz von Bücherliebhaber*innen höher schlagen, denn mal ehrlich: Wer will nicht in einem großen Haus mit wahnsinnig vielen Büchern leben?
Auch das Thema Neurodivergenz an Hand von der Protagonistin Sarah fand ich gut dargestellt und konnte ihr Verhalten an vielen Stellen nachvollziehen. Wie dabei Ben mit ihr interagiert und ganz von sich aus richtig handelt und ihr Hilfestellungen gibt, fand ich süß und passend für die Geschichte. Auch Amalias Umgang damit fand ich hervorragend: „𝘌𝘴 𝘪𝘴𝘵 𝘰𝘬𝘢𝘺, 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘞𝘦𝘪𝘭𝘦 𝘪𝘯 𝘉𝘶̈𝘤𝘩𝘦𝘳𝘯 𝘻𝘶 𝘷𝘦𝘳𝘴𝘵𝘦𝘤𝘬𝘦𝘯, 𝘸𝘦𝘯𝘯 𝘥𝘪𝘳 𝘥𝘪𝘦 𝘞𝘦𝘭𝘵 𝘻𝘶 𝘷𝘪𝘦𝘭 𝘸𝘪𝘳𝘥, 𝘮𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘒𝘭𝘦𝘪𝘯𝘦. 𝘋𝘢𝘧𝘶̈𝘳 𝘴𝘪𝘯𝘥 𝘉𝘶̈𝘤𝘩𝘦𝘳 𝘥𝘢.“ (𝘚. 152)
Ebenfalls gut integriert waren die Themen Rassismus und Kolonialismus. Es wurde immer mal wieder eingebaut und hatte durchaus Bezug zur Handlung.
Auf der anderen Seite gab es Dinge, die ich nicht gut umgesetzt fand. Zum einen wäre da die gendergerechte Sprache. Die Autorin verwendet in einem wilden Mischmasch mehrere Formen. Mal das generische Maskulinum/Femininum, mal die Form mit BinnenI, mal Sternchen… Es wird zwar um Nachwort erklärt, warum dies so gemacht wurde (um die Diversität unserer Sprache hervorzuheben), beim Lesen ist es aber einfach nur verwirrend und m.E. auch nicht wirklich inklusiv.
Des Weiteren wurden Themen wie Feminismus und Geschlechtsidendität eingebaut, allerdings nicht wirklich in einem Zusammenhang zur Geschichte, sodass es doch sehr konstruiert wirkte und den Anschein machte, als wolle es unbedingt erwähnt werden. Ich steh wirklich auf solche Themen, finde es wichtig dass darüber gesprochen wird und auch, dass es auf natürliche Weise in Romane einflißt, hier war es mir aber einfach too much und nicht passend.
Auch sind mir verhältnismäßig viele Schreib- und Druckfehler ins Auge gesprungen, was den Lesefluss teilweise behindert hat und hoffentlich in der 2. Auflage behoben wird.
Ich glaub mein größtes Problem mit der Geschichte war aber, dass es sich für mich nicht hat einordnen lassen. Es ist ein bisschen Romanze, ein bisschen Abenteuerroman, ein bisschen Aufklärungsbuch, aber halt alles nur so ein bisschen.
Nichtsdestotrotz war es ein gutes Buch, was sich angenehm lesen lässt. Viele mögen es oder werden es mögen, daher macht euch wie immer gern selbst ein Bild.