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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2022

Die Herausforderung, unverwundbar zu sein

Die Kriegerin
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Lisbeth und Florentine kennen sich seit der Ausbildung bei der Bundeswehr. Beide eint ein Wunsch: Sie wollen unverwundbar sein. Dabei ist Lisbeth durchaus sehr empfindsam: Ihre Haut reagiert auf Gefühle ...

Lisbeth und Florentine kennen sich seit der Ausbildung bei der Bundeswehr. Beide eint ein Wunsch: Sie wollen unverwundbar sein. Dabei ist Lisbeth durchaus sehr empfindsam: Ihre Haut reagiert auf Gefühle und Träume anderer. Distanz ist ihr Schutz. Doch dann passiert etwas, das ihr diese Sicherheit nimmt…

„Die Kriegerin“ ist ein Roman von Helene Bukowski.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen, die wiederum in verschiedene Abschnitte untergliedert sind. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge, allerdings mit mehreren Rückblicken, aus der Sicht von Lisbeth. Der Aufbau ist unkompliziert und funktioniert gut.

Zwar ist der Schreibstil schnörkellos und auf den ersten Blick unauffällig. Dennoch ist er gleichzeitig atmosphärisch, bildstark und intensiv.

Lisbeth und Florentine, die beiden Frauen, stehen im Vordergrund. Zwei Protagonistinnen, die durchaus das Potenzial haben, zu polarisieren, aber zugleich mit psychologischer Tiefe und frei von Klischees ausgestaltet sind.

Inhaltlich ist der Roman harte Kost und dabei sehr gehaltvoll. Es geht um Gewalt und Traumata. Über allem schwebt die Frage, wie man unverletzlich bleibt. Besonders gefallen hat mir, dass die Autorin die Rolle von Frauen beim Militär literarisch verarbeitet. Auch an andere Themen, die zum Teil tabuisiert werden, traut sie sich heran.

Auf knapp 250 Seiten hat mich die Geschichte fast durchgängig gefesselt. Nur ein paar wenige inhaltliche Punkte, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte, haben mich gestört.

Das Cover mit seinen Effekten ist sehr ansprechend geworden und passt wider Erwarten auch thematisch prima. Der prägnante Titel ist ebenfalls eine gute Wahl.

Mein Fazit:
Mit „Die Kriegerin“ ist Helene Bukowski erneut ein eigenwilliger, aber wieder sehr lesenswerter Roman gelungen. Eine besondere Lektüre mit nur wenigen Schwächen.

Veröffentlicht am 27.09.2022

Sichtbarkeit in einer auf Unsichtbarkeit angelegten Welt

Lügen über meine Mutter
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Das Dorf Obach im Hunsrück der 1980er-Jahre: Ländlich und familiär, so erscheinen die persönlichen Verhältnisse der Grundschülerin Ela auf den ersten Blick. Doch hinter den Mauern des elterlichen Hauses ...

Das Dorf Obach im Hunsrück der 1980er-Jahre: Ländlich und familiär, so erscheinen die persönlichen Verhältnisse der Grundschülerin Ela auf den ersten Blick. Doch hinter den Mauern des elterlichen Hauses herrscht Psychoterror. Ihre Mutter ist zu dick. Das behauptet zumindest ihr Vater - und lässt keine Gelegenheit aus, um seine Frau wegen ihres Gewichts zu beleidigen, zu erpressen und auf andere Weise zu beschämen.

„Lügen über meine Mutter“ ist ein Roman von Daniela Dröscher.

Meine Meinung:
In vier Teile ist der Roman aufgebaut, die jeweils ein Jahr umfassen und in verschiedene Kapitel untergliedert sind. Die Haupthandlung spielt in den Jahren 1983 bis 1986. Darüber hinaus gibt es zwischen einzelnen Kapiteln Einschübe aus der Gegenwart, die die erzählten Episoden aus erwachsener Sicht einordnen und analysieren.

Der Schreibstil ist insgesamt unauffällig und unspektakulär. Die dialektalen Einstreuungen und phrasenhaften Formulierungen im Vergangenheitsstrang passen jedoch gut zur Geschichte. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Ela.

Die Charaktere habe ich als vielschichtig und menschlich empfunden. Der Autorin gelingt es sehr gut, Widersprüchlichkeiten und Schwächen herauszuarbeiten, sodass ihre Figuren ambivalent und mit vielen Grautönen daherkommen, obwohl die Sympathien dennoch klar verteilt sind.

Auch inhaltlich ist der Roman durchaus facettenreich. Zwar steht das Bodyshaming beziehungsweise Fatshaming im Vordergrund. Die Geschichte zeigt auf, wie das Gewicht der Mutter ständig im Fokus der Kritik steht und welche psychischen Folgen erzwungene Diäten und verbale Attacken auf Dauer haben. Außerdem hat der Roman einen feministischen Ansatz. Er beleuchtet patriarchale Strukturen und deren Konsequenzen wie finanzielle Abhängigkeiten. Zudem werden weitere Aspekte wie Rassismus, Krankheit und einiges mehr thematisiert, was die Geschichte ein wenig überfrachtet. Nach eigenen Angaben der Autorin ist der Roman autobiografisch motiviert. Deshalb ist es schwierig, die Authentizität zu bewerten und den Wahrheitsgehalt abzuschätzen.

Trotz der mehr als 400 Seiten und mehrerer inhaltlicher Wiederholungen habe ich den Roman lediglich an sehr wenigen Stellen als langatmig empfunden. Nur das zwar überraschende, aber etwas märchenhafte Ende hat mich nicht ganz überzeugt. Auch nach den letzten Kapiteln bleiben ein paar Fragen bewusst offen.

Der Titel ist mehrdeutiger als gedacht und lässt auch nach dem Ende der Lektüre Raum für eigene Interpretationen. Das abstrakte Cover sagt mir dagegen weniger zu, zumal ich die Farbwahl thematisch unpassend finde.

Mein Fazit:
Preisverdächtig ist der für den Deutschen Buchpreis nominierte Roman „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher für mich zwar nicht. Dennoch konnte mich die autobiografisch inspirierte Geschichte gut unterhalten.

Veröffentlicht am 07.09.2022

Wenn die Vergangenheit plötzlich wieder hochkommt

Der finstere Pfad
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Die Nachricht von einem Skelettfund in Kanada holt sie ein: Vor 15 Jahren wollte die damals 20-jährige Laura mit einer Wandergruppe den bekannten West Coast Trail bezwingen. Doch diese Unternehmung wird ...

Die Nachricht von einem Skelettfund in Kanada holt sie ein: Vor 15 Jahren wollte die damals 20-jährige Laura mit einer Wandergruppe den bekannten West Coast Trail bezwingen. Doch diese Unternehmung wird zum Albtraum, als eine der jungen Frauen brutal ermordet wird…

„Der finstere Pfad“ ist ein Psychothriller von Jenny Blackhurst.

Meine Meinung:
Der Aufbau des Thrillers ist weder simpel noch zu kompliziert. Er teilt sich in 74 Kapitel mit einer angenehmen Länge auf. Er endet mit einem Epilog. Zudem gibt zwei Erzählebenen: einen gegenwärtigen Strang, der sich über mehrere Tage erstreckt, sowie einen Handlungsstrang, der im Jahr 1999 spielt. Erzählt wird einerseits aus der Ich-Perspektive und andererseits aus der Sicht von Maisie. Diese Struktur funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist anschaulich und - dank vieler Dialoge - sehr lebhaft. Als gelungene Stilmittel werden Zeitungsberichte sowie Mitschriften eingefügt.

Die Protagonisten sind reizvolle Charaktere, die undurchsichtig bleiben.

Inhaltlich schafft es die Autorin, einige falsche Fährten zu legen. Der Thriller regt zum Miträtseln an. Die Geschichte bietet mehrere Überraschungen und Wendungen.

Zwar ist der Thriller fesselnd und sehr kurzweilig. Dieses Mal hat mich die Auflösung jedoch leider nicht so richtig überzeugt.

Das Cover finde ich nicht nur optisch ansprechend, sondern auch für das Genre passend. Der Titel ist nach meiner Ansicht ebenfalls gut abgestimmt.

Mein Fazit:
„Der finstere Pfad“ ist für mich nicht der beste Psychothriller von Jenny Blackhurst, aber dennoch ein unterhaltsames Stück Spannungsliteratur. Eine Lektüre für fesselnde Lesestunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 19.08.2022

Eine Auszeit in Schottland

Liebe funkelt apfelgrün
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Applemore (Schottland) im Jahr 2019: Nachdem Mila festgestellt hat, dass ihre Gefühle für Theo zu nichts führen werden, flüchtet sie ins Ausland. Ihren Liebeskummer will sie beim House Sitting in Schottland ...

Applemore (Schottland) im Jahr 2019: Nachdem Mila festgestellt hat, dass ihre Gefühle für Theo zu nichts führen werden, flüchtet sie ins Ausland. Ihren Liebeskummer will sie beim House Sitting in Schottland kurieren. Doch die Dorfgemeinschaft von Applemore begegnet ihr mit Skepsis. Ihre Idee, Brote gegen andere Waren und Dienstleistungen zu tauschen, sorgt jedoch für die Wende…

„Liebe funkelt apfelgrün“ ist ein Liebesroman von Pauline Mai.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 56 Kapiteln. Die Geschichte spielt überwiegend in Schottland und zwar im Jahr 2019.

Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Mila. Der Schreibstil ist anschaulich und - dank vieler Dialoge - sehr lebhaft. Die stimmungsvollen Beschreibungen wecken Reiselust.

Mila ist eine durchaus sympathische Protagonistin, die allerdings mit ihrer naiven Art manchmal ein wenig nervig rüberkam. Die beiden männlichen Protagonisten wirken ein bisschen klischee- und schablonenhaft. Überaus gelungen sind jedoch die charmanten Nebenfiguren.

Die Grundidee der Geschichte ist überzeugend umgesetzt. Positiv anzumerken ist, dass die Lovestory nicht zu viel Raum einnimmt. Der Roman beinhaltet darüber hinaus mehrere Botschaften, die ich unterschreiben kann. So wird zum Beispiel der Wert von Freundschaften betont.

Auf fast 500 Seiten hält die Geschichte nicht sehr viele Überraschungen bereit. Allerdings gibt es nur wenige Längen. Somit ist sie fast durchweg unterhaltsam.

Die angehängten Rezepte sind ein schönes Extra. Sie sind alltagstauglich und dürften viele Geschmäcker treffen.

Titel und Cover passen thematisch sehr gut, entsprechen allerdings nicht ganz meinem Geschmack.

Mein Fazit:
„Liebe funkelt apfelgrün“ von Pauline Mai ist eine kurzweilige Lektüre mit ansprechendem Setting. Ein Roman für schöne Lesestunden.

Veröffentlicht am 14.08.2022

Von der Königin verstoßen

Matrix
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Europa im Jahr 1158: Vom royalen Hof von Eleanore von Aquitanien verstoßen, wird Marie von Frankreich, die Halbschwester der Königin, nach England geschickt. Die 17-Jährige soll die neue Priorin eines ...

Europa im Jahr 1158: Vom royalen Hof von Eleanore von Aquitanien verstoßen, wird Marie von Frankreich, die Halbschwester der Königin, nach England geschickt. Die 17-Jährige soll die neue Priorin eines verarmten Klosters werden. Marie ist über diese Entscheidung entsetzt. Aber sie muss sich fügen…

„Matrix“ ist ein Roman von Lauren Groff.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen, wovon zwei wiederum in Kapitel untergliedert sind. Die Geschichte umspannt etliche Jahre. Erzählt wird im Präsens aus der Sicht von Marie.

Die Sprache ist ungekünstelt, manchmal sogar etwas grob, gleichzeitig aber eindringlich und mit poetischer Note. Der Schreibstil sticht definitiv heraus.

Zwar ist die Handlung im Mittelalter angesiedelt. Bei der Geschichte geht es aber nicht um einen typischen historischen Roman. In mehrfacher Hinsicht ist das Buch ungewöhnlich. Das trifft auch auf den Inhalt zu.

Mit Marie steht eine interessante Protagonistin im Vordergrund, die mir zwar ein wenig fremd blieb, aber authentisch wirkt.

Besonders angesprochen haben mich - neben der reizvollen Figur - die feministische Komponente und andere provokante Themen, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte. Leider fehlt eine Einordnung oder ein Nachwort, um den Wahrheitsgehalt und die historischen Fakten ohne eigene Recherche von der Dichtung trennen zu können.

Auf nur etwa 300 Seiten ist das Erzähltempo mal gemächlich, mal gestrafft. Langeweile kam für mich, auch dank mehrerer Überraschungen, nicht auf.

Das Cover ist unkonventionell für diese Art von Roman, gefällt mir unter optischen Gesichtspunkten aber sehr gut. Der Titel ist wortgetreu aus dem englischsprachigen Original übernommen.

Mein Fazit:
„Matrix“ von Lauren Groff ist ein ungewöhnlicher Roman, der mich zwar nicht in allen, aber in vielen Aspekten überzeugen konnte.