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Veröffentlicht am 04.10.2022

generationsüberspannende Tragödie

Verbrenn all meine Briefe
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„Verbrenn all meine Briefe“ ist ein interessanter Roman, der auf realen Personen und tatsächlichen Ereignissen beruht. Autor Alex Schulmann betont allerdings im Nachwort die Zeitschienen angepasst, Ereignisse ...

„Verbrenn all meine Briefe“ ist ein interessanter Roman, der auf realen Personen und tatsächlichen Ereignissen beruht. Autor Alex Schulmann betont allerdings im Nachwort die Zeitschienen angepasst, Ereignisse vereinfacht und auch einige fiktive Begebenheiten eingefügt zu haben. Das macht den Roman zu einem faszinierenden Lesevergnügen über ein Liebesdrama im Schweden der 30er Jahre und eine ungeklärte Wut.

Zum Inhalt: nach einem Familienstreit wird Alex klar- seine Kinder haben Angst vor ihm und seiner unberechenbaren Wut. Doch woher rührt diese Wut? Als Alex in sich geht wird ihn klar, dass auch seine Mutter oft wütend war und es viele Familienstreitigkeiten gab. Und auch sein Großvater war ein stoischer aber wütender Mann. Alex forscht in der Vergangenheit und findet ein Familiengeheimnis, dass Aufschluss über die geteilte Wut der Familie gibt.

Was mir an diesem Buch besonders gut gefällt, ist der stilistisch Aufbau. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, zudem untermalen Tagebucheinträge und Briefe die Ereignisse der Vergangenheit und geben ihnen Plastizität. Ich finds immer was Besonderes, wenn Geschichten nicht einfach als Fließtext erzählt werden und daher hat mir das auch bei diesem Buch wieder sehr gut gefallen.

Ein bisschen komisch fand ich das „Namedropping“ im Buch, aber gut, da die Personen nun mal realexistierend sind, lässt sich das vermutlich nicht umgehen. War aber für mich z.B. bei den ersten Erwähnungen von David Lagercrantz sehr gewöhnungsbedürftig.
Ansonsten finde ich, dass die Tatsache, dass es die Personen und Begebenheiten tatsächlich in dieser Konstellation gab, die Geschichte noch eindringlicher und die toxische Beziehung noch erschreckender wirken lässt. Besonders die Bloßstellung Stolpes seiner Frau Karin fand ich einfach nur furchtbar und habe fast schon körperlich mitgelitten.

Das Buch ist nicht nur eine tragische Liebesgeschichte, sondern auch ein zeitgenössisches Familiendrama. Auf eine sehr nahbare, aber dabei fast schon poetischer Art beschreibt er die Tragik einer verbotenen Liebe, von den tiefen Wurzeln einer unstillbaren Wut und der Suche nach einer Art „Familienidentität“. Ein Buch, wie ein Puzzle, bei dem sich die Teile nach und nach ineinanderfügen und ein zutiefst trauriges Gesamtbild ergeben. So muss man erstmal schreiben können. Allein dafür ziehe ich den Hut vor Alex Schulmann.

Ein besonderes Buch, das mir gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 30.09.2022

Warme Stimmung im Herzen

Love Songs in London – All I (don't) want for Christmas
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Ist es jemals zu früh sich auf Weihnachten zu freuen? Ich denke nicht. Und deshalb ist dieses Buch genau richtig um sich auf die besinnliche, kalte Jahreszeit und die Festtage einzustellen. Es ist warm, ...

Ist es jemals zu früh sich auf Weihnachten zu freuen? Ich denke nicht. Und deshalb ist dieses Buch genau richtig um sich auf die besinnliche, kalte Jahreszeit und die Festtage einzustellen. Es ist warm, herzlich, gemütlich und absolut bezaubernd und zeigt, dass es Weihnachtswunder noch gibt.

Zum Inhalt: Febe hat von ihrer Großmutter ein Haus, einen Hund und sonst nichts als Schulden geerbt. Um trotzdem den Skiurlaub finanzieren zu können, auf den sie sich so freut, lässt sie sich auf einen ungewöhnlichen Deal ein. Sie soll über die Weihnachtstage die Freundin von Liam spielen, der damit seine Ex eifersüchtig machen und zurückgewinnen will. Eigentlich ein Klacks, wäre seine Familie nicht absolut bezaubernd und Febe plötzlich gar nicht so sicher, ob das wirklich nur ein Job für sie ist.

Ich liebe es, wie atmosphärisch die ganze Geschichte ist. Die Weihnachtsstimmung ist absolut greifbar und ich fand die ganzen kleinen Traditionen von Liams Familie einfach liebenswert und wunderschön zu lesen. Febe Kekse klangen absolut umwerfend, zu gerne hätte ich die Rezepte dafür um sie nachzubacken. Als kleines Extra gibts im Buch eine Weihnachtsplaylist und einen ganz besonderes Songtext abgedruckt.

Die Protagonisten sind einfach zu süß; sie fordern sich gegenseitig, aber unterstützen sich auch. Sie miteinander interagieren zu sehen hat einfach Spaß gemacht. Dazu kommen die vielen tollen Nebencharaktere, die man einfach lieben muss und die mich mehr als einmal haben lächeln und auflachen lassen.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich allerdings: ein paar Dinge werden einfach im Raum stehen gelassen. Unter anderem die Sache mit Febes Mom (ich will hier nicht spoilern, aber dass dieses Thema nicht mehr aufgegriffen wurde, fand ich sehr ernüchternd) und wie es nach dem letzten Streit zwischen den Brüdern weitergegangen ist. Irgendwie hat mir da ein Abschluss gefehlt.

Ansonsten eine wundervolle, weihnachtliche Geschichte, die ins Herz trifft

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Veröffentlicht am 30.09.2022

Gefährliches Escape Game

Succession Game
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„Succession Game“ ist ein Jugendroman im Gaming Format mit Hackerelementen. Die Story hat mich ein bisschen an eine Kombination aus den Serienformaten Squid Game und Panic erinnert, nur dass statt Kinderspielen ...

„Succession Game“ ist ein Jugendroman im Gaming Format mit Hackerelementen. Die Story hat mich ein bisschen an eine Kombination aus den Serienformaten Squid Game und Panic erinnert, nur dass statt Kinderspielen eine Art Augmented Reality Videospiel gespielt wird, bei denen es neben Mut und Geschicklichkeit eben auch um Köpfchen geht. Die Story klingt an sich erstmal total spannend und macht auf jeden Fall neugierig auf den Inhalt. Das Cover finde ich sehr ansprechend gestaltet und das Setting als Escape Room hat mir gut gefallen.

Zum Inhalt: Théo ist Successor Champion bei Succession Game, dem erfolgreichsten Augmented Reality Escape Spiel. Seit vier Jahren ist er ungeschlagen, seine Strategie eine Mischung aus Geschicklichkeit und Charisma. Aber anders als die anderen will Théo nicht wegen des Preisgeldes gewinnen, viel mehr muss er gewinnen. In diesem Jahr will Clue gegen ihn antreten und Théo ist sich sicher, sie zu erkennen. Er kann nur noch nicht einschätzen, ob sie als Verbündete oder Feindin am Spiel teilnimmt. Und als plötzlich einer der Spieler stirbt, ist Théo klar, dass er dem ganzen ein Ende setzen muss. Koste es, was es wolle.

Das Setting des Spiels und auch die Rätsel und Spiele selbst finde ich interessant und spannend konstruiert. Auch ihre Vielfältigkeit hat mir gut gefallen und besonders das Teambuilding und die privilegierte Rolle des Champions tragen erheblich zur Spannung bei. Théo ist zwar irgendwie ein schwieriger Charakter, aber auch sehr einnehmend, wenn er will. Er kennt die Arena wie seine Westentasche und hat dadurch den einen oder anderen Trick auf Lager, was einfach toll zu lesen ist. Es hat mir gut gefallen, wie Personas und ihre Fähigkeiten nach und nach kennenzulernen, die Grundrivalität hat zudem für eine angespannte Atmosphäre gesorgt, die ein intensives Leseerlebnis kreiert hat.

Vor allem mit den vielen Perspektivwechseln, den unterschiedlichen Charakteren innerhalb und außerhalb des Spiels, sowie den Chatverläufen und „inneren Monologen“ hatte ich am Anfang ganz schön zu kämpfen. Ich hatte das Gefühl total überflutet zu werden mit Figuren, Alter Egos und Informationen. Ich bin daher nicht ganz so leicht in die Story reingekommen. Mir hat zudem die Gaming- und Programmierer-Sprache echt Schwierigkeiten bereitet, weil ich manchmal, besonders bei Episoden mit Arc nicht ganz folgen konnte, was genau jetzt sein Plan ist.

Die Story hinter dem Spiel fand ich ganz gut, auch wenn sie an vielen Stellen überdramatisiert und etwas vorhersehbar wirkt. Nicht immer fand ich alle Handlungsentscheidungen unbedingt schlüssig, aber muss ich ja auch nicht. Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 28.09.2022

Die Vergangenheit holt einen immer ein

Der Sturm
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Der Sturm“ bringt alles mit, was ein dramatischer und atmosphärischer Thriller braucht: ein kleines Küstenstädtchen, das von einem dramatischen Ereignis heimgesucht wurde, die Geister der Vergangenheit, ...

Der Sturm“ bringt alles mit, was ein dramatischer und atmosphärischer Thriller braucht: ein kleines Küstenstädtchen, das von einem dramatischen Ereignis heimgesucht wurde, die Geister der Vergangenheit, die nicht ruhen und ein Geheimnis, das ans Licht drängt. Spannung vorprogrammiert.

Zum Inhalt: Zwölf Jahre ist es her, dass ein Sturm Kiernans Heimat heimgesucht und sein Leben für immer verändert hat. Denn in dieser Nacht ist sein großer Bruder ums Leben gekommen- als es Kiernan retten wollte. Und es war nicht die einzige Tragödie in dieser Nacht, denn es ist auch ein junges Mädchen verschwunden. Zwölf Jahre später drohen die Geheimnisse der Vergangenheit ans Licht zu kommen.

Die Geschichte rollt anhand eines aktuellen Kriminalfalls die Ereignisse von vor zwölf Jahren auf, was ich sehr gelungen inszeniert finde. Es gibt viele Nebencharaktere, die bereits in der Sturmnacht eine Rolle spielen und nun auch zum aktuellen Mordfall befragt werden. Dabei kommen auch Geheimnisse von vor zwölf Jahren ans Licht und alte Wunden werden wieder aufgerissen. Zusätzlich gibt es Rückblicke in die Vergangenheit.

Obwohl die Geschichte einen ziemlich ruhigen Ton anschlägt, ist sie doch sehr spannend. Das ergibt sich hauptsächlich aus der Getriebenheit des Protagonisten Kiernan, der, jetzt wo er selbst Vater ist, sich endlich von einer alten Schuld befreien will. Die Beziehungen der Charaktere untereinander würde ich als angespannt beschreiben. Wie es bei alten Freundschaften nun mal so ist, wenn man sich eigentlich auseinander gelebt hat, die Vergangenheit einen aber nach wie vor verbindet.

Die Auflösung des falls kam für mich sehr überraschend, ich hätte definitiv mit einem anderen Ausgang gerechnet. Die Hinweise, die zur Aufklärung des Falls führen, finde ich zwar eher lasch gestreut, es wird aber halbwegs schlüssig erklärt.
Insgesamt war das Buch für mich jetzt kein Pageturner und das immer wieder durchkauen der Sturmnacht vor zwölf Jahren war ein bisschen anstrengend, aber an sich war der Plot schon gut gemacht. In meinen Augen ein solider Thriller

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Zeitreise für die Liebe

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
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„Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“ ist eine gelungene Mischung aus phantastischer Reise und historischem Roman, ein Buch über Liebe, über Abwege und die Suche nach dem Sinn des eigenen Lebens. Die ...

„Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“ ist eine gelungene Mischung aus phantastischer Reise und historischem Roman, ein Buch über Liebe, über Abwege und die Suche nach dem Sinn des eigenen Lebens. Die Geschichte könnte ein Abbild sein für den Sinnspruch „was zusammengehört, findet seinen Weg“. Das Cover finde ich total gelungen und absolut ansprechend, ein bisschen nostalgisch und mit fast schon hypnotischer Anziehung. Und genauso habe ich auch die Geschichte empfunden. Ein tolles Buch, das mir sehr gut gefallen hat.

Zum Inhalt: Als Joe am Bahnhof von London aus dem Zug steigt, weiß er nicht, wieso er das tut. Er weiß auch nicht, wer er ist und wo er herkommt. Die Ärzte diagnostizieren eine seltene Form von Epilepsie, die mit Gedächtnisverlust und Halluzinationen einhergeht. Daher geht Joe auch mit, als sein Dienstherr und seine Frau ihn abholen kommen, auch wenn er sich an keinen der beiden erinnert und ihm stattdessen der Name einer unbekannten Frau in Gedächtnis herumschwirrt. Diese Erinnerung, die vielleicht keine ist, lässt ihn nicht los und als Joe eine merkwürdige Postkarte aus der Vergangenheit erhält, macht er sich auf die Suche nach einem Leben, von dem er nicht weiß, ob es wirklich existiert.

Die gesamte Kulisse des Buches vor dem Hintergrund des britisch-französischen Kolonialkonflikts ist total spannend und atmosphärisch aufgebaut. Diese Komponente, die dem Roman einen sehr authentisch historischen Touch verleiht, macht das Buch sehr lesenswert und sorgt dafür, dass es nicht zu sehr in die „Fantasie-Schiene“ abrutscht, von der Zeitreise einmal abgesehen ist es also eher ein historischer Roman.

Die Protagonisten habe ich als sehr eigen empfunden, auch wenn ich total mit Joe mitgefühlt habe und gehofft habe, dass er mehr über seine Vergangenheit herausfindet, so konnte ich mich doch mit keiner der Figuren so richtig identifizieren. Das finde ich aber generell bei historischen Romanen oft schwierig, einfach weil die Lebensumstände so ganz anders sind. Die Geschichte besteht aus mehreren Komponenten; wechselnden Personen und Orten, die erst ganz am Ende in Zusammenhang miteinander gebracht werden. Ausgangspunkt sind Joe und die mysteriöse Postkarte, die seine schicksalhafte Reise besiegeln.

Ein sehr gelungen Stilmittel fand ich den Brief, den Joa im Verlauf der Geschichte erhält und der quasi die Tür zu einer Nebenhandlung öffnet, die im Verlauf noch eine große Rolle spielen soll. Quasi ab der Mitte des Buches hatte ich einen Verdacht über den weiteren Handlungsverlauf, der sich auch bewahrheitet hat. Ich würde die Story nicht vorhersehbar nennen, aber man kann sich anhand der Hinweise schon einigermaßen erschließen, wo es hingehen soll.

Mir hat diese Geschichte gut gefallen und auch das Ende hat mich nochmal richtig mitgenommen. Die ganze Idee hinter dem Buch war einfach schön erdacht, auch wenn mir nicht unbedingt alle Kausalketten wirklich schlüssig erschienen. Aber das ist halt das Zeitreiseparadoxon, wer versteht das schon völlig?!

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