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Veröffentlicht am 11.01.2023

Pageturner, trotz kleiner Schwächen.

Ich sehe dich
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Sara fällt aus allen Wolken, als ihr mitgeteilt wird, dass ihr Schwager Paul ermordet wurde und ausgerechnet ihre Schwester Christina als dringend tatverdächtig gilt. Es stellt sich jedoch heraus, dass ...

Sara fällt aus allen Wolken, als ihr mitgeteilt wird, dass ihr Schwager Paul ermordet wurde und ausgerechnet ihre Schwester Christina als dringend tatverdächtig gilt. Es stellt sich jedoch heraus, dass die Ehe zwischen „Tina“ und Paul schon längst nicht mehr glücklich war und Tina außerdem von ihrem Mann misshandelt wurde.

Dennoch kann Sara, deren Ehe ebenfalls nicht mehr glücklich ist, nicht glauben, dass ihre Schwester eine kaltblütige Mörderin ist. Da die Polizei sich scheinbar schon auf Tina als Täterin „eingeschossen“ hat, will Sara Licht ins Dunkel bringen und ermittelt auf eigene Faust. Ihre erste Spur führt sie zu einer Frauenselbsthilfegruppe, die sich durch ein Internetforum kennen gelernt hat und an die sich Tina in ihrer Not gewandt hatte.

Alle diese Frauen wurden von ihren Ehemännern misshandelt und unterdrückt. Die Leiterin der Gruppe, Valeska, bringt Sara dazu, sich der Gruppe anzuvertrauen und Sara begreift zum ersten Mal, dass auch sie in Bezug auf ihre Eheprobleme langsam aktiv werden muss.

Als allerdings noch zwei weitere Männer getötet werden deren Frauen ebenfalls zur Selbsthilfegruppe gehören, wobei eine der Frauen zur Tatzeit im Krankenhaus lag, scheint sich Saras Verdacht zu verdichten, dass jemand anderes hinter den Morden steckt, als die unglücklichen Ehefrauen. Doch ihre Ermittlungen bringen Sara in Teufels Küche- sie schreckt nicht nur den wahren Täter auf, sondern manövrieren sie zudem auch noch in eine echte Ehekrise, da Ronny, Saras Ehemann keinerlei Verständnis für ihre Nachforschungen hat. Einzig Tinas Rechtsanwalt Michael steht Sara zur Seite…

„Ich sehe Dich“ ist ein Psycho-Thriller aus deutschen Landen, der zugleich der Debütroman der Autorin Janet Clark ist. Für ein Debüt fand ich diesen Krimi allerdings bemerkenswert gut geschrieben und atmosphärisch dicht- ein wenig vergleichbar mit den Romanen von Petra Hammesfahr.

Das Hauptthema des Romans ; Gewalt gegen Frauen innerhalb der Ehe, ist sehr realistisch dargestellt worden und wird sehr sensibel von der Autorin behandelt- will sagen, man kommt hier ganz ohne Effekthascherei aus, es werden lediglich die nüchternen, traurigen Fakten geschildert, die betroffen machen. Im Mittelpunkt des Geschehens steht Sara, deren Schwester unter Mordverdacht gerät. Sara ist verheiratet mit Ronny und hat einen Sohn mit ihm. Zwar wird Sara von ihrem Mann nicht geschlagen doch er unterdrückt sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit und lässt kein gutes Haar an ihr. Natürlich leidet darunter auch Saras Selbstbewusstsein- als sie sich jedoch in ihre Ermittlungsarbeit stürzt, damit Tina entlastet werden kann, ist es für sie auch eine Art Befreiungsschlag, um wieder mehr Abstand zu gewinnen und endlich aktiv zu werden.

Während sich die ersten 150 Seiten jedoch trotz des sehr guten Schreibstils etwas schleppend anlassen, nimmt der Roman etwa ab der Mitte immer mehr an Fahrt auf und wird von einem Selbstfindungsroman plötzlich zu einem waschechten Psycho-Thriller; als auch der Mörder aus dem Off immer wieder zu Wort kommt und dem Leser Einblicke in seine „kranke“ Gedankenwelt gibt.
Eine weitere Heldin und Schlüsselfigur des Romans ist Lydia, die auch zur Frauengruppe gehört und die ebenfalls eine traurige Vergangenheit bewältigen muss, um endlich wieder angstfrei leben zu können.

Obwohl ich von „Ich sehe Dich“ sehr angetan war, habe ich dennoch ein paar Punkte daran zu bemängeln. Während die sich anbahnende Ehekrise zwischen Sara und Ronny recht ausführlich geschildert wird, lässt das ab dem Zeitpunkt der Eskalation abrupt nach und man wartet als Leser vergeblich auf eine letzte, klärende Aussprache zwischen dem Ehepaar. Auch Saras zärtliche Annäherung zu einem anderen Mann war in meinen Augen völlig überflüssig für die Story, zudem sie auch sehr stiefmütterlich behandelt wurde und so eher schmückendes aber unnötiges Beiwerk war.

Außerdem hätte ich mir mehr tiefgründige Gespräche zwischen Sara und Tina gewünscht- es mutet ein wenig befremdlich an, dass die Heldin fest an die Unschuld ihrer Schwester glaubt, obwohl diese ihr verschwiegen hat, dass sie von ihrem Mann geschlagen wurde und sogar ihre Mordphantasien an Paul in einem Forum kundtat. Sara beginnt mit ihren Ermittlungen, versäumt es aber im Laufe der kompletten Story sich mit Tina ernsthaft über deren Probleme zu unterhalten.

Wären diese angesprochenen Kritikpunkte nicht gewesen, hätte ich dem Roman eine Höchstbewertung gegeben. Dennoch ist dieser Psycho-Thriller empfehlenswert, sehr spannend gemacht und ein echter Pageturner, den man nicht so schnell zur Seite legen kann!

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Ein Psychothriller, der hält was er verspricht- viel Spannung und eine komplexe Story!

Die Vermissten
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Die Lehrerin Sarah wird eines Tages unsanft an das traumatische und einschneidende Erlebnis in ihrer Kindheit erinnert, als eine ihrer Schülerinnen spurlos verschwindet und sie wenig später deren Leiche ...

Die Lehrerin Sarah wird eines Tages unsanft an das traumatische und einschneidende Erlebnis in ihrer Kindheit erinnert, als eine ihrer Schülerinnen spurlos verschwindet und sie wenig später deren Leiche beim Joggen im Wald entdeckt. Damals war Sarah die letzte, die ihren Bruder lebend sah- seitdem blieb er unauffindbar und an diesem Schicksal zerbrach schließlich auch ihre Familie.

Vielleicht ist das der ausschlaggebende Grund, der Sarah dazu verleitet, die Polizei bei ihren Ermittlungen zu unterstützen. Doch nach einer Weile gerät sie in den Fokus einer skrupellosen Journalistin, die alles für eine gute Story tun würde. Sie bohrt in Sarahs Vergangenheit und findet schließlich heraus, was vor vielen Jahren geschah und schafft in einem Artikel geschickt eine Verbindung zum aktuellen Fall, die Sarah am Ende belastet.

Selbst die Polizei glaubt mittlerweile, dass die junge Lehrerin etwas mit dem Mordfall an ihrer Schülerin zu tun hat. Kann Sarah ihre Unschuld beweisen und wird die Polizei den wahren Täter finden können?

"Die Vermissten", ist auf der einen Seite ein gut geschriebener, spannender Psycho-Thriller- zum anderen jedoch rückt er eine gebrochene, seelisch angeknackste junge Frau in den Fokus der Geschichte, die durch die Wiederholung eines Kriminalfalles in ihrem Leben, endlich damit beginnt, die Dinge die sich im Laufe der Jahre in ihr aufgestaut haben, zu verarbeiten. Die Autorin hat die psychologischen Aspekte dabei sehr feinfühlig und plausibel geschildert.

Die Romanheldin ist eine Frau, mit einer recht komplexen Gedanken und Gefühlswelt geschaffen, die man vielleicht nicht immer verstehen, doch deren Handlungen man aus ihrer Sicht, zu jeder Zeit nachvollziehen kann.

Die Story wird gleich auf zwei Zeitebenen geschildert. Zum einen erfährt man in Rückblenden Sarahs Geschichte, bzw. mehr über das Verschwinden ihres Bruders damals und über ihre familiären Verhältnisse und zum anderen nimmt man an dem weiteren Verlauf des Geschehens in der Gegenwart teil, der unglaublich fesselnd und spannend geschrieben ist.

Die Autorin versäumt es zudem nicht, ihre Leser in Hinsicht auf die Tätersuche, ein wenig auf die falsche Fährte zu locken und es kommt ebenfalls zu einem spannenden Showdown am Ende des Buches.

Kleiner Tipp! Man sollte den Roman nicht vor dem Schlafengehen beginnen- denn die Sogwirkung die die Geschichte auf mich ausübte war so heftig, dass mir nichts anderes übrig blieb, als bis zum Ende dranzubleiben und mir "Die Vermissten" sozusagen eine schlaflose Nacht beschert hat.

Kurz gefasst: Ein Psychothriller, der hält was er verspricht- viel Spannung und eine komplexe Story!

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Für mich einer der besten Romane des Jahres 2009!

Die Teufelshure
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John Cameron überlebt als Einziger die Pest und zieht danach von den Highlands in die Stadt Leith, wo er sich, dank seiner kräftigen Statur als einfacher Hafenarbeiter verdingt. Eines Tages soll ein weitläufiger ...

John Cameron überlebt als Einziger die Pest und zieht danach von den Highlands in die Stadt Leith, wo er sich, dank seiner kräftigen Statur als einfacher Hafenarbeiter verdingt. Eines Tages soll ein weitläufiger Bekannter von John hingerichtet werden, verurteilt wegen Hochverrats und Spionage. John zweifelt an dessen Schuld, mehr noch, als er erfährt, dass der Verurteilte zuvor ein Verhältnis mit Madlen Eleonore MacDonald eingegangen ist, die allgemein als Mätresse des zwielichtigen, teuflischen Lord Chester Cuninghame gilt.

Am Tag der Hinrichtung bekommen John und seine Kollegen frei um der Hinrichtung beiwohnen zu können, doch er selbst verabscheut diese grausame Zurschaustellung und erneuert währenddessen die Bekanntschaft einer jungen, sehr schönen Frau, die er einst als junger Mann in den Highlands kannte.
Doch bald darauf muss er erfahren, dass sie diejenige ist, die daran Schuld tragen soll, dass Johns Bekannter hingerichtet wurde.
Trotz seiner Skrupel zieht es ihn immer wieder zu Madlen. Beide verlieben sich ineinander, doch der dämonische Lord Chester Cuninghame plant Ungeheuerliches und Teuflisches mit John und Madlen. Er gehört einem schwarzen Geheimbund an, der u.a. das Rätsel der Unsterblichkeit lösen möchte um Macht und Reichtum mehren zu können.

Über 350 Jahre später kommt es in Edinburgh zu einem sonderbaren Zwischenfall. Es wird ein Mann mit einem Schwert enthauptet- einer der Täter soll ein Highlander mit einer altmodischen Ausdrucksweise sein. Doch keiner schenkt dem Nachtwächter Glauben und so wächst zunächst Gras über diese Angelegenheit.
Währendessen gerät die Meeresbiologin Lilian durch ihren Bruder an eine besondere pflanzliche Droge, die es ermöglichen soll, geistig mit Personen aus der Vergangenheit ihrer Vorfahren in Kontakt treten zu können. Lilians Neugierde ist nun geweckt und sie testet diese Droge an sich selbst aus.
Mit gefährlichen Folgen ...

"Die Teufelshure" ist ein Genremix aus historischem Roman und Mystery- Thriller mit fantastischen Elementen der mich absolut positiv überrascht hat! Nicht nur die Geschichte ist einzigartig und spannend, auch hat die Autorin einen sehr anspruchsvollen, eingängigen Schreibstil und ihr ist es gelungen mit John und Lilian zwei interessante, charismatische Romanfiguren mit Ecken und Kanten zu erschaffen. Selbst die Gegenspieler sind vielschichtig gestaltet und haben mir einige "Gänsehäute" beschert.
Lediglich die Mätresse von Lord Chester, Madlen, blieb mir auch im weiteren Verlauf des Buches fremd.

Die historischen Hintergründe im ersten, historischen Teil des Romans sind wunderbar recherchiert und verströmen durch die bildhafte Ausdrucksweise der Autorin viel Zeitkolorit.
Sehr interessant fand ich die Idee einer "Droge" die es ermöglicht eine geistige Verbindung zu längst verstorbenen Ahnen, einer Erinnerung gleich, aufnehmen zu können.

Auch die Romantiker unter den Lesern kommen nicht zu kurz, es bleibt neben der rasanten Story auch durchaus noch Zeit für eine unter die Haut gehende Liebesgeschichte.

Kurz gefasst: Für mich einer der besten Romane des Jahres 2009!

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Veröffentlicht am 08.12.2022

Ein rundum gelungenes Buch mit Botschaft!

Fang jetzt bloß nicht an zu lieben
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Harriet Hatley ist mit Leib und Seele Hochzeitsfotografin. Das sollte man eigentlich nicht glauben, hat sie doch bereits eine äußerst toxische Beziehung hinter sich, die ihr immer noch nachhängt. Mittlerweile ...

Harriet Hatley ist mit Leib und Seele Hochzeitsfotografin. Das sollte man eigentlich nicht glauben, hat sie doch bereits eine äußerst toxische Beziehung hinter sich, die ihr immer noch nachhängt. Mittlerweile ist sie mit Jon, Typ liebster Schwiegersohn, zusammen. Jon ist reich, großzügig und aufmerksam. Und er scheint sie sehr zu lieben.
So ist es eigentlich kein Wunder, dass er ihr eines Tages vor seiner versammelten Familie einen Antrag macht. Und zunächst schaut es auch nach einem Happy End aus, denn Harriet sagt Ja.

Innerlich ist Harriet jedoch wie erstarrt und fühlt sich emotional erpresst. Den Jon wusste genau, dass sie keine Heirat möchte.
Kurz nach dem Antrag macht sie Schluss mit ihm, denn sie muss sich eingestehen, dass sie für Jon nie so tiefgehende Gefühle hegte.
Und dank einer Freundin, die Immobilienmaklerin ist, findet sie schnell eine Mietwohnung.
Der Besitzer des Hauses ist Cal, ein sympathischer attraktiver Mann, doch einen Haken an der Sache gibt es dennoch. Vor nicht allzu langer Zeit ließ Cal seine Braut praktisch vor dem Altar sitzen und Harriet war bei diesem Event als Fotografin engagiert.

So beschließt Harriet, die sich äußerst unwohl fühlt, schnellstmöglich wieder auszuziehen. Doch so schnell ist eine neue Wohnung nicht gefunden.
Und Cal scheint eigentlich ein ganz netter Kerl zu sein. Bis eines Tages ein sturzbetrunkener Jon vor der Tür steht und es zum Fiasko kommt…

Beurteile ein Buch niemals nach seinem Cover! Ein Statement, dass man stetes beherzigen sollte. Und auch bei dem aktuellen Roman der Autorin sollte man sich an diesem Vorsatz halten, denn trotz der Schlagworte „Hochzeitsfotografin“, Liebe und Amüsement“ und nicht zu vergessen, einem rosafarbenen Coverlayout kommt dieser Chick-lit gar nicht mal so leicht und blumig daher, wie man es auf den ersten Blick vermuten mag.
Und das ist gut so, denn mir sind Romane mit Tiefgang gesegnet sind viel lieber als reine leichte Unterhaltungsromances, die auf emotionaler Ebene nur an der Oberfläche kratzen.
Die Romanheldin Harriet hat nämlich in ihrer Vergangenheit eine unglaublich toxische Beziehung durchleben müssen. Die Nachwirkungen schleppt sie immer noch, auch Jahre später, mit sich herum.
Ein Thema, das wahrscheinlich fast jeder von uns kennen dürfte, denn jeder hat in seiner Vergangenheit sicherlich schon Menschen kennengelernt, die einen vollständig vereinnahmen und sich in der Beziehung erhöhen wollten, in dem sie ihren Partner moralisch, emotional oder einfach auf psychischer Ebene abwerteten.
Harriet hat den Absprung zwar geschafft, doch trägt sie seitdem immer noch innerliche Narben in sich.
Mit Cal hat die Autorin ihrer Romanheldin eine Romanfigur an die Seite gestellt, der sympathisch ist, zuhören kann, aber vor allem nicht nur ein cleverer Bursche ist, sondern auch sehr sensibel gestrickt ist.
Ob er Harriet aus ihrem Schneckenhaus hervorlocken kann, verrate ich an dieser Stelle natürlich doch. Doch zumindest soviel. Die Liebesgeschichte steht hier in diesem Roman nicht im Fokus. Eher ist es ein Roman der Mut machen soll, sich seinen seelischen Altlasten zu stellen. Und die Autorin hat das Thema unglaublich tiefsinnig und unter die Haut gehend umgesetzt. Für die nötige Auflockerung zwischenzeitlich sorgen Harriets quirlige Freundin und andere Nebenakteure und durch den typisch britischen Humor steht einem ungetrübten Leseerlebnis nichts im Wege.

Ich vergebe für „Fang jetzt bloß nicht an zu lieben“, die volle Punktzahl und empfehle ihn gerne weiter. Okay, ich mag ein Fan der Bücher der Autorin sein, dennoch, es ist ein rundum gelungenes Buch!

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Veröffentlicht am 28.09.2022

Laetitias dritter Fall- Atmosphärisch dichter Ausflug ins historische Theatermilieu Londons…

Die Intrigen am King’s Theatre
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London 1853:

Die Pfarrerswitwe Laetitia Rodd, hat sich im Laufe kürzester Zeit einen guten Namen bei der Aufklärung von Mordfällen gemacht. Dazu eilen ihr ein guter Ruf und Diskretion, auch in delikaten ...

London 1853:

Die Pfarrerswitwe Laetitia Rodd, hat sich im Laufe kürzester Zeit einen guten Namen bei der Aufklärung von Mordfällen gemacht. Dazu eilen ihr ein guter Ruf und Diskretion, auch in delikaten Situationen, voraus. Vielleicht auch deshalb bekommt sie eines Tages die Anfrage eines Nachbarn, der sie darum bittet in einem Scheidungsfall zu vermitteln. Es handelt sich bei dem besagten Paar um Freunde aus dem Schauspielermilieu. Das Familienoberhaupt, der einflussreiche Theaterbesitzer und Schauspieler Tom Transome, hat sich in den, um viele Jahre jüngeren und talentierten neuen Star am Theaterhimmel verliebt und will dafür seine Frau und seine drei bereits den Kinderschuhen entwachsenen Töchtern den Rücken kehren.

Laetitias erste Begegnung mit Tom Transome lässt sie mit widersprüchlichen Gefühlen zurück. Ganz klar ist es, dass sie hier einen egozentrischen „Bruder Leichtfuss“ vor sich hat- andererseits hat Tom auch eine sehr gewinnende Ader und verzaubert sein Publikum mit Scharfsinn und Humor.
Aber auch Toms Nochehefrau, Sarah, ist Laetitia sympathisch und so bemüht sie sich nach Kräften, eine finanzielle Einigung zwischen dem zerstrittenen Paar zu erzielen.
Das ist auch ganz im Sinne von Laetitias Bruder, der Tom bald schon vor Gericht vertreten soll, denn der Theaterbesitzer gerät in den Fokus einer Mordermittlung.
In den Überresten des alten, vor Jahren abgebrannten Theaters, das Tom einst besaß, wird bei Aufräumarbeiten die Leiche eines Schauspielers gefunden und der Ermordete war Tom seinerzeit durchaus ein Dorn im Auge.
Laetitia beteiligt sich an den Ermittlungen und hat schon bald weitere Verdächtige ausgemacht. Dass aber auch die weiblichen Mitglieder der Familie Transome sich nicht grün sind, lässt sie ebenfalls aufhorchen. Als dann ein weiterer Mord geschieht, verdichtet sich ihre Befürchtung, dass die Polizei im Dunklen tappt…


Seitdem ich, vor einiger Zeit, eher zufällig auf den ersten Band der Laetitia Rodds Reihe gestoßen bin, liebe ich die historische Krimireihe der Autorin, denn Kate Saunders hat einfach einen wunderbaren, der Zeitepoche angemessenen Schreibstil. Aber nicht nur das- begeistern kann mich zudem Laetitias trockener Humor der, dann und wann, durchblitzt und dass sie, obwohl sie eine Frau ihrer Zeit ist was hohe Moralansprüche etc. angeht, dennoch genau weiß, wie sie möglichen Verdächtigen Antworten entlockt ohne sich in die Bredouille zu bringen.
Kate Saunders Romanheldin ist scharfsinnig, einfühlsam und vor allem eine gute Zuhörerin. Und da die Romanreihe aus der Sicht Laetitias geschildert wird, ist man also mit der auf detektivischen Pfaden wandelnden Pfarrersfrau stets gleichauf.

Rodds aktueller Fall führt die Leser ins Theatermilieu und man sollte schon eine kleine Schwäche haben dafür, denn sämtliche involvierte Romanfiguren rund um das Theater sind halt selbstverliebte, größtenteils unsympathische Egozentriker, deren Schicksal einem beinahe egal ist. Aber obwohl es in diesem dritten Band von Nebenfiguren nur so wimmelt, konnte mich Kate Saunders dennoch ans Buch fesseln und das lag vor allem daran, dass ich den Kriminalfall sehr vielschichtig inszeniert fand. Vielschichtiger und abgründiger, als man es auf den ersten Blick vermutet. Denn zunächst sieht alles nur aus wie eine typische Familienfehde zwischen zwei verfeindeten Theaterdynastien.
Zugegeben, ich mochte die ersten beiden Teile der Reihe etwas mehr, dennoch möchte ich auch diesmal nicht weniger als fünf von fünf Punkten vergeben, da die historische Krimireihe zu dem besten Romanstoff gehört, den ich in den vergangenen Jahren gelesen habe.

Kurz gefasst: Laetitias dritter Fall- Atmosphärisch dichter Ausflug ins historische Theatermilieu Londons…


Laetitia Rodd Reihe:

1. Teil: Das Geheimnis von Wishtide Manor
2. Teil: Die Schatten von Freshley Wood
3. Teil: Die Intrigen am King’s Theatre

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