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Veröffentlicht am 14.08.2024

Amour fou?

Komm schon, Baby!
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Inhalt & Handlung:
Juli, Hebamme aus Leidenschaft, geht voll und ganz in ihrem Beruf auf, für sie ist es nicht bloß ein Job, sondern echte Berufung, denn wo andere Feierabend machen, absolviert sie noch ...

Inhalt & Handlung:
Juli, Hebamme aus Leidenschaft, geht voll und ganz in ihrem Beruf auf, für sie ist es nicht bloß ein Job, sondern echte Berufung, denn wo andere Feierabend machen, absolviert sie noch Hausbesuche bei ihren Klientinnen, oder ist zumindest gedanklich bei ihnen. Klar, dass ein Privatleben sehr darunter leidet beziehungsweise fast nicht existiert, auch beziehungstechnisch herrscht in ihrem Leben Flaute. Als ein Konzertbesuch doch einmal in einem One-Night-Stand endet, stellt sie ein paar Wochen später mit Entsetzen fest, dass sie schwanger ist. Der Super-Gau folgt jedoch, als sich herausstellt, dass der Vater ihres ungeborenen Kindes auch gleichzeitig der Mann einer ihrer Klientinnen ist, und ausgerechnet Juli in einigen Monaten deren Kind auf die Welt bringen soll. Hier ist nun guter Rat teuer, wie soll Juli aus diesem Schlamassel herauskommen und wo soll sie nun auf die Schnelle einen Lebensgefährten aus dem Hut zaubern, den sie ihrem Umfeld als Vater ihres Kindes präsentieren kann?

Schreibstil:
In gewohnt lustiger Weise erzählt Ellen Berg die Geschichte der Hebamme Juli, deren Leben sich peu á peu in das reinste Chaos verwandelt. Wenn man anfangs glaubt, es geht nicht mehr schlimmer, setzt Ellen Berg noch eins drauf und überrascht den Leser abermals mit einer drastischen Wendung, sodass einem Juli in ihrer scheinbar ausweglosen Situation einfach nur noch leid tut. Zusätzlich lässt die Autorin ihr gut recherchiertes Wissen über Hebammen einfließen, und weist fast schon nebenbei auf die Problematik des derzeit vorherrschenden massiven Hebammenmangels hin. Der Roman ist auf diese Weise informativ (ohne dabei auch nur ansatzweise oberlehrerhaft belehrend zu sein) und zugleich ungeheuer lustig. Immer wieder kommt es zu Wendungen, die der Geschichte zusätzlichen Kick verleihen, sodass man das Buch kaum mehr aus der Hand legen will.

Charaktere:
Die Protagonistin Juli ist Hebamme durch und durch, ist kompetent und stellt die Bedürfnisse ihrer Klientinnen zum Großteil über ihre eigenen. Als sie feststellt, dass sie in den Vater ihres Kindes, der zu allem Überfluss auch noch der werdende Vater einer Klientin ist, verliebt hat, steht für sie von Anfang an fest, dass sie diese Beziehung nicht sabotieren kann und beschließt ihre eigenen Gefühle zum Kindesvater zu unterdrücken, was ihr jedoch nicht gelingen will, da auch der Kindesvater für sie Gefühle empfindet. Auch wenn ich das Verhalten des Kindesvaters nicht nachvollziehen konnte, der in meinen Augen wie ein Waschlappen agierte, der nicht zu seinen Gefühlen stehen konnte oder wollte. Wer mir aus diesem Roman noch in bester Erinnerung geblieben ist, ist Julis reizende Großmutter, die sich rührend um das Wohlergehen ihrer Enkelin sorgt.

Cover:
Gewohnt lustig gestaltet, erkennt man am Cover sofort den Ellen Berg-Roman, wobei man zwar die Richtung des Inhalts erkennen kann, die genaue Bedeutung des Covers wird einem erst nach der Lektüre des Buches bewusst, weil man erst nach und nach einige Einzelheiten erkennt, die im Text erwähnt werden.

Meinung:
Ein herzerwärmender Roman, der mich bestens unterhalten hat, das Chaos löst sich Stück für Stück, in manchmal unerwarteter Weise, wie ein komplett verworrener Bindfaden, bei dem man auf magische Weise entwirren kann. Ansonsten kann man ihn durchaus als „Wohlfühlroman plus“ bezeichnen, der mit vielen interessanten Informationen aus dem Alltag einer Hebamme aufwartet.

Persönliche Kritikpunkte:
Mit der Figur des Vaters von Julis ungeborenem Kind wurde ich nicht so recht warm, für mich war er übertrieben pathetisch gezeichnet, der aus Pflichtgefühl in einer lieblosen Beziehung zu seiner Lebensgefährtin bleiben will. Auf mich wirkte dieses Ansinnen jedoch sehr passiv, er wirkte wie eine Marionette in einem Leben, das von außen gesteuert wurde.

Fazit:
Ich kann dieses Buch nur empfehlen, die verhältnismäßig kurzen Kapitel laden förmlich zum Weiterlesen ein, und ehe man es sich versieht, ist man am Ende des Buches angekommen, zumal es ungeheuer kurzweilig geschrieben ist!

Veröffentlicht am 17.05.2023

Berührendes Buch, das zu Erkenntnissen führt

Du darfst nicht alles glauben, was du denkst
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Inhalt:
Alexander Bojcan, alias Kurt Krömer hatte über 30 Jahre lang Depressionen, ohne dies selbst zu wissen oder diesen Zustand überhaupt benennen zu können. Trotzdem machte er Karriere als beliebter ...

Inhalt:
Alexander Bojcan, alias Kurt Krömer hatte über 30 Jahre lang Depressionen, ohne dies selbst zu wissen oder diesen Zustand überhaupt benennen zu können. Trotzdem machte er Karriere als beliebter Komiker und baute quasi ein Doppelleben auf: als erfolgreicher Selbstdarsteller auf der Bühne einerseits und andererseits als der an allem zweifelnder und beinahe zu zerbrechen drohender Privatmann Alexander Bojcan. Erst als er den Punkt im Leben erreichte, an dem nichts mehr ging, begab er sich zur Behandlung in eine Klinik. Dies ist seine Geschichte!

Schreibstil:
Krömer erzählt mit entwaffnender Ehrlichkeit von seinen Panikattacken, seinen Ängsten, seiner depressionsbedingten zeitweiligen Impotenz und seinem Privatleben, in dem er aus Mangel an Energie als alleinerziehender Vater von drei bei ihm lebenden Kindern nur das absolut Nötigste schaffen konnte. In Rückblicken erzählt er von seiner Therapie, die er anfangs aus Furcht davor scheute, als psychisches Wrack von der Presse vorgeführt zu werden bis hin zu der Zeit danach bzw. seinen Erfahrungen nach seinem Depressions-Outing in der Sendung „Chez Krömer“

Cover:
Auf dem Cover zeigt sich Kurt Krömer mit nacktem Oberkörper – genauso nackt, wie er sich in seiner Geschichte vor dem Leser entblößt und in seine Seele blicken lässt.

Autor:
Kurt Krömer ist das Alter Ego von Alexander Bojcan, Schauspieler, Komiker und Staffelsieger des Comedyformats „LOL- Last one laughing“. Seine Sendung „Chez Krömer“ ist über die deutschen Grenzen hinaus bekannt und wird millionenfach gesehen, wobei die gemeinsame Folge mit Torsten Sträter über Depressionen mit den Grimme-Preis - dem renommiertesten Medienpreis Deutschlands - ausgezeichnet wurde.

Sprecher:
Den Sprecher, wie könnte es für einen Comedian anders sein, mimt Kurt Krömer himself. Genau das verleiht dem Ganzen noch mehr Authentizität!

Meinung:
Ich wurde durch besagte „Chez Krömer“ –Sendung, die nach wie vor über Internet abgerufen werden kann, auf Kurt Krömer aufmerksam. Diese Folge war so einfühlsam gestaltet und die dadurch hervorgerufenen öffentlichen Reaktionen so gewaltig, dass ich dieses Hörbuch über Krömers steinigen Weg durch seine Depressionen einfach anhören musste. Er nimmt sich darin kein Blatt vor den Mund, so erzählt er etwa, wie er in der Hochphase seiner Depressionen völlig verzweifelt einen Supermarkt fluchtartig verlassen musste, weil es ihn schlicht überfordert hatte, lediglich vier Dinge für seine Familie einzukaufen und von der damit verbundenen Scham, dies vor seinen kleinen Kindern einzugestehen. Dieses Buch maßt sich nicht an, hochwissenschaftliche Abhandlungen über Depressionen zu entwickeln, hier steht der Mensch Alexander Bojcan im Vordergrund und seinen Erfahrungen mit dieser teuflischen Krankheit, unter der in unserer Gesellschaft so viele Menschen leiden, die sich jedoch aus Angst vor der Stigmatisierung niemanden anvertrauen wollen. Allein die unglaublichen Reaktionen, die sowohl die Sendung als auch dieses Buch hervorgerufen haben, zeigt wie groß der allgemeine Wunsch ist, mehr über das Tabuthema „Depressionen“ zu erfahren und wieviel Nachholbedarf es gibt: denn auf der einen Seite ist vielen Menschen, denen es psychisch schlecht geht, gar nicht bewusst, dass sie unter Depressionen leiden, auf der anderen Seite gibt dieses Buch Angehörigen von Betroffenen Hilfestellungen, wie sie mit einem depressiven Menschen umgehen können. So stellt man etwa fest, dass der vielleicht wohlgemeinte Rat, „sich zusammenzureissen und ein wenig an der frischen Luft spazieren zu gehen“ völlig fehl am Platz ist, und den Kranken in dieser Situation noch mehr herunterzieht. Auch wenn das Buch mitunter sehr komische Momente einfängt, so hat man beim Hören/Lesen doch auch einige Aha-Erlebnisse, was dieses Thema anbelangt.

Persönliche Kritikpunkte:
Auch wenn man mit Kurt Krömer mitfühlt, in diesem Buch wird sehr oft betont, wie schlimm diese Zeit für ihn als alleinerziehenden Vater war. Ich möchte mir nicht anmaßen darüber zu urteilen, diese Phase mag für ihn sicherlich unglaublich schwierig zu bewältigen gewesen sein. Doch erfährt man im Laufe des Buches, dass er zu jeder Zeit bei der Kinderbetreuung auf die Unterstützung seiner Mutter und einer Nanny zurückgreifen konnte, was besonders in der Zeit seines achtwöchigen Klinikaufenthalts von unschätzbarem Wert für ihn war. Ein alleinerziehender Elternteil, der dies liest, und der nicht über ein derartig tolles Auffangnetz verfügt und mit seinen/ihren Kindern tatsächlich vollkommen auf sich gestellt ist, wird sich bei diesen Schilderungen mit Sicherheit nicht abgeholt fühlen, vielleicht sogar bitter auflachen, wohl wissend, dass er seine eigenen Kinder nicht für einen mehrmonatigen Klinik-Aufenthalt alleine lassen kann. Das zeigt einmal mehr wie verzweifelt und aussichtslos die Lage für einen Depressiven oft wirklich ist, zumal dieser vielleicht auch nicht über die finanziellen Mittel für einen kostspieligen mehrwöchigen Klinikaufenthalt verfügt!

Fazit:
Ein Buch, das kein Sachbuch ist oder mit allerhand Hintergrundwissen über Depressionen aufwartet, sondern das schlicht die persönliche Geschichte von Alexander Bojcan wiedergibt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Veröffentlicht am 17.02.2023

Tiefgründig und doch unterhaltsam

Jetzt ist Sense
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Inhalt & Handlung:
An ihrem 50. Geburtstag läutet es unvermutet an der Türe der Psychologin Olivia „Liv“ Bentele: ein Mann in dunklem Cape und Sense steht vor ihrer Tür. Anfangs denkt Liv an einen Stripper ...

Inhalt & Handlung:
An ihrem 50. Geburtstag läutet es unvermutet an der Türe der Psychologin Olivia „Liv“ Bentele: ein Mann in dunklem Cape und Sense steht vor ihrer Tür. Anfangs denkt Liv an einen Stripper als Geburtstagsüberraschung, in weiterer Folge stellt sich heraus, dass es sich hierbei tatsächlich um Thanatos handelt – den Gott des sanften Todes - der sich vermeintlich in der Tür geirrt hat. Thanatos befindet sich in einer Sinnkrise und kündigt an, dass er sich bei Liv in Therapie begeben will. Bald muss Liv allerdings feststellen, dass dies nicht der einzige Grund ist, dass Thanatos sie von nun an öfters besucht, und er sich anfangs keineswegs nur in der Tür geirrt hatte…

Schreibstil:
Dieses Buch liest sich sehr flüssig, gibt Einblicke in die Familienstrukturen in der griechischen Mythologie, ist besonders in der Anfangsphase unglaublich witzig mit viel Situationskomik, sodass man beim Lesen herzlich lachen kann. In weiterer Folge wird es aber auch recht philosophisch und regt in einigen Punkten sehr zum Nachdenken an.

Charaktere:
Die Hauptcharaktere dieses Buches sind die Psychologin Liv und Thanatos, seines Zeichens Gott des sanften Todes. Beide sind äußerst sympathisch gezeichnet. Auf der einen Seite Liv, die 50jährige Liv mit viel Berufserfahrung, die stets bereit ist, Leuten zu helfen, auch wenn dies für sie bedeutet, selbst zurückstecken zu müssen. Trotz aller psychologischen Expertise hat sie ihren Mann an eine jüngere Frau verloren, dennoch sucht dieser in Beziehungsfragen nach wie vor bei ihr Rat. Thanatos wird – wie könnte man es von einem griechischen Gott anders erwarten – als überaus attraktiv beschrieben. Um sein Ziel, seine „Klienten“ zu einem sanften Tod zu verhelfen, geht er zwar manchmal sehr manipulativ vor, man kann es ihm jedoch nicht übelnehmen, denn er handelt in durchaus edler Absicht und hat sein Herz am rechten Fleck. Dennoch hadert er mit seinem eigenen Schicksal, bis in alle Ewigkeit, im Auftrag von Hades den Menschen den Tod bringen zu müssen. Zudem hat er ein Alkoholproblem und ist starker Raucher, was jedoch für jemanden, der ohnehin unsterblich ist, von eher geringer Relevanz ist.

Cover:
Bereits hier bekommt man einen kleinen Vorgeschmack darauf, was einen in diesem Buch erwartet, denn auch das Cover ist sehr humorvoll gestaltet: der Tod wendet hier dem Betrachter den Rücken zu und sitzt dabei – mit Sense ausgestattet – ganz traditionell griechisch bei einem Ouzo am Tresen einer Bar.


Autor:
Hans Rath wurde in Straelen geboren und studierte Germanistik, Psychologie und Philosophie in Bonn. Danach ging er mehreren Berufen nach, etwa Theaterkritiker und Drehbuchlektor bist er sich selbstständig macht und seither als freier Autor tätig ist. Heute lebt er mit seiner Familie in Berlin.

Meinung:
Dieses Buch hat alles, was ein künftiger Bestseller braucht: es ist witzig, ein bisschen philosophisch, regt aber auch zum Nachdenken an, ist spannend bis zum Schluss, und wartet auch noch mit einem interessanten Ende auf. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt, und war erstaunt, wie schnell ich dieses Buch durchgelesen hatte, so kurzweilig und flüssig war es geschrieben. Der Inhalt war sehr ungewöhnlich mit einer gut durchdachten Handlung, die immer wieder für Überraschungen sorgte.

Persönliche Kritikpunkte:
An diesem Buch ist eigentlich nichts auszusetzen, vielleicht hätte ich aufgrund des ansprechenden Äußeren des Sensenmannes irgendwie auch ein wenig auf eine Liebesgeschichte gehofft, aber für die Handlung zwingend notwendig war diese mit Sicherheit nicht!

Fazit:
Für mich bereits jetzt eines der Lese-Highlight dieses Jahres: Beste Unterhaltung verbunden mit Tiefgründigkeit!

Veröffentlicht am 05.11.2022

Unglaublich spannend

Blutige Stufen (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 12)
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Inhalt & Handlung:
Die “Ultra Violent Crimes Unit“ des LAPD wird zu einem besonders grauenhaften Mord gerufen: eine Frau war unter massiver Gewalteinwirkung in ihrem Haus an einem Angelhaken aufgehängt ...

Inhalt & Handlung:
Die “Ultra Violent Crimes Unit“ des LAPD wird zu einem besonders grauenhaften Mord gerufen: eine Frau war unter massiver Gewalteinwirkung in ihrem Haus an einem Angelhaken aufgehängt und dadurch getötet worden, zudem wird in der Leiche eine Nachricht gefunden, die wie ein Auszug aus einem Liebesgedicht anmutet. Außerdem wird der geschockten Schwester des Opfers einige Tage nach dem Mord ein verstörendes Video geschickt, in dem die Ermordung der Frau zu sehen ist. Als kurz darauf ähnlich bestialisch zugerichtete Leichen gefunden werden, wird klar, dass es sich beim Täter um einen äußerst gut organisierten Serienmörder handeln muss! Detective Hunter, Leiter der UV-Einheit und sein Partner Garcia, haben vorerst keine Anhaltspunkte zur Identität des Killers, der sich für seine Opfer als deren Lehrmeister und Mentor zu erkennen gibt.

Schreibstil:
Chris Carter ist ein Mann vom Fach, der sein profundes psychologisches Wissen in seine Bücher einfließen lässt. Was dabei herauskommt, ist ein gut beschriebenes, höchst spannendes Werk, dass mit allen möglichen psychologischen Raffinessen aufwartet. Die grauenhafte Beschreibung der Mordopfer ist an Brutalität kaum erträglich, zudem wird die Anspannung bei der Jagd auf den Mörder direkt auf den Leser übertragen. Gut gemacht auch der Showdown am Schluss, der mit einer überraschenden Wendung aufwartet.

Charaktere:
Detective Hunter musste bereits in jungen Jahren die Ermordung seiner Eltern miterleben, das verleiht ihm ein hohes Maß an Empathie für die Angehörigen der Opfer. Er hat leidet unter massiv ausgeprägter Schlaflosigkeit, diese Zeit nutzt er, um sich auf allen möglichen Gebieten ein umfangreiches Wissen zuzulegen, sein nahezu fotografisches Gedächtnis kommt ihm dabei zugute! Trotz seiner exzellenten Allgemeinbildung wirkt er jedoch nie überheblich oder abgehoben. Im Gegenteil, er ist stets bescheiden und bestrebt, seine Fälle in möglichst kurzer Zeit optimal zu lösen, wobei er furchtlos und vor allem selbstlos agiert. Der Erfolg seiner UV-Einheit gibt ihm Recht, ist ihre Erfolgsquote doch besser als jene des FBIs.

Cover:
Auf den ersten Blick sieht das Cover mit seinen prominenten Lettern recht unspektakulär aus, eben nach einem typischen Chris Carter Cover. Bei genauerer Betrachtung erkennt man erst auf dem Hintergrund die grusligen Details eines massakrierten Körpers! Toll gemacht!

Autor:
Chris Carter wurde als Sohn italienischer Einwanderer in Brasilia geboren, nach seinem Schulabschluss nimmt er das Studium der forensischen Psychologie in Michigan auf, um danach als Kriminalpsychologe die Staatsanwaltschaft zu unterstützen. Aus dieser Zeit schöpft er einen Großteil seiner Inspiration für seine späteren Werke als Autor. Nach seiner Tätigkeit als Kriminalpsychologe widmete er sich seiner Karriere als Gitarrist, die ihn nach London verschlug. Hier begann er auch zu schreiben, und lebt dort auch heute noch als Vollzeit –Autor.

Sprecher:
Wie bei allen anderen Werken Chris Carters, die ich bisher gelesen habe, ist auch hier Uwe Teschner als Sprecher im Einsatz. Allein seine sonore, nüchterne Stimme gibt dem Ganzen einen zusätzlichen gruseligen Touch. Zudem spielt Teschner mit seiner Stimme, er ahmt stimmlich die jeweilige Gefühlsregung der jeweiligen Person nach, das verleiht dem Hörbuch besondere Authentizität. Was hier noch dazukommt ist, dass er durch seine Stimmfärbung im Bezug auf den Täter den Leser gekonnt in die Irre führt, und letzten Endes dem Hörbuch noch zusätzlich eine besondere Wendung verleiht, die bei einem Printexemplar nicht vorhanden ist. Um nicht zu spoilern, möchte ich hier nicht näher darauf eingehen, jeder, der diesem Hörbuch gelauscht hat, wird verstehen, was ich hier meine!

Meinung:
Dieses Buch ist eines meiner persönlichen Highlights in diesem Jahr! Es umfasst alles, was einen guten Thriller ausmacht: einen überaus sympathischen, kompetenten Ermittler, einen unglaublich spannenden, nervenzerfetzenden Plot, verblüffende Wendungen und schließlich eine schlüssige, interessante Auflösung des Falles. Zudem leistet Uwe Teschner als Sprecher exzellente Arbeit. Das Tempo der Geschichte steigert sich immer mehr, sodass alleine vom Zuhören der persönliche Stresspegel steigt. Was ich an diesem Buch so verblüffend finde, ist, dass es bei diesem Buch in keiner Phase zu irgendwelchen unnötigen Längen kommt: man wird schonungslos quasi in medias res geworfen und findet gleich mal in einer grotesken Situation mit einer übelst zugerichteten Leiche wieder, aber auch danach geht es Schlag auf Schlag - fast schon im Minutentakt werden hier Mordopfer präsentiert, eines abartiger zugerichtet als das andere. Ohne Verschnaufpause wird sogleich aber wieder die Perspektive geändert und man wird Ohrenzeuge, wie sich der Täter bereits sein nächstes Opfer sucht: Langeweile sieht definitiv anders aus!

Persönliche Kritikpunkte:
Zwar wird ein Täter präsentiert, ob diese Person kräftemäßig überhaupt in der Lage ist, die Taten auszuführen, wage ich allerdings zu bezweifeln, auch wenn ein jahrelanges Fitnesstraining, eine Ausbildung in Krav Maga und eine Ernährungsumstellung vorangegangen sein mochte. Zudem frage ich mich, wozu hier ein halbes Jahr tägliches Schießtraining absolviert worden war, wenn man ohnehin nicht beabsichtigt, dieses einzusetzen?
Weiteres verstehe ich nicht ganz die Vorgangsweise des allerersten Mordes: während alle anderen äußerst grauenvoll ausgeführt wurden, war dieser praktisch eine Kopie eines unspektakulären Selbstmordes, warum diese Abweichung? Hierfür hat mir eine Erklärung gefehlt!

Fazit:
Ein überaus spannender Thriller, allerdings sollte man dafür mit guten Nerven gesegnet sein!

Veröffentlicht am 28.09.2022

Über die Gefahren sozialer Netzwerke

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. (Die Emer-Murphy-Serie 1)
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Inhalt & Handlung:
Die in ganz Norwegen bekannte Influencerin Lotte Wiig betreibt den Blog LotteLooks, der anfangs nur Modethemen beinhaltet, während ihrer Schwangerschaft mit Poppy tritt jedoch immer ...

Inhalt & Handlung:
Die in ganz Norwegen bekannte Influencerin Lotte Wiig betreibt den Blog LotteLooks, der anfangs nur Modethemen beinhaltet, während ihrer Schwangerschaft mit Poppy tritt jedoch immer mehr ihre Tochter in den Fokus. Das bezaubernde Mädchen wird in seinen ersten beiden Lebensjahren quasi zur öffentlichen Figur: Tausende Menschen folgen dem Blog, sodass ein regelrechter Hype um das Kind entsteht. Neben all dieser Euphorie werden aber auch kritische Stimmen laut, die die elterliche Vermarktung ihres Kindes anprangern. Eines Tages geschieht das Unfassbare: Poppy verschwindet, nachdem die Mutter ein Foto von Ihr veröffentlicht und dabei ankündigt, dass das Kind bei den Großeltern übernachten soll. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt: wo steckt das Kind, gibt es am Ende einen Zusammenhang mit einem ähnlichen Fall, bei dem vor kurzem ein Kind für einen halben Tag vermisst war, dann jedoch wieder aufgetauchte. Oder steckt am Ende ein Pädophiler dahinter, der durch den Blog Gefallen an dem Kind gefunden hatte?

Schreibstil:
Kristine Getz vermag den Spannungsbogen von Anfang bis zum Ende halten, dies gelingt ihr durch die Beleuchtung des Falls aus unterschiedlichen Perspektiven. Dadurch bekommt der Leser Einblicke in die Gedankenwelt mehrerer Menschen, was einerseits zusätzliche Informationen liefert, andererseits aber auch die Bandbreite möglicher in Frage kommender Täter vergrößert, da viele Menschen plötzlich ein Motiv für eine Entführung hätten. Daneben werden auch immer wieder geschickt Blog-Kommentare bzw. Chatverläufe aus dem Darknet in die Geschichte verwoben, sodass einem beim Lesen immer mehr die Tragweite dieses Falles bewusst wird.

Charaktere:
Auch wenn es primär um den Entführungsfall eines kleinen Mädchens geht, ist die eigentliche Hauptperson der Geschichte die Ermittlerin Emer Murphy, die anfangs aufgrund eines seelischen Zusammenbruchs außer Dienst gestellt wird und sich in Krankenstand befindet. Ihre offensichtlichen seherischen Fähigkeiten, welche ihr zu unorthodoxen Schlussfolgerungen verhelfen, werden bei der Aufklärung dieses Falles dringend benötigt, da die Polizei ohne sie im Dunkeln tappt.
Auch Lotte wird näher beleuchtet: Stück für Stück erfährt man mehr aus ihrem Leben, das für viele nach außen hin perfekt scheint, das jedoch auch seit frühster Kindheit von Missbrauch und Angst geprägt ist.

Cover:
Das Cover ist sehr auffällig gestaltet, auch wenn es mich persönlich weniger anspricht.

Meinung:
Ich war von diesem Buch aus mehreren Gründen sehr angetan, zum einen war ich praktisch von der ersten Seite bis zum Schluss von der Geschichte gefesselt, da sie so vielschichtig ist: der eigentliche Entführungsfall mutiert dadurch fast schon zu einer Nebenhandlung! Jede der Figuren hat seine eigene Geschichte und muss daher gegen seine eigenen Dämonen kämpfen; so ist Ermittlerin Emer Murphy nach einem psychischen Zusammenbruch vom Dienst freigestellt, im Laufe der Zeit stellt sich aber heraus, dass sie offenbar medial veranlagt ist. Dies gibt ihr die Möglichkeit, Zusammenhänge zu erkennen, die anderen verborgen bleiben. Auch in der Familie Wiig liegt so einiges im Argen, worauf ich hier nicht näher eingehen will, um nicht zu viel zu verraten. Auf diese Weise werden der Geschichte laufend neue Impulse gegeben, die zu überraschenden Wendungen führen – sehr geschickt und raffiniert gemacht! Das hat zur Folge, dass beim Lesen immer neue Fragen auftauchen, sie einen daran hindern, das Buch aus der Hand zu legen, bis sich die Geschichte erst ganz zum Schluss sukzessive auflöst! Besonders gut finde ich, wie hier mit dem großen Problem sozialer Netzwerke umgegangen wird und der damit verbundenen Missachtung der Grundrechte von Kindern: Wenn man bedenkt, wie weit Menschen bereit sind zu gehen um ein paar zusätzliche „Likes“ auf Instagram zu lukrieren bzw. sie bereit sind dafür zu opfern – wie hier in der Geschichte, als man dafür selbst die Sicherheit eines Kleinkindes aufs Spiel setzt, bleibt auch nach Beenden des Buches ein bitterer Nachgeschmack, der einen noch längere Zeit beschäftigt!

Persönliche Kritikpunkte:
Zwischendurch war ich durch die Flut der verschiedenen Figuren ein wenig verwirrt und musste zurückblättern, aber danach ging es! Vermutlich hätte ich mir bei einer Hörbuchversion schwerer getan, die Figuren zu unterscheiden!

Fazit:
Ein tolles und spannendes Buch, das zusätzlich zum Nachdenken anregt!