Aufschlussreich und gut geschrieben
DrogenJohann Hari hat sich in jahrelanger intensiver Recherche mit dem weltweiten Kampf gegen die Drogen befasst. Anhand sehr berührender Erzählungen greift er Einzelschicksale heraus, die verschiedenste Facetten ...
Johann Hari hat sich in jahrelanger intensiver Recherche mit dem weltweiten Kampf gegen die Drogen befasst. Anhand sehr berührender Erzählungen greift er Einzelschicksale heraus, die verschiedenste Facetten dieser Thematik beleuchten (sicherlich nicht alle, aber der britische Journalist bemüht sich um einen guten Überblick). Der kleine Drogendealer von der Straße kommt genauso zu Wort wie die mexikanische Familie, die in einer von Drogenkartellen beherrschten Stadt lebt. Diese Geschichten ergänzt Hari mit sehr gut aufbereiteten Fakten und wissenschaftlichen Hintergründen, liefert einen guten Überblick über aktuelle Studien zur Thematik und wirft auch einen Blick in die Vergangenheit. Er zeigt auch, dass das Denken vieler von eingeimpften Halbwahrheiten beherrscht wird, die wissenschaftlich inzwischen widerlegt wurden. Hari widmet einen Großteil seines Buches, um die Sinnlosigkeit des harten Drogenkrieges aufzuzeigen; und die neuen Wege, die einen anderen, menschenwürdigeren Umgang mit Süchtigen beschreiten. Anhand von praktischen Beispielen aus der Schweiz oder Urugay zeigt er, dass es geht. Entkriminalisierung und Legalisierung von Besitz und Konsum wird ebenso thematisiert, wie die Unverhältnismäßigkeit der Strafen, die einen z.B. in den USA erwarten können. Sprachlich wirkt dieses Buch oft weniger wie ein nüchternes Sachbuch, sondern eine Ansammlung von Erzählungen. Der Autor schreibt sehr flüssig und erschlägt einen nicht mit Zahlen und Daten, sondern bettet sie sinnvoll ein. Einzig den Aufbau fand ich manchmal etwas ungeschickt, gerade im ersten Drittel wirkten die einzelnen Kapitel noch etwas unlogisch strukturiert. Insgesamt hat mir dieses Buch jedoch sehr gut gefallen, es liefert neue Informationen und reichlich Denkanstöße.