Cover-Bild Donaunebel
16,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Querverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 420
  • Ersterscheinung: 03.2015
  • ISBN: 9783896562302
Stefanie Zesewitz

Donaunebel

Historischer Roman
Theo Brunner ist der Inbegriff eines charmanten Wieners, dem die Mädchen reihenweise erliegen. Auch die russische Adlige Aglaja Struzhanova verliebt sich widerstrebend in Theo, denn sie hat erst vor Kurzem in den Revolutionswirren ihre Geliebte verloren und will sich ihre Gefühle für Theo nicht eingestehen.
Theos Leben ist eine Gratwanderung, denn obgleich sie von allen für einen jungen Mann gehalten wird, verbirgt sich hinter dem unwiderstehlichen Herrn Brunner die nicht minder bezaubernde Theodora, die eine Profession gewählt hat, in der sie als Frau niemals eine Chance gehabt hätte: das Bestattungsgewerbe. Kenntnisreich und respektvoll umsorgt Theo die Verstorbenen bei Pietät Huber, bis der Chef ihr auf die Schliche kommt und Theo die Zeit des Ersten Weltkrieges im Leichenkeller eines Krankenhauses verbringt, wo sie ihre Techniken perfektioniert.
Als sie und Aglaja sich näher kommen und Theo ihre Identität lüftet, beginnen die Schwierigkeiten erst richtig, denn in Österreich stehen Beziehungen zwischen Frauen noch unter Strafe.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Venatrix in einem Regal.
  • Venatrix hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.09.2022

Am Rande der Gesellschaft

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Dem charmanten Theo Brunner fliegen die Herzen der Frauen nur so zu. Doch er lässt sich auf keine nähere Beziehung ein. Ein bisserl schmusen ja, aber mehr nicht. Denn Theo hat ein Geheimnis, denn Theo ...

Dem charmanten Theo Brunner fliegen die Herzen der Frauen nur so zu. Doch er lässt sich auf keine nähere Beziehung ein. Ein bisserl schmusen ja, aber mehr nicht. Denn Theo hat ein Geheimnis, denn Theo ist eine Theodora.

Das Buch beginnt schon mit einer fast komisch anmutenden Szene: Theo Brunner 1914 bei der Musterung. Er weigert sich vorerst seine Hosen hinunter zu lassen. Als sich Theos wahres Geschlecht enthüllt, hat das weitreichende Folgen. Es ist nämlich zu dieser Zeit Frauen verboten, Männerkleidung zu tragen und sich als Mann auszugeben. Theo verliert seine Arbeit im Bestattungsunternehmen und arbeitet fortan in der Leichenkammer des Krankenhauses.

Dann rettet Theo die, mittellos in Wien gestrandete russische Adelige Aglaja Struzhanova, die in den Revolutionswirren ihre Zwillingsbrüder, ihren Ehemann und ihre Geliebte verloren hat. Theo quartiert Aglaja in der Wohnung, die sie mit dem Vater bewohnt ein. Zunächst scheint das Leben seinen geordneten Gang zu gehen bis Alexej, einer der beiden verschollenen Zwillingsbrüder in Wien auftaucht und Ansprüche an Theo, den alten Herrn Brunner und seine Schwester stellt. Die Situation eskaliert vollends, als auch noch Sergej Aglajas kriegsversehrter Mann auftaucht.

Und dann steht plötzlich die Gendarmerie vor der Tür und verhaftet Theo. Weil Homosexualität zu dieser Zeit strafbar ist, wird Theo zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.

Meine Meinung:

Dieser historische Roman ist angenehm zu lesen und eröffnet den Lesern ein vermutlich unbekanntes Detail der Donaumonarchie.

Das Buch ist - grob gesagt - drei Teile gegliedert, wobei wir es im ersten Teil mit zwei scheinbar unzusammenhängenden Handlungssträngen zu haben: Theo in Wien und Aglaja in Russland. Die Protagonisten werden hier sehr ausführlich beschrieben, wobei mir der russische Part einen Hauch zu detailliert ist.

Im zweiten Teil scheint das Leben seinen Lauf zu nehmen, bis es im dritten Teil eben eskaliert.

Interessant ist der Ausflug in die Psychoanalyse von Dr. Adler. Vor allem auch deswegen, weil einige heute noch, Homosexualität als therapierbare Krankheit halten.

Ein bisschen hat mich das Ungleichgewicht zwischen den drei Teilen gestört. Der dritte Teil fällt in seinem Detailreichtum dem ersten gegenüber sehr stark ab. Plötzlich ist die Polizei da und verhaftet Theo und Alexej lacht sich ins Fäustchen. Der Prozess ist für mich persönlich viel zu kurz gekommen. Man erfährt hier sehr wenig und dann auch nur in einem halben Nebensatz, dass Veronika sich hasserfüllt als Theos Gegnerin herausstellt. Vermutlich hat Alexej seine Finger hier im Spiel, aber eine Information wäre schon nett gewesen. Es mag vielleicht auch sein, dass es an ihrem Ego gekratzt hat, dass der charmante Theo eine Theodora ist und sie quasi einem Hochstapler auf den Leim gegangen ist.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Ausflug das Wien von 1920 vier Sterne.