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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2022

Herrlich rollendes Lesevergnügen

Stella rollt an
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Wenn man dieses nette Buch gelesen hat, will man sofort die Rollschuhe bzw. die Inlineskates aus dem Keller kramen und durch die Welt rollen. Das ging nicht nur meiner 9jährigen Tochter so, auch ich als ...

Wenn man dieses nette Buch gelesen hat, will man sofort die Rollschuhe bzw. die Inlineskates aus dem Keller kramen und durch die Welt rollen. Das ging nicht nur meiner 9jährigen Tochter so, auch ich als Mutter habe im Keller gewühlt und wir sind dann gemeinsam los.
Aber warum kommt man dazu nach dem Lesen? Wir begegnen in diesem tollen Auftaktband mit der Protagonistin Stella einem Leben rund um die Rollschuhe und Inlineskates. Stelle geht in die 5. Klasse eines Gymnasiums und würde gerne IMMER Rollschuhe an den Füßen haben, genauso wie ihre Freundinnen: den Rolling Angels. Leider gibt es da noch die nervigen Inlineskater: Skating Devils. Ein typisches Mädchen gegen Jungs Szenario, aber wirklich gut gemacht und da fand sich meine Tochter auch wieder. Sie betonte mehrfach, dass sie die Charaktere insgesamt alle gut nachvollziehbar empfindet. Stella steht zwar im Fokus, aber das Potpourri an Kindern ist groß, meine Tochter fand Nelly besonders cool. Leider droht der grummelige Hausmeister der lokalen Rollschuhhalle, dass die Halle geschlossen wird! Oh Schreck! Was nun? Das kann nicht sein und die beiden verfeindeten Lager tun sich teilweise zusammen um die Situation zu lösen. Es folgen Aktionen, Lösungen werden gefunden.
Aus meiner Elternbrille finde ich die Eigenständigkeit der Kinder im Roman wirklich sehr positiv und auch die Freude und Hingabe zu ihrem Hobby extrem gut! Ich fand es gut ausbalanciert, da Jungs wie Mädchen hier zum Glänzen kommen, auch wenn Stella klar im Fokus ist.
Vielleicht trivial, aber erwähnenswert ist die leichte Beschaffenheit des Buches mit seinen 315 Seiten und die angenehme Schriftgröße. Ich finde nichts schlimmer als schwere Bücher für Kinder, die sie kaum halten können. Außerdem gebührt der Illustratorin Edda Skibbe ein großer Applaus für ihre tolle Umsetzung der einzelnen Szenen im Roman sowie die detaillierte Gestaltung!
Lesbar ab der Grundschule, ca 4 Klasse, mit guten Lesekenntnissen.
Ein rundum gelungenes Kinderbuch finde wir und freuen uns schon auf Band 2 und 3, die bereits in der Ausarbeitung sind! Wir sind gespannt wie es mit Stella & Co weitergeht!

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Innenansichten

Ich und Jimmy
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Für alle die sich für Feministinnen erklärt haben und alle anderen auch, sollten unbedingt Clarice Lispector kennen und lieben lernen. Die 1920 in der Ukraine geborene und schon 1922 mit ihren Eltern nach ...

Für alle die sich für Feministinnen erklärt haben und alle anderen auch, sollten unbedingt Clarice Lispector kennen und lieben lernen. Die 1920 in der Ukraine geborene und schon 1922 mit ihren Eltern nach Brasilien gelangte Autorin ist phänomenal und hat mich schon öfters begeistern können. Weil diese wunderbare Autorin in ihrer letzten Heimat Brasilien zu Recht Kultstatus, hat der Manesse Verlag sie in ihr ‚Mehr Klassikerinnen‘ Programm aufgenommen mit der Kurzgeschichtensammlung ‚Ich und Jimmy‘. Es wurde sehr gut frisch übersetzt ins Deutsche von Luis Ruby und mit einem Nachwort von Teresa Praäuser versehen, dass uns die Autorin noch mal näherbringt. Auch ist das Buch selbst eine reizend gestaltet und in einem handlichen Format, dass wirklich in jede Tasche passt, ich fand es praktisch als Unterwegs-Lektüre.
Das titelgebende ‚Ich und Jimmy‘ ist nur eine der 30 Kurzgeschichten, die sich hier versammeln. Es sind allesamt alltägliche Szenen: mal unspektakuläre Handlungen, mal richtungsweisende Entscheidungen. Clarice Lispectors nimmt uns mit in die Köpfe der Frauen, die sie hier ins Scheinwerferlicht stellt. Wir begeben uns in ihre Köpfe und fühlen mit den einzelnen Protagonistinnen, mögen sie noch so unterschiedlich sein: alt, jung, arm, reich, verzweifelt oder zu gesättigt. Sie alle bekommen einen Platz in dieser feinen Sammlung an Kurzgeschichten.
Was die Geschichten so gut macht ist vor allem Clarice Lispectors Prosa. Sie schreibt großartig. Sprachlich war sie eine Virtuosin und es macht einfach Spaß diese Texte zu lesen.
Wie selbstgestimmt diese tolle Autorin im letzten Jahrhundert durchs Leben ging, zeigt schon die Anekdote, dass sie ihr Geburtsjahr offensiv um 5 Jahre nach vorne verlegte: 1925! Sollte ich auch in Betracht ziehen!

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Herr Klotho reist nach Hause

Die Jahre des Maulwurfs
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Kerstin Brune debütiert mit einem ganz besonders tollen Roman und hat mich von ihrer Schreibkunst 100% überzeugt. Die erfahrene Gymnasiallehrerin und dorfgeborene nutzt ihren Erfahrungsschatz und bastelt ...

Kerstin Brune debütiert mit einem ganz besonders tollen Roman und hat mich von ihrer Schreibkunst 100% überzeugt. Die erfahrene Gymnasiallehrerin und dorfgeborene nutzt ihren Erfahrungsschatz und bastelt uns daraus eine wunderbar liebevolle Geschichte über die eigene Heimat, den eigenen Blickwinkel und den Lauf der Zeit. In einer unbeschreiblich guten Prosa nutzt Kerstin Brune eine sehr poesievolle Sprache. Wer sie als wortgewandten und vor allem gut pointierte Sprücheklopferin von Twitter kennt (war Twitter-Kolumnistin des Zeitmagazins „Große Pause“), mag überrascht sein, dass auch die Langform hervorragend aus ihrer Feder geflossen ist. Trust me: Es ist gut!
Und wer ist eigentlich Herr Klotho? Das ist der ausgestopfte Maulwurf, der einst Tanja gehörte und nun das letzte ist was der Protagonistin geblieben ist von ihrer besten Freundin aus Kindertagen. Tanja, immer ein bisschen zu laut, immer ein bisschen drüber, immer ein bisschen zu viel, faszinierte die brave Erzählerin. Tanja ist eine Freundin, die man sich wünscht, die mit einem Pferde stiehlt und das bisschen Furcht zur Seite schiebt, dass man Ärger bekommt, wenn man sich nun doch traut Blödsinn zu machen oder besser gesagt, dass was die Erwachsenen als Blödsinn empfinden. Die rothaarige Tanja war anders und dann verschwand sie und blieb verschwunden.
Jahre später kommt nun die Erzählerin in ihr Heimatdorf zurück, offen ist der Anlass, aber es katapultiert sie zurück in ihre Kindheit und sie erkundet neu, reflektiert und setzt Erlebtes ins Verhältnis zu ihrer jetzigen Welt. Es macht Spaß ihr zu folgen und durch ihre Kinderbrille diesem Dorf zu begegnen und nun als Erwachsene. Diese Welt des Dorfes portraitiert Kerstin Brune mit ihren Schrullen und Macken genauso gut wie die den Zusammenhalt und die doch eigentlich liebevolle Art einander Nahe zu sein.
Fazit: Wir könnten alle ein wenig mehr Tanja gebrauchen in unseren Leben!

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Veröffentlicht am 13.09.2022

Es geht weiter mit Ria Nachtmann!

Das zweite Geheimnis
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Bereits mit dem ersten Teil der Trilogie ‚Die fremde Spionin‘, welches im Jahr 1961 handelt hat Titus Müller mich von seinem Können und seiner Recherche überzeugt. Nun geht es im zweiten Teil ‚Das zweite ...

Bereits mit dem ersten Teil der Trilogie ‚Die fremde Spionin‘, welches im Jahr 1961 handelt hat Titus Müller mich von seinem Können und seiner Recherche überzeugt. Nun geht es im zweiten Teil ‚Das zweite Geheimnis‘ weiter im Jahr 1973 und im kommenden Jahr wird die Reihe mit ‚Der letzte Auftrag‘ beendet, der Band spielt dann im Jahr 1989.
Nun zu ‚Das zweite Geheimnis‘. Es geht weiter um das Leben der Ria Nachtmann, die nicht mehr als Spionin tätig ist und ihrer Familie zu Liebe im Osten blieb statt zu Jens in den Westen zu ziehen. Natürlich hängt sie noch immer ihrer großen Liebe nach und trifft sich auch heimlich mit ihm in Albanien. Dann passiert das unfassbare: Ihr Bruder versucht einen Fluchtversuch und scheitert. Ria geriet in Sippenhaft mit ihrer Familie und wird von der Stasi durchleuchtet, eine der Damen dort hat es auf sie abgesehen.
Ria ist ganz ihrer Tochter verschrieben, durch die wir einen Einblick in den DDR-Hochleistungssport bekommen. Wahnsinn wie das vor sich ging.
Überhaupt bekommt man durch die fiktive Lebensgeschichte der Ria Nachtmann einen spannenden Einblick in die willkürlichen Staatsgebaren der DDR. Ein autoritärer Staat, der seinen Bürgern wenig Freiheit lies. Es werden viele historische Ereignisse und die politische Lage gut in die Geschichte eingebettet und ich finde man merkt die genauen Recherchen des Autors Titus Müller. Er macht auf diesem Weg Geschichte lebendig!

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Veröffentlicht am 13.09.2022

Mafia – Wie rutscht man rein und wieder raus?

Alles andere ist eine Lüge
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Nach der Lektüre hat mich erstaunt, dass dieser Roman im Selbstverlag erschienen ist und damit leider nicht unterstützt wird von der „Marketing-Maschinerie“ der großen Verlage! Deshalb falle ich gleich ...

Nach der Lektüre hat mich erstaunt, dass dieser Roman im Selbstverlag erschienen ist und damit leider nicht unterstützt wird von der „Marketing-Maschinerie“ der großen Verlage! Deshalb falle ich gleich mit der Tür ins Haus: Es ist ein lesenswerter Roman!
Wer sich für Mafiastrukturen interessiert und wie handelnde Personen mit viel Gewalt und vor allem Macht ihre Entourage am Laufen halten, sollte dieses Buch lesen. Wie eine Schlange hat die Mafia die Bevölkerung in Neapel im Würgegriff. Es ist ein Roman wie schon erwähnt und kein Sachbuch, aber mir scheinen die zugrundeliegenden Verzahnungen und die ungeschriebenen Gesetzte so real, dass hier nicht von Fiktion die Rede sein kann.
Die Geschichte, die hier um Nino Alfieri erzählt wird, ist in der Tat ausgedacht und eine gute Rahmenhandlung. Nino wacht nach einem Mordanschlag auf ihn im Krankenhaus auf und weiß er muss weg sonst kriegen „sie“ ihn.
Er ist in Neapel und es passieren täglich viele unglaubliche Taten, da wird ein Mann auf der Straße mit einem Kopfschuss exekutiert, ein Hund wird von Schrotkugeln durchsiebt und ein Mann verblutet auf einer Straßenkreuzung. Was ist hier los?
Nino flüchtet nach dem Angriff auf ihn zu seiner Großtante, die auf einem entlegenen Bauernhof lebt, aber hier fühlt sich Nino wie ein Tiger im Käfig. Selbstmord oder aufdecken was hier geschieht? ‚Alles andere ist eine Lüge‘ ist ein spannendes Buch, dass harte Szene beinhaltet und eigentlich hofft man fortwährend, dass es so was im echten Leben nicht gibt, aber die Sorge wächst von Seite zu Seite, dass die Welt sehr viel schlechter ist als man ahnt.
Michele Lo Chiatto schreibt eingängig gut. Der Schreibstil gefällt mir. Spannend, aber doch reflektiert und die Charaktere sind gut gezeichnet.

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